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lagen schwanken: weshalb die neueren Systeme, sammt und fonders, mehr wohl gethan hätten, vor der eigenen Vollendung und wissenschaftlichen Sicherstellung, Religion und Theclogie ganz und gar unberührt zu lassen, theils um sich selber ihre wissenschaftliche Selbstständigkeit und Gewährung zu schüßen (§. 46 fl.), theils, um der Religion keine Gewalt anzuthun (§. 318 fl.). Ein in sich verbürgtes Wissen führt unausbleiblich zur Religion zurück (§. 5).

S. 374. Ob die Gegenwart ernsten Forschungen, welche sich die höchsten Gegenstände zum Ziel gefeßt, hold und zugethan sei? Ob fie, fortgeriffen von dem Strudel der Begehrungen und Meinungen, jede Fähigkeit einer ruhigen Besinnung auf die Grundlagen und ewigen Interessen, von denen das Leben, in allen seinen Beziehungen, gehalten und getragen wird, bereits gänzlich verloren und aufgegeben habe? Die Religion selbst verbietet uns den Zweifel an dem Ersten, und verwirft den niederschlagenden Gedanken an das Andere. Wie wollte doch die Christliche Welt, über dem Gerede vom absoluren Geist, so gar leicht vergessen, was eine Sünde wider den Heiligen Geist sei? - Ein Anderes ist es, ob auch Jedermann Beruf und Aufgelegtheit in sich finde, nüchternen Untersuchungen, die weit entfernt find, einen Taumelbecher vor sich herzutragen, folgerecht nachzugehen. Die ächte Wissenschaft hat niemals darauf Anspruch gemacht, eine Allerweltslust zu sein. Was von ihr haltbar und brauchbar, kehrt auf tausend Umwegen und in mannigfaltig abgeleiteten Formen und Kanälen in das thätige Leben ein. Aber eine Profanirung halten die Wissenschaften, kraft der Machtvollkommenheit ihrer Begriffe, von sich ab, indem sie seichten Worten gleich unzugänglich, als Frivolitäten zu übersehen bereit sind. Auch wir haben nicht die Absicht, den Gegenstand mehr zu erleichtern, als es dessen Natur gestattet und erträgt. Wir streuen Niemandem Blumen auf den Weg: hier giebt es keine Rosen, mit denen das Jahr die Vollendung seiner schönsten Zeit krönt; nicht den Wonneblick eines aufblühenden Mädchens, oder die Wollust, in welcher der Müßiggang zu Grunde geht; am Allerwenigsten jenes unsaubere, sich selbst und Andere eben

so sehr mißverstehende als bethörende Geschwäß, welches neuerdings an die Stelle der Wissenschaft zu treten unternommen: aber gar wohl Begriffe, die über ein und Nichtsein der Erscheinungen und über deren gesehmäßiges Bild, seien fie geistiger oder finnlicher Art, in das Höchste vertieft oder unwürdigem Verderben preisgegeben, wissenschaftlich entscheiden.

Crstes Capitel.

Metaphysische Grundlage der Religion.

§. 375. Das speculative Denken drängte von allem Anfang mit mehr oder weniger Bewußtsein zum Jdealismus. Abwechselnd beschäftigten sich die Dogmatiker mit der objecti= ven und subjectiven Seite der Erkenntniß, der äußeren und der inneren Erfahrung: aber die skeptisch freie Handhabung der Negation war die Wehemutter, welche den Idealismus glücklich zur Welt förderte. Es muß eine niedere und eine höhere Skepsis unterschieden werden, die sich wie die idealistischen Standpuncte des Des - Cartes und der Kant'sche zu einander verhalten: die eine wie die andere ergab den Idealismus, durch Entgegensehung, vollständig, jedoch als ein Erzeugniß einer geringeren und mehr umfassenden wissenschaftlichen Vesinnung. Die niedere Skepsis ist bereits ein Werk des Alterthums, und liegt geschichtlich besonders bei Sertus Empiricus vor. Ihre Frage war die: ob wel die wahre Natur und Beschaffenheit der Dinge durch die Erfahrung erkannt werde? Bei gehöriger Reflerion auf die Art unserer Erkenntniß, lautete die Antwort, ist das gar nicht annehmbar. Denn welche Mittel stehen uns zu Gebot, um Erkenntnisse zu sammeln? Keine andere, als die sinnliche Wahrnehmung, äußere und innere, und das Denken. Das leztere stügt sich auf die erstere, und findet sich, ohne Wahrnehmung, außer aller Möglichkeit, sich selber objectiv zu werden (§. 341 fl.). Schwankt die sinnliche Gewißheit, so ist es mit dem Denken auch nichts.

