Du, des Tages gefälliger Herbst, der du mich reizest ilber meinen Gesang, damit er in fließenden Tönen Der Frühling. 3achariå. Empfangt mich, heilige Schatten, ihr hohen belaubten Ge wölbe, Der ernsten Betrachtung gereiht, empfangt mich, und haucht mir ein Lied ein 3um Ruhm der verjüngten Natur! Und ihr, o lachende Wiesen, Voll labyrinthischer Bäche! bethaute blumichte Thåler! Mit eurem Wohlgeruch will ich Zufriedenheit athmen; euch will ich Besteigen, ihr duftigen Hügel, und will in goldene Saiten, Aurora foll meinen Gesang, es soll ihn Hesperus hören. Durch alle Naturen gefühlt: da rollte der Schuce von den Bergen, Dem Ufer entschwollen die Strôme, die Wolken zergingen in Regen, Die Wiese schlug Wellen, der Landmann erschrack. Er hauchte noch einmal ! Da flohen die Nebel und gaben der Erde den lachenden Åther, Der Boden trank wieder die Fluth, die Ströme wälzten sich wieder In ihren beschilften Geftaden. Zwar ftreute der weichende Winter Bei nächtlicher Wiederkehr oft von kräftig geschüttelten Schwingen Reif, Schnecgestöber und Frost, und rief den unbåndigen Stür men: Die Stürme kamen mit donnernder Stimm' aus den Hölen des Nordpols, Verheereten heulende Wälder, durchwühlten die Meere von Stauden Und Blumen und Saaten gewebt, bekleidete Thåler und Hügel. Nun fielen Schatten vom Buchbaum herab; harmonische Lieder Erfüllten den dåmmernden Hain. Die Sonne beschaute die Båche; Die Bäche führten Funken; Gerüche floßen im Luftraum; Und jeden schlafenden Nachhall erweckte die Flöte des Hirten. Ihr, deren betrogene Seele, wie wolkichte Nächte des Vinters, Kein Strahl der Freude besucht, verseufzt in 3weifel und Schwermuth Die flüchtigen Tage nicht mehr. Es mag die sklavische Ruhm= sucht, Die glühende Rachgier, der Geiz und die bleiche Mißzgunft sich hårmen; Ihr seyd zur Freude geschaffen, der Schmerz schimpft Tugend und Unschuld. Trinkt Wollust! für euch ist die Wolluft! sie wallt und tont in Und grünt und rieselt im Thal. Lüften, Ihr blühenden Schönen! o flicht den athemraubenden Aushauch Von goldnen Kerkern der Städte! Kommt! Echo lacht euch entgegen, Und Zephyr erwartet sein Spiel mit euren geringelten Locken, Indem ihr durch Thåler und Haine tanzt, oder, gelagert am Bache, Violen pflücket zum Straus vorn an den unstråflichen Busen. Hier, wo der gelehnte Fels, mit immer grünenden Tannen Bewachsen, den blåulichen Strom zur Hälfte mit Schatten bedecket, Hier will ich in's Grüne mich sehen. — O, welch ein Gelächter der Freude Belebt rund um mich das Land! Friedfertige Dörfer, und Heerden, Und Hügel, und Wälder! Wo soll mein irrendes Auge fich ausruhn? Hier unter der grünenden Saat, die sich in schmålernden Beeten, Mit bunten Blumen durchwirkt, in weiter Ferne verlieret? Dort unter den Teichen, bekränzt mit Rosenhecken und Schleh dorn? Wie schimmert der blühende Garten! Wie düften die Lauben! Wie gaudelt In Wolken von Blüthen der fröhliche Zephyr! Er führt sie gen Himmel, Und regnet mit ihnen herab! Das nüßende Schöne vergnüget Den Landmann und etwan ein Kranz. Dies lange Gewölbe von Nußstrauch Zeigt oben voll laufender Wolken den Himmel, und hinten Gefilde Voll Seen und buschichter håler, umringt mit geschwollenen Bergen, Mein Auge durchirret den Auftritt noch ein Mal, und muß ihu verlassen. Das Nähere ziehet mit an sich. O Tulipane! wer hat dir Mit allen Farben der Sonne den offenen Bufen gefüllet? Ich grüße dich, Fürftinn der Blumen, woferu nicht die göttliche Rose Die tausendblättrige schöne Gestalt, die Farbe der Liebe, Den hohen bedorneten Thron, und den ewigen Wohlgeruch håtte. Hier lacht sie bereits durch die Knospe mich an, die gepriesene Rose. Hier frånft die Maienblume die Silberglöckchen durch Blåtter; Hier reicht mir die blaue Jacinthe den Kelch voll kühler Gerüche ; Hier strömt der hohen Viole balsamischer Ausfluß, hier streut sic Die goldenen Strahlen umher. Die Nachtviole läßt immer Die ftolzeren Blumen den Duft verhauchen: sie schließet be= dächtig Ihn ein, und hoffet am Abend den ganzen Tag zu beschämen, Ein Bildniß großer Gemüther, die nicht, wie die furchtsamen Helden, Ein Kreis von Bewunderern spornt, die tugendhaft wegen der Tugend, I'm stillen Schatten verborgen, Gerüche der Gütigkeit ausstreun. Scht hin, wie brüstet der Pfau sich dort am funkelnden Beete ! Die braunen Aurikelgeschlechter, bestreut mit glänzendem Staube, Stehn gleich den dichten Gestirnen; aus Eifersucht geht er darneben, Und öffnet den grünlichen Kreis voll Regenbogen, und wendet Den farbenwechselnden Hals. Die Schmetterlinge voll Wolluft, Und unentschlossen im Wählen, umflattern die Blumen und eilen Auf bunten Flügeln zurück, und suchen wieder die Blüthe Der Kirschenreiser, die jüngst der Herr des Gartenz durch= fågten Schlehståmmen eingepfropft hatte, die sich über die Kinder, Von ihnen gesaugt, verwundern. Das Bild der Anmuth, die Hausfrau, In jener Laube voll Reben, pflanzt Stauden und Blumen auf Die Freude lächelt aus ihr. Ein Kind, der Grazien Liebling, danken. O drei Mal selbiges Volk, das keine Sorge beschweret, borgen, Wie klare Bache durch Blumen dahin. Laß Andre dem Pöbel, Der Dächer und Bäume befteigt, in Siegeswagen zur Schau feyn, Gezogen von Elephanten; laß Andre sich lebend in Marmor |