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Wissen, und mit aller Kraft, deren fie fähig sein möchte, ist, an und für sich selber genommen, nicht Freiheit. Gleichwol ist sie ein unerläßliches Bestandstück einer wahrhaft absoluten Freiheit. Wenn nämlich die lettere eines absoLuten Anfangspunctes bedarf, um den Namen der Freiheit zu verdienen; so findet sie ihn in dem Selbst der Intelligenz, als dem Kern der Persönlichkeit, in welchem sich alle Vorstellungsmassen durchdringen oder hemmen (§. 459, III fl.), und von dem auch die Selbstbestimmung benannt ist. Das Selbst ist seiner Form nach das reine Ergebniß der einfachen sich selbst gleichen Seelensubstanz: als solches wird es ein Ich, in welchem die Seele mit sich selber zusammen ist. Kann auch das Selbst, in Betreff seiner Materie, sich nicht anders, denn auf Veranlassung und im Gegensay gegen eine objective Welt ausbilden, so ist seine Form, obgleich nicht real (§. 459, IX), dennoch, wie die Seelensubstanz, deren Ausdruck sie ist, absolut und von jeder gegebenen Erfahrungsbestimmtheit unabhängig. Fänden sich demnach Begriffe, die, nicht minder gegen die Materie der Erfahrung gleichgiltig, wie die Jchform, dennoch an und für fich, kraft ihrer Bedeutung, eine absolute Bestimmung aussprächen, sodaß sich in ihnen eine ursprüngliche schlechthin unabweisbare Regel der Selbstbestimmung darstellte; so könnte durch fie die gleichfalls absolute Form des Selbst absolut bestimmt werden, und die Freiheit bestände dann nicht in einer materialen, aber garwohl in einer formalen Selbstständigkeit, nämlich in einer übereinkunft der Selbstbestimmung, ihrer Form nach, mit jenen unabweisbaren Regeln einer absoluten Bestimmung.

§. 478. Weil Das, was innerlich geschicht, in Folge des Strebens der Vorstellungen zum vollen Bewußtsein (§. 476) fich auch äußerlich darstellen muß, so ist es das natürlichste Ereigniß von der Welt, daß das Gepräge psychologischer Gesezmäßigkeit und deren ganze Geistigkeit in jedem Zusammenleben und Zusammenwirken der Intelligenzen, wie in einem Spiegelbilde, zur Erscheinung kommt. Der Staat, die größte in sich abgeschlossene Sphäre menschlicher Thätigkeit, ist eine Complerion von Kräften, in welcher ganze

Persönlichkeiten die Rolle einfacher Vorstellungen übernehmen, sich aber übrigens vollständig nach Analogie der leztern dabei verhalten. Der Staat, als eine Gesammtcomplerion solcher Kräfte, sezt sich zusammen aus einer Menge besonderer Complerionen derselben Art, die mit ihm in einer mehr oder weniger vollkommenen Verbindung stehen, wie es in dem einzelnen Geist verschiedene Vorstellungsmassen giebt, die sich theils durchdringen, theils hemmen. Der Staat verzichtet leicht auf diesen und jenen Einzelnen, aber nicht auf die Einzelnen, wie dem Selbstbewußtsein solche oder andere Vorstellungen gleichgiltig find, wenn es nur überhaupt an Vorstellungen nicht fehlt (§. 459, VIII). Es giebt für die Einzelnen im Staate Schwellen des gesellschaftlichen Einflusses (§. 426); es giebt Dienende im Staate, die, um sich über der Schwelle des gesellschaftlichen Einflusses zu behaupten, Verbindungen durch Dienstleistung eingehen müssen (§. 429 fl.); es giebt gemeine Freie, die zusammen der Übermacht die Wage halten (§. 434 fl.); es giebt Angesehene, deren gesellschaftliches Gewicht vor Anderen hervorragt (§. 437 fl.); es giebt Herrschende als Centralpuncte größerer und kleinerer ineinander eingreifenden gesellschaftlichen Kreise (§. 456); es giebt, wo die Einheit rein hervorgetreten, Einen Herrscher, dessen Nachdruck und Verbindungen, vermöge der gesellschaftlichen Ordnung, die durchgreifendsten und die entscheidenden sind (S. 457 fl.); es giebt Hemmungen streitender Interessen und gesellschaftliche Verschmelzung nach der Hemmung; es giebt einen mannigfaltigen gesellschaftlichen Druck und Gegendruck, fortlaufende Schwankungen des Steigens und Sinkens, Reihenbildungen und Verwebungen von Kräften, die zum Gleichgewicht streben, ohne jemals völlig zur Ruhe zu kommen, daher denn auch Principien des gesellschaftlichen Fortgangs und Rückgangs; es giebt überdieß gesellschaftliche Gefühle, die in größeren und kleineren Umgrenzungen heimisch sind, wie die Gefühle des Familien- und Corporationsgeistes, die vaterländischen Gefühle; es giebt eine gesellschaftliche Phantasie und ein gesellschaftliches Gedächtniß, die über dem Ruhm und den Thaten der Vorfahren brüten und eine ent

