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bringt. Wer aber jenes höchste Gebot nicht erfüllet, der erfüllet kein Gebot, wenigstens keins auf eine rechte gottgefällige Weise; denn Gott gefällt nur, was aus Liebe zu ihm geschieht, oder durch Liebe zu ihm geheiligt wird; selbst die Menschenliebe ist nur dann rechter Art, wenn sie auf die Gottesliebe sich gründet, weil sie nur durch diesen Grund vor Ueberschäßung und selbstischen Absichten bewahrt wird. Was nun von des Menschen Thun und Lassen nicht auf jenem höchsten Grunde der göttlichen Liebe bes ruht, was von ihm nur aus egoistischen Motiven ges schieht, nämlich um Strafe zu vermeiden, oder Lohn zu erwerben, sei es auch die Strafe der Hölle und der Lohn des Himmels, oder um Ehre und Lob von der Welt zu erlangen, oder um sich selbst zu genügen, oder um Gegendienste sich zu bereiten, das mag vor dem Urtheil der Menschen, die nur das Aeußere richten können, immerhin würdig und löblich sein, aber vor Gott, der das Herz ansieht, hat es keinen heiligen Werth, und kann dem Menschen durchaus keinen Anspruch geben auf seine Liebe und auf die Seligkeit, die daraus fließt.

Es ist also gewiß, daß wir nur durch Gottes Liebe zu uns wahrhaft selig, und nur durch unsere Liebe zu Gott wahrhaft gut oder gerecht werden kön nen. So war es auch mit den ersten, ursprünglichen Menschen; Gott liebte sie, so wie er sie nach seiner Liebe erschaffen, und sie liebten ihn und in dieser wechs selseitigen Liebe waren sie selig und gut, und freuten sich in ihrer Unschuld des Paradieses. Wie steht es

aber mit uns jeßigen Menschen? liebt uns Gott auch und lieben wir ihn? kann er uns und können wir ihn lieben? sind wir selig und gut, oder wenn wir es nicht sind, wie können wir es werden? das sind nunmehr die wichtigsten, die folgenreichsten Fragen für uns.

Es hat sich nämlich zwischen Gott und Menschen ein mächtiges, unübersteiglich scheinendes Hinderniß der Liebe erhoben, das ist die Sünde, oder das Böse. Sünde ist alles, was gegen Gottes Gefeß ist, es sei eine Gesinnung oder eine Handlung, oder eine Unterlassung. Sie kann ursprünglich nicht in der Welt gewesen sein; denn was gegen Gottes Gebot und Ordnung ist, das kann er nicht selbst ges schaffen oder geordnet haben; sie kann nur durch die eigene Schuld des Menschen in die Welt gekommen sein, in der sie sich jezt über alle Menschen verbreitet hat; denn sie sind, wie der Apostel sagt Röm. 3, 23, allzumal Sünder und ermangeln des Ruhms, den sie vor Gott haben sollten; da ist keiner, der vor dem Gefeß Gottes als gerecht und rein bestehen könne. Die Schrift erzählt uns von einer ersten Sünde des Ungehors sams der ursprünglichen Menschen, welche die erste Ursache aller folgenden geworden ist und in ihren verderblichen Folgen auf alle Menschen sich fortges pflanzt hat, weshalb sie auch in dieser ihrer Nachs wirkung die Erbsünde genannt wird. Ohne hier die Entstehung und Fortpflanzung der Sünde näher zu untersuchen, wollen wir nur betrachten, was und

