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wird wiedergeboren, verfällt aufs neue dem Alter, der Krankheit, dem Tode. Wer dagegen (diese Einsicht erschloss sich nun Buddha) die Neigung zum Dasein überhaupt und die zu irgend einer Form desselben (zur Liebe, zum Ehrgeiz) völlig in sich ertödtet; wer jedweden Trieb so zu sagen einzeln hingerichtet hat, ist, wenn er stirbt, ganz todt, ist ewig dieser Welt des Jammers ledig.

Das Bewusstsein, solche Gemüthsbeschaffenheit errungen zu haben, ist zugleich das höchste irdische Gut. Der Jünger, der Lust und Begier von sich abgethan hat, der Weisheitsreiche, er hat hienieden die Erlösung vom Tode erreicht, die Ruhe, das Nirvâna, die ewige Stätte" (s. Oldenberg, Buddha p. 270).

Somit ist die christliche Hölle dem Buddhisten die Erde; der christliche Himmel gänzliche Vernichtung, das Nirvâna. ,,Wie die Gluth der indischen Sonne dem müden Leib die Ruhe in kühlem Schatten als das Gut aller Güter erscheinen lässt, so ist auch dem müden Geist Ruhe, ewige Ruhe das Einzige, nach dem er begehrt" (Oldenberg, Buddha p. 225). Mitleid, Aufopferung für Andere, Feindesliebe haben in diesem System nur insofern eine Stelle, als sie das Absterben der so lebendigen egoistischen Triebe bedeuten.,,Das eigentliche Moment des Wohlthuns verschwindet völlig hinter dem der asketischen Selbstaufopferung. Der Buddhismus gebietet nicht sowohl, seinen Feind zu lieben, als seinen Feind nicht zu hassen. Sittlichkeit ist nicht handelndes Gestalten der Welt, sondern Sichloslösen von der Welt" (Oldenberg, Buddha p. 51, 298, 308).

Dem entsprechend erlöste auch Buddha selbst in erster Linie sich. Indessen wurde er durch Mitleid bewogen, die Resultate seines Denkens auch Andern zu verkünden.,,Zieht

aus ihr Jünger (so lauten in unsern Quellen die Worte, mit welchen Buddha seine Gläubigen aussendet) und wandert, zum Heil für viel Volks, aus Erbarmen für die Welt" (Oldenberg, Buddha p. 133).

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Für den Gegenstand dieses Buches (das ist für die Beantwortung der Frage: woher empfinden wir wohlwollende Handlungen unwillkürlich als löblich, Egoismus, Grausamkeit als tadelnswerth?) ist die christliche Ethik von besonderer Wichtigkeit. In ihr hat ja die Schätzung des Wohlwollens, das Gebot ,,liebe deinen Nächsten" eine hervorragende Stelle. Wodurch ist Jesus dazu gekommen, diese Schätzung zu kreiren, das Gebot auszusprechen ? Durch Wohlwollen. Gleichwie ein Vater seinen Kindern aus Liebe zu ihnen predigt, dass sie sich unter einander lieben sollen, so predigte Jesus Nächstenliebe aus Nächstenliebe.

Wie Wohlwollen überhaupt möglich ist; wie es sein kann, dass die Leiden Anderer Jemandem Kummer verursachen und ihr Glück Freude, soll erst später untersucht werden (§ 29). Jedenfalls existiren diese Empfindungen und waren in dem Stifter der christlichen Religion besonders mächtig.

Um solche Jesuscharactere dem Verständniss näher zu bringen, erinnere man sich der Momente seines eigenen Lebens, in denen das Elend eines Menschen in so ergreifender, rührender Gestalt sich darstellte, dass man das eigene Wohlbefinden oder den eigenen Besitz wie einen Vorwurf empfand und Neigung fühlte, sein Leben der Minderung des menschlichen Elends zu weihen. Bei Jesu war diese Neigung nicht vorübergehende Stimmung, sondern dauernder Zustand, Charaktereigenschaft.

Seiner glühenden Nächstenliebe widersprach es nun, ge

mäss den Vorschriften des Alten Testaments, blos die Mitglieder Eines Volkes zu respektiren. Alle Menschen waren gemeint, wenn er predigte: Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst. So erweiterte er die Lehre des Alten Testaments,

eine Lehre, welche den weniger kultivirten Völkern gemeinsam ist. Ueberall dort ist der Fremde Feind. Ausländer und Feind, bemerkt Carl Friedrich Hermann in seinen ,,Griechischen Staatsalterthümern" werden selbst in der Sprache ursprünglich gleichgesetzt (Herodot IX, 11: Géroi). Auch hostis bedeutet ja ursprünglich den Fremden (Cicero, de off. I, 12 hostis apud majores nostros is dicebatur, quem nunc peregrinum dicimus). Nichts, sagt Hearn, lag anfangs irgend einem Volk ferner, als die Vorstellung, dass alle Menschen Eines Blutes und Geschöpfe eines All-Vaters im Himmel seien. Sie waren vielmehr Sie waren vielmehr überzeugt, dass die eigenen Götter den übrigen Menschen feindlich gesonnen seien (Aryan housh. p. 19).66 Jesu Nächstenliebe durchbrach. wie gesagt, diese Schranken: sie umfasste alle Menschen.

