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her, und die Berge sind nur Helme der Riesen, die tief in der Erde stecken. Die Kraft und Wildheit der Riesen übt sich am liebsten in mächtigen Steinwürfen, Bergversetzungen und ungeheuern Bauten. Wenn sie von Wut entbrennen, so schleudern sie Felsen, reißen sechzigjährige Eichen samt den Wurzeln aus und fechten damit (K. H. M. Nr. 90; D. S. Nr. 318), werfen Löwen an die Wand (Rother 1150), reiben Flammen oder drücken Wasser aus den Steinen (Roth. 1048, K. H. M. Nr. 20), flechten Tannen wie Weiden (Nr. 166) und stampfen mit dem Fuße bis ans Knie in die Erde (Roth. 943). Sie müssen von den Helden, denen sie dienen, in Fesseln gelegt werden, und nur im Kriege läßt man sie gegen den Feind los. Nach Tiroler Sagen fährt der Bauer in einen gestrüppvollen Hohlweg es ist aber das Nasenloch eines Waldriesen, der ihn samt Ochsen und Wagen in die weite Welt hinausniest; von dem Brüllen eines Riesen in seiner Höhle wird ein ganzer Berg morsch und stürzt ein; der Riese, dem ein Bauer dient, ist so hoch, daß das Erdenwurm auf eine Tanne steigen muß, wenn es seinem Herrn etwas zurufen will. Der Riese Harpîn fällt wie ein Baum zu Boden (Iwein 5074), Asprian tritt den Verwundeten in den Mund (Roth. 4275), die Stimme des Riesen Velsenstôz erbraust wie eine Orgel, davon Berg und Tal erschallt (Virg. 732, 864, 870): auch Glockebôz, der Glockenschläger und Klingelbolt sind Sturmriesen, deren heulender Ruf furchtbar im Hochgebirge erdröhnt. Wenn der schlafende Sigenot atmet, biegen sich die Baumäste, er rauft in dem Tann Bäume aus und trägt den Berner unter den Armen fort (60, 73, 74, 110, 158). Die Riesin Runse nimmt einen Baum mit Wurzeln und Ästen, daß zwei Wagen sie nicht gefahren hatten; eine andere schreitet über alle Bäume und bedarf der Häute zweier Rinder zu ihrer Beschuhung. Der ungeheuere Körper der Riesen ist zuweilen mit mehreren Händen und Häuptern ausgestattet: ein mhd. Gedicht nennt einen dreihäuptigen Thursen; Heime, der Sohn einer Meerminne, hat vier Ellenbogen, Asprian vier Hände.

Seit alter Zeit waren Sagen vom Streite berühmter Helden gegen die Riesen berühmt, vor allem Beowulfs Sieg über Grendel und seine Mutter. In der Vorrede zum Heldenbuche heißt es: „Gott schuf zuerst die kleinen Zwerge, damit sie das wüste Land bauten und das Gebirge mit seinen Schätzen ergründeten. Darauf ließ er die Riesen werden, damit sie die wilden Tiere und die großen Würmer erschlügen, auf daß die Zwerge sicherer wären, und das Land besser bebaut werden könnte. Die Riesen wurden jedoch böse und untreu und taten den Gezwergen Leid an. Da schuf Gott die starken Helden, zwischen Zwergen und Riesen in der Mitte, die die Zwerge vor den Riesen schützten und die

wilden Tiere und Würmer bekämpften. Er gab deshalb den Helden die Natur, auf Mannheit und Ehre, auf Streiten und Jagen Mut und Sinn zu stellen."

Das Altertum kannte zwar auch die Riesen als wild und gefährlich, stellte sie sich aber auch leiblich schön, erfahren, gutmütig, wenn auch plump vor. Die schönste geistige Blüte der Riesenwelt ist der urweise Herrscher der Binnengewässer *Mîmiaz. Noch in vielen Sagen lagert der kindliche Frohsinn friedlich heiterer Verhältnisse über ihnen, und daraus entspringt ihre Treue und Redlichkeit. Hoher, strebender Sinn ist ihnen eigen, wie der Name Hôhermuot zeigt (Virg. 890). Als sie aber vertrieben wurden, ward ihr gutmütiger, heiterer Sinn bitter und finster, dumpf und stumpf: so erklären sich die Namen Bitterbûch, Bitterkrût und Tumbo. Gewissermassen die Mitte zwischen den guten und bösen Seiten der Riesen nehmen in der as. Genesis die Nachkommen Kains ein (119 ff.). Der Dichter folgt zwar der Bibel, nimmt aber die lebhaftesten und eindrucksvollsten Farben aus dem heimischen Glauben. Von Kain stammen kräftige Leute, hartgemute Helden, herben Gemütes, wilden Willens, sie wollten des Waltenden Befehle nicht erfüllen, erhuben schlimme Fehde, erwuchsen zu Riesen. Der Riese auf Nideck duldet nicht, daß sich seine Tochter an den Menschen vergreift. Rübezahl, der schlesische Wetterherr, erweist armen Leuten Wohltaten, wenn sie es verdienen. Die riesischen wilden Frauen der Tiroler Sage treten als Mägde bei Bauern in den Dienst. Namentlich in Tirol kennt die Sage noch alte gute Eigenschaften der ungeheuern Gesellen. Weichherzig weinen sie über verunglückte Tiere, schützen die Waldvögel und das Alpenvieh, sagen das Wetter voraus und lehren die Bauern manches Nützliche, denn sie sahen den Urwald schon neunmal fällen und wachsen und erfuhren deshalb so mancherlei. Der und jener Wilde sperrt sich auch ein seliges Fräulein in den Singkäfig, statt es zu zerreißen, wie ihre Sitte sonst ist. Auch suchen sich einige den Menschen zu nähern. Mancher Riese kehrte über den Winter in Bauernhöfen ein und erwies sich im Sommer darauf für die Herberge dankbar,

