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In die Burg geführt, läßt er sich nach einigem Sträuben der Rüstung entkleiden. Wie staunt man, unter derselben die Thorenkleider zu entdecken, an der Lust der Welt so schlecht Gewand". Darauf beschreibt nun der Dichter mit homerischer Ausführlichkeit, wie der ausgehungerte Gast ge= speist wird, sich ausschläft und am Morgen badet. Bei der letzten Scene wird der Sittsamkeit wenig Rechnung getragen (167)1. Als der Knappe sodann in neuem, herrlichem Staate vor den Nittern erscheint, gestehen alle, „sie sahen nie so schönen Leib". Wie sehr übrigens Herzeleidens Sohn noch an „Wißen“ (Einsicht) krank war, bezeugen die Verse:

Der Wirth zur Mess' ihn lehrte,
Was ihm die Tugend mehrte:

Zu opfern, sich zu fegnen,

Dem Teufel zu begegnen. (169, 17-20.)

Sollte eine katholische Mutter dem Dichter darob nicht zürnen, wäre es ein Wunder; freilich war in Herzeleidens Einsamkeit von einer Messe oder ähnlichen Uebungen der Religion nicht die Rede.

47. Es folgt nach den erwähnten gemüthlichen Scenen die Unterweisung durch Gurnemanz:

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1 Die leßten Säße verdienen als frivol bezeichnet zu werden. Weibliche Bedienung beim Bade war indessen sehr allgemein und hatte an sich mancherorts bis auf unsere Zeit nichts Unschickliches ober gar Unfittliches.

Der Scham befleißet Euch vor allen.
Wer schamlos ist, was taugt der mehr?
Er lebet in der Mause sehr:

Wie Federn, alle Würd' entgleitet,

Er wird der Hölle zugeleitet. (170, 10—20.)

Dann wird dem königlichen Zögling demuthsvolle Milde gegen Dürftige, zumal verschämte Arme, in der Fülle des Reichthums aber von Verschwendung und Habsucht gleich weit entfernte Maßhaltung empfohlen. Verhängnißvoll wird die nächste Vorschrift: „vieles Fragen zu vermeiden". Gurnemanz betont dieß mit besonderem Nachdruck. Weiter legt er ihm Schonung gegen Besiegte, dann äußere Reinlichkeit und offene, treue Minne an's Herz.

Der Gast neigt' dankbar sich dem Mann,
Schwieg von der Mutter auch fortan

In Worten und im Herzen nicht:

So thut's noch mancher treu und schlicht (173, 7—10),

eine Bemerkung, welche Dichter und Helden gleich liebenswürdig erscheinen läßt. Es folgt die Uebung in ritterlichem Kampfe; der gelehrige Schüler bewährt sich im Siege über fünf Gegner nach der Reihe. Allgemein verlautet der Wunsch, Gurnemanz möge ihm die Tochter zur Frau geben, um sich über den Verlust dreier Söhne, die als Ritter den Tod gefunden, zu trösten. Parzival gewinnt auch Liebe zu ihr, meint aber, er müsse erst höhern Ruhm im Streite erwerben. Damit verabschiedet er sich; Gurnemanz trauert wie über den Verlust des vierten Sohnes.

48. Die Zeit der Kindeseinfalt hat für Parzival durch die erhaltene Lehre ihr Ende gefunden. Die Beschreibung der tumpheit selber enthält manchen treffenden Zug kindlichen Sinnes, und die Gemüthlichkeit, mit welcher der Dichter seinen Helden dem Spotte der Hörer oder Leser

überantwortet, hat wirklich etwas sehr Ansprechendes, nicht bloß Ergögliches. Dennoch ist nicht zu läugnen, daß die Unerfahrenheit und das täppische Wesen des Burschen, seine Unwissenheit in sittlichen und religiösen Dingen, die Aeußerlichkeit, mit welcher er den Namen der Mutter beständig im Munde führt, die Gleichgültigkeit, mit welcher er den rothen Ritter niederstreckt, keineswegs befriedigen können, ja eigentlich im Don Quichote besser als hier am Plate wären. Die kindliche Unschuld konnte gewiß einen bessern Ausdruck finden, als in der Begegnung Parzivals mit Jeschute, und wenn die Liebe zur Mutter nicht im Stande war, ihn von dem tollen Leben ganz zurückzuhalten, so hätte doch die Sehnsucht nach ihr gerade in der Zeit der tumpheit einigemale erwachen müssen, nicht aber erst später, wo dieselbe zum Vorwand wird, die junge Gattin im Stiche zu lassen, um sich abermals in's Abenteurerleben zu stürzen; wenn endlich die erlegten Vögel den Knaben zum Mitleid stimmten, wie kann denn der Jüngling über Ithers Leiche gefühllos hinwegschreiten? Jedenfalls genügt der Hinweis auf das erste ritterliche Ungestüm zur Hebung des psychologischen Widerspruches nicht völlig. Dennoch verdient außer den schon erwähnten Vorzügen die rasche Beweglichkeit der munter hinfließenden, an Abwechslung reichen Erzählung Anerkennung und Bewunderung. Besonders spricht die lyrisch-ethische Darstellung mancher Scenen recht zum deutschen Gemüthe; wir sind diesen Ton in unserer neuern Literatur so nicht mehr zu hören gewohnt. Von der Trauer Sigunens wurde uns hier das erste schöne Bild geboten; dasselbe wird später durch andere Züge ergänzt und, freilich nicht ohne Sentimentalität, aber doch auch mit rührend tiefem Gefühle durchgeführt. Ich erinnere noch mit einem Worte an die oben übergangene Trauer des