sprechende vortheilhafte Zukunft vorbilden; es giebt gesellschaftliche Begehrungen, denen die Intereffen der Einzelnen fich unterordnen müssen; es giebt einen gesellschaftlichen Verstand, eine gesellschaftliche Vernunft, ein gesellschaftliches Gewissen; es giebt eine geistige Durchdringung des gesellschaftlichen Wir, welches keinem Einzelnen, noch auch den Vielen, solange fie als ein bloßer Sammelbegriff erscheinen, eigenthümlich, und welchem doch auch Keiner fremd ist, der Herrscher eben so wenig, als der Unterthan: kurz, es giebt eine Theorie des Staatslebens, die sich nur nach den Grundsägen einer mathematischen Psychologie entwerfen und gehörig ausführen läßt, gegen welche der Sah, der Staat sei ein Subject-Object mit allerlei Momenten, ohne Rücksicht auf die wirklichen, gegebenen, thätigen Kräfte, als völlig nichtssagend ausfällt. Die Staatseinheit stellt sich nicht einmal, sondern sovielmal heraus, als es Persönlichkeiten giebt, die jener angehören, für jede nach ihrem Standpunct und gesellschaftlichen Einfluß: Wir Preußen, Wir Sachsen, Wir Deutsche u. f. w. spricht der Einzelne und ist dazu berechtigt. Die Durchdringung und Verbindung unter den Vielen geschicht theils im bloßen Vorstellen und Denken, indem der gesellschaftliche Mensch einen Blick hat für alle Mitverbundene, soweit sein geistiges Auge reicht; theils durch das Eingreifen in die Sphäre gemeinsamer Interessen über dem nämlichen Boden, auf welchem die Kräfte zusammenstoßen und sich drängen und fördern; theils durch die Hilfsmittel des materiellen Verkehrs, theils durch die Sprache, den literarischen Verkehr und die Presse, den öffentlichen Unterricht, die Geseße, die herkömmliche Sitte, Ordnung und Umgangsform. So bildet sich das gesellschaftliche Wir, und mit ihm zugleich ein gesellschaftlicher Geist, als ein ganz natürliches psychologisches Phänomen, nach allen seinen Modificatiohen, wobei die mythische und abgöttische Verehrung von allerlei Familiengeistern, Land- und Stadtgeistern, Provinzialgeistern, Volks- und Staatsgeistern, Weltgeistern und dergl. völlig überflüßig ist. Der theoretische Begriff der Gesellschaft und des Staats ist indessen noch nicht der praktische: was die Gesellschaft ist und was sie sein soll, find

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verschiedene Begriffe. Das Streben zum Besseren ist nichts Unbestimmtes, sondern hat ein absolutes Ziel; aber das Absolute mit dem Wirklichen verwechseln, heißt begrifflos zu Werke gehen.

