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das System in und für sich selber abgeschloffen, so möchte damit der Welt für alle Zeit geholfen sein. Kant's transscendentaler Idealismus mußte unter den Händen Fichte's ein absoluter Idealismus werden, dessen Grundbegriff kein relatives an Raum und Zeit gebundene Ich, wie bei Kant, sondern ein absolutes sich selber durch sich selbst constituirende und Raum und Zeit mit allen ihren Erscheinungen aus sich producirende und deducirende Ich ist. Aber wie? Wenn das absolute Wissen es lediglich mit sich selber zu thun hat, so daß es mit keinem seiner Begriffe über sich hinfortzukommen vermag, griff Gottes und alles Göttlichen?

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wo bleibt der Be

Das absolute Wissen

kann nicht anders, denn selbst das Absolut-Göttliche sein; sonst war es um den Gegenstand und Begriff des Göttlichen geschehen!

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Gleichwol möchte die Palme des Absoluten nicht so leicht zu erkämpfen sein. Auf eine fast augenscheinliche Weise durfte gezeigt werden, daß der vermeintlich absolute Fichte'sche Idealismus weit entfernt sei, diesen Namen zu verdienen. Man stelle der Transscendentalphilosophie eine Naturphilosophie gegenüber, und befasse beide in eine höhere Einheit der Einheit und des Gegensaßes, dann erst hat man das wahre Absolute. Quo plus realitatis, aut esse, unaquaeque res habet, eo plura attributa ipsi competunt. Der Fichte'sche Idealismus ist also ein relativer. So lehrte Schelling und begründete dadurch seinen Ruhm. Das Absolut - Göttliche gewann Erweiterung und Naturwahrheit: eine allgemeingeschichtliche Construction des Christenthums, sowie die Verkündigung eines neuen absoluten Evangeliums, welches gar sehr über das nunmehr, wie es schien, bereits veraltete Chriftliche Evangelium hinausgreift, waren davon die Folge.

Wandelbar in der That und um nichts zuverläßiger und fester, als Kant's relatives Erkennen, zeigt sich das absolutidealistische Wissen. Bei Fichte und Schelling hatte es, troh aller Erhebung und Füllung, seine absolute Spiße und Vollendung noch nicht erreicht. Hegel ersah, daß dem absoluten Begriff allein, sofern er in seinem absoluten Gegentheil absolut bei sich selbst ist,

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die Überwindung der absoluten Schranke, oder des sogenannten idealistischen Anstoßes, möglich sei, auf Grund der Macht - des absoluten Widerspruchs. — Über ein solches Radicalmittel würde die Vorkant'sche Zeit und vielleicht Kant selber, — schon bei Kant ist die Bedeutung des Widerspruchs problematisch, absolut erschrocken sein und dessen Anwendung, weil nun einmal das Absolute ein Lieblingsausdruck geworden, absolut abgelehnt haben. Die Nachkant'schen Generationen werden indessen die Unbilden des Widerspruchs im Wege praktischer Erfahrungen und Bedenklichkeiten, so hat es den Anschein, erst müssen kennen lernen. Wenigstens ist die Ruhmredigkeit Derer, welche den Widerspruch zu ertragen vermögen, kein Zeichen von geistiger Gesundheit und Stärke. Die neuere Zeit weiß nicht, was ein Widerspruch ist.

Auf das absolute Wissen käme es dennoch an. Stände dasselbe als ein solches fest; so würde es sich von Widersprüchen, den Principien aller Zerflossenheit, Auflösung und Willkühr, wie von dem Tumult des öffentlichen Lebens gleich fern halten, vielmehr allein in wohlbestimmte einfachklare und sichere Begriffe seinen hohen Preis sehen. Auch möchte das absolute Wissen, sobald es sich über der Basis Kant'scher Begriffe, die noch immer von dem größten Gewicht sind, und in der Fichte'schen Richtung, nur nicht mit Fichte's Fehlern, in sich selber begründen wollte, leicht bemerken, daß zunächst nicht um eine abfolute Erkenntniß von dem wahren Wesen Gottes, sondern um eine richtige Metaphysik, Psychologie und praktische Philosophie zu thun sei, von deren zuverläßigem Standpunct aus dann das Wissen sich weiter versuchen und auch wol darüber zur Gewißheit kommen würde, ob und in wie weit ein absolutes Wissen von religiösen Dingen gelte, und welche Rechte, oder keine, dem religiösen Glauben einzuräumen seien. Fichte'n war das religiöse Element, wie die Geschichte bezeugt, eine zu frühzeitig und zu gewaltsam aufgedrungene Wacht, als daß derselbe den stürmischen Foderungen der Zeit mit der vollen Ruhe eines Philosophen hätte begegnen können. In diesem Buch ist durchweg von Johann Gottlieb Fichte die Rede.