indem er den Hof vor wilden Wassern und Bergfällen schirmte. Riesentöchter spannen Liebschaften mit starken Bauern an, und wenn diese nicht beim ersten Kuß an gebrochenen Rippen verschieden, heirateten sie sich und wurden die Stammeltern der Unholde und der ,,Starken", die an vielen Orten bis in die jüngste Zeit fortlebten. So zeigten die Riesen neben der plumpen Kraft eine gewisse treuherzige Gutmütigkeit. Aber wir verstehen auch, daß in den Bergen und Tälern der wilden Gebirgslandschaft, in der Wildnis des Tiroler Hochgebirges wie im Norden an der Küste des Meeres besonders das Furchtbare der Riesenerscheinung ausgebildet wurde, und können die Vorliebe nachempfinden, mit der mhd. Dichter altes mythisches Volksgut ihrer Heimat bearbeiteten. Dietrichs Kämpfe mit Riesen sind noch voll des frischen Naturlebens, von dem sie den Ausgang nahmen; und die Rolle, die Dietrich als gewaltiger Streiter im Kampfe mit den Riesen und Drachen spielt, ist durchaus mythisch, wenn auch gerade erst die jüngsten Dichtungen davon berichten. Dietrich ist zwar nicht in die Stelle eines alten Donner- oder Sonnengottes gerückt, er ist zwar kein verkappter Donar, noch auch dessen Hypostase - wohl aber enthalten die auf seine Person übertragenen Sagen Reste alter Sturm- und Gewittermythen. Im Eckenliede tritt deutlich der alte Sturmriesenmythus zutage, da rauscht noch immer der unbändige Sturmgeist, zum Schrecken der Vöglein und alles Getieres, durch die krachenden Bergwälder. Selbst in dem späten Dichtwerke Virginal waltet noch immer ein reger Sinn für die großartige Gebirgswelt, deren gewaltsame Erscheinungen als Riesenvolk und, Drachenbrut dargestellt sind. Donnerartig wie ein niederstürzender Bergbach ertönt das gräßliche Schreien der Riesen. Als Dietrich mit tödlichem Steinwurf einen jungen Riesen getroffen hat, stößt dieser einen so grimmen Schrei aus, als bräche der Himmel entzwei, und seine Genossen erheben eine Wehklage, die man vier Meilen weit über Berg und Tann vernimmt; die stärksten Tiere fliehen aus der Wildnis, es ist, als wären die Lüfte erzürnt, der Grimm Gottes im Kommen, der Teufel herausgelassen, die Welt verloren, der jüngste Tag

Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

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herangebrochen. Ein starker Riese Felsenstoß läßt seine Stimme gleich einer Orgel erdröhnen, man hört sie über Berg und Tal, überall erschrecken die Leute, und selbst der sonst unersättliche Kämpe Wolfhart meint, die Berge seien entzwei, die Hölle aufgeweckt, alle Recken sollen flüchtig werden. Die Riesen hausen wie die Drachen am betäubenden Lärm eines Bergwassers, bei einer Mühle und zunächst einer tiefen Höhle. Der Zusammenhang dieser riesischen Gestalten mit ihrer landschaftlichen Umgebung hat sich frisch und lebendig erhalten.

In der Volkssage hat sich die Eigenart der Riesennatur am echtesten fortgepflanzt. Aber einige altertümliche Züge finden sich auch in der höfischen Ritterdichtung des Mittelalters.