Hofes um den gefallenen rothen Nitter (159 f.) und an Gurnemanz' Klage beim Abschied (177 f.). Wenn übrigens der Dichter so viele Personen, als da sind: Jeschute, Orilus, Sigune, Artus, Cunneware, Keye, Gurnemanz, in Parzivals Geschichte einführt, so beweist er in der Folge, wie er ohne Mühe die angesponnenen Fäden wieder aufzunehmen und enger in's Gewebe der ganzen Dichtung einzufügen versteht. Vielleicht ist es auch bei einem Meister wie Wolfram nicht unstatthaft, in den Winken der Mutter (Nr. 40) einen tiefern Sinn zu finden, als bisher zu Tage trat. Die dunkle Furth, die Parzival meiden soll, wären dann die Frrwege seines Ritterlebens; der freundliche Gruß aber, den er bieten soll, bedeutete die edle, feine Sitte, deren er sich zu befleißen hat. Der Rath des grauen Gurnemanz schlägt zwar durch mißverstandene Befolgung zum Schaden aus, allein die demüthig angenommene Belehrung des grauen Trevrizent, zu welchem ihn der Rath eines ebenfalls grauen Ritters (448 Nr. 76) weist, gereicht ihm zum Heile; der Dichter selbst scheint diese Bedeutung des Wortes auszusprechen, wenn er sagt:

Und Parzival bot seinen Gruß

Dem grauen Ritter, der da ging,

Von dessen Rath er Glück empfing. (447, 23 ff.)

Ferner bringt zwar Jeschutens Ring und Kuß große Verlegenheiten mit sich, aber Sigune, deren Ring der Dichter eine gleiche Aufmerksamkeit schenkt, wird sein guter Engel, und Condwiramurs Liebe macht ihn wahrhaft glücklich. Schließlich könnten wir die Wiedereroberung des von Lähelein geraubten väterlichen Erbes in der Erwerbung des Gralkönigthums auf ideale Weise verwirklicht sehen. Das Wort grau" wiederholt sich unverkennbar mit besonderem

Nachdruck (vgl. 446, 11, 15; 448, 1; 456, 24; 457, 6. Ueber den Ring Sigunens vgl. 438 und 440). Das Mißverständniß der von der Mutter geheimnißvoll ausgesprochenen Lehren mag also andeuten, wie der Jüngling so oft die bestgemeinten Räthe übel auffaßt und anwendet, bis er durch Schaden klug wird; es liegt aber in den menschlichen Verhältnissen, ja sogar in den Absichten der Vorsehung begründet, daß ihm ein solcher Schaden nicht immer erspart bleibt. Weltsinn und Weltbildung reicht zum Glück nicht aus.

11. Parzival und Condwiramur.
(179, 13 bis 223.)

49. Seit Parzival „der Einfalt ohne ward", quält ihn auch der Minne Sehnsucht, er denkt an Gurnemanz' Töchterlein. Die träumerische Selbstvergessenheit der Liebe findet herrlichen Ausdruck in den Worten:

Ihm war die Weite gar zu enge
Und auch die Breite viel zu schmal;
Es dünfte alles Grün ihm fahl,
Sein rother Harnisch schien ihm licht,
Sein Herz umflort' ihm das Gesicht...
Wohin sein Roß sich wenden mag,
Er fann's vor Jammer nicht bezwingen,
Es mag nun traben oder springen .

Biel unbetret'ne Bahn er ritt,

Wo wenig Wegebreite (Wegerich) stand:

Thal blieb und Berg ihm unbekannt. (179 f.)

=

So gelangt er nach Pelrapeir (Bel repaire schöner Aufenthalt) im Königreiche Brobarz, wo Condwiramur von ihrem Bewerber Klamide hart bedrängt wird. Der Uebergang über die Flußbrücke, der Einzug in die Stadt und

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