§. 376. Sollte die finnliche Wahrnehmung uns die Dinge in der Weise darstellen, wie sie wirklich sind, dann müßten nicht bloß alle Menschen, sondern mit ihnen alle Thiere gleiche Vorstellungen von den Dingen haben: die völlige Übereinstimmung der Wahrnehmungen aller Wahrnehmenden trüge allein die Bürgschaft sicherer und treuer Erkenntniß in sich. Wie aber wäre es glaublich, daß Hunde, Fische, Kayen, Ziegen, Löwen, Menschen, Heuschrecken, die im Bau und in der näheren Organisation ihrer Augen so sehr voneinander abweichen, die Größe und die Gestalten der Dinge auf ähnliche, geschweige auf ganz gleiche Art vorstellten? Oder daß schalige, stachlige, befiederte, schuppige Thiere mit solchen, deren Oberflächen glatt sind, äußerlich übereinstimmend fühlten? Oder daß Thiere, troß der größten Verschiedenheit ihrer Gehörs-, Geruchs- und Geschmacksorgane, dennoch nämliche Gehörs-, Geruchs- und Geschmacksempfindungen von den Dingen hätten? Daß die finnlichen Auffassungen der Thiere wirklich höchst mannigfaltig und sogar widerstreitend seien, ist nicht bloß wahrscheinlich, sondern gewiß: dafür zeugt das verschiedene Verhalten der Thiere in Betreff der Dinge, die sie suchen und meiden, lieben, haffen, die ihnen wohlthun oder schaden; Begehrungen und Verabscheuungen können nicht anders, denn auf's Genaueste mit den Empfindungen und Vorstellungen zusammenhangen. Läßt sich etwa in allen obigen Beziehungen auch nur bei dem Geschlecht der Menschen eine größere Übereinstimmung voraussehen? Es ist viel Grund vorhanden, den Körper eines Menschen für den Spiegel seines Innern anzuschen: dann aber ist das Innere, Empfinden und Vorstellen, bei Nationen und Individuen, eben so verschiedenartig und entgegengescht, als die äußere und innere leibliche Organisation; und die große Divergenz in den Neigungen und Abneigungen der Menschen legt dieß klar zu Tage. Der Einzelne mag also auf seine Weise empfinden und vorstellen, in die Empfindung des Anderen kann sich Niemand hineinversehen: daher urtheilt und handelt jeder nach seinen Vorstellungen und Begriffen, aber an Wahrheit, auf Grund ciner objectiven Übereinstimmung unter Allen, ist nicht im

Entferntesten zu denken. Der Mensch, sagte schon Protagoras, ist das Maaß aller Dinge, das heißt, Idealist.

er ist

§. 377. Die Unwahrheit der finnlichen Erkenntniß zeigt sich um so augenfälliger, wenn wir auf die Unterschiede der finnlichen Wahrnehmungen eingehen. Jeder unserer Sinne giebt uns eine andere Empfindung von Einem und demselben Dinge; oder auch gar keine. Ist z. B. der Apfel ein solcher, wie er riecht, oder wie er schmeckt, oder wie er aussieht und sich anfühlt? Wie? wenn wir mehre Sinne hätten, würden wir an dem Apfel noch Anderes wahrnehmen, was er wirklich hat? Oder ist der Apfel an sich einfach und erscheint mir nur, an der Mannigfaltigkeit meiner Sinne gebrochen, unter verschiedenen Refleren? Das Eine ist so gut möglich, wie das Andere. Desgleichen find die Dinge veränderlich: welche der Metamorphosen, die fie durchlaufen, drückt die wahrhafte Beschaffenheit derselben aus? Ist das schwarze Horn einer Ziege wirklich schwarz, oder ist es weiß, wie es sich darstellt, wenn es geschabt wird? Is Durchsichtigkeit die wahre Beschaffenheit des Krystalls, oder vielmehr die Undurchsichtigkeit, die es annimmt, sobald es zerstoßen wird? Ist Wasser hell, farblos, glänzend, oder ist es weiß und matt, so, wie es schäumt?

