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Metapher gebrauchen. Der Naturmensch aber ist von der Wirklichkeit dieses Naturbildes überzeugt wie noch heute gläubige Kindergemüter, er schreibt diesen Wesen übernatürliche Eigenschaften zu und verknüpft mit ihnen abergläubische Vorstellungen: das Bild wird zum Mythus. Ein und dasselbe Bild wird zum Ausdrucke verschiedener Naturerscheinungen verwandt. Der Eber ist ein erdaufwühlendes Tier; auch der Wind, namentlich der grollende Wirbelwind, wühlt plötzlich Staub und Erde auf; folglich war der Eber (so schloß man) das den Wind verursachende Tier, das im Winde dahinfuhr. Oder man verglich den blendend weißen Blitz mit einem Zahne, dem Hauer eines grunzenden Ebers, oder der Eber ist das mythische Bild der Sonnengottheit, bei der Verhüllung der Sonne in dunkeln Wolken. Der schnelle Lauf des Wirbelwindes ließ an ein Pferd denken, das Heulen und Bellen des Windes an einen Hund, der sich an zugiger Stelle, wie dem offenen Herde, aschezehrend niederläßt; seine springende Bewegung und sein meckernder Laut an eine Ziege.

Die wetterleuchtende, feuerschnaubende, wassergießende Wolke ist ein Drache; das Erscheinen des Drachen kündet in den Alpen schweres Gewitter an. Wie die Wetterwolke Schwüle, Sturm, Hagel und fruchtbaren Regen bringt, so schadet oder nützt der Drache Menschen, Vieh und Feld; er vergiftet die Luft und das Wasser, bringt Seuchen, Feuersbrunst und Wolkenbruch und verwüstet hagelnd die Flur (D. S. Nr. 220). Als Wasserdrache bildet sich der Wolkendämon fort zum Geiste des Gießbaches, der aus dem Wolkenbruch entsteht. Das Alpenvolk in der Schweiz hat noch viele Sagen bewahrt von Drachen und Würmern, die vor alter Zeit auf dem Gebirge hausten und oftmals verheerend in die Täler herabkamen. Noch jetzt, wenn ein ungestümer Waldstrom von den Bergen stürzt, Bäume und Felsen mit sich reißt, pflegt es in einem tiefsinnigen Sprüchworte zu sagen: „es ist ein Drache ausgefahren" (D. S. Nr. 216-219). Als Feuerdrache tritt der Dämon in Blitzmythen auf und verschmilzt mit dem schätzeschleppenden Kobold; er kleidet sich in das Feuerkleid der Sternschnuppen und in den bescheidenen Kittel des Herd

rauches. Aber neben der bloßen Feuergestalt und bloßen Wassergestalt hat sich auch das Ursprüngliche forterhalten, die Wolken- und Nebelgestalt. Der aus seinem Gewässer auftauchende Drache ist der daraus aufsteigende Nebel. In einem See des Zezninatales hauste ein Drache, der mit Gebrüll aus dem Wasser tauchte: warf man Steine hinein, so bildete sich ein dichter Nebel, aus dem sich dann starke Regenschauer entluden. Einen Pestdrachen kennt eine Sage in Unterfranken. In einem See hielt sich ein Lindwurm auf, der Menschen und Tiere vergiftete. Da aber der See abgelassen und der Graben ausgetrocknet wurde, so konnte sich das Tier nicht mehr aufhalten, und seit dieser Zeit war Ruhe: die schädliche Wirksamkeit des Lindwurms ist die vergiftende Ausdünstung des Sumpfes. Auch mit Fieber kann der Drache des Bergstroms den Menschen schlagen. Als im Juli 1566 die Reuß hochging, stieg eine Schlange aus dem Strome und verschlang die am Ufer weidenden Rinder. Mit Mühe rettete sich ein Mann vor ihr, mußte sich aber zu Bette legen und war von nun an mit Fieber geplagt. Aufgabe der Helden ist es, das Land von der Plage des Lindwurms zu befreien.

In Ortnits Reich treiben zwei wilde Lindwürmer ihr Wesen und fressen Menschen und Vieh. Da macht sich der König selbst zu dem kühnen Wagnis auf. Wenn er nicht wiederkomme, sagte er beim Abschiede zu seiner Gemahlin, so solle sie nur den als den Sieger begrüßen, der die Köpfe der Ungeheuer mit den Jungen brächte. Aus dem Märchen „Die zwei Brüder" ist dieser Zug bekannt (K. M. H. Nr. 60). Unter einem grünen Baume legt sich Ortnit nach scharfem Ritte durch das Gebirge zur Ruhe nieder. Da bricht der Wurm durch das Dickicht, die Bäume drückt er nieder; er reißt seinen Rachen auf noch weiter als eine große Tür und verschlingt den Ritter bis an die beiden Sporen. Dann trägt er ihn zu seinen Jungen in eine Höhle des Berges; die konnten ihn nicht erreichen und sogen ihn durch den Panzer (567–575). Als Wolfdietrich Ortnits Tod und die Bedrängung seiner Witwe erfährt, reitet er die Etsch entlang zu Berge auf steilen Wegen; ein junges Weib, dem der Lindwurm den Gatten ermordet, weist ihm die Straße. An derselben Stelle, wo Ortnit das Leben verloren hat, legt sich auch Wolfdietrich nieder. Aber sein treues Roß treibt mit seinen Hufschlägen den wilden Wurm in den Tann zurück. Am harten Rückgrat des Tieres zersplittert Wolfdietrichs Schwert, und der Drache wirft ihn seinen Jungen zum Fraße vor. Da sie aber den gerüsteten Mann nirgends anzubeißen vermögen, zerren sie ihn

