Glaubet er meinen Feinden doch mehr, den Dieben und Mördern, Die euch mit Lügen beschweren, mein Leben mir abzugewinnen. Nein, verseßte die Königinn: nein! so soll es nicht werden! Leben läßt euch mein Herr, und das Vergangene vergißt er. Er bezwingt sich, und zürnet nicht mehr. Doch möget ihr künftig Klüger handeln, und treu und gewärtig dem Könige bleiben. D a 3 Aus Göthe's Reineke Fuchs. Gebo t. Karl hielt noch seinen Groll. Kann dieser neuc Mord Mir, rief er, meinen Sohn beseelen? Ift Hüons Unschuld anerkannt? Lief Hohenblat ein Wort von Widerruf entfallen? Streng war dies Urtheil, streng der Wund Doch höret den Beding, den nichts zu widerrufen Vermögend ist! Hier neigt er gegen mich Herunter zu des Thrones Stufen Den Zepter Ich begnadige dich: Allein, aus allen meinen Reichen Soll dein verbannter Fuß zur Stunde ftracks entweichen, 3euch hin nach Babylon, und in der feftlichen Stunde, Der Erbinn seines Throns, zunächst an seinem Sige, Und wenn dann der Kalif, der einer solchen Scene In seiner eignen Gegenwart Sich nicht versah, vor deiner Kühnheit starrt; So wirf dich, an der goldnen Lehne Von seinem Stuhle, hin, nach Morgenländer-Art, Und, zum Geschenk für mich, das unsre Freundschaft kröne, Erbitte dir von ihm vier seiner Backenzåhne Und eine Handvoll Haar aus seinem grauen Bart. Geh hin, und, wie gesagt, ch' du auf's Haar vollzogen, Was ich dir hier von Wort zu Wort gebot, Ift deine Wiederkunft unmittelbarer Tod! Wir bleiben übrigens in Gnaden dir gewogen. Der Kaiser sprach's und schwieg. Allein wie uns dabei Die Erfüllung. Schon tönen Cymbeln, Trommeln, Pfeifen, Als, eben da sie starr auf ihren Teller fichet, Er naht der Tafel sich, und alle Augenbraunen Hålt auf den Teller noch den ernsten Blid gesenkt; Kein guter Geist verwarnt, dreht seinen langen Halz. Sogleich erkennt der Held den losen Mann von gestern, Der sich vermaß der Ehristen Gott zu låstern : Er ist's, der links am goldnen Stuhle sigt, Und seinen Nacken selbst der Straf' entgegen bieget. Rasch, wie des Himmels Flamme, bligt Der reiche Såbel auf, der Kopf des Heiden flieget, Und hoch aufbrausend übersprißt Sein Blut den Tisch, und den, der ihm zur Seite lieget. Der Aufruhr, der den ganzen Saal empöret, Schreckt Rezien aus ihrer Träumerei : Sie schaut bestürzt sich um, was deffen Ursach' sey; Sie ist's, sie ist'3, ruft er, und läßt entzückt Auf einmal bligen hundert Klingen In Huon's Aug', und kaum erhascht er noch, Sich seines Schwerts. Zurück, Verwegne, schreit sie wild. Umsonst! des Sultans Wuth und Draun Er seht es an den Mund, und zwingt mit sanftem Hauche Der ganze Divan dreht im Kreis Eich schwindelnd um; die alten Baffen schnalzen Den Taft dazu; und, wie auf glattem Eis, Sicht man den Iman selbst mit einem Håmmling walzen. ́ Noch Stand, noch Alter wird gespart; Sogar der Sultan kann der Luft sich nicht erwehren, Faßt seinen Großweffir beim Bart, Und will den alten Manu noch einen Bockssprung lehren. Allmählig ticß nunmehr die Kraft des Hornes nach; Geschwellt, begann das dicke Blut zu stocken. Herr Huon macht die Stille fich zu Nuße, Die auf dem ganzen Saale ruht, Läßt seine Königinn, nah bei der Thür, im Schuße Das Horn von Elfenbein, und naht sodann der Stelle, Er läßt sich auf ein Knie vor dem Monarchen hin, Und mit dem sanften Ton und kalten Blick des Helden Beginnt er : « Kaiser Karl, von dem ich Dienstmann bin, Låßt seinen Gruß dem Herrn der Morgenländer' melden, Und bittet dich — verzeih! mir fällt's zu sagen hart! Doch, meinem Herrn den Mund, so wie den Arm, zu lehnen, Ist meine Pflicht um vier von deinen Backenzåhnen Und eine Hand voll Haar aus deinem Silberbart. » Herr Huon hatte kaum das legte Wort gesprochen, |