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Joseph von Arimathäa das Blut des sterbenden Heilandes auffing. Joseph wurde durch die Wunderkraft der heiligen Reliquie 42 Jahre ohne Nahrung am Leben erhalten; er brachte dieselbe später nach dem Abendlande, verehrte sie mit einem Fisch, als dem Sinnbild Christi, auf einer nachgeahmten Abendmahlstafel, und übergab sie seinem Schwager. So kam sie an die Familie des Anfortas. Daß Joseph bis nach Britannien gekommen sei, erzählt schon Gregor von Tours (sechstes Jahrhundert). Nach späteren Berichten baute er die Kapelle von Glastonbury, auf derselben Insel, auf der man Artus' Grab zeigte. Josephs und seines Sohnes Reisen erscheinen aber als apostolische Eroberungszüge. Der Zusammenhang der Familie des Anfortas (oder Titurel) mit Joseph ist unklar; vielleicht haben wir es mit zwei verschiedenen Genealogien zu thun, die vielmehr nebeneinander laufen, als miteinander verbunden sind. Die von Wolfram erwähnte Heidenlanze, welche den sündigen König verwundet hat, gilt anderen als Lanze des Longinus, mit der die Seite Christi durchstochen wurde, und das Schwert, welches Anfortas Parzival schenkt, wird später zum Schwert des Judas Maccabäus. Wesentlichere Veränderungen der Sage werden uns sogleich begegnen.

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Der Name Templeisen" und manche andere Umstände erinnern an die Tempelherren, die im südlichen Frankreich und nordöstlichen Spanien große Besizungen hatten. Die in dem bekannten Prozesse den Tempelherren zur Schuld gelegten abergläubischen Gebräuche scheinen der Gralsage verwandt. Nach keltischer Ueberlieferung findet sich nämlich auf der Schüssel des kranken Königs ein blutiges Haupt, bei dem man an Johannes den Täufer denken könnte, den die Templer besonders verehrten; in der spätern französischen Sage legt der Gralkönig auch seinen Eid am Jo

hannistage ab. Man hat darnach vermuthet, es liege dem Gral die ältere Auffassung als Schüssel der Herodias zu Grunde. Simrock findet in dem Priester Johannes, dem Sohne des Feirefiß (822), eine Beziehung zur macedonianisch-nestorianischen Verehrung des Johanneshauptes (Uebersetzung, II. S. 530). Auch weihten die Genuesen eine 1101 in Cäsarea erbeutete Schale aus unbekanntem grünem Edelstein der Kapelle des hl. Johannes. Dieses Gefäß (il sacro catino) wurde, wenigstens späterhin (im 13. Jahrhundert), wie der Gral, mit dem Abendmahl des Herrn in Verbindung gebracht und sollte von Salomo und der Königin von Saba herrühren1. Möglicherweise hätte die Kunde von dieser Relique zur Umgestaltung der Gralsage (wenn sie je einen andern Kern hatte) beigetragen. Thatsächlich ist in den Graldichtungen von dem Haupt des Täufers nie die Nede, und bleibt das Gesagte Vermuthung (doch s. Nr. 18). Endlich hat man manche Anklänge an heidnische Vorstellungen, die sich an die Sommersonnenwende, den Johannistag, anknüpfen mochten, zu entdecken geglaubt. Dabei ist man zugleich auf orientalisch-arabische oder auf keltisch-druidische Vorstellungen zurückgegangen. Unzweifelhaft ist, daß man den Templern die abgöttische Verehrung eines Reichthum und Glück verleihenden Heiligthums zur Schuld legte und daß man sich, wenigstens später, das Gralritterthum nach Analogie des Templerordens dachte. Die lettere Vorstellung lag in der Aufgabe des Ordens, die heiligen Stätten zu schützen und den christlichen Glauben zu vertheidigen, sehr wohl begründet; die Gralsage ist nur die poetische Ge

1 Eine Gelehrtenversammlung in Paris erklärte in diesem Jahrhundert die Schale für orientalischen Glasfluß; dieselbe zerbrach auf dem Rückwege nach Genua.

staltung derselben Idee, welcher dem Templerorden sein Dasein verdankte. Dagegen kann das Mysterium des Grals recht wohl die Deutungen auf heidnische Gebräuche, die mit demselben verbunden wären, ja selbst von den Templern beobachtet würden, ohne weitern Anlaß nahegelegt haben.

16. Es wird fruchtlose Mühe bleiben, dem geschichtlichen Ursprung weiter nachzuspüren. Wahrscheinlich hat die Gralsage mehrfache Wandlungen durchgemacht, bis sie ihre spätere poetische Gestalt annahm, die uns rücksichtlich ihres tiefern Sinnes und zur Würdigung des „Parzival" vorzüglich interessirt. Wir wollen nur noch die innere Bedeutung der chriftlichen Legende und die in den Graldichtungen offen vorliegenden Sagenelemente hervorheben.