Selbst in den Artusromanen gehören ungeschlachte Riesen, „ungefüge Knaben zur notwendigen Ausstattung. In dem Romane des Strickers Daniel sind sie unverwundbar wie auch sonst (S. 104). Ihr Vater hat sie so hart gemacht, daß sie nur durch ein ganz besonderes Zauberschwert verwundet werden können. Dieses Schwert erwirbt Daniel vom Zwerge Juran und tötet sie (S. 140). Ebenso muß Dietrich erst vom Zwerge Alberich Nagelring das gute Schwert erhalten, um das Riesenpaar zu bezwingen. Ein altes mythisches Motiv ist auch, daß der Riese nur durch ein Schwert besiegt werden kann, das ihm selbst gehört: es muß Eisen und Stein wie Holz schneiden können. Mit der Waffe, die Kuperan ihm gewiesen, tötet Siegfried den grimmen Drachen. Beowulf findet in Grendels Wohnung ein Riesenschwert, aller Waffen Krone, das alte Erbkleinod und tötet damit das mächtige Meerweib, die Wölfin des Grundes (1558 f.). Ein gewöhnliches Eisensch wert schneidet auf die Riesen nicht ein, bloß mit dem Schwertknopfe können sie erschlagen werden (Ecke 178).

Auch das komische Element fehlt nicht, das den Riesen anhaftet.

Der Seneschall Keie schilt die Tafelbrüder, weil sie vor einem Riesen fliehen und reitet mutig auf ihn los. Der aber packt ihn wie die andern und schwenkt ihn wie eine Waffe in der Luft. Zufälligerweise hat er nur die Rüstung gefaßt. Von dem Schwingen saust Keie aus Halsberg und Waffenrock heraus; vom tödlichen Fall wird er aber durch eine nahe Linde gerettet, die ihn mit ihrer Krone auffängt, so daß er von Ast zu Aste sachte niederfällt. Auch der Riese Widolt schwenkt einen Feind als Waffe und wirft einen über vier Mann hin, daß seine Füße die Erde nicht berühren (Roth. 1701, 1718).

Steine und Felsen sind des Riesengeschlechtes Waffen. Mit Felsen und Bäumen bekämpfen sie einander und schleudern ungeheuere Blöcke wider die verhaßten Kirchen. Von großen Steinen, die einsam in weiter Ebene liegen, sagt das Volk, daß Riesen oder Hünen sie geworfen hätten. Auch Steinhämmer und Äxte werfen sie sich zu (D. S. Nr. 20, 16); ein Felsen bei Bonn heißt Fasolts Keule. Spätere Sagen geben den Riesen Stahlstangen, von vierundzwanzig Ellen, eiserne und stählerne Kolben. Widolt beißt in die Stahlstange, die zwei gewöhnliche Männer nicht zu heben vermögen, daß Feuer daraus fährt und schlägt damit wie ein schneller Donner (Roth. 650, 2734). Mit einer eisernen Stange haut der Riese, der Siegfrieds Reich bewacht, dem Helden den Schild in Stücke (N. L. 461). Wiederholt wird ausdrücklich hervorgehoben, daß die Riesen ritterliche Waffen nicht führen, sondern nur eine mächtige Stange (Strickers Daniel; Er. 5384).

Kleine Sandhügel und erratische Granitblöcke schreibt norddeutsche Sage den Hünen zu, die erst vor hundert Jahren ausgestorben seien. Bauten der Vorzeit, die lange Jahrhunderte überdauert haben, und die das heutige Geschlecht nicht mehr unternimmt, stammen von den Riesen her.

Das Wort der Bibel (Matth. 5, 4) „es mag die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen bleiben“, wird im Heliand so wiedergegeben: „die Burg, die auf Bergen steht, der hochragende Fels, das Werk der Riesen, kann nicht verhohlen bleiben" (1395 ff.). Die Höhle des Drachen, den Beowulf erschlagen, heißt der Riesen Werk: Felsenbogen halten mit Stützen das ewige Erdhaus innen fest (2717). In mhd. Dichtungen wird den Riesen in den alten Zeiten der Bau von Burgen zugeschrieben. In Bayern und Salzburg nennt man gepflasterte Heerstraßen, die dem Volke uralt und nicht geheuer erscheinen, enterisch. In Hessen zeigt man neun gewaltige, große, steinerne Säulen und daran die Handgriffe, wie sie von den Riesen im Arbeiten herumgedreht wurden; denn sie wollten damit eine Brücke über den Main bauen (D. S. Nr. 19). Überall verbreitet sind die Erzählungen, daß Riesen ganze Hügel von ihren Schuhen abstreifen oder daraus schütten, wie wenn es Sandkörner seien, oder kleine Berge aus der löcherigen Schürze verlieren (D. S. Nr. 323 ff.); der Riese ist der Sand und Steinchen führende Wirbelwind, der Bäume entwurzelt und schwere Lasten in die Lüfte hebt. Ein Hüne fiel mit solcher Gewalt auf einen großen Feldstein, daß er das Nasenbein zerschmetterte, und ihm ein Strom von Blut entstürzte, dessen Überreste noch heute zu sehen sind. Ein anderer ritzte beim Springen seine große Zehe an der Turmspitze; das Blut spritzte in einem tausendfüssigem Bogen aus der Wunde und sammelte sich in einer nie versiegenden Lache (D. S. Nr. 325). Das Blut des versteinerten Sturmriesen und wilden Jägers Watzmann fließt in ein weites, tiefes Seebecken.

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