Ausserdem vertiefte er die Lehre des Alten Testaments Letzteres beschränkt sich im Wesentlichen darauf, Anderr nachtheilige Handlungen zu untersagen. Es verbietet, zi morden, falsch Zeugniss zu geben, die Ehe zu brechen Jesus, tiefer greifend, als die Lehrer des Alten Testaments verbietet auch Andern nachtheilige Gesinnungen. Matth. 5 v. 27 ff. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Di sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage Euch: Wer ein Weil ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Eh

Go M'Lennan, prim. marr. p. 107. Whoever is foreign to a group is hostile to it.

gebrochen in seinem Herzen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht tödten; wer aber tödtet, der soll des Gerichtes schuldig sein. Ich aber sage Euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichtes schuldig. Ausserdem gebietet er eben die Gesinnung der Nächstenliebe: Röm. 13 v. 9: Das da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen; Du sollst nicht tödten; Du sollst nicht stehlen; Du sollst nicht falsch Zeugniss geben; Dich soll nichts gelüsten; und so ein ander Gebot mehr ist, das wird in diesem Wort verfasset: Du sollst Deinen Nächsten lieben, als Dich selbst. v. 10: Die Liebe thut dem Nächsten nichts Böses (vgl. Gal. 5 v. 14; 1. Cor. 13 v. 3).

Man kann (mit Benutzung eines Benthamschen Bildes) jene alttestamentlichen Verbote und die neutestamentliche Ethik zwei koncentrischen Kreisen vergleichen. Der gemeinsame Mittelpunkt ist die Erreichung menschlichen Wohls. Im kleinern Kreis bewegt sich die Lehre des Alten Testaments um diesen Mittelpunkt (sie berücksichtigt nur das Wohl Eines Volkes; sie verbietet nur Andern nachtheilige Handlungen); im grössern die Lehre Jesu (sie will das Wohl der ganzen Menschheit; sie verbietet selbst Andern nachtheilige Gesinnungen). Der kleinere Kreis ist früher entstanden, als der grössere. Erst musste das Gröbste gethan sein. Jene Verbote (zu morden, zu stehlen), zwischen den Egoismen der Menschen aufgerichtete Schranken, mussten erst Frieden und damit die Grundlage schaffen, auf der sich raffinirtere Systeme erheben konnten. Bentham bezeichnet den kleinern Kreis als Recht, den grössern als Moral.

Also, Jesus erweiterte die Lehre des Alten Testaments nach aussen: er umfasste mit gleicher Liebe das ganze

menschliche Geschlecht; und er vertiefte sie nach innen: er legte den Accent nicht auf die Handlungen, sondern auf die Gesinnung.

Indessen, wäre Jesus nur ein Philanthrop gewesen, so würde das Gebot der Nächstenliebe nichts weiter sein, als ein persönlicher Wunsch von ihm. Der Umstand dass es gerade seiner Naturanlage entsprach, Wohlwollen zu üben und zu predigen, hätte dem,,Liebe Deinen Nächsten" nie zu dem Rang eines allgemein gebietenden Sittengesetzes verholfen. Diese Vorschrift wäre ein Gegenstand individuellen Beliebens, von Jesus mehr empfohlen, als befohlen. Nun aber war Jesus nicht blos eine menschenliebende, sondern auch eine gottliebende und gottbildende Natur. Wie alle Gottbildner sah er unwillkürlich den Grundzug seines eigenen Wesens, die Liebe, in die Gottheit hinein. „,Gott ist die Liebe" (1. Joh. 4 v. 8). Gleich seinem Bildner Jesus liebt Gott die Menschen; gleich Jesus will er, dass die Menschen sich unter einander lieben.

Diese Ausstattung Gottes mit Menschenliebe, und wie hierdurch das ,,Liebe Deinen Nächsten" zu einer göttlichen, also jedem Achtung gebietenden Vorschrift wurde, wollen wir jetzt näher erörtern.

Geschaffen hat Jesus die Gottheit nicht. Er fand sie bereits vor. Aber sie war beschränkt, Jesu unähnlich und deshalb eben hat er sie unwillkürlich umgestaltet, sich angeähnelt.

Wir haben erwähnt, wie Götter überhaupt entstehen der schwache, fürchtende, hoffende Mensch fiel vor den Naturerscheinungen, vor dem Donner, dem Erdbeben oder deren Verursachern auf die Kniee. Jehovah oder Jahveh ist nicht

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