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Als ein Bauer in Tirol das Wichteli, das ihm beim Streurechen und bei andern Arbeiten zu helfen pflegte, fing und band, warf es ihm seine Undankbarkeit vor: „ich würde dir Kräuter für Menschen und Vieh heilsam gezeigt haben, und du wärest ein großer Arzt geworden." Zur Zeit der Pest kamen die Holzfräulein aus dem Walde und riefen: „ekt Bimellen und Baldrian, so geht euch die Pest nicht an." Als in Graubünden die Pest unzählige Opfer forderte, starben keine wilden Weiblein und Männlein, und man kam zu dem Schlusse, daß sie ein Geheimnis besitzen müßten. Da man es von ihnen nicht erfahren konnte, suchte man sie zur Mitteilung ihres Mittels gegen die Pest durch List zu bewegen, indem man sie berauschte. Ein Bauer füllte die Höhlung des Steines, aus dem das Fänkenmännlein zu trinken pflegte, mit Wein. Es kam, kostete nach längerer Zeit neugierig und vorsichtig. Endlich lustig geworden, ward es von dem aus dem Verstecke Hervorspringenden überrascht und nach dem Heilmittel befragt. Ich weiß es wohl, sagte es, Bibernell und Eberwurz, aber das sage ich dir noch lange nicht." Oder man füllte zwei Brunnentröge mit Wein, den einen mit rotem, den andern mit weißem. Der Waldfänke trinkt von dem weißen, da er die Farbe des Wassers hat, wird im Rausche gebunden und soll als Lösegeld seinem Peiniger die Kunst aus Milchschotten Gold zu bereiten oder ein anderes seiner Geheimnisse verraten. Losgebunden findet er sich schelmisch mit der Wetterregel ab:

"

Ists Wetter gut, so nimm dein Oberwamms mit,
Wirds dann leidig, kannst tun, wie du willst.

Auch dieser Sagentypus ist weitverbreitet, und wenn von einem Fenggaweibchen und einem schlauen Bauern, der sich listiger Weise Selb nennt, die gleiche Geschichte erzählt wird, die Homer an den Kyklopen Polyphem und Odysseus knüpft (S. 79), so müssen die Sagen von der Todankündigung, von der Gefangennahme im Weinrausche (Ovid, Fast. III, 285, 344. Plutarch, Num. 15) und von der Überlistung des Geschädigten durch den Namen Selb (Niemand) in die Urzeit zurückreichen.

Neben der Gabe der Heilkraft besitzen die Waldgeister die Gabe der Weissagung.

Der wilde Mann im Langtaufertal sah die künftige Witterung voraus und verkündete sie den Bauern. Bei schönem Wetter und Sonnenschein stand er in seinen Mantel gehüllt und vom breitkrämpigen Hute beschattet da, wie wenn er vor Frost zitterte, bei Regen und Unwetter saß er mit vergnügtem Gesicht ohne Hut und Mantel auf dem Steine. Wenn in der Gegend von Fulda jemand sterben sollte, kam das wilde Weib aus dem Wildfrauenloch heraus und zeigte sich wehklagend in der Nähe des Sterbe

hauses. Ein Ritter zog nachts durch den Wald und hörte die Stimme eines singenden Weibes. Er ging hin und fand ein Weib, das mit erhobenen Händen unter einem Baume stand und sang. Er sprach: „sage mir, ich beschwöre dich, wie wird es mir noch ergehen?" Da weissagte sie ihm Sieg über seine Feinde und Tod im heiligen Lande (Thom. Cantiprat. [vgl. D. S. Nr. 168, 150]). Auch die rauhe Else, Albiun und die Meerkönigin von Kamerie wissen das Schicksal ihrer Helden voraus (S. 150).

Die Volkssage kennt die Berg- und Waldfrauen, die weißen oder seligen Fräulein als wilde, schöne Geister des Waldes und Gebirges, die über und unter der Erde segnend wirken, hilfreich den Menschen, schützend die Tiere. Die Tiroler seligen Fräulein hat man mit Recht die lieblichsten Schöpfungen unseres Heidentums genannt. Deutlich zeigt sich bei ihnen der Einfluß, den die Natur des Landes auf die Ausprägung mythischer Gebilde ausübt.