von

Können die Wissenschaften etwas Geringeres erstreben, denn das Absolute? Die Geschichte der Philosophie wird sich vielleicht dahin zurechtfinden, daß der nämliche Kreis speculativer Bewegungen, an dessen nahem Ablauf wir uns gegenwärtig befinden, seit Drei Jahrhunderten nicht zum ersten, sondern bereits zum zweiten Mal durchlaufen werde. Daß Des-Cartes einen entschiedenen Idealismus lehre, ganz nach Kant'scher Weise, freilich auf einer niederen Stufe wissenschaftlicher Besinnung, woher Kant, so zu sprechen, den nämlichen Ton, nur um eine Octave höher, wiederDerholt, das hat man, vor nicht gar langer Zeit, mit einiger Unsicherheit bemerkt. Daß Spinoza's System, ungeachtet über dasselbe seit Lessing und Jacobi Viel ist verhandelt worden, nichts weiter, als ein verallgemeinerter Cartesianismus sei, diesem Begriff des Spinozismus scheint man noch fern abzustehen. Und wollte die Geschichte der Philosophie unerwogen lassen, daß der Leibnitianismus sich mit Beziehung auf Des-Cartes und im Gegensah gegen Spinoza bildete? Leibniß, groß als Philosoph, Mathematiker und Naturforscher, und wenn nicht gleich groß als Philolog und Geschichtskenner, so bewährte er doch auch für diese Wissenschaften einen so tiefen und richtigen Sinn, daß sich in Leibniß das philosophische Interesse als Centralpunct aller wissenschaftlichen Interessen ohne Ausnahme beurkundet. Überdieß ist Leibniß Staatsmann, nicht, um laufende Geschäfte zu besorgen, aber gar sehr Einer von jenen feineren Geistern, welche sich das Wohl der Menschheit, in geistiger Hinsicht, als der Hauptsache, zu Herzen nehmen, und deren nach dieser Beziehung meistens unwillkührliche Bewegungen abzuschäßen und zu leiten wissen. Leibnik ist ein Mann von einem ächtpraktischen Talent, dem das theoretische Genie den Boden seiner Thätigkeit ebnete. Als Philosoph schaffte Leibniß Abhilfe wider die Haltungslosigkeit des Cartesianismus und beseitigte die Ungereimtheiten des Spinozismus. Sie wissen, schreibt Leibniß an einer bekannten Stelle, daß ich Spinozist gewesen: aber aber der Spinozismus ist absurd! Kant's Reaction gegen den Wolfianismus verwechselte diesen mit dem ächten Leibnitianismus und verbreitete Vorurtheile und

schiefe Ansichten über Leibnih. Seit der Zeit hat man Leibnißen nicht eigentlich studirt, sondern lustwandelte in den weiten Räumen seiner Philosophie, wie in einem Blumengarten, hier und dort eine Blume oder auch einen Kranz pflückend und windend, um sich daran zu ergöhen; oder man dichtete sogar phantastische Gestalten in Leibnißens System hinein, ungefähr wie träumende Somnambulen Gewächse und Blumen auf Sonne und Planeten schauen, die von irdischer Naturforschung schlechtweg den Phantasiegebilden müssen beigezählt werden. Unterdessen erwacht ein neuer Eifer für Leibnih: das zweihundertjährige Geburtsjubiläum des großen und herrlichen Mannes naht heran, bis zu welchem man sich über die wahren Principien der Leibnih'schen Philosophie und teren richtige Behandlungsweise, das Widerspruchslose, wol wird verständigt haben.