hin und her, bis ihm Atem und Besinnung vergeht. Der Held findet in der Höhle Ortnits Schwert und Rüstung, erlegt die kleinen Unholde und nach hartem Strauß auch den alten Drachen, schneidet den erschlagenen Lindwürmern die Zungen aus, legt Ortnits Rüstung an, entlarvt durch Vorzeigen der Wurmzungen einen Grafen, der sich als Retter des Landes ausgibt, und erhält von Ortnits Witwe Hand und Krone. Ein Drache aber ist entronnen, und ihn tötet später Dietrich von Bern. Die Virginalepen, deren Dichter die siedenden und donnernden Waldbäche der Alpen kennt, sind reich an Drachenkämpfen. Dietrich und Hildebrand werden im Walde von Drachen angefallen. Hildebrand schlägt auf ein Geniste voll wilder Würmer in einem hohlen Berge los, da kommt der alte Drache seinen Kindern zu Hilfe. Aus seinem Munde ertönt die erbärmlich wimmernde Stimme eines Menschen, der um Hilfe ruft. Auf Hildebrands Angriff läßt der Drache den Mann fallen und greift Hildebrand an, wird aber von ihm getötet. Der wunde Ritter erzählt, daß ihn der Wurm im Walde schlafend gefunden und bis an die Arme verschluckt habe; sein Roß hat die Drachenbrut aufgezehrt. Inzwischen hat auch Dietrich mit einem gewaltigen Drachen gerungen, sein Schwert ist ihm zerbrochen, da stößt er dem Tiere den Schild in den Rachen, der von Hildebrand befreite Ritter reicht ihm eine neue Waffe, und so wird die Jungfrau befreit, die dem Ungetüm ausgeliefert werden soll.

Dietrichs und seiner Gesellen Drachenkämpfe, deren Zahl fast unübersehbar ist, bewegen sich im wilden Lande Tirol, im finstern Walde, darin man den hellen Tag nicht spürt, wo nur enge Pfade durch tiefe Tobel, Täler und Klingen führen, zu hochragenden Burgfesten, deren Grundfels in den Lüften zu hängen scheint; wo der Verirrte ein verlorener Mann ist, der einsam Reitende sich selbst den Tod gibt. Dort, wo ein Bach vom hohen Fels herbricht, da sprengt der grimmige Drache, Schaum vor dem Rachen, fort und fort auf den Gegner los und sucht ihn zu verschlingen; wieder bei eines Brunnen Flusse" vor dem Gebirge, das sich hoch in die Lüfte zieht, schießen große Würmer her und trachten, die Helden zu verbrennen; bei der Herankunft eines solchen, der Roß und Mann zu verschlingen droht, wird ein Schall gehört, recht wie ein Donnerschlag, davon das ganze Gebirge ertost. Leicht erkennbar sind diese Ungetüme gleichbedeutend mit den siedenden, donnernden Wasserstürzen selbst.

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Das Seyfriedslied weiß, daß Siegfried in seiner Jugend einen Drachen unter einer Linde erschlagen hat und unzählige Lindwürmer, Kröten und

Ottern, die in einem wilden Tale hausten. Er trug die Bäume zusammen, die er überall ausriß, warf sie auf die Würmer und verbrannte sie. Das Horn der Drachen begann zu erweichen und floß daher wie ein Bächlein. Hiermit bestrich er seinen Leib, sodaß er ganz hörnern wurde (N. L. 101), nur zwischen den Schultern nicht, und an dieser Stelle erlitt er später seinen Tod. Zu derselben Zeit herrschte in Worms König Gybich. Als dessen Tochter Kriemhild eines Mittags in einem Fenster stand, kam ein wilder Drache geflogen in den Lüften und raubte die schöne Maid. Die Burg ward erleuchtet, wie wenn sie in Flammen stünde. Das Ungeheuer schwang sich mit der Jungfrau zu dem Gewölk empor und entführte sie in das Gebirge; wenn der Drache atmete, so erzitterte der Stein unter ihm. Eines Tages verirrte sich Siegfried auf den Drachenfels und unternahm mutig den Kampf mit dem wilden Wurme. Der riß ihm mit seinen Krallen den Schild ab und sprühte unaufhörlich Feuer gegen ihn, sodaß der Stein heiß wie glühendes Eisen wurde; große Flammen fuhren aus seinem Halse, blau und rot. Endlich besiegte ihn Siegfried, führte Kriemhild an König Gybichs Hof und vermählte sich mit ihr.

