Der Ritt war frisch und wild und scharf, Durch den der Werth die Reiter warf Zur Straße, die von Ansbach sich Auf Nürnberg zieht. Das Dunkel wich, Da lag in einer Waldesecke
Der Haufen sicher im Verstecke. Gleich unten in der Niedrung Grunde Bedeckt ein settes Dorf die Nunde. Nur Posten lauern rings verstohlen, Sonst war die tiefste Ruh befohlen; Kein Feuer wurde angefacht, Kein Rauch stieg auf, daß kein Verdacht Im Land ersteh'. Der Frost ging hart, Daß Manchem Haar und Bart erstarrt Von eis'gen Zapfen. Schaurig reißend Zog Nasen so wie Ohren beißend Der Wind. Doch Keiner mocht' sich regen: Es war wie Frieden allerwegen. Horch auf! vom Hügel tönen Hufe,
Gesang, Geschwätz und Führerrufe.
Es nahn der Regimenter drei, Fußvolt und schwere Reiterei. Wie langsam sorglos wälzt sich's an, Als wär' gefahrlos ganz die Bahn! Sind's auch die Rechten? Seht im Wind Die Fähnlein, welche schwedisch find! Sie sehn das Dorf, und jauchzend gellt Ein gieriges Geschrei durchs Feld. Das ist der Ruf zu Raub und Mord! Die Schweden stürmen in den Ort, Wo bald die Häuser, Scheunen, Hecken Helm, Lanze und Gewehr verstecken. „Man muß sie warm dort werden lassen,“ So ruft der Werth,,,und ruhig passen!"
Doch wird der Schwede heiß. Wie hauft Er durch das Dorf mit frecher Faust, Verthiert in Wildheit, ach, zum Schauern! Was hilft's den angstgepreßten Bauern, Daß sie die Thüren hier verrammeln Und dort um Schonung Bitten stammeln! Erst stallt der Feind die Pferde ein, Dann holt er Ochsen, Schaf und Schwein, Es geht ans Metzgern, Sieden, Braten. Auch kann die Mahlzeit nicht gerathen Ohn' Wein und Bier. Wo Häuser sind, Gibt's Keller auch. Da wird geschwind Durchsucht manch tiefer dunkler Raum. Bald spritzt das Bier mit weißem Schaum, Bald perlt der Wein in hohen Kannen, Dann sättigen die rauhen Mannen
Die rohe Gier. Es gilt, dem Magen Zuerst die Rechnung abzutragen.
Kaum gab die Mahlzeit neue Kraft, Da zuckt und zwickt die Leidenschaft, Die aufgestürmte läßt der Haufen Zwanglos die wilden Wege laufen. Die sind noch sonder Arg und Harm, Die von Getränk erhitzt und warm Bei Faß und Krügen trinkend hocken, Die Kann' um Kanne ohne Stocken Den trocknen Schlund hinunterstürzen, Und, um die Zeit sich zu verkürzen, Laut fluchen, gurgeln, gröhlen, schwirren, Bis sich die Sinne plötzlich wirren Und bis sie taumelnd und betrunken Zum Schlafe auf den Grund gesunken.
Viel andrer Bursche wüste Brut Treibt ungestüm das heiße Blut, Es glühn voll lüsterner Begier Die Augen ihnen. Durchs Revier Ziehn sie mit brüllend wilden Tönen, Sie suchen nach des Dorfes Schönen. Ach, nach den Schönen ?
Sinnlos und frech nach allen Schürzen! Was ist solch schnöder Brunst noch heilig? Sie übermannen jäh und eilig
Die junge Unschuld. Sicher ist Die Greisin nicht zu dieser Frist. Fluchwürdig heischet ihre Lust Die Mutter, die an keuscher Brust
Den Säugling nährt, sie heischet gar Die Mutter, die sonst ein Altar
Der Ehrfurcht ist, weil unterm Herzen Das Kind sie trägt. Mit üpp'gen Scherzen Geht's an ein Rennen und ein Jagen Hier längs den Gärten und den Hagen, Dort durch der Hütten enge Kammern. Und allwärts tönt ein endlos Jammern Von schrillen gellen Weiberstimmen, Die schrechaft auf zum Himmel klimmen.
Doch schreckhafter noch offenbart Sich rings der Habsucht grimme Art. Die eine Schaar erforscht und sucht Der Ställe Vieh, der Speicher Frucht, Der Keller Trank. Die Würst' und Schinken, Die lecker fett im Rauchfang blinken
Als Wintervorrath, halten her.
Seht, sie beladen hoch und schwer Damit die breiten Futterwagen, Um in die Ferne sie zu tragen, Gab Labsal für den Mund. Es werden Gekoppelt Schaf- und Rinderherden Zu gleichem Raub. Die also sorgen, Die denken noch an heut und morgen Im fressenden Krieg. Sie sind noch nicht Die Schlimmsten. Aller Menschenpflicht Vergessen stürmen Andre hin
Der Selbstsucht voll im gierigen Sinn. So stöbern sie in Grund und Speichern, Den eigenen Beutel zu bereichern.
Hält seine Thür ein Bauer verschlossen, So wird gebrochen und geschossen,
Bis Holz und Eisen weicht. Der Degen Und Kolben droht mit Stoß und Schlägen. Sie mausen ohne Nuh und Nasten In vollen Kisten, leeren Kasten.
Ach, wo nichts ist, muß doch was sein! Nun wird gefoltert. Furchtbar Schrein Hört rings man in die Lüfte steigen. Will Wer sich stumm und störrisch zeigen, So schraubt man ihm die Fingerspitzen, Wo der Pistolen Steine sizen, Zum Eisenhahn. Die Häupter sengt Das glühe Feuer. Pfui, man hängt Geknebelt sie an Balken fest Und gießet, wenn sie enggepreßt Daliegen, von dem Mist die Jauche Zum offnen Mund aus vollem Schlauche. Das nennen sie den Schwedentrunk. Doch mit dem Schmerz ist's nicht genung. Den Andern, die zum Scherz sie holen, Bestreichen sie der Füße Sohlen
Mit feuchtem Salz. Sie bringen Ziegen Es abzulecken. Ach, da stiegen Verzweiflungsvollen Lachhens Klänge,
Und wüstaufjauchzend lacht die Menge,
Wenn Einer sich zu Tode lacht.
So stiehlt und raubt der Feind mit Macht!
Doch was sich nicht aufpacken läßt, Das dienet beim Zerstörungsfest
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