Überhaupt find alle Eigenschaften der Dinge rein relativ: Farbe ist nicht ohne Licht, dieses nicht ohne Trübung; Klang ist nicht ohne ein schwingendes Medium, dieses nicht ohne Anstoß und Rückhalt; die Schwere bestimmt sich durch das Massenmoment der gravitirenden Körper. Und so find alle finnliche Beschaffenheiten, welche die Physik von den Dingen aufzuzählen weiß, lauter Relationen. Diese stehen wieder in Beziehung auf das wahrnehmende Subject: alle Wahrnehmungen find Zustände und Bestimmungen des Auffassenden, und find nur für einen solchen da; wo liegt ihre Realität? Aber Ich, der Auffassende, obgleich selber ein Geschöpf und Spielball überaus vieler Zufälligkeiten, in deren Folge tausend Jllufionen mein Denken und Erkennen durchkreuzen, und es täglich, stündlich, jederzeit und für alle Zeit unsicher und zweifelhaft machen, — Ich bin nichtsdestoweniger meiner gewiß, und be

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finde mich mit dieser niedern Stepfis, indem ich mich), kraft meines Bewußtseins, dem Gewirre äußerer und innerer Vorstellungen entgegenstelle, auf dem idealistischen Standpunct des Des-Cartes (§. 79).

§. 378. Der Jdealismus konnte indeffen eine höhere Ausbildung annehmen: noch fehlte es ihm an innerer Festigkeit und einem durchgängig bestimmten Begriff über sich felber. Alle Wissenschaftlichkeit hangt an der Form; im Unterschiede von der Materie des Gegebenen (§. 37), welche als Sache der Empfindung, die sie ist, zunächst scheint in der Weise belassen sein zu müssen, wie sie der Wahrnehmung unmittelbar vorliegt. Obgleich also jener Idealismus nicht umhin konnte, von Formen zu sprechen, so war er doch noch nicht zu einer ganz allgemeinen Besinnung auf alle Formen und deren specifische Unterschiede, sowie ihre Bedeutung für die Erkenntniß, gekommen, oder, wie Kant sich ausdrückt, es fehlte ihm an einem Princip, nach welchem sich der Ursprung, Umfang und die objective Giltigkeit der Erkenntnißformen mit Nothwendigkeit und Allgemeingiltigkeit ergeben hätte. Darum konnte der Versuch gemacht werden, ihn umzustürzen, und Locke that das mit vorzüglicher Virtuosität (S. 7). Wol trat Leibniz für den Idealismus in die Schranken (§. 9), wurde jedoch nicht recht verstanden; und der vermeintliche Dolmetscher Leibniz'scher Philosophie, Wolf, überflog den Idealismus wieder völlig (S. 137). Auch konnte der Verlust, den die Wissenschaft augenblicklich dadurch erlitt, daß Leibnizens ächte Speculation zurückgedrängt wurde, als unbedeutend erscheinen, insofern zu erwarten stand, daß, wenn die Wissenschaft so glücklich war, einen energischen Denker zu finden, Leibnißens Grundlegungen erneuert und zu einem desto erfreulicheren Ziel würden hinausgeführt werden, sobald die Gegner, welche weichen müßten, stärker gerüstet und mehr geübt in der Taktik sich zeigten, denn DesCartes und Spinoza. Aus Locke's objectivem Empirismus entwickelte sich der Hume' sche Skepticismus, ohne an fich selber mehr zu sein, als eine, in sehr beschränktem Maaße, weitere Ausführung der vielen Ungewißheiten, von denen Locke spricht und sie zugesteht (§. 11). Kant verall

Taute's Religionsphilos.

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