§. 479. Obgleich eine gründliche Staatstheorie der mathematischen Psychologie unfehlbar in die Hände fallen muß; so fehlt doch Viel daran, daß die lettere unternähme, die Schicksale eines historischgegebenen Staats, sein Glück und sein Unglück, sein inneres und äußeres Leben, sofern es im Fortgang begriffen, den nothwendigen Eintritt neuer Vorfälle, mit mathematischer Gewißheit im Voraus zu berechnen. Denn dazu gehörte eine Kenntniß des Thatbestandes und der Verflechtung der Kräfte, deren sich kein Staatsmann, vielweniger, wer den Geschäften fern und auf einem untergeordneten Standpunct steht, rühmen darf. Überdieß sind immer neue Kräfte bereit, aus dem Schooß der Natur und Geschichte aufzutauchen, die, wenn sie vorhanden, gefehmäßig wirken, aber vorweg ihrer Qualität und Quantität nach nicht können gekannt sein. Was aber vom Staat, dem Heerd und Centralpunct menschlicher Kräfte im Verein mit den Naturgewalten, gilt, hat nicht minder von den Schicksa len der einzelnen Persönlichkeiten seine Bedeutung. Für Jedermann giebt es eine unübersehbare Masse von Bedingungen und Einflüssen seiner Eristenz, von Gunst und Ungunst der Verhältnisse, die großentheils ihm selber und Anderen verborgen bleiben. Was Kant von der Astronomie sagt, daß, wie viel Bewunderungswürdiges uns auch die Sternkundigen gelehrt, das Wichtigste wol dieß fein möchte, daß fie uns den Abgrund der Unwissenheit aufgedeckt haben, den die menschliche Vernunft ohne diese Kenntnisse sich nie als so groß hätte vorstellen können 1), gerade dasselbe leistet die mathematische Psychologie. Sie zeigt mit Evidenz, wie weit Das, was wir unter dem hohen Namen der absoluten Vernunft uns zu denken nicht umhin können, über unsere Beschränktheit hinweggeht, und wie sehr alles menschliche Wissen und Thun mit dem Glauben und der religiösen Unterwürfigkeit und Demuth abschließen müsse; ein neuer Beweis, wie die strenge Wissenschaft, nicht aber die leicht

fertige Oberflächlichkeit, die den Namen Gottes mißbraucht, ohne seine Bedeutung zu kennen, der Religion verarbeitet und würdig in sie einführt. Überall hat es die mathematische Psychologie nicht eigentlich mit Berechnung von Gefinnungen, Handlungen und Begebenheiten zu thun, sondern mit der Bestimmung des gefeßmäßigen Zusammenhangs geistiger Thätigkeiten: sie verwirklicht also Das, worauf von Jeher die Psychologie ausgegangen. Leibnizens Begriff der prästabilirten Harmonie, insofern ihr zufolge nichts Körperliches im Geiste, nichts Rein-Geistiges im Körper geschicht; sein Begriff des Strebens der Vorstellungen; feine Aufmerksamkeit auf die vielen kleinen Vorstellungen des Bewußtseins; seine Behauptung, daß nichts, also auch nicht die Willensäußerungen, bestimmungslos sich ereigne; seine Ergänzung des berühmten Saßes, nichts sei im Verstande, was nicht auf Empfindung beruhe, durch den Zusaß: außer der Verstand selber (§§. 9. 90 fl.); — alles Dieß find Grundbegriffe der mathematischen Psychologie. Aber Wolf, der große Misdeuter und Verfälscher Leibniz'scher Principien, führte wieder irre (§. 128 fl.), sodaß auch Kant, was die Psychologie, den Angelpunct seiner Kritiken, anbelangt, im Wolfianismus gänzlich stecken geblieben (S. 143). Dennoch liegt in der Psychologie der Geistesvermögen, oder, was dasselbe heißt, der Kategorien (S. 346), weniger Sinn, als in den zerstreuten Blättern der Cumäischen Sibylle, bei denen der Luftzug, der fie auseinandertreibt, wie der Versuch des Wiedereinsammelns doch gesehmäßiger Art find, wogegen in jener weder die Trennung noch die Vereinigung der Kräfte eine vernünftige Bedeutung haben.

1) Kr. d. r. V. S. 447.

der

S. 480. Philosophen ohne Mathematik finden sich, mathematischen Psychologie gegenüber, wie Idioten unter Gelehrten, oder wie Menschen ohne gesellschaftliche Geschmei= digkeit und feinere Bildung in vornehmer Gesellschaft. Denn wie hier jede Verlegung von Maaß und Regel übel empfunden, dort beschränkte und unausgearbeitete Begriffe zurückgewiesen werden; so verlangt anch die mathematische Psychologie Männer, die das Rechnen verstehen und nicht mit ro

Taute's Religionsphilof.

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