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14. Jahrhundert niedergeschrieben wurde. Es ist das sogenannte Mabinogi', in welchem fast alle Züge der Geschichte des Parzival (Peredur) enthalten sind (vgl. Nr. 14). Seine Mutter will ihn, da Vater und Brüder im Kampfe gefallen sind, in der Einsamkeit ohne Kunde vom Waffenhandwerk erziehen. Es wird die Begegnung mit den strahlenden Rittern, mit Jeschute 2, Cunneware und Keye, sowie mit Ither, der den Becher von der Tafelrunde entwendet hat, in sehr übereinstimmender Weise erzählt. Die besiegten Ritter schickt der Held in der Folge an Artus' Hof3. Er wird von seinem Oheim Gurnemanz im Ritterkampfe eingeübt, zugleich aber auch gewarnt vor unnüßem Fragen. Weiter kommt er zum Bruder desselben, dem kranken König; es zeigt sich aber, daß er zur höchsten Vollendung der Nitterlichkeit noch nicht gelangt ist, und bei Vortragung eines bluttriefenden Speeres und einer Schüssel mit einem blutigen Menschenhaupte fragt er nicht. Er trifft Sigune, gewinnt die Liebe Condwiramurs und besiegt Orilus. In der Nähe von Artus' Lager gedenkt er beim Anblick der Blutstropfen seiner geliebten Condwiramur; in diese Gedanken versunken, finden ihn Segramors, Keye und Gawan, welcher lettere ihn an Artus' Hof bringt. Nach verschiedenen bei Wolfram und Chrestien fehlenden Abenteuern erscheint bei Hofe ein als häßliches Mädchen verkleideter

1 The Mabinogion from the Llyfr Coch o Hergest, by Lady Charlotte Guest. Part. II.

Ich seße gleich die uns geläufigeren Namen ein.

3 Artus oder Arthur ist der halbmythische König der Briten, welcher, `ursprünglich Mittelpunkt der nationalen Kämpfe gegen die Sachsen und der sich daran knüpfenden Sage, später als Jdeal des Ritterthums gilt und im Kreise seiner um die Tafelrunde, d. h. runde Tafel, versammelten Ritter Hof hält (Nr. 42).

Jüngling (wie Cundrîe bei Wolfram) und macht Parzival die Versäumung der erlösenden Frage zum Vorwurf: nun sei der König nicht geheilt und das Land in große Noth gerathen. Dann folgt die Einladung an Artus' Ritter, auf einem Schlosse, wo 566 Nitter und ebenso viele Frauen wohnen, sich den höchsten Ruhm zu erwerben. Gawan entschließt sich dazu; Parzival dagegen will nicht ruhen, bis er die Bedeutung des blutigen Speeres und Hauptes erfahre. Ersterer gelangt zu Antifonie und wird zu einem später auszufechtenden Zweikampf herausgefordert. Letterer begegnet am Charfreitag einem Geistlichen, der ihn wegen seiner Waffenrüstung tadelt; er verweilt bei ihm bis über Ostern. Später schlägt er die Hand einer Königstochter aus, um von seinen Wanderzügen nicht abgehalten zu werden. Er verrichtet große Heldenthaten bei dem „Schloß der Wunder" und gelangt wieder zum kranken König, wo er Gawan findet. Es wird ihm nun das früher Geschaute erflärt. Das Haupt auf der Schüssel ist das Haupt seines Vetters; die Here von Gloucester hat denselben getödtet und den König verwundet; Parzival ist berufen, dieß zu rächen. Er thut es in Verbindung mit Artus und Gawan. Damit schließt die Geschichte der Abenteuer Parzivals und Gawans, der Artusritter, sowie der Rache für den kranken König.

Man sieht, wie die stoffliche Außenseite der Graldichtung hier treu wiedergegeben ist, dagegen der Kern fehlt: die Bedeutung der Schüffel und das Motiv der Handlung. Auch bei Chrestien hat Parzival einen Mord zu rächen, aber der Gral ist an die Stelle der Schüssel mit dem Haupte des Gemordeten getreten. Es leuchtet ein, daß eine Beziehung des Hauptes zu Johannes dem Täufer nicht bestimmt angedeutet ist und erst hineingelegt werden muß.

