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Alighieri, der, mit allen Schäßen der philosophisch-theologischen Wissenschaft ausgerüstet, voll Begeisterung für das Religiöse, Uebernatürliche und Göttliche, ein Verehrer des seraphischen Heiligen und aller Heroen christlicher Tugend, doch zugleich Volksthümlichkeit genug besaß, um die gedankenreichste und schwungvollste Poesie in vulgärer Mundart, aber durchaus in Form eines Minnegesanges auszuströmen. Seine große allegorische Ideendichtung ist in der That die würdigste Vertreterin der christlichen Poesie des Mittelalters und kann ihren Werth durch keinen Wechsel der Jahrhunderte einbüßen. Auch Dante ist freilich Sänger der Liebe und feiert ihre Allgewalt: l'amor muove 'l sole e l'altre stelle; aber die irdische Liebe, immer rein und geistig, ist ihm Führerin zur himmlischen und göttlichen. Er entlehnt von jener nach unserer Ansicht in Wahrheit nur die Form der Darstellung. Diese Eigenthümlichkeit der italienischen Dichtung bei Dante und in der Franciscanerschule bildet einen sehr merklichen Gegensatz gegen die romantische Poesie der Franzosen und anderer Völker und zu späteren Erzeugnissen im eigenen Vaterlande jener heiligen Sänger. Es konnte ja nicht fehlen, daß außer dem Jenseits, wie es Dante so erhaben schildert, auch die bunten Erscheinungen des diesseitigen Lebens in Boccaccio's Decamerone und die natürliche Liebe in Petrarca's Sonetten ihre Sänger fanden. Aber auch Petrarca ist frei von provenzalischer Ueppigkeit; er und Boccaccio knüpften auch noch entschiedener als Dante an das classische Alterthum wieder an. Die weltliche Ritterdichtung im Geiste der Franzosen hat keine tiefen Wurzeln in Italien geschlagen, obwohl sie in Ariost (im Anfang des 16. Jahrhunderts) einen phantastischen und sittlich leichtfertigen, wenn auch talentvollen Vertreter fand. Erhabene Begeisterung

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für die herrlichsten und ächtesten Nitterthaten des Mittelalters dagegen gab etwas später das tief christlich gedachte Epos des Befreiten Jerusalem" ein. Die italienische Poesie verdient an dieser Stelle fast mehr wegen ihres Gegensaßes gegen den „Parzival", als wegen ihrer Aehnlichkeit mit demselben besonders berücksichtigt zu werden.

12. Eine ganz eigene Art der Ritterdichtung, in welcher nationale und religiöse Begeisterung sich auf's Schönste verschmolzen, finden wir in Spanien. Die Kriege mit den Sarazenen waren ja Kämpfe für Religion und Vaterland. Die ritterliche Energie, welche sich in denselben ausbildete, und der sich immer steigernde Hochsinn der Schritt für Schritt siegreichen Glaubenshelden weckten mit Nothwendigfeit eine kräftige, warme und hochfliegende Poesie. Dieselbe hätte eigentlich keiner Anregung von außen bedurft; doch ist der Einfluß der maurischen und italienischen Literatur nicht unerheblich gewesen, und im 15. Jahrhundert erlebte selbst die Troubadourpoesie noch eine Nachblüthe in castilischer Sprache. Durch Vermittlung der Südfranzosen bekommt nun selbst unser deutscher „Parzival“ Fühlung mit den Spaniern und Arabern (vgl. Nr. 15). Der Geist der spanischen Poesie ist einigermaßen dem der ähnlich isolirten britischen Inseln verwandt, aber lieblicher und christlicher. Die erstere Eigenschaft beruht wohl auf der südlichen Lage des Landes und dem Charakter der dem italienischen verwandten Sprache. Die Form war auch nicht gerade die der Ballade, wie in England, sondern die der weichern Romanze. Die Gesänge vom Cid Campeador hallten Jahrhunderte lang wieder im ganzen Umkreis des Landes und wurden später zu einem lockern Epos zusammengefügt. Die herrlich blühende mittelalterliche Poesie Spaniens steht, durch keine Renaissance unterbrochen, mit den glänzen

den Leistungen des 16. und 17. Jahrhunderts in unmittelbarem Zusammenhange. Im Ganzen hält sich die spanische Poesie wohl am entschiedensten auf der idealen Höhe christlicher Anschauung und Empfindung; es haben sich ja auch an der religiösen Dichtung die Heiligen Spaniens in namhafter Weise betheiligt.

