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niß drängt; die Umstände find gebieterisch; die Masse des Wissens in der Theologie und Philosophie ungeheuer; eine Religionsphilosophie, als Wissenschaft, ohne genaue Kenntniß des Entwickelungsganges der Speculation, ist unmöglich: so daß nicht abzusehen, wie die Speculation sich den Anfoderungen der Religion und Theologie auf die Länge wird entziehen, oder ein Anderer, als sie selber, der Theologie pen Dienst, ihr das Princip wissenschaftlich zu bestimmen, wird erweisen können.

Erstes Buch.

Religiöse Reflexion und deren Beweisführungen, sammt den Übergängen zu einer speculativen Bestimmung des Princips aller Religion.

Erster Abschnitt.

Religiöse Reflexion und deren Beweisführungen.

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§. 51. ott, der die Welt gemacht hat und Alles, was darinnen ist, sintemal er ein Herr ist Himmels und der Erden, wohnet er nicht in Tempeln, mit Händen gemacht. — Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Liebet Eure Feinde; segnet, die Euch fluchen; thut wohl Denen, die Euch hassen; bittet für Die, so Euch beleidigen und verfolgen: auf daß Ihr Kinder seid Eures Vaters im Himmel. Denn Er läßt seine Sonne aufgeben über die Bösen und über die Guten, und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Sehet die Vögel unter dem Himmel an: fie fäen nicht, fie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und Euer himmlische Vater nähret fie doch; seid Ihr denn nicht viel mehr, denn fie? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie fie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage Euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist, als derselben Eine. Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird Euch Solches alles zufallen. Kommet her, Ihr Ge

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segneten meines Vaters; ererbet das Reich, das Euch_bereitet ist von Anbeginn der Welt. Gehet hin von mir, Ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln." Das ist religiöse Reflerion, Darlegung religiöser Thatsachen und Erfahrungen für das Bewußtsein. Voll davon ist die Schrift. Von Speculation und eigentlicher Beweisführung weiß sie nichts. Unmittelbar gegeben find ihre Wahrheiten. Auch die Eristenz Gottes ist ihr eine Thatsache, belegt durch das Dasein der Welt, wie durch die Offenbarungen des A. T., vornehmlich aber durch die neueste, vollendetste, herrlichste Offenbarung in der Person des Weltheilandes. Man stelle sich auf den Standpunct der h. Schrift; man mache die Erfahrungen, von denen sie redet; man gehe ein in die Thatsachen, die sie theils selber giebt, theils vorausseßt: man kann sicher sein, eine Fülle von Anschauung, Kraft und Wahrheit zu gewinnen, vor welcher kein Zweifel weiter Bestand hat!

und

§. 52. Religiöse Reflerion, ohne eigentliche Religionsphilosophie, ist auf's Glänzendste durch die Kanzelberedsamkeit und den Religionsunterricht ausgebildet worden. Die Christliche Dogmatik, von Jsidorus Hispalensis und Joannes Damascenus ab bis auf die jüngsten Zeiten, sofern fie auf Thatsachen baut und sich von Speculation frei weiß, gehört ebenfalls dahin. Auch bei den Kirchenvätern findet sich noch keine Religionsphilosophie, wenngleich Anfänge und Vorarbeiten einer solchen. Justinus der Märtyrer, Clemens von Alexandrien, Origenes, Augustinus u. A. benußen Platon'sche und Aristoteles'sche Begriffe, um die durch Offenbarung voraufgegebenen Religionswahrheiten näher zu bestimmen, theils um der eigenen Einsicht und des Unterrichts willen, theils aus Bedürfniß, Christliche Lehre gegen Andersdenkende zu vertreten. Aber Schrift, Kanzelberedsamkeit, Religionsunterricht, Dogmatik, Kirchenväter, stehen sämmtlich auf der Höhe des Glaubens, dem seine Wahrheiten unmittelbare Thatsachen und Erfahrungen find. Erst als der Gegensaß zwischen Glauben und Wissen bestimmt hervortrat (§. 5), mit der Frage nach dem ob

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jectiven Grunde der Thatsachen, oder nach dem Subject der religiösen Reflerionssäte, erst mit dem Forschen nach dem Sein oder Nichtsein Gottes beginnt die Religionsphilosophie als speculative Wissenschaft.

