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Glaubet er meinen Feinden doch mehr, den Dieben und Mördern, Die euch mit Lügen beschweren, mein Leben mir abzugewinnen.

Nein, verseßte die Königinn: nein! so soll es nicht werden! Leben läßt euch mein Herr, und das Vergangene vergißt er. Er bezwingt sich, und zürnet nicht mehr. Doch möget ihr künftig Klüger handeln, und treu und gewärtig dem Könige bleiben.

D a 3

Aus Göthe's Reineke Fuchs.

Gebo t.

Karl hielt noch seinen Groll. Kann dieser neuc Mord Mir, rief er, meinen Sohn beseelen?

Ift Hüons Unschuld anerkannt?

Lief Hohenblat ein Wort von Widerruf entfallen?
Auf ewig sey er denn aus unserm Reich verbannt,
Und all sein Land und Gut der Krone heim gefallen!

Streng war dies Urtheil, streng der Wund
Aus dem es ging; allein, was konnten wir dagegen?
Das einzige Mittel war auf's Bitten uns zu legen.
Die Pårs, die Ritterschaft, wir alle knieten, rund
Um seinen Thron, uns schier die Knice wund,
Und gaben's endlich auf, ihn jemals zu bewegen;
Als Karl zulegt sein langes Schweigen brach :
Wohlan, ihr Fürsten und Ritter, ihr wollf's, wir geben nach.

Doch höret den Beding, den nichts zu widerrufen Vermögend ist! Hier neigt er gegen mich

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Herunter zu des Thrones Stufen

Den Zepter

Ich begnadige dich:

Allein, aus allen meinen Reichen

Soll dein verbannter Fuß zur Stunde ftracks entweichen,
Und, bis du Stück für Stück mein kaiserlich Gebot
Vollbracht, ist Wiederkunft unmittelbarer Tod.

3euch hin nach Babylon, und in der feftlichen Stunde,
Wenn der Kalif, im Staat, an seiner Tafelrunde,
Mit seinen Emirn fich beim hohen Mahl vergnügt,
Tritt hin, und schlage dem, der ihm zur Linken liegt,
Den Kopf ab, daß sein Blut die Tafel überspriße.
Ist dies gethan; so nahe züchtig dich

Der Erbinn seines Throns, zunächst an seinem Sige,
Und küß', als deine Braut, fie dreimal öffentlich.

Und wenn dann der Kalif, der einer solchen Scene In seiner eignen Gegenwart

Sich nicht versah, vor deiner Kühnheit starrt;

So wirf dich, an der goldnen Lehne

Von seinem Stuhle, hin, nach Morgenländer-Art,

Und, zum Geschenk für mich, das unsre Freundschaft kröne, Erbitte dir von ihm vier seiner Backenzåhne

Und eine Handvoll Haar aus seinem grauen Bart.

Geh hin, und, wie gesagt, ch' du auf's Haar vollzogen, Was ich dir hier von Wort zu Wort gebot,

Ift deine Wiederkunft unmittelbarer Tod!

Wir bleiben übrigens in Gnaden dir gewogen.

Der Kaiser sprach's und schwieg. Allein wie uns dabei
3u Muthe war, ist nothlos zu beschreiben.
Ein jeder sah, daß so gewogen bleiben
Nichts beffer als ein Todesurtheil sey.

Die Erfüllung.

Schon tönen Cymbeln, Trommeln, Pfeifen,
Gesang und Saitenspiel vom Hochzeitsaale her;
Schon nicht des Sultans Haupt von Weindunft doppelt schwer,
Und freier schon beginnt die Freude auszuschweifen;
Der Braut allein theilt sich die Luft nicht mit,
Die in des Braut'gams Augen glühet :

Als, eben da sie starr auf ihren Teller fichet,
Herr Hüon in den Saal mit edler Freiheit tritt.

Er naht der Tafel sich, und alle Augenbraunen
Biehn sich erstaunt empor, den Fremden anzuschauen.
Die schöne Rezia, die ihre Träume denkt,

Hålt auf den Teller noch den ernsten Blid gesenkt;
Auch der Kalif, den Becher just zu leeren
Beschäftigt, läßt sich nicht in seinem Opfer stören :
Nur Babekan, den seines nahen Falls

Kein guter Geist verwarnt, dreht seinen langen Halz.