Sie wohnen in den innersten Tälern und Berggegenden, ihre Behausung sind schimmernde Eis- und Kristallgrotten, die sich im Schoße der Berge zu prachtvollen Räumen erweitern und oftmals von grünen Wiesen umgeben sind. Hier hegen sie als ihr Hausgetier die Gemsen, schützen sie vor den Jägern und bestrafen deren Verfolgung (D. S. Nr. 300, 301. Vgl. Schillers Alpenjäger). Wo sie weilen und schaffen, stellt sich Segen und Überfluß ein. Aber sie verschwinden wie der Alp und mit ihnen Gedeihen und Reichtum, sobald man in ihrer Gegenwart flucht, nach ihnen schlägt, ihnen Speisen vorsetzt oder ihren Namen nennt; oder sie werden durch Ansagen eines Todesfalles unter den Ihrigen abberufen.

Kämpfe zwischen Rittern und wilden Männern müssen ein beliebter Spielmannsstoff gewesen sein. Im Jahre 1515 fand während der Zwölfnächte zu Greenwich vor Heinrich VIII. eine Schaustellung statt: aus einer Walddekoration sprangen acht wilde Männer heraus, alle in grünes Moos gehüllt, aber mit seidenen Ärmeln; sie hatten fürchterliche Masken und fochten mit häßlichen Waffen gegen acht Ritter, Mann gegen Mann. Nach langem Kampfe trieben die Ritter die wilden Männer aus der Halle heraus. Dann folgte das feine Gegenstück: ein Zelt öffnete sich, und sechs reichgekleidete Herren erschienen mit ebensoviel Ladies und tanzten eine lange Zeit. Auch Abbildungen des wilden Mannes sind nicht selten. Ein von einem abendländischen Künstler in der Alhambra ausgeführtes Gemälde (Mitte des 14. Jhds.) zeigt einen wilden

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Mann mit Ausnahme von Händen und Füßen völlig behaart, mit fliegendem Haar, den die Lanze eines christlichen Ritters in die Brust trifft. Ein Wandteppich des 13. Jhds. auf der Wartburg schildert die Berennung und Verteidigung einer wildmännischen Königsburg durch feindliche Wildmänner. Aber die Pfeile tragen statt der Eisenspitzen Rosen und Lilien, und die in Felle gekleideten wilden Männer, sowie die Königin haben menschliche Gesichter, Hände und Füße. Ein anderer aus bunter Wolle gewebter Wandteppich aus dem Anfange des 16. Jhds., im germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg, stellt den Raub einer wilden Frau durch einen in einen Fischschwanz endigenden Ritter dar. Wehklagende, angreifende und flüchtige wilde Leute sind rings um ihn herum, der gerade im Begriffe ist, mit seiner Beute in einem Flusse zu verschwinden. Die Szene spielt vor und in einem von einem geflochtenen Zaune umgebenen Obstgarten, der den Mittelgrund einnimmt; den Hintergrund bildet eine Landschaft mit Städten und Ausblick auf das Meer. Die wilden Männer und Weiber gleichen ganz der rauhen Else (Abbildung 5).

Im Laufe des 15. Jhds. ging der wilde Mann in den Gebrauch der Heraldik als Wappenhalter über, vermutlich als Darstellung der durch Geist und Herrscherwillen des Menschen gebändigten und unterworfenen rohen Natur. In der Gegend von Saalfeld und im Harz bilden Drechsler noch heute die Holz- und Moosfräulein, sowie die wilden. Männer als Püppchen und Tabakspfeifen; zu Weihnachten stellt man in Reichenbach noch kleine Moosmänner auf den Tisch. Auch in den Mummereien zur Fastnacht fehlten die Wildmännleinsmasken nicht. Beim letzten Schembartlaufen in Nürnberg 1539 trat ein Zug Holzmännlein und Holzfräulein auf. Auch ein Fastnachtspiel,,von den Holzmennern" hat den Streit zweier,,Holzmenner" um ein ,,Holzweip" zum Gegenstand. Selbst noch 1897 ward in Oberstdorf im bayrischen Allgäu an einer Reihe von Sonntagnachmittagen der Wildemännlestanz aufgeführt.

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