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mit kostbarem Halsband und reich geschmücktem Seile läuft vorüber. Schionatulander fängt ihn ein und bringt ihn Sigunen. Die Edelsteinschrift des Seiles erzählt die Geschichte zweier Liebenden. Während die Jungfrau diese begierig liest, entwischt der Hund. Der Held macht vergeb liche Anstrengungen, denselben wieder einzufangen. Jene besteht darauf, die Inschrift zu Ende lesen zu wollen. Schionatulander erbietet sich zu jedem Opfer, welches ihn die Erwerbung des Brackenseiles kosten möge.

Noch zwei Erzählungen hat Bartsch aus dem jüngern „Titurel“ Albrechts von Scharfenberg als ächte Gedichte Wolframs ausgehoben (vgl. „Germania“ 13, 1—37). Dieselben berichten von Gahmurets Tode, welcher der Zeit nach an das erste Fragment sich anschließt, und vom Abschied des Helden von Sigunen. Seine Kämpfe um das Seil und sein Tod sind nicht mehr erzählt.

Demgemäß wird den Kern des von Wolfram geplanten Gedichtes Schionatulanders tragisches Ende im Kampfe um das Brackenseil gebildet haben; derselbe wird nämlich im jüngern „Titurel" nach vielen ruhmvollen Siegen endlich von Orilus erschlagen. Es gereicht dem Dichter zur Ehre, diesen, wie es scheint jugendlichen Versuch an einem doch zu unfruchtbaren Stoffe aufgegeben zu haben. Das lyrische Interesse an den wirklich ausgearbeiteten Theilen mag ihn angezogen, der Mangel eines tiefern Ideengehaltes aber wieder abgeschreckt haben. Die Darstellung ist in den Bruchstücken gewandt und glänzend; die der Gudrunstrophe nachgebildete metrische Form entbehrt aber der epischen Einfachheit und Kraft, thut in den kurzen lyrischen Partien durch ihren melodischen Klang freilich die beste Wirkung, mußte jedoch auf die Länge ermüden. Die „Minne“ sollte als Motiv die epische Handlung tragen; wir wählen daher zur

Veranschaulichung der Titurelstrophe folgenden Spruch über

die Macht der Liebe:

Die Minne hält umschlungen

die Enge und die Weite.

Hier auf Erden steht ihr Haus:

zum Himmel gibt ihr Reinheit das Geleite. Minn' ist allwärts, außer in der Hölle.

Der starken Minn' erlahmen ihre Kräfte,

ist Wankelmuth und Zweifel ihr Geselle. (Str. 51.) 1

1

24. Der Stoff des „Willehalm“, eines vom Dichter nicht vollendeten Epos, war in seinem Wesen ernst, würdig, ja großartig; er umfaßte die Kämpfe des hl. Wilhelm von Aquitanien gegen die Heiden, d. h. Araber. Die älteste uns vorliegende Quelle 2 erzählt in Kürze Folgendes: Wilhelm diente als Page und Knappe in der nächsten Umgebung Karls des Großen und erhielt von ihm frühzeitig Amt und Titel eines Grafen. Des Königs höchstes Streben ging aber dahin, den Ruhm Christi zu mehren und den christlichen Namen über alle Völker glorreich zu erheben, und hierzu war auch Wilhelm mit anderen Heerführern ganz vorzüglich berufen und wirksam thätig. Als nämlich die Sarazenen mit einem unzählbaren Heere die südlichen Provinzen des Frankenlandes überschwemmten, erkor Karl auf den Rath aller seiner Großen den Grafen Wilhelm zum Oberanführer im Kriege und erhob ihn zum Herzog von Aquitanien. Er entriß den Heiden das feste Orange und machte dieses zur Hauptstadt seines Herzogthumes. Er bekämpfte ferner die Feinde in Spanien und Afrika mit solchem Glücke, daß er den christlichen Landen Sicherheit und Nuhe

1 Die „Minne" schließt die Gottesliebe ein, wie hier, so auch in zahlreichen anderen Stellen des Dichters. Vgl. Nr. 3.

2 Acta Sanctorum, t. VI. Vita Sti Wilhelmi.

wieder schenkte. Nach manchen frommen Werken des Friedens trat er schließlich in ein von ihm selbst gestiftetes Kloster, und im Jahre 812 ging der ruhmreiche Held in das Haus seines ewigen Königs ein.

