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geschehen am häufigsten aus Egoismus (Eigennutz: um mit Geld; Eitelkeit: um mit Ehre bezahlt zu werden); selten aus wohlwollender Neigung; am seltensten, weil das Gewissen befiehlt: du sollst deinen Mitmenschen helfen; es ist deine Pflicht. Das Gewissen gleicht dem Monarchen eines parlamentarisch regierten Staates: es thront, ja es wird fast wie ein Gott geehrt, aber es regiert nicht; sondern die (egoistische oder wohlwollende) Neigung wie dort die Partei, welche gerade oben auf ist, regiert.

Dass das Bewusstsein, nächstenliebende Handlungen seien löblich, selten sie hervorbringt, bemerkt auch Spinoza: Obgleich Alle überzeugt sind, dass die Religion lehre, ein jeder solle seinen Nächsten wie sich selbst lieben, so vermag diese Ueberzeugung doch nur wenig über die Leidenschaften. Sie macht sich zwar auf dem Siechbett geltend, wenn nämlich die Krankheit eben die Leidenschaften besiegt hat und der Mensch kraftlos daliegt, oder in Kirchen, wo die Menschen keinen Handel treiben, keineswegs aber vor Gericht oder am Hofe, wo sie am nöthigsten wäre.

Ebenso der Apostel: Das Gute, das ich will, das thue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das thue ich. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht; denn ich thue nicht, das ich will, sondern das ich hasse, das thue ich (Röm. 7 v. 19, 18, 15). — Kant bemerkt (Rel. p. 30 Kirchm.) zu dieser Stelle: Wollen habe ich wohl, aber das Vollbringen fehlt, d. i. ich nehme das Gute (das Gesetz) in die Maxime meiner Willkür auf, aber dieses, welches objektiv in der Idee eine unüberwindliche Triebfeder ist, ist subjektiv, wenn die Maxime befolgt werden soll, die schwächere (in Vergleich mit den Neigungen).

Der Mensch ist eben nicht so, wie er seinem eigenen Bewusstsein nach sein sollte. Die angeborenen Neigungen vermögen mehr über ihn, als angewöhnte Urtheile. Der sittliche Imperativ ist steril. Die Ehe um ein früher (p. 185) gebrauchtes Bild fortzusetzen zwischen der Wohlthätigkeit und dem Imperativ ist unfruchtbar: die Wohlthätigkeit hat keine Kinder von ihm, oder doch nur wenige.

Näher gehen wir hierauf nicht ein. Die Entstehung des Gewissens beschäftigt uns, nicht dessen praktische Wirksamkeit. Ebenso wenig interessirt es uns, welche Anschauung über das Gewissen aus der Kenntniss seiner Entstehungsgeschichte resultirt. Nur die eine Frage wollen wir zu beantworten versuchen: hat man die Menschen noch als böse zu bezeichnen, wenn man mit der Herkunft des Bösen vertraut ist?

Zunächst muss sie in zwei Fragen zerlegt werden. Sie bedeutet

entweder: besitzt der Mensch die Eigenschaften, welche von unserm Bewusstsein für böse erklärt werden? ist er egoistisch, neidisch, gelegentlich grausam; empfindet er zuweilen Schadenfreude? ja.

oder: sind solche Qualitäten böse? jedenfalls erscheinen sie unserm Bewusstsein so; nämlich als an sich tadelnswerth, als kategorisch verboten, als strafwürdig (cf. § 25 und § 26). Wenn nun hinter diesem Bewusstsein wie man seines geheimnissvollen, unheimlichen Aussehens wegen vermuthet hat Gott steckte oder das Ding an sich, die Alleinheit, dann hätten wir Grund, es zu respektiren; dann wären Mord und Grausamkeit böse, nicht blos schädlich. Aber das tadelnde Urtheil ist ja eine Denkgewohnheit, deren Urheber

Menschen sind. Gesetzgeber, Religionsstifter haben solche Beschaffenheiten und Handlungen einst ihrer Schädlichkeit wegen gebrandmarkt, die Etiquette ,,tadelnswerth" ihnen angeheftet. Wenn man dies weiss, wenn man einsieht, dass uns der Mord blos darum,,an sich" tadelnswerth erscheint, weil wir den Grund nicht erfahren, weshalb er ursprünglich getadelt worden ist; dass er uns blos darum Leid als Vergeltung zu verdienen scheint, weil wir nicht erfahren, dass eigentlich Leid als Sicherheitsmaassregel über ihn verhängt wurde dann werden wir das Urtheil, er sei an sich tadelnswerth, strafwürdig, obgleich es unwillkürlich sich aufdrängt, streichen. Das Gewissen bleibt, gleich dem Held in der Fabel, nur so lange bei uns, als wir nicht fragen, woher es stammt; es verlässt uns, wenn wir diese Frage stellen. Grausamkeit und Mord sind nicht böse, sondern blos schädlich. 84

84 Ist das Resultat, zu dem wir gelangt sind, gefährlich? Vielleicht. Indessen fast jede wissenschaftliche Wahrheit ist mehr oder minder gefährlich. Denn am Irrthum er ist um vieles älter, als die Wahrheit ranken sich die Völker empor. Uebersinnliche Vorstellungen fundamentiren den kindlichen Staat, gestalten die Begriffswelt seiner Bürger. Die später kommende Wahrheit droht dann mit dem Irrthum auch seine Schöpfungen zu zerstören. Dieser Antagonismus zwischen dem alten nützlichen Irrthum und der jungen gefährlichen Wahrheit durchzieht die Geschichte aller Völker, bekannt unter dem Namen: Kampf zwischen Religion und Wissenschaft.