Der Gral erscheint überall als Unterpfand höchsten Glückes, und mit Recht läßt sich behaupten, daß die allgemeinste Grundlage der Sage eine märchenhafte Vorstellung von einem höchsten paradiesischen Glücke bildet, das noch irgendwo auf Erden reinen Seelen vorbehalten sei. Viele Völker kennen eine auf der Uroffenbarung beruhende, durch den unwiderstehlichen Glückseligkeitstrieb in der Menschenbrust genährte Erinnerung an die wirkliche geschichtliche Eristenz eines seligen Edens und träumen sich gern in den Gedanken an dessen Wiederkehr hinein. Die Christenheit schaute nun im Leben mancher Heiligen paradiesische Züge verwirklicht, und wie im Allgemeinen das christliche Leben eine geistige Verjüngung und innere Beglückung des Menschen wirkt, so wird das Centralgeheimniß des kirchlichen Cultes, das Altarssacrament, mit besonderem Grunde als jenes Kleinod gefaßt, an welches die höchste Seligkeit geknüpft ist. In die Brodsgestalt steigt ja der verklärte Gottmensch mit allen Schäßen des Himmels wirklich herab; hier wird des Menschen Glückstraum zur vollen

Wahrheit. Jene heilige Reliquie, die Abendmahlsschüffel, in welcher dann Joseph das Blut des Gottmenschen auffing, bot sich als schönes poetisches Symbol des Sacramentes oder wurde, noch passender, als dasselbe zugleich wirklich enthaltend vorgestellt; sie setzt auch das Sacrament mit seiner Quelle, dem Erlösungsblute Christi, in nähere Beziehung. Daß eine reine Schaar von Jungfrauen und eine geweihte Ritterschaar Dienst und Wache vor dem Heiligthume hatte, verstand sich dann poetisch von selbst. Und wenn überhaupt ursprünglich eine andere Legende (etwa von Johannes dem Täufer) sich an das Gefäß der Sage knüpfte, ja dieses vielleicht sogar einmal ein heidnisches Palladium war, so ist die Anwendung der Sage auf das heiligste Sacrament doch leicht erklärlich und ein schönes Zeugniß für den innigen Glauben des katholischen Mittelalters. So begreift sich auch der begeisterte Anklang, den die eben auftauchende Sage bei den Dichtern des 13. und selbst schon des zwölften Jahrhunderts fand; noch im 16. Jahrhundert war das Interesse nicht völlig erloschen.

17. Die einfachste Annahme zur Erklärung der Graldichtung dürfte nach den vorhandenen Quellen etwa folgende sein. Es bestand eine weitverbreitete keltische UeberLieferung (f. unten) von einem vielumstrittenen Heiligthume, an dessen treue Hut das Heil eines Königs und Reiches gebunden war. Eine bestimmt und reich ausgebildete Erzählung berichtete, wie ein ritterlicher Held durch manche Kämpfe und Prüfungen den Besitz des geheimnißvollen Heiligthums sich verdiente. Daneben ließ eine uralte, ausschließlich religiöse Legende Joseph von Arimathäa in's Abendland und bis nach England kommen. Aus dieser Legende trat die Leidensreliquie mehr und mehr in der Vordergrund, und auch diese wurde als besonderes Unterpfand des Heiles betrachtet.

Wenn die erste Aufzeichnung der christlichen Sage einem Heiden und Halbjuden, der zugleich Astrolog war, zugeschrieben wird, so hat das wohl in dem wissenschaftlichen Ruf der spanischen Araber und Juden seinen Grund. Doch weist diese Erzählung nicht unwahrscheinlich zugleich auf sachliche Beziehungen des Gralmythus entweder zu jüdischen oder zu arabisch-orientalischen Legenden.

Durch einen glücklichen poetischen Wurf wurde die christliche Legende sodann im zwölften Jahrhundert in jene profane Sage eingefügt und gab ihr wie im Handumdrehen ohne äußerlich bedeutende Aenderung einen ganz neuen, tiefern Sinn.

Auf eine solche Deutung führt das Vorwiegen des ritterlich-weltlichen Elementes, das aber doch nicht schlechthin den Kern der Dichtung ausmacht, und das geheimnißvolle Zurücktreten des meist sehr unbestimmt aufgefaßten Grales. Wären nicht zwei grundverschiedene Erzählungen verquickt worden, so würde entweder die Tafelrunde mehr in dem Mittelpunkt der Handlung stehen, oder der Gral bestimmter den einheitlichen Zielpunkt derselben bilden. Der romanische Ursprung des Wortes „Gral“, auch wenn man es aus catinus gradalis, panis gradilis erklärt, und Wolframs Erzählung vom Ursprung der Gralsage deuten ebenfalls auf die Verschiedenheit der Gral- und Artussage hin; auch die Gralburg wird nach Spanien verlegt und damit die mütterliche Heimath des zukünftigen Gralkönigs; selbst der Name „Parzival" statt des keltischen Wortes „Pereður“ muß französischen oder spanischen Ursprungs sein (Nr. 44), während der Beiname „Waleise“, franz. Gallois, ihn doch als wälischen Briten kennzeichnet.

In der That findet sich der äußere Stoff der Parzivaldichtung ohne die der Gral-Legende entlehnte christliche Idee in einer britischen Erzählung wieder, welche freilich erst im

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