13. Wir kommen nach dieser flüchtigen Umschau auf Deutschland zurück. Es hat vor Allem den einzigen Ruhm, ein ächtes Volksepos geschaffen zu haben; allein schon dieses verdankte seine endgültige literarische Fassung der Anregung, welche von der romanischen Kunstdichtung ausging. Der ritterliche Geist und die „Minne" ist in demselben mit dem Heldengeiste älterer Zeiten eine sehr innige, wenn auch nicht vollkommen harmonische Verbindung eingegangen, während das Christenthum nur durch weniges, noch dazu störendes Beiwerk vertreten ist. In zweiter Linie begegnet uns nun aber die heitere lyrische Minnedichtung, welche nach allen Richtungen den mittelalterlichen Geist zur Erscheinung bringt, durch fremden Einfluß aber in ihrem innersten Wesen wie in der Form mitbestimmt wird und darum nicht im gleichen Sinne eine nationale Schöpfung genannt werden kann. Die höfische Epik endlich ist durchaus von Frankreich herübergeleitet worden. In formeller Hinsicht erreicht sie allerdings nicht dieselbe Höhe der Kunst wie die Lyrik, aber auf ihrem Gebiete eine hohe eigenthümliche Vollendung; dagegen verzichtet sie durchgängig auf das Verdienst selbständiger künstlerischer Anlage und Erfindung (Nr. 114 Ende).

Der deutsche Geist offenbart im Mittelalter eine allseitige Empfänglichkeit für die verschiedenen Gattungen der Poesie, einen würdevollen Ernst bei aller gewinnenden Munterkeit und einen bemerkenswerthen Tiefsinn der Ideen. Leider

hatte unsere ältere Literatur das Unglück, beinahe völlig abgebrochen und durch eine neue, der Form und dem Geiste nach zu sehr an das Alterthum und die Fremde angelehnte ersezt zu werden. So sehr uns aber auch jene in die Ferne gerückt ist, so blicken wir doch nicht ohne Bewunderung, vielleicht nicht ohne Neid, auf die herrlichen Stoffe, die ihr zu Gebote standen, auf die Vorzüge der sprachlichen und metrischen Form, auf die anerkennenswerthen Leistungen, welche sie uns überliefert hat, und namentlich auf die günstigen äußeren Verhältnisse, unter denen sie erblühte. Da begegnen wir in der erzählenden Gattung der naturkräftigen Heldensage, welche selbst im lateinischen „Waltharius" ihre mächtige Wirkung nicht einbüßt, aber auch der innigen, warmen Legendenpoesie und der farbenprächtigen Ritterdichtung. Es geht der lebenslustige Minnegesang neben dem kecken politischen Mahnwort und dem weisen Lehrspruche einher, neben dem muthigen Kreuzlied die frommen Mariengefänge, das tiefempfundene Kirchenlied neben dem gemüthlichen Volkslied. Der Schwant und die Posse behaupten neben dem rührenden Passionsspiele ihre Rechte. Da werden der Erlöser des Menschengeschlechtes und die Gestalten des uralten Naturmythus, die Helden der Völkerwanderung, sowie König Artus und Karl der Große mit Begeisterung gefeiert. Die antike Sage hat so gut ihre Sänger im deutschen Mittelalter, wie die eigensten Schöpfungen der christlichen Phantasie, und selbst die Thierwelt kennt ihre Heldensage. Unter den Dichtern finden wir bei aller Aehnlichkeit doch auch die größte Verschiedenheit scharf ausgeprägt, so daß Wolfram, Walther und Gottfried neben einander Träger der Kunstdichtung wurden, der letzte sogar eine ganz entgegengesetzte sittliche Weltanschauung vertrat. Könige, Ritter und Männer aus dem Volke, Geistliche und Mönche drängte

ein natürlicher poetischer Trieb, ihre Gabe auf den Altar der Musen zu legen. Die Dichtung fand in einer Zeit hohen nationalen Ruhmes und Wohlstandes begeisterte Förderer an Kaisern und hohen Herren, begierige Hörer (mehr als Leser!) in Städten und an Fürstenhöfen. Die Poesie ward auch nicht einseitig gepflegt: die bewegteste Thätigkeit des äußeren Lebens in Krieg und Frieden ging ihr zur Seite und erfrischte sich gern an ihrem Borne; alle Schwesterkünste blühten ohne Neid nebeneinander auf, namentlich war die Musik, wie einst bei dem Künstlervolke der Hellenen, mit der Lyrik unzertrennlich verbunden, und selbst der Tanz gesellte sich ihr im „Leiche“.

Wir haben uns mit dem gepriesensten Werke der höfischen Epik zu befassen. Die Sage, welche ihm zur idealen Grundlage dient, ist ganz eine Schöpfung des christlichen Geistes und für sich allein betrachtet schon eine Dichtung, welche von dem poetischen Geiste des Mittelalters und seinen erhabenen Ideen das schönste Zeugniß ablegt. Ob die Ausführung der Würde des Gedankens allweg gerecht wurde, werden wir weiter unten erwägen; jedenfalls konnte der materielle Stoff, welcher der Ritter- und Minnedichtung entlehnt wurde, nicht ohne Einfluß auf die Darstellung der höchsten christlichen Ideen bleiben.

2. Die Sage vom heiligen Gral.

14. Nicht ohne Mühe können wir uns einen Begriff von der Entstehung und den ursprünglichen Bestandtheilen der schönen Dichtung vom heiligen Grale und Parzival, dem Gralfönige, machen. Wir müssen aber doch dieselbe als Gemeingut der „romantischen“ Poesie kennen zu lernen und, so viel wie möglich, den Antheil der einzelnen Völker Gietmann, Parzival, Faust 2c.

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