Auch die Zuckungen des modernen Europa kommen zum Theil daher, dass Europa Wahrheiten im Leibe hat, die es nicht verdauen kann.

Aber sollte die Wissenschaft nicht auf erspriessliche Irrthümer Rücksicht nehmen? die Wissenschaft vermag das nicht. Denn die harmloseste Untersuchung kann zu den gefährlichsten Resultaten führen. Was ist unverfänglicher, als über das Verhältniss von Ursache und Wirkung nachzudenken? Was unbedenklicher, als die Beobachtung, dass, wenn von mehreren Thieren die einen günstigere Lebensbedingungen

Werfen wir noch einen Blick auf die historische Herkunft des Urtheils, der Mensch sei böse. Es ist ja folgendermassen entstanden. Religionsstifter erklärten, dass der Mensch anders empfinden, anders denken sollte, wie er thatsächlich fühlt und denkt. Also erschien, verglichen mit dem Gebilde ihrer Phantasie, der wirkliche Mensch tadelnswerth, böse. ,,Durch das Gesetz ist die Sünde in die Welt gekommen."

Angenommen, die Menschen wären so wie der Religionsstifter sie haben will, sie fühlten sich aber trotzdem unglücklich dann würde ihrer Beschaffenheit auf's neue eine sein sollende gegenüber gestellt werden; die wirkliche also wiederum ,,böse" sein.

Gesetzt aber, der Mensch betrage sich von Natur so gegen Andere und gegen sich selbst, wie es am denkbar beglückendsten für ihn und für seine Mitmenschen ist dann würde niemals irgend eine Empfindung oder Handlung als böse, niemals eine als gut bezeichnet worden sein.

haben, als die anderen, die ersteren länger zu leben und mehr Nachkommen zu hinterlassen pflegen? Und doch hat die Untersuchung des Causalverhältnisses, wie sie von Hume begonnen, von Kant fortgesetzt wurde, den Sturz der Gottheit herbeigeführt; und als eine Konsequenz der natürlichen Zuchtwahl ergab sich die Abstammung des Menschen vom Affen.

Uebrigens ist unser Resultat nicht so verfänglich, wie es scheint. Denn einerseits kann man in die Empfindung übergegangene Urtheilsgewohnheiten nur schwer sich abgewöhnen; andererseits ist das Gewissen ja doch nicht fruchtbar an Handlungen. Aus Egoismus und aus der Neigung des Wohlwollens gehen fast alle Handlungen hervor, welche Anderen nützlich sind. Diese Motive werden fortfahren, zu wirken. Es bleibt somit Alles beim Alten.

§ 28.

Die Verwechselung des Begriffs sympathisch mit gut, des Begriffs antipathisch mit böse.

Man stelle sich vor, Hass und Liebe, Mitleid und Schadenfreude seien jeder Beurtheilung entkleidet; sie erschienen uns weder als gut noch als böse. In diesem Fall würde man doch als unbetheiligter Zuschauer einer grausamen Handlung von ihr sympathisch oder antipathisch berührt werden. Gewöhnlich sind uns die Handlungen Anderer sympathisch, wenn sie aus einer Gemüthsverfassung entspringen, welche der unsrigen ähnlich ist. Wohlwollend gelaunt, mit sich und der Welt zufrieden, sieht man gern einem Akt des Wohlwollens zu; man mag den leiden, welcher so handelt; man sympathisirt mit ihm. Antipathisch pflegen uns die Handlungen zu sein, welche eine von der unsrigen verschiedene Gemüthsbeschaffenheit offenbaren. So fühlen wir, wenn wir wohlwollend aufgelegt sind, gegen den grausam Handelnden Abneigung. Es giebt, wenn unser Gemüth mit dem seinigen sich berührt, einen disharmonischen Klang.

Dies Mögen oder nicht Mögen, indem man meistens sich Gleichem zugesellt, manchmal auch gerade von Entgegengesetztem angezogen wird, kann nie in sittliches Lob oder sittlichen Tadel umschlagen. Wohlwollend beanlagt, mag der Widerwille, den man gegen grausam Handelnde fühlt, extrem sein. Niemand jedoch erachtet die ihm antipathische Handlungsweise darum für eine strafwürdige, jedem Menschen verbotene. Das wäre eine μετάβασις εἰσ τὸ ἄλλο γένος. Das Missfallen aus Antipathie ist nicht graduell, sondern der Art

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