Es ließe sich eine vollständige mythische Tierwelt zusammenstellen, doch es genügt, auf die wichtigsten tierischen Wesen hinzuweisen. Sichere Beispiele einer Verbildlichung der Sonne in Tiergestalt sind das Sonnenroß, der Sonnenwidder, der Sonnenhirsch, der goldborstige Eber. Wie der Wind, der Nebel und die Wolke als Pferd aufgefaßt werden, so ist das Roß auch die Personifikation der Wogen fließender Gewässer. Ein schwarzes Pferd oder auch ein Grauschimmel steigt aus einem See in Mecklenburg empor. Ein Bauer spannt es vor die Egge, da stürzt sich das Pferd mit der Egge ins Wasser (vgl. D. S. Nr. 202). Auch aus den Alpenseen kommt der Dämon in Roßgestalt. Neben der Wolke als Kuh werden auch Wasserwellen als Rinder vorgestellt (D. S. Nr. 59).

Die merovingische Stammsage erzählt, daß ein wildes Tier des Neptun, dem Minotaurus ähnlich, die Königin, als sie zum Baden ans Meer ging, aus den Wellen auftauchend überfiel und mit ihr den Meroveus zeugte (D. S. Nr. 419); der Name des stiergestaltigen Vaters des Merovech lautet Chlodio, Chlôjo und bedeutet den brüllenden" Stier (ahd. hlôjan). Dieselbe Sagenform, gleichfalls vermischt mit dem Motive vom buhlenden Alp. hat sich an die Langobardenkönigin Theodelinde angeschlossen (D. S. Nr. 401; S. 78). In dem Artusromane des Pleiers Garel (13. Jhd.) gibt der Zwergkönig Albewin dem Helden den Rat, das Haupt des erlegten Meerungeheuers in die Wellen zu werfen (S. 100). Als es auf den Grund

gesunken ist, beginnt das Meer zu wüten und zu wallen, und bis zum jüngsten Tage brausen die Wogen an der Stätte, da das Haupt liegt. Noch heute leben ähnliche Sagen in dieser Gegend (Salzburger See). Bei Kufstein am Inn liegt der Tier- oder Schreckensee, in den ein Franziskaner den entsetzlichen Schreckenstier bannte. In einem See im Windachertale ward von Mönchen ein anderes Stierungeheuer hinabgestürzt, dessen Brüllen aus der Tiefe noch heute Männer von Brixen und Kitzbühel vernehmen.

Der Nebel wird als Wolf aufgefaßt; der Schäfer sieht zu Lichtmeẞ lieber den Wolf in den Stall kommen als die liebe Sonne; oder als Fuchs; im Niederdeutschen heißt der auf dem Lande liegende Nebel Fuchsbad, und am Rhein darf man nicht eher die Trauben pflücken, als bis der Fuchs sie geleckt hat. Der Nebelwolf zeigt sich an der schroffen Gebirgskante, am wilden Bergsee, springend, ringend, sich sonnend, zieht auch wohl im Kampfe mit der Sonne fieberschauernd durch die Luft oder lagert schnaubend auf dem winterlichen Felde und dringt pustend in den Schafstall ein. Der Nebelfuchs dagegen kauert im tiefen Walde versteckt, schleicht im breiten Dampfe von Bach und Wiese verborgen oder rüstet sich ein Bad, das die ganze Ebene bedeckt, oder nur das Ufergelände des abgelegenen Wald weihers überflutet. Das Roß des Schimmelreiters, das Sturm und schlecht Wetter ankündigt, ein schneeweißer, rotgetupfter Schimmel mit gelbem Gebiß, ist gleichfalls ein Nebelbild.

Bei einigen Vorstellungen läßt sich ungefähr ihr Alter bestimmen. Die Hauskatze ist z. B. um die Zeit der Völkerwanderung zu uns gekommen, der Haushahn ist um 500 v. Chr. in Deutschland eingeführt; der Name des Drachen kommt vom lat. draco her, und auch seine Flügelgestalt stammt aus der Fremde, aber er hat die heimischen Bezeichnungen Wurm, Lindwurm nur zum Teil zurückgedrängt. Die Nebelsagen sind Spätlinge der Mythenbildung, während, die Sonnenmythen aus der Urheimat mitgebracht sein können, aber beim Einrücken der Deutschen in ihre heutigen Wohnsitze noch verstanden wurden. Solange der Germane in der uralischkarpathischen Niederung saß, konnte er keine Nebelsagen erzählen, die auf den Hörnern des Hochgebirges spielen, weil er sie nicht erlebt hatte. Erst als unsere Ahnen ins Bergland

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