Den Anker band, in dem man sah Groß wahrlich und nicht kleine: Ein theurer Buckel drauf geschlagen; Ich wünscht' es wohl in meiner Hand, Was dort der Held zum Schmuck begehrt: So guten niemand kämpfend führte; So war's, als ob da brannte Bei finst'rer Nacht ein lodernd Feuer. Drein wirkt und grün' Achmardiseide: Dann hob den Schild er vor die Brust. Gietmann, Parzival, Faust 2c. Und kam zum andern End' heraus. (70, 13 bis 72, 7.) 32. Es folgt nun die Schilderung der ersten Kämpfe Gahmurets und der anderen. Doch läßt der Mangel an= schaulicher Individualisirung und Charakterzeichnung die zahlreichen Ritter und ihre Leistungen nur in einem verschwommenen Bilde erkennen, das höchstens den Wirrwarr in den streitenden Haufen angemessen darstellt. Gemüthvolle Bemerkungen werden eingestreut und geben für die Farblosigkeit der Beschreibung einigen Ersaz, z. B.: Da stach der Fürst von Aragon Den alten Utepandragon Vom Roß hinab wohl auf das Feld; Bretonenkönig war der Held. Viel Blumen standen da um ihn. Ach, wie so höflich ich doch bin, Wohin nie trat ein Bauernfuß (Wenn ich euch Wahrheit künden muß), Noch leicht in Zukunft einer tritt. Doch konnt' er just sich halten nit Auf seinem Roß, allwo er saß (74, 5—17). Bei eintretender Erschöpfung wird die nothwendige Pause in geeigneter Weise durch Uebergabe des Minne briefes von Anpflise, Königin von Frankreich, welcher Gahmuret = 1 D. h. ohne Benütung des Steigbügels (wande scheint da, indem, sobald). von jeher theuer war (vgl. 69, 29), ausgefüllt. Zu neuen Thaten angetrieben und gestärkt, kehrt er nun auf den Kampfplatz zurück. „Der Anker kommt! Hinweg, hinweg!" so rufen die vor ihm Fliehenden. In schönem Gegensatz steht dazu die plötzliche Traurigkeit, welche Gahmuret entwaffnet. Er bemerkt einen Fürsten von Anjou mit umgekehrtem Wappenschilde und erkennt daraus den Tod seines Bruders, Königs von Anjou, der im Minnedienste gefallen. Da band er seinen Helm sich ab, Und weder Gras noch Staub sein Trab Der große Jammer that's ihm an (80, 19—22). Gahmurets Leistungen während dieses Tages werden so zusammengefaßt: War groß auch Gahmuretens Klage, Den Rufern war'n willkommne Beute: Das war das gute Recht der Leute (81, 5—14). 33. Vier Fürsten hatte er gefangen genommen. Den durchlöcherten Waffenrock trägt ein Page zu Herzeleide. Diese staunt über die ungewöhnliche Pracht desselben und zeigt sich geneigt, Gahmuret den Preis des Tages zuzuerkennen. Sie sucht ihn gegen Abend in seinem Zelte auf und nimmt von ihm den Abendtrunk. Inzwischen kommen aus dem äußern Heere zwei gefangene Ritter; sie begrüßen im Namen aller Gahmuret als Sieger im Vorturnier, bei dem man es will bewenden lassen. Das begeisterte Lob derselben weist er mit derselben Bescheidenheit zurück, wie oben den Dienst der Mohrenkönigin (Nr. 29): Die Herrin denkt wohl, daß du tobest, Du kannst mich doch verkaufen nicht 1, Du hast den Mund zu voll genommen (86, 5—9). Herzeleide bittet auf Grund von Recht und Liebe um die Freigebung der Fürsten, zu deren Auswechslung die Gefangenen kamen. Aber ein doppelter Gegenanspruch auf Gahmurets Herz versenkt ihn in tiefe Trauer. Anpflisens Kaplan (s. Nr. 27 Ende) vertritt seiner Herrin Necht; andererseits gedenkt er der verlassenen Belakane. Den Wirth trieb's nun in Treuen, Denn Sehnsucht wecket Schmerzen. Davon ist mir mein Herz so wund: Das Weib war rein und süß von Art“ (90, 9—21). Dann klagt er wieder um den Bruder: „Eins und das And're muß ich klagen. 1 Man hat ihn wie eine Wa are gepriesen. „Wie hat nun meines Ankers Zahn, Da sprach der Held mit treuem Sinn: „O Galoes, du Anschewein! Die Frage lass' man künftig sein 1: Aus deinem Herzen blühte, Mich dauert deine Güte.“ (92, 12—22.) Nachdem er auch noch der Mutter Tod vernommen, ist er nicht mehr zu trösten; die Nacht wird ihm zur "Jammerzeit“. Des andern Tages redet ihm Herzeleide zu, der Mohrin und der Königin von Frankreich zu entsagen. (Herz.) Laßt mich mein Herz nicht ganz versehren! Sagt an, womit wollt Ihr Euch wehren ?" (Gahm.) Ich steh' Euch Antwort, wie Ihr fragt. Ward nicht ein Kampfspiel angesagt Auf heute? Dieß kam nicht zu Stande: Es that hier mancher mehr als ich. Nur allgemeine Freundlichkeit Verdien' ich, wenn Ihr gnädig seid“ (95, 11—26). 1 Da3 stelle man nicht in Frage, daß der Bruder ein Held war. |