Wolfram beginnt sein Gedicht in geweihter Stimmung mit einem Gebete zu Gott, stellt jedoch seinen Helden nach späterer Ueberlieferung als sündbefleckten, aber reuevollen Ritter dar, der auch von der Minne Sold genommen. Die Schlußworte des Eingangs lauten:

Die Hülfe deiner Güte

Send', Herr, in mein Gemüthe
Verständ'gen Sinn, so weisen,
In deiner Kraft zu preisen
Den Ritter, der dein nie vergaß.
Und wenn er sündhaft sich vermaß,
So daß er deinem Haß verfiel,

Bracht' deine Gnad' ihn doch an's Ziel,
Daß er durch Büßung seiner Schuld
Verdiente wieder deine Huld.

Dein Beistand riß ihn oft aus Noth;
Ihm nahte nie der beiden Tod,

Der Seele und des Leibes.

Doch Minne eines Weibes

Schuf ihm oft großes Herzeleid.

Eine solche Umgestaltung der Legende ist gewiß sehr unglücklich und hatte eine so äußerliche und weltliche Behandlung im Gefolge, daß der ernste Charakter des Glaubenshelden völlig in den Hintergrund tritt. Wilhelm hat nach . Wolfram die Tochter des Heidenkönigs Terramer entführt und sie nach der Taufe zur Ehe genommen. Dieselbe hieß als Heidin Arabel und nennt sich als Christin Kyburg. Ihr früherer Gemahl Tybalt fordert sie mit Heeresmacht zurück. Wilhelm wird in der Ebene von Alischanz ge

schlagen und zieht sich nach Orange zurück. Auch von hier verdrängt, kommt er nach Orleans zu König Ludwig dem Frommen und bittet um Hülfe'. Unter anderen schließt sich der tapfere Rennewart dem Zuge nach Orange an, das auch glücklich dem Feinde entrissen wird. Damit bricht das Gedicht ab, und erst um 1242 führte Ulrich von Türheim die Geschichte Wilhelms und Rennewarts zu Ende. In ähnlicher Weise ergänzte noch etwas später Ulrich von den Türlein den Anfang des Gedichtes. Wolfram selbst mag gefühlt haben, daß ein Epos nur den Kern- und Höhepunkt im Leben des Helden zu behandeln berufen sei, und daß obendrein die Erzählung von Arabels Entführung die Idee des Gedichtes vollends entstelle. Denn er bemüht sich allerdings, die Vorstellung eines Glaubenskrieges, soweit das eben noch möglich war, zu retten, z. B. in folgender Ansprache des Feldherrn an seine kampfbereiten Helden:

Ihr Helden sollt bedenken,
Daß wir nicht lassen kränken
Die Heiden unsern Glauben.
Sie möchten uns wohl rauben
Die Taufe, wenn wir's litten.
Unsegen wir erstritten,

Wenn wir entsagten solchem Heil,

Als durch das Kreuz uns ward zu Theil.
Denn seit der Kreuz'gung Schauspiel bot,
Jesus von Nazareth! dein Tod,

Entfloh der bösen Geister Heer
Und schrecket uns nun nimmermehr.

Es sei euch, Helden, stets gesagt,

1 Die poetisch abgeschwächte Legende spielt bei den Dichtern bezeichnend genug nicht unter dem großen Karl, sondern unter seinem schwächern Sohne.

Daß ihr sein Todeswappen tragt,
Der von der Hölle uns erlöste:

Er kommt wohl noch, daß er uns tröste.

So steht nun ein für Ehr' und Land,
Daß nicht Apoll und Tervigant

Und der Betrüger Mahomet

Der Taufe Frucht uns niedertret'. (17, 2-22.)

Der „Willehalm" ist übrigens nur die Nachdichtung einer vom Landgrafen Hermann von Thüringen († 1215) vermittelten französischen Dichtung. Dieß sagt uns der Dichter selbst und fügt zum Lobe der „Aventüre" bei:

Die besten der Franzosen sind

Im Urtheil übereingekommen,

Daß füß'res Wort nie ward vernommen
In reinem und in würd'gem Fluß;

Ein Abbruch oder Ueberschuß

Verfälschte diese Rede nie.

So heißt's dort: hört sie nun auch hie. (5, 8 ff.)

Der Umstand, daß Wolfram nicht aus der reineren Quelle der alten Legende schöpfte, mag zu einem großen Theil die mangelhafte Auffassung des Stoffes und der Charaktere verschuldet haben. Die Darstellung ist übrigens dieselbe wie im „Parzival", dem größten epischen Gedichte Wolframs, welches uns sofort eingehender zu beschäftigen hat. Nur ein paar Vorbemerkungen mögen gleich hier ihre Stelle finden.

Was die Beurtheilung des Werkes anlangt, so war es mein Bestreben, zunächst bei jedem einzelnen Abschnitte, dessen bedeutendste Züge möglichst treu und anschaulich vorgeführt werden, Lob und Tadel nach Befund der Untersuchung und an der Hand allgemeiner ästhetischer Principien auszusprechen und erst am Schlusse das Ergebniß der

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