Die Flüsse wälzten zorngeschwollen Auf hoher Flut des Eises Schollen. Schon keimen Bäume, Gras und Kraut. Und auch im Kaiserheere thaut Der trägen Starrheit dumpfer Bann. Kriegsschaaren ziehen allwärts an. Des Friedlands Krieger werden los, Und nahen tief aus Böhmens Schooß. Es führet sie Herr Ferdinand, Des Kaisers Sohn, und zu ihm stand Gallas mit stark bewährtem Degen. Es nahet von den Alpenstegen Der kühne Cardinal-Infant,
Der Don Fernando, rasch entsandt Von König Philipp, seinem Bruder, Der fern in Spanien das Ruder Des Reiches führet. Auch in Baiern Will May mit Aldringer nicht feiern. Jetzt gilt's die Feinde zu entmuthen: Bernhard von Weimar, du mußt bluten!
Viel früher aber braust ins Feld Herr Werth, der rastlos frische Held, Sein Herz ist heller Hoffnung voll, Drum reitet er so muthig toll. Bald ist er hier, bald ist er dort, Des Baiernlandes Schirm und Hort. Was sind am Tag ihm zwanzig Meilen! Wo er nur Feinde kann ereilen, Da säumt er nimmer. Hei, wie trug Bei Deggendorf in hurt'gem Flug
Verderben er in das Quartier Der Schweden, welche sorglos hier Die Nacht ausruhten! Und wie traf Er blutig sie im festen Schlaf! Bei Straubing aber stieß er dann Zu Aldringer. Mit ihm gewann Er rasch beim Donner der Kanonen, Die weder Thürm' noch Mauern schonen, Das feste Nest. Und fröhlich zogen Sie, wo des Kaisers Fahnen flogen, Auf Regensburg. Dort ward gerannt, Gestürmt, geschossen und gebrannt, Dem Feind die Reichsstadt zu entreißen. Weß soll der Reiter sich befleißen
Beim Sturm der Wälle und der Schanzen? Der Werth sucht anderswo zu tanzen, Fegt überall und nirgend drein Von Heideck bis nach Hippoltstein, Nürnberg in wildem Flug umstreifend, Bis in die Vorstadt Ansbachs schweifend, Bald wieder lauernd durch das Ries. Und wo er auf die Schweden stieß, Da fing und flog und hieb er wild. Zugleich entrafft er dem Gefild
Das Vieh, den Dörfern Korn und Frucht, Bis mit des ganzen Heeres Wucht Ihm Horn nachsetzt. Vergebens schlichen Die Schweden an. Er war entwichen.
Sie ziehn zurück, er stürmet nach Auf Aichach hin, das er erbrach,
Nachdem der Feind es kaum genommen. Dort hört er freud'ge Kunde kommen Von Regensburg. Es ist gefallen. Des deutschen Adlers Banner wallen Von Thürm' und Thoren! Doch es schallt Zugleich der Ruf, daß mit Gewalt
Und Zorn der Feind das Land verwüstet. Aldringer ruft. Da zieht gerüstet Nach Landshut Werth auf strengem Ritte Und wirft sich in des Feindes Mitte. Der Kampf entloht bis in die Nacht. In fürchterlicher Feuerpracht
Flammt auf die Stadt. Aldringer fiel, Es ward der Schlachtentod sein Ziel. Auf ihn, der dunkelm Stand entsprossen, Hat sich ein hoher Ruhm ergossen. Der dienend schrieb, er ward zuletzt Zum Baiernfeldherrn eingesetzt. Er hieß ein kaiserlicher Graf,
War schlau, gewandt, kühn, tapfer, brav. Bewegt schwur Werth an seiner Leiche: ,,Gott helfe mir, ich thu das Gleiche!"
Da kam vom Kriegsrath Botschaft her, Es soll versammeln sich das Heer. Die Spanier, Baiern, Kaiserlichen Ziehn an aus allen Länderstrichen Zum Hauptschlag. Auch die Feinde nahn. Bei Nördlingen sieht man im Plan Vier Fürsten stehn beim Kaiserheer, Das nie getrost in solcher Wehr.
Das ist der König Ferdinand, Das ist der Cardinal-Infant, Das ist Kurfürst Maxmilian Und Karl von Lothringen. Wohlan, Bernhard von Weimar, Gustav Horn, Das gibt 'nen Tag voll Wuth und Zorn, Voll Blut und Tod! Wohlan zur Schlacht! Sie braust, fie tost, sie klingt, sie kracht Bernhard entflieht, ein nackter Mann Sein Heer entstiebt in Acht und Bann Zwölftausend Leichen zeigt das Feld. Johann von Werth bringt in das Zelt Der Fürsten einen fühnen Krieger. Er fing den Horn, er ward sein Sieger. Und Ferdinand, der Kaisersproß, Gibt Werth die Hand, nennt ihn Genoß, Und er verheißt mit freud'gem Ton Dem Helden den gerechten Lohn.
Da klangen durch das Reich die Glocken, Da tönte Jauchzen und Frohlocken. „Herr Gott, dich loben wir!“ so singen Sie bei der Orgel vollem Klingen. Aufathmet neu des Kaisers Land: Der Himmel hat den Sieg gesandt Nach langer Prüfung. Ferdinand Zieht strafend hin am Neckarstrand, Es zieht der Cardinal-Infant Mit Ruhm gekrönt ins Niederland. Die kleinen Führer sieht man streichen Hin nach des gelben Mains Bereichen.
Doch mit dem Lothringer verläßt Der Werth das Heer, daß er dem Rest Der Flücht'gen, die zum Rheine sausen, Noch in die Flanken möge brausen. Bei Kalw ereilt er eine Schaar, Die rasch von ihm vernichtet war; Dann stiebt er durch die dunkeln Tannen Des Schwarzwalds fort mit seinen Mannen Ins Kinzigthal. Dort hätt' er schier
Im hochbewachsenen Revier
Den fliehnden Rheingraf aufgegriffen, Der, als die Kugeln ihn umpfiffen, Vom steilen Ufer hoch zu Roß Ins tiefe Wasser niederschoß Und also kühne Rettung fand. Dann ward besiegt das Pfälzerland, Das einst glücktaumelnd hin sich warf Dem Schwedenkönig. Streng und scharf War seine Strafe. Werth'sche Reiter Durchschwärmten bald als wilde Streiter Die Ebenen am Schwarzwaldsgrund, Es ward der Zorn des Kaisers kund Den Städt' und Dörfern auf und nieder. So sah der Werth den Rheinstrom wieder.
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