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266 Seine ganze Politik besteht in einem Fragezeichen. 1806.

um uns her erschallen läßt. Ich kann Dir gar nicht beschreiben, wie man hier durch falsche Gerüchte in Furcht und Hoffnung gehalten wird. Meine ganze Politik besteht diesen Augenblick in Einem Fragezeichen. Gott steuere dem Bösen und bessere die Bösen und lasse Glaube, Hoffnung und Liebe nicht erlöschen!

Der lang entworfene Plan der Jlluminaten wird sich nun überall entwickeln. Ihnen entgeht man in Europa nicht. Der Erfolg sezt sie über jede Bedenklichkeit hinweg. Gott erhalte die Gesinnung derer, welche noch im politischmoralischen Schiffbruch dieser Zeit Gesinnung haben! Für andere Wünsche ist die Noth zu dringend, das Leben zu kurz! Aus den Armeen erhält Niemand Briefe. Ich vermuthe, daß das Regiment von Ernst izt beim Erzherzog Carl sei. Die wackeren drei Erzherzoge, wie muß ihnen das edle Herz bluten! Wir stehen an der Schwelle eines Jahres. Es sei der Welt ein Jahr der Schonung! Uns und der Welt ein Jahr der Schonung und des Segens!

Münster, 10. Jan. 1806.

des schmachvollen Friedens 1, mit dessen ganzem Inhalt wir wohl bald werden beschämt werden! Ist es wahr, daß Alexander innerer Unruhen wegen nach Rußland eilen mußte? Das allein würde mir diese Rückkehr begreiflich machen, zu welcher Franzens Waffenstillstand, selbst Friede, keinen hinlänglichen Grund gibt. Denn Alexander kriegte proprio Marte.

Die arme Prinzeß Auguste von Baiern hat durchaus den kleinen Eugen nicht gewollt. Bonaparte drohte das Land feindlich zu behandeln, da gab sie sich als Opfer.

1 Zu Preßburg.

Ein Ney von Verrath. 1806.

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Bonaparte hat Haugwiß gefragt, warum Preußen, da es sich izt so gesinnt zeige, denn die Franzosen in Hannover habe einrücken lassen. ‚Ah, Sire, on l'a souffert par un abandon de confiance en Votre Majesté.' ‚Bah, c'est une école que je n'aurais jamais faite!"

Ach, combien en a-t-on faites! Vorzüglich in Desterreich! Aber die größte war und bleibt das lange sich Einlullenlassen durch Geschwät derjenigen, die Europa's Untergang und Schmach sichtbar vorbereiteten !

Münster, 17. Jan. 1806.

Welches Netz von Verrath muß bei dem schnöden Waffenstillstand den guten Kaiser Franz umgeben haben, daß ihm, der an Ungarns Grenze stand, ein solcher tödtlicher blauer Dunst konnte gemacht werden!

Wie das große Weishauptische Drama sich izt rings in Europa entwickelt! Feuerbach Minister in München mit Montgelas. Spittler in Stuttgart. Lombard hat auch nicht gefeiert! Ja wohl zehrt diese Zeit an unserm Leben! Aber es mußte so kommen. Das hat die aphilosophische Zeit unserer seichten, aber angebeteten Sophisten herbeigeführt!

An seine Schwester Catharina.

Münster, 11. Febr. 1806.

Pitt's Tod scheint mir den politischen Tod von Europa anzukündigen und ganz Europa sollte ihn betrauern. Hast Du den schönen Artikel im Correspondenten gelesen, wo sein Ende erzählt wird? Hier glauben Viele, und auch in Berlin, dieses Land werde nebst andern ein Kurfürstenthum, vielleicht gar Königreich für den Herzog von Braunschweig werden, dessen väterliches Erbland preußisch werden soll. Ich weiß nicht, ob ich es glauben soll oder nicht.

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Eher glaub' ich's. Daß die drei Hansestädte preußisch werden sollen, wird allgemein geglaubt.

Lütjenbeck, 8. August 1806.

Rings um uns her wird für neue Besitzer von fremden Ländern Besiß durch französische Commissarien und Soldaten genommen. Auf der Parade ist auf Befehl von Berlin bekannt gemacht worden, daß man mit Frankreich im besten Vernehmen stünde. Unglaubliche Gerüchte laufen umher oder vielmehr solche, die ehemals unglaublich geschienen hätten, deren Bewährung oder Nichtbewährung man mit stumpfer Gleichgültigkeit erwartet.

An seinen Bruder Christian.