Sogleich erkennt der Held den losen Mann von gestern, Der sich vermaß der Ehristen Gott zu låstern : Er ist's, der links am goldnen Stuhle sigt, Und seinen Nacken selbst der Straf' entgegen bieget. Rasch, wie des Himmels Flamme, bligt

Der reiche Såbel auf, der Kopf des Heiden flieget,

Und hoch aufbrausend übersprißt

Sein Blut den Tisch, und den, der ihm zur Seite lieget.

Der Aufruhr, der den ganzen Saal empöret,

Schreckt Rezien aus ihrer Träumerei :

Sie schaut bestürzt sich um, was deffen Ursach' sey;
Und, wie sie sich nach Hüons Seite kehret,
Wie wird ihm, da er sie erblickt!

Sie ist's, sie ist'3, ruft er, und läßt entzückt
Den blut'gen Stahl und seinen Turban fallen,
Und wird von ihr erkannt, wie seine Locken wallen.

Auf einmal bligen hundert Klingen

In Huon's Aug', und kaum erhascht er noch,
Eh' fie im Sturm auf ihn von allen Seiten dringen,
Sein hingeworfnes Schwert. Er schwingt es dråuend. Doch
Die schöne Rezia, von Lieb' und Angst entgeistert,
Schlingt einen Arm um ihn, macht ihre Bruft zum Schild
Der seinigen der andre Arm bemeistert

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Sich seines Schwerts. Zurück, Verwegne, schreit sie wild.

Umsonst! des Sultans Wuth und Draun
Nimmt überhand, die Heiden dringen ein.
Der Ritter läßt sein Schwert vergebens bligen,
Noch hålt ihm Rezia den Arm. Ihr ångftlich Schreyn
Durchbohrt sein Herz. Was bleibt ihm sie zu schüßen
Noch übrig, als sein Horn von Elfenbein?

Er seht es an den Mund, und zwingt mit sanftem Hauche
Den schönsten Ton aus seinem krummen Bauche.

Der ganze Divan dreht im Kreis

Eich schwindelnd um; die alten Baffen schnalzen

Den Taft dazu; und, wie auf glattem Eis,

Sicht man den Iman selbst mit einem Håmmling walzen. ́

Noch Stand, noch Alter wird gespart;

Sogar der Sultan kann der Luft sich nicht erwehren,

Faßt seinen Großweffir beim Bart,

Und will den alten Manu noch einen Bockssprung lehren.

Allmählig ticß nunmehr die Kraft des Hornes nach;
Die Köpfe schwindelten, die Beine wurden schwach,
Kein Faden war an allen Tänzern trocken,
Und, in der athemlofen Bruft

Geschwellt, begann das dicke Blut zu stocken.
3ur Marter ward die unfreiwill'ge Luft.
Durchnåßt, als stieg' er gleich aus einer Badewanne,
Schwankt der Kalif auf seine Ottomanne.

Herr Huon macht die Stille fich zu Nuße, Die auf dem ganzen Saale ruht,

Läßt seine Königinn, nah bei der Thür, im Schuße
Des treuen Scherasmin, dem er auf seiner Hut
3u seyn gebeut; giebt ihm auf alle Fälle

Das Horn von Elfenbein, und naht sodann der Stelle,
Wo der Kalif, vom Ball noch schwach und matt,
Auf einen Polsterthron sich hingeworfen hat.

Er läßt sich auf ein Knie vor dem Monarchen hin, Und mit dem sanften Ton und kalten Blick des Helden Beginnt er : « Kaiser Karl, von dem ich Dienstmann bin, Låßt seinen Gruß dem Herrn der Morgenländer' melden, Und bittet dich — verzeih! mir fällt's zu sagen hart! Doch, meinem Herrn den Mund, so wie den Arm, zu lehnen, Ist meine Pflicht um vier von deinen Backenzåhnen

Und eine Hand voll Haar aus deinem Silberbart. »

Herr Huon hatte kaum das legte Wort gesprochen,
So fångt der alte Schach, wie ein Beseßner an
3u schrey'n, zu stampfen und zu pochen,
Und sein Verstand tritt gänzlich aus der Bahn.
Die Heiden all' in tollem Eifer springen

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