wie in uns die Sünde ist. Es ist nicht schwer, dieß zu bestimmen, da wir in dem Geseße Gottes einen untrüglichen Maaßstab der moralischen Beurtheilung des Menschen haben. Dieses Geseß nun klagt alle. Menschen der Uebertretung seiner Gebote an, und es wird es auch nicht leicht einer wagen, ihm zu widersprechen; denn das muß doch jeder sich selbst geständig sein, daß er hier, da oder dort etwas ge= than oder unterlassen hat, was er nicht hätte thun øder unterlassen sollen. Hierüber brauche ich mich nur auf die bald stilleren, bald lauteren Vorwürfe zu berufen, die ein jeglicher in seiner eigenen Brust trägt. Allein weil der Mensch von sich selbst einges nommen ist, so sucht er diese Vorwürfe, statt ihnen auf den Grund zu gehen, lieber zu beschwichtigen und beseitigen, indem er daneben das mannigfache Gute stellt, dessen er sich doch ohnerachtet seiner einzelnen Fehler und Schwächen rühmen zu dürfen glaubt. Weil nun Menschen mit Menschen allerdings vorlieb nehmen und manches Schlechte wegen manches Guten übersehen müssen, so denken sie, daß Gott ebenso über sie urtheilen müsse, und meinen daher, ohne sich über ihre Sünden viel zu beunruhigen, daß ihre guten Thaten und Pflichterfüllungen alle ihre etwas nigen Vergehungen und Uebertretungen vor Gott gut machen würden. Das ist aber ein großer und gefährlicher Irrthum. Das Urtheil des allwissenden und allerheiligsten Gottes über unsere Sünden stehet in seinem Gesetze, von dem, weil es die ewige Wahrheit ist, kein Titelchen fallen kann, unwider

ruflich geschrieben; jede Sünde gegen die ewigen Gebote ist eine ewige Schuld, die durch keine nachfolgende Pflichterfüllung, weil diese ja schon an und für sich Schuldigkeit ist, wieder gut gemacht werden. kann; wenn ich auch heute meine Schuldigkeit thue, so bleibe ich deshalb doch vor dem unverrücklichen Urtheile der göttlichen Gerechtigkeit verantwortlich und straffällig dafür, daß ich sie gestern nicht gethan habe, so wie ja selbst das bürgerliche Geseß gerechte Anforderungen aus früherer Zeit darum nicht erläßt, weil in der Gegenwart ihnen genügt wird. Geseßt den Fall aber, das göttliche Gesez könne von seinem ewigen Rechte nachlassen, wenn ihm jest wieder ges nügt würde, so erhebt sich die Frage, wird ihm denn wirklich genügt, geschiehet ihm wirklich zu irgend eis ner Zeit völlig von uns genug? Und hier muß nun leider mit Nein geantwortet werden; nein, es wird ihm nie von uns genuggethan. Unsern äußeren Wandel freilich, die Werke unserer Hände, unser Thun und Lassen vor den Menschen können wir auch nach früheren Verfehlungen so wieder einrichten, daß weder das bürgerliche Geseß, noch auch das Urtheil der Menschen etwas dawider einzuwenden haben kann, aber können wir damit auch vor Gott bes stehen? Gott siehet nicht sowohl die Hand, als vielmehr das Herz an, und was ist's, das er in unserm Herzen suchet? Das ist's, was das oberste Gebot des Gesetzes heischt: du sollst Gott deis nen Herrn liebhaben von ganzem Her.zen, von ganzer Seele und von ganzem

Gemüthe; und was verwirft Gott in unseren Herzen? alle böse, selbstsüchtige Begierde; denn es stehet geschrieben: laß dich nicht gelüsten. Was ist es aber, was er in unserm Herzen findet, wenn er mit seinem alles durchdringenden Auge in alle seine Falten hineinschaut? Findet er etwa jene alles erfüllende, reine, innige, ganz seinem heiligen Willen sich hingebende Liebe, woraus allein der rechte, kindliche und willige Gehorsam gegen seine Gebote hervorgeht; findet er nicht vielmehr, daß wir uns selbst am meisten lieben, daß wir immer am meisten nach dem trachten, was unserer Person angenehm, ehrenvoll, nüßlich und vortheilhaft ist, und von Natur weit mehr dem nachstreben, was uns gefällt, als was ihm gefällt. Und welchen Werth kann bei einer solchen Gesinnung unseres Herzens unser äußerer ehrbarer Wandel vor ihm haben? Wenn es aber so mit uns steht, wie kann er uns denn lieben, und wie sollen wir denn selig werden?

Siebente Vorlesung.

Wie sollen wir selig werden? mit dieser Frage schloß ich die vorige Stunde, mit ihr beginne ich die heutige. Es ist die allerwichtigste Frage, die ein Mensch sich stellen kann; möchten wir sie uns recht tief zu Herzen nehmen. Die Antwort scheint so leicht und sie

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