Lütjenbed, 5./19. August 1806. Die Anspach'sche Bittschrift nebst den Bemerkungen habe ich gelesen. Erste ist sehr bescheiden und durch edle Bescheidenheit sehr stark. Die Bemerkungen sind sehr scharf, aber sehr wahr. Hat sie wirklich ein Anspacher geschrieben, so rechtfertigt sie der justus dolor. Uebrigens leben wir in einer so erbärmlichen Zeit, daß, der Gefahr falscher Anwendung wegen, auch theure politische Wahrheiten nicht erörtert werden dürfen. Ganz anders war es, als ein tiefer, ernster religiöser Denker, Hugo Grotius, vor dessen Namen ich mich immer beuge, und gegen den mir Montesquieu ein Knabe, sowie Mably gegen diesen ein Junge

1 Die Franzosen hatten das neutrale preußische Anspach überschritten und rücksichtslos behandelt. Die Patrioten, unter anderen auch Freiherr von Stein, stellten dem König die unvermeidliche Nothwendigkeit vor, jezt das Schwert in die Wagschale zu legen. Vergl. Pert, Leben Stein's 1, 302.

Auflösung des alten Reiches. 1806.

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scheint, in philosophischer Wage Fug und Pflicht abwog und lateinische Orakel gab.

Daß man hier kriegerische Vorkehrungen trifft, ist wahr, und sehr kriegerische; aber wir leben in einer Zeit der Demonstrationen und des Nachgebens von Einer Seite, des frechen Hohns und des Gelingens von der andern; darum glaube ich nicht an Krieg, wünsche ihn auch nicht, weil seit vorigem Herbst nach menschlicher Ansicht Alles verloren ging, und Gott, wenn Er will, Alles noch ohne Krieg retten kann. Von einem Kriege zwischen Frankreich und Preußen sehe ich nichts als Unheil, siege der Eine oder der Andere. Von dem Augenblicke an, da Anno 93 das nördliche Deutschland, nach Frieden lungernd, sich zum Verrath am südlichen Deutschland bereden ließ, war Alles, Ehre und Existenz verloren. Darin hat der elende Dalberg nicht Unrecht, so sehr ihn auch sein im Trüben Fischen als Hallunken und als Bruder Crescens bewährt. Wir werden noch Vieles erleben, wahrscheinlich in den nächstfolgenden Jahren; ein aus der Liste unabhängiger Völker ausgestrichenes Europa. Und was ist auch an Unabhängigkeit gelegen, wo die Gesinnung verloren ging!

Lütjenbeck, 22. August 1806.

Kaiser Franz ist also nicht mehr unser Kaiser, unser altes Reich ist aufgelöst. Ich weiß, wie gleichgültig viele Deutsche dabei bleiben und wie Vieles sich sagen ließ von der Veraltung unserer ehrwürdigen Verfassung. Man wird bald gewahr werden, welchen Schritt der zerstörende Geist der Zeit durch Auflösung des Reichs gewann!

Vorgestern war ein französischer General, Beaumont, in Münster. General Blücher hat ihm bei Erweisung vieler Höflichkeit doch auch geziemende Kälte gezeigt. So auch die

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Preußisches Vorgehen in Münster. 1806.

andern Preußen. Die Offiziere, Blücher vorzüglich, erwarten mit feuriger Ungeduld den Krieg. Ob nicht dennoch der Friede erhalten bleibt? Ich glaube es fast. Es bleibe nun ein Scheinfriede oder nicht, so werden wir doch wahrscheinlich nova monstra erleben und Alles wird eine Totalauflösung herbeiführen - und was dann? In der Vegetation befördert Fäulniß neuen Wuchs; in der animalischen Welt nur Pest und Würmer. Wie stinkt und wimmelt's schon izt!

Lütjenbeck, 10. Oct. 1806.

Vor einigen Wochen ward dem Capitel befohlen, das Silbergeräth des Doms einzuliefern, weil man es, um es zu sichern, nach Magdeburg senden wolle! Das Capitel antwortete: auf alle Fälle wäre es sicherer in seiner Kirche; wolle man es abholen, so könne das Capitel sich nicht widersetzen. Es ist nach Magdeburg abgegangen und vor drei Tagen ward dem Domcapitel in voller Versammlung durch ein Mitglied der Kammer dessen Aufhebung kund gethan. Die Kammer ließ in extenso, was nicht nöthig gewesen wäre, das Rescript des Königs an sie vorlesen, in welchem auf sehr bittere Weise den Domherren vorgeworfen wird, daß es sein Ansehen nicht gebraucht habe, die Anhänglichkeit der Provinz an den König zu fördern. Nur der Dechant Spiegel ward, seines Patriotismus wegen, sehr erhoben!

Das Ausheben der jungen Mannschaft geht immer noch vor sich. Neulich ist ein angesehener Bauer, ein Greis, in Ketten nach Magdeburg gebracht worden, weil — einer seiner Söhne, der Aushebung zu entgehen, entwichen ist. Dennoch will die Anhänglichkeit sich noch nicht zeigen!

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