§. 53. Die Religionsphilosophie kann, gemäß dem Geiste aller Religion, insbesondere der Christlichen, nach Gott nicht anders, denn nach einem wirklichen Gegenstande, suchen. Alle Lehren des Christenthums haben Wahrheit und Wirklichkeit; aber sie hätten sie nicht ohne die Wirklichkeit Gottes. Sobald also vom Sein Gottes die Rede ist, handelt es sich um nichts Geringeres, denn um eine Thatsache. Dadurch bestimmt sich der Sinn der Beweise für das Dasein Gottes. Sie wollen die Eristenz Gottes nicht als einen Allgemeinbegriff, sondern Gott als einen wirklichen Gegenstand, das heißt, als ein in der Form der Vorstellung (§. 39 fl. §. 47) thatsächlich vorhandenes Wesen, für die Erkenntniß darthun. Gelingt das nicht, dann haben die Beweise das Ziel verfehlt, oder zeigen sich als unmöglich. Weil indessen von Thatsachen, sofern sie nicht unmittelbar gegeben find, nur in Begriffen Rechenschaft kann abgelegt werden, so ist Gefahr vorhanden, daß an Stelle der Thatsache bloße und leere Begriffe sich aufdrängen. Die Frage nach dem Sein und Nichtsein Gottes ist mit ihrem vollen Gewicht zuerst von Anselmus von Canterbury aufgeworfen und für das Sein in der Art entschieden worden, daß sich darinn eben sowohl ächte Bestimmungen religiöser Wahrheiten, als Schwierigkeiten und Abirrungen, kund thun 1).

1) Bei Augustinus finden sich ein paar schwache An fånge (de lib. arbit. II, 5 sq.; de trin. VIII, 3.; de gen. ad lit. VIII, 14) eines Beweises für das Dasein Gottes. Die Kirchenvåter empfanden indessen noch nicht das volle Bedürf niß einer Religionsphilosophie. Auch Jo. Scotus Exigena läßt sich nicht als Urheber eigentlicher Religionsphilosophie an sehen, weil bei ihm die Frage nach dem Sein oder Nichtsein Gottes gar nicht aufgeworfen wird. Wohl aber drohte in dies fem Theologen, der dem Plotinismus und der Emanation theorie ergeben war, der Christlichen Kirche ein fremdartiger Einbruch, der jedoch, wie die Geschichte lehrt, ohne Erfolg ge blieben ist.

Erstes Capitel.

Anselmus von Canterbury, Vater der Christlichen

Religionsphilosophie.

§. 54. Anselmus von Canterbury, gleich ausgezeichnet durch Frömmigkeit und Eifer für die Religion, wie durch Scharfsinn und speculativen Geist, richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die Ausbildung religiöser Begriffe. Dem Philosophiren über den Glauben, fodert er mit Recht, müsse der Glaube vorangehen. Denn allerdings ist es der Glaube, der auf dem Gebiet der Religion Erfahrungen einsammelt, und ohne Erfahrung und was sie giebt, findet überall keine Veranlassung zu tieferen Forschungen statt. Woher stammte auch das Gewicht und die Bedeutung, welche die Religions= philosophie in der neueren Welt erlangt hat, wenn nicht von den großen und reichen Erfahrungen des Christlichen Bewußtseins, wie sie dem Alterthum unbekannt gewesen? Ohne religiöse Erfahrungen, ohne Glauben, über den Glauben sprechen und seine Wahrheiten bestreiten, sagt Anselmus, ist gleich thörig, als wenn Nachteulen und Fledermäuse mit dem Adler, der das helle Mittagslicht der Sonne festen Blicks anschaut, über Sonnenstrahlen rechten wollten. „Wer nicht glaubt, macht keine religiöse Erfahrungen; wer keine macht, kann religiöse Wahrheit nicht erkennen" 1).

1) Anselmus, De fide trin. c. II. (opp. ed. Gerberon p. 42) Palam namque est, quia illi non habent fidei firmitatem, qui, quoniam quod credunt, intelligere non possunt, disputant contra eiusdem fidei a sanctis patribus confirmatam veritatem: velut si vespertiliones et noctuae non nisi in noctu coelum videntes de meridianis solis radiis disceptent contra aquilas solem ipsum irreverberato visu intuentes. Nimirum hoc ipsum quod dico, qui non crediderit, non experietur, et qui expertus non fuerit, non intelliget.

§. 55. Unter den Schriften des Anselmus sind für die Religionsphilosophie vornehmlich von Wichtigkeit das Monologium und das Proslogium, jenes eine Untersuchung auf eigene Hand, wie ein Selbstgespräch, dieses in der Form einer Anrede an Gott; daher die Namen. — Im

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