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durchweht die ganze Dichtung und hat auch die Tendenz derselben eingegeben: „daß die Wahrheit allen Rittern einleuchten und diese bereit sein mögen, sich Leiden und Arbeiten zu unterziehen für die Ausbreitung des Glaubens"; nur haftet den Rittern ein Zug grausamer Härte an, den man gern etwas gemildert sähe.

Wie sehr die Gralsage unter dem Einflusse eines verweltlichten Ritterthums an ächt poetischer, erhebender Wirkung verloren hat, ist demnach augenfällig. Das Ritterthum macht sich in den höfischen Graldichtungen durch Galanterie und Abenteuerlust häufig lächerlich, die epische Handlung verliert ihren festen Zielpunkt und läuft die größte Gefahr, ihre Einheit vollends einzubüßen (daher die unendliche Breite der Fortseter Chrestiens); die Dichter steigen von der sittlichen und religiösen Höhe der schönen Legende tief herab und lassen das Heiligthum, welches ohnehin der Handlung etwas äußerlich geblieben war, ganz in's Dunkel zurücktreten; Christenthum und Heidenthum stehen in auffallend freundschaftlicher Beziehung zu einander.

Der Umstand, daß bei Wolfram die Sittenreinheit (nicht freilich die Jungfräulichkeit) eine Vorbedingung seiner Erwählung ist, daß die Sünde des Gralkönigs gegen seinen geistlichen Beruf (wenn auch nicht gerade gegen den schuldigen Eifer in der Glaubens verbreitung) Ursache seines Leidens wird, und daß eine (consecrirte) Hoftie im Gral gedacht wird, rückt die deutsche Bearbeitung jener ersten französischen näher, und auch daraus könnte man schließen, daß unser Dichter aus einer reinern Quelle schöpfte, als Chrestiens Werk ist. Daß diese nun das Gedicht Kyots, des Provenzalen, war, sagt uns Wolfram selber, und es sind schwerlich genügende Gründe beizubringen, um diese seine Angabe als bloße Erdichtung nachzuweisen. Dagegen

läßt sich nicht sicher bestimmen, ob die höchst wahrscheinlich romanische Gralsage im südlichen (provenzalischen) oder im nördlichen Frankreich die erste Verbindung mit der britischen Artussage eingegangen ist. Die geographische Wahrscheinlichkeit spricht für das lettere. Da ferner jene älteste Bearbeitung und ebenso Robert von Borons Werk auf eine lateinische Quelle zurückgeführt werden und auch Kyot nach Wolfram aus einer lateinischen Chronik in Anjou geschöpft hat, so dürfte man nicht unwahrscheinlich in dem ersten Graldichter einen Geistlichen des nördlichen oder mittlern Frankreich vermuthen.

20. Außer der Artussage, mit der schon Parzival selbst, der Hauptheld, in ziemlich lockerer Verbindung steht, sind nun noch mancherlei unwesentlichere Stoffe fremdartigen Charakters zur Erweiterung der Gralsage herangezogen worden. Manche märchenhafte Züge entstammen der Volkssage; dahin gehört beispielsweise die Frage nach den Heiligthümern der Gralburg mit der auffallenden Bedeutsamkeit, welche ihr beigelegt wird, die naive Einfalt des jungen Parzival, das verschworene Lachen und Reden Cunnewarens und Antanors; solche Züge kehren in volksthümlichen Mårchen häufig wieder. Der Zauberer Klinschor aber steht mit der italischen Sage von Virgil in Verbindung und vertritt die Wunderwelt der im Mittelalter eine so hervor ragende Rolle spielenden Magie. Feirefiß, Secundille, Johannes, Cundrie stellen das ferne Morgenland vor, das man sich in den seltsamsten Farben ausmalte. Die Schwansage gehört den Niederlanden an und führt zu Gottfried von Bouillon, dem Helden des ersten Kreuzzuges; hierin liegt eine neue Bestätigung der Ansicht, daß die Gralsage in ihrer tiefern Bedeutung den ritterlichen Kampf des Christenthums für seine Heiligthümer gegen die heidnische Welt darstellen soll. Auch sonst ist noch manches aus der deutschen

Sage wenigstens in Wolframs Dichtung übergegangen. Doch scheinen nur die zahlreichen Anklänge an Volksmärchen der ältesten Darstellung der Gral-Artussage anzugehören 1.

So viel über den muthmaßlichen Ursprung, die poetische Bedeutung und die älteren Bearbeitungen der Gralsage, soweit die allgemeine Auffassung derselben und die zur Erweiterung aufgenommenen Sagenelemente in Frage kommen. Zur ästhetischen Würdigung des deutschen Epos wird nur die Chrestien'sche Dichtung in gelegentlichen Anmerkungen bei Erläuterung unseres „Parzival“ und im „Schlußurtheil“ herangezogen werden.