Dieses Haupt dient aber als Symbol der Einigung und der Rache und muß gewiß auch als Gegenstand besonderer (sei es heidnischer, abergläubischer oder christlicher) Verehrung gedacht werden; zwei Parteien aber streiten um dasselbe. Simrock möchte den ausschließlich britischen Charakter der Erzählung und den Mangel irgend einer bestimmten Beziehung auf den heiligen Gral oder die anderen, weiter unten zu erwähnenden fremdländischen Sagenelemente aus einer bewußten „Verwälschung“ der Erzählung erklären. Allein gegenüber den von San-Marte beigebrachten Gründen erscheint uns eine solche Erklärung durchaus willkürlich. Näher liegt es, daß wir im Mabinogi die spätere Abschwächung einer großen Nationalsage vor uns haben, in der Arthur entschiedener als Vorkämpfer großer vaterländischer Unternehmungen auftrat und auch die Schüssel mit dem Haupte eine tiefere Bedeutung hatte. Es lag jedenfalls nahe, das Haupt oder die Schüssel entweder als nationales Palladium, oder als höchstes religiöses Heiligthum zu fassen. Die letztere Bedeutung, vielleicht auch in Verbindung mit der erstern, müßte nun die Heranziehung des Gralmythus veranlaßt haben. So bietet sich die Vermuthung von selbst dar, daß im Kampfe der christlichen Briten gegen die heidnischen Sachsen der Gral, ein gewiß geeignetes poetisches Symbol des Christenthums, als religiös-nationales Palladium gegolten habe oder doch von späteren Sängern als solches aufgefaßt worden sei. Denn seit der normannischen Eroberung (1066) und noch mehr seit der Regierung Heinrichs II. Plantagenet von Anjou (1151–1189), lebte das britische Nationalbewußtsein von Neuem auf. Die Eroberer nährten es, und die Sänger griffen mit Begeisterung die alten Sagen von Artus auf, in denen sie das Ideal ritterlichen Heldenmuthes ausgeprägt fanden.

18. Zur Bestätigung des neuen Charakters, den die Parzivalsage bald nach jener Zeit annahm, kann der Prosaroman dienen, den Potvin1 mit Chrestiens Parzival veröffentlicht hat. Er scheint die älteste bekannte Darstellung der Gralsage zu sein. Als nächste Quelle wird nämlich die erste französische Bearbeitung des Stoffes, eine Uebersebung eines lateinischen Originales von Joseph le bon Clerc de Cambrai bezeichnet (Potvin I, 355). Da nun die französische Bearbeitung von Chrestien vor 1200 fällt und jene erste Uebersetzung vorherging, so dürfte der lateinische Roman bis 1130-1150 hinaufzurücken sein. Hier finden wir nun im Wesentlichen dieselben Züge, welche uns im Mabinogi begegneten, insofern sie die Haupthandlung betreffen. Nur steht der Gral (ein Kelch) im Mittelpunkte der Dichtung, und zwar als christlich-nationales Palladium, um das Christen und Heiden im Kampfe liegen. Das Königreich ist in Verfall gerathen, weil zwei große Reliquien, nämlich das Schwert des hl. Johannes und die Dornenkrone, schon in die Hände der Heiden gerathen sind, und Parzival die Frage versäumt hat, welche Reich und König hätte erlösen sollen. Als Artus zur Kapelle des hl. Augustin pilgert (des ersten Glaubensboten der Briten), fordert ein heiliger Einsiedler ihn auf, mit aller Macht die Ausrottung des Heidenthums zu betreiben. Parzival, „der jungfräulich Reine“, nimmt daher auch, nachdem er glücklich zum Gralkönigthum gelangt ist, die endliche Vollendung des Werkes in die Hand, und am Schlusse des Romans heißt es: „Der falsche Glaube war nun im Reiche ausgetilgt, und Alle lebten gesichert im neuen Glauben durch die Tapferfeit des guten Ritters." Sehr deutlich finden wir hier die

1,Perceval le Gallois ou le Conte du Graal."

Idee eines reinen, christlichen Ritterthums, welches Blut und Leben für die heiligen Güter des Glaubens einsetzt, poetisch ausgeprägt, eine Idee, welche der Templerorden in der Geschichte auf's Herrlichste verwirklicht hat. Derselbe besaß seit 1136 bereits ein Haus in den Pyrenäen, konnte also sehr früh der Phantasie der Graldichter vorschweben. Die Reliquien setzen offenbar die oben erwähnten Legenden von Joseph unter Erinnerung an Johannes den Täufer voraus. Die ganze Fassung der Erzählung deutet auf einen sehr frühen Ursprung hin, wie sich sofort ergeben wird. Das Nr. 15 erwähnte Gedicht Roberts von Boron theilt indeß mit ihm den Vorzug der Alterthümlichkeit, insofern der erhaltene Theil nur die Legende umfaßt; erst die prosaischen Fortsetzungen bringen die Geschichte von Artus und der Tafelrunde und von Parzival, der den Fischerkönig nach vielen Abenteuern erlöst.

19. Die weitere Entwicklung der Dichtung offenbart nun deutlich den Einfluß des nordfranzösischen Ritterthums. Während nämlich im Prosaroman ernste Kämpfe ohne Schonung des Besiegten geführt werden, treten jezt die Turniere, die Gesetze des ritterlichen Zweikampfes und namentlich die „Minne“ in den Vordergrund. Denn auch diese ist jener ältern Dichtung völlig fremd; Parzivals Jungfräulichkeit wird vielmehr mit besonderem Nachdruck betont, und nichts Unziemliches hat seinen Platz in jenem Roman gefunden, obwohl auch dort der Held alla aventurer par toutes les terres. Dafür ist aber auch die Auffassung des Grals tiefer und religiöser. Im Kelche erscheint einmal ein Kind, ein andermal ein gekrönter König am Kreuze; Engelstimmen singen vor dem Grale den Triumph des Christenthums: Gloria in excelsis Deo. Der reinste christlich-ritterliche Geist aus der ersten Zeit der Kreuzzüge

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