Ohne die Eminenz der Leibnitz'schen Philosophie hätte sicher der Spinozismus schon vor Länger, denn einem Jahrhundert, seine Invasion in die Theologie und alle übrige Gebiete des menschlichen Bissens Turchgeseht, ähnlich der Überschwemmung des Islam, dessen Gefahr für Europa durch die berühmte Schlacht von Tours vor eilshundert Jahren glücklich war abgewendet worden. Wie Kant's transscendentaler Idealismus die Erscheinung des Cartesianismus in potenzirter; Fassung wiederholt, so ist der absolute Idealismus Fichte's, Schelling's und Hegel's der Doppelgänger zum Spinozismus. Auf die Ausbildung eines neuen in gleichem Maaße vollendeten und zur Reife gebrachten Leibnitianismus, wenn er nicht schon, da ist, arbeitet der Geist der Zeit sichtbar hin.:

Woher das gegenwärtige Buch, seine, Wissenschaft, überkommen, besagt der Titek desselben. Wissenschaft wendet sich an den wissenschaftlichen Geist Deutscher Nation, der wohlbedächtig und in einer anderen Weise fortschreitet, als daß er zufälligen Einflüssen dauernd nachgäbe. Man klagt über das Auseinandergehen der Richtungen, über die Zerwürfnisse der Intelligenz mit sich selber: aber im höchsten Grade wunderbar müßte es sein, daß eine hocherleuchtete ruhmredige Zeit sich vor ihrem eigenen Schatten fürchten

wollte! Gefahr wäre allein vorhanden, wenn eine höhere Politik fich zur Schule drängte, und aus wissenschaftlichen Richtungen Parteien machte. Eines solchen Fehlers halten wir die heutige Staatskunst für unfähig.

Mit der Pflege und Fortbildung der Wissenschaften hat es überhaupt nicht das Bewandniß, wie mit einem fertigen Instrument, dessen man sich für irgendeinen, wenn auch noch so dringenden Zweck mit Zuversicht bedienen könnte. Man hat uns Viel von einer absoluten Vernunft vorgesprochen, wider den ersten Grundsah wahrer Weisheit, daß alles Wissen und alle Vernunft lediglich im Werden begriffen find. Dieß zeigt sich auf eine augenfällige Weise an der wissenschaftlichen Theologie. Das Chri= stenthum hat von Jeher behauptet und wird schwerlich den Anspruch aufgeben, daß es selber die höchste und allein wahre Philosophie sei. Hat man aber wol dieß absolute, in sich durchaus abgeschlossene und vollendete Christenthum bereits zur Genüge gefaßt und begriffen? Eine neuerlich berühmt gewordene kritische Bearbeitung der evangelischen Geschichte bildet sich ein, ihrerseits einen solchen Abschluß herbeigeführt zu haben. Dennoch ist es ein Anderes, eine Masse von Lichtstrahlen mittelst eines Hohlspiegels in einem Brennpunct ansammeln, daß sie um so stärker leuchten, als die Natur des Lichts begreifen: und die allergrößte Tibereilung von der Welt wäre es, den Hohlspiegel selber für das Licht zu halten. Vielmehr sieht sich die Theologie aufgefodert, einen gleichschwebenden, umsichtigen, tief eindringenden Blick nach allen Seiten, die ihr angehören, zu werfen. Altes Dogma, evangelische Geschichte, neuere und neueste Philosophie gehen mit gleich schwerem Gewicht in den Compler dieser Begriffe ein, und also gerüstet darf erst die Wissenschaft der Theologie hoffen, einen wahren und ersprießlichen Fortschritt zu thun. Deshalb schien eine analytisch-kritische Beleuchtung der speculativen Systeme in ihrem Zusammenhang, mit Bezug auf religiöse Begriffe und mit Hinführung auf eine wissenschaftliche Bestimmung des Princips aller Religion, unerläßlich. Der Verfasser legt der gelehrten Welt eine solche vor.

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