3. Wolfram von Eschenbachs Leben und Werke 2.

21. Der Sänger des „Parzival" gilt ziemlich allgemein als der größte Dichter des deutschen Mittelalters wegen der Tiefe seiner Ideen und des kühnen Fluges seiner sittlich ernsten Muse. Ein gleiches Ansehen besaß er bereits bei seinen Zeitgenossen und in den folgenden Jahrhunderten, bis die gänzliche Umwandlung der Sprache, der Verhältnisse und Anschauungen und die einseitig antike Richtung der gelehrten Humanisten ihn allmählich in Vergessenheit brachten. Ueber seine Lebensumstände sind uns aus der Blüthezeit des Mittelalters nur sehr dürftige, meist aus seinen eigenen Gedichten zu schöpfende Nachrichten erhalten. Große Meister erregen eben mehr durch ihre Schöpfungen, als durch ihr oft in sehr engen Kreisen sich bewegendes

1 Aus der Literatur über die Sage sei erwähnt: E. Martin, Zur Gralsage, 1880, und W. Herz, Die Sage von Parzival und dem Gral, 1882.

2 San-Marte, Leben und Dichten Wolframs von Eschenbach; Schmeller, Ueber Wolframs Heimath, Grab und Wappen; Gotth. Bötticher, Parzival.

Privatleben das Interesse der Mit- und Nachwelt. Des Dichters Vaterland war Bayern (Parz. 121, 7). Mit unverkennbarer Vorliebe rühmt er sich seines ritterlichen Standes, der ihm sogar höher gilt als die Gabe des Gesanges:

Zu Schildesamt bin ich berufen:

Wenn Kraft und Muth mir Ruhm nicht schufen,
Wenn Eine mich liebt um Gesang,

Ist mir um ihre Weisheit bang.

Wenn ich nach Frauenhuld begehre

Und mit dem Schild nicht und dem Speere

Verdiene ihrer Minne Sold:

So sei sie mir nicht ferner hold.

Es heißt doch hohe Würfel spielen,

Mit Ritterschaft nach Minne zielen. (Parz. 115, 11–20.)

Sein Zuname „von Eschenbach“, auch „von Eschenbach und Pleienfelden" und manche andere Andeutungen weisen uns nach Mittelfranken als seiner Heimath. Der Beiname bedeutet wohl nur, daß er auf einem der Güter der Herren von Eschenbach wohnte, nicht daß er einer adeligen Familie „von Eschenbach“ angehörte. So war auch Hartmann von Aue (Arm. Heinr. 5. 49 f.) nur Dienstmann der Herren von Aue. Doch glauben einige, er sei ein nachgeborener Sohn einer adeligen Familie Eschenbach gewesen und als solcher mit kargem Erbe abgefunden worden. Jedenfalls scherzt er häufig über seine Armuth:

Daheim in meinem eignen Haus
Freut sich gar selten eine Maus.
Nun, die kann ihre Speise stehlen

Was braucht man sie vor mir zu hehlen?
Ich finde wenig Speise offen:

Zu oft hat mich das schon getroffen,
Mich Wolfram Herrn von Eschenbach,

Zu dulden solches Ungemach. (185, 1–8.)

Er war Lehensmann des Grafen von Wertheim, dem auch Eschenbach zu eigen war (184, 4). Wie es durchaus scheint, hieß die Burg (vielmehr der Hof) des Dichters Wildenberg, im jezigen Dorfe Wehlenberg bei Ansbach (Parz. 230, 13), obwohl er in der Liebfrauenkirche zu Ober-Eschenbach seine Grabstätte fand. Ein rother Topf im goldenen Schilde und auf dem Helme über dem Schilde, wo aus demselben fünf Blumen hervorwuchsen, war sein ritterliches Wappen. Er lebte meist seiner Muse; daher finden wir ihn auch am Hofe des berühmten Dichtermäcenaten, des Landgrafen Hermann von Thüringen, im Kreise der historischen Wartburgsänger. Hier machte er die Bekanntschaft Walthers von der Vogelweide, und erhielt von seinem hohen Gönner den Stoff zum „Willehalm“ (Willeh. 3, 8 u. 9). Doch weder dieses noch ein anderes seiner Gedichte hat er einem Fürsten gewidmet; auch tadelt er freimüthig die Unordnungen am Hofe zu Eisenach. Daraus läßt sich vielleicht schließen, daß er der Huld der Großen nicht in dem Grade bedürftig war, wie der fahrende Sänger Walther. Nähere Angaben über sein Geburts- und Todesjahr fehlen. Sein Wirken fällt aber an das Ende des 12. und in den Anfang des 13. Jahrhunderts, als die Hohenstaufen auf dem Höhepunkte ihrer Macht standen, also mitten in jene mittelalterliche Glanzperiode unserer Literatur.

Der Dichter hatte keine gelehrte Bildung genossen; sein Wissen und Können stammte aus dem frischen Leben: Was in den Büchern steht geschrieben, Drin bin ich ungelehrt geblieben.

(Willeh. 2, 19 f.; Parz. 115, 27.)

Büchergelehrsamkeit stand eben in jener Zeit noch nicht so hoch in der allgemeinen Achtung, daß ein Ritter oder selbst ein ritterlicher Dichter sich sonderlich um dieselbe be

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