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Indogermanischer Urbesitz. Die deutschen Stämme.

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mußte diese Gestalt zurücktreten. Der trübe germanische Himmel erzeugte das Bild eines Mannes, der den breiten. Hut tief über das Gesicht zieht, den Gott Wodan. Die harte wirtschaftliche Arbeit schuf den freundlichen segensreichen Bauerngott Donar. Der Hauptgott selbst sank zum Kriegsgott herab; aus dem donnerfrohen Götterherrscher Juppiter wird Mars. Aber auch die andern Götter werden schwertund kriegsfrohe Recken, wie auch die Wolkenfrauen als Wodans Dienerinnen, als Walküren, die Streitrüstung an

zogen.

Die Germanen zerfallen, vielleicht auf Grund uralter Scheidung, in Ost- und Westgermanen. Zu den Ostgermanen gehören die Skandinavier (ostnordisch: Schweden, Dänen; westnordisch: Norweger, Isländer) und die vandilisch-gotischen Stämme (West- und Ostgoten; Vandalen: Burgunder, Heruler, Skiren, Rugier, Nahanarvalen). Zu den Westgermanen gehören die Ahnen der Deutschen, Niederländer und Engländer; nach uralter Stammsage ist ihre Einteilung in drei größere Gruppen überliefert, die Istwäonen, Ingwäonen und Herminonen. Die Existenz von diesen vier, resp. fünf Stämmen, wenn man die Skandinavier als besonderen Stamm, als die Nordgermanen, auffaßt, steht durch Plinius und Tacitus fest. Die Ingwäonen haben wir in den Eroberern Englands und ihren deutschen Verwandten; sie wohnen dem Ozean am nächsten; die Friesen gehören zu ihnen und höchst wahrscheinlich die Longobarden. Die Istwäonen sind die späteren Franken; die Herminonen, die Bewohner des Binnenlandes, sind teils die Thüringer und Hessen, teils die Schwaben Alemannen. Die vandilischgotischen Stämme haben wir in den Bayern und Österreichern,

doch nicht unvermischt.

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Als die Römer die Germanen kennen lernten, zerfielen diese in eine Unzahl kleinerer politischer Gemeinwesen. Aber verschiedene Völker, die staatlich getrennt waren, sahen sich dennoch als einen Stamm an. Was hielt sie also zusammen? Die Religion war das einigende Band: sie verehrten eine Stammesgottheit, zu deren Feier sie an großen Festtagen in Scharen herbeieilten. Es waren also Kultverbände, die all

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jährlich, als eine große Familie und Blutsverwandtschaft sich betrachtend, zu einer gemeinsamen Feier in einem Stammestempel sich vereinigten und ihre Gemeinschaft bei einem blutigen Opfer erneuerten. Von allen vier Stammeskulten haben wir genaue Berichte (Germ. 40; Ann. 151; Germ. 39 und 9, Germ. 43). Seit der Mitte des 3. Jhds. stellen sich jene religiösen Verbände plötzlich auch als politische Verbände dar, die früheren Priestergeschlechter an den Stammestempeln stehen an der Spitze erobernder Heeresmassen, die alten Amphiktyonien werden organisierte Gemeinwesen: so sucht man die Entstehung der drei Stämme der Franken, Sachsen und Alemannen zu erklären, zu denen sich als vierter die Bayern gesellen.

Die Götter der Westgermanen sind die eigentlich deutschen Götter. Aber eine deutsche Mythologie als Ganzes in der geschichtlichen Zeit gibt es eigentlich nicht; es gibt nur eine Anzahl von Kultkreisen, wenn sich auch die Verehrung einzelner Götter über ganz Germanien erstreckt. In historischer Zeit steht kaum ein Gott in gleichem Ansehen bei allen Stämmen. Das sächsische Taufgelöbnis z. B. „ich entsage dem Thunaer und Wôden und Saxnôt" zeigt, daß bei den Sachsen nicht Woden und nicht Tius die erste Stelle in der Göttertrias einnehmen, sondern der Gewittergott; die Angabe des Tacitus (Germ. 9),,von den Göttern verehren die Germanen am meisten den Wodan", findet also für die Sachsen keine Anwendung. Die Darstellung müßte also von den Zeugnissen des Pytheas, Cäsar und Tacitus ausgehen, die Inschriften und dann die Nachrichten aus der Völkerwanderung folgen lassen; gesondert wäre Glaube und Brauch der rheinanwohnenden Germanen, der Nord- und Ostseevölker und der im Innern Deutschlands seßhaften Stämme sowie der vandilisch-gotischen Völker zu betrachten, und auch hier wäre noch zwischen mittelbaren und unmittelbaren Zeugnissen zu scheiden. Aber eine solche Darstellung würde nimmermehr ein einheitliches Bild ergeben, fortwährende Wiederholungen würden sich lästig machen, und ein Überblick würde doch nicht erreicht. Werden nur die Überlieferungen in der Zeit

Kultverbände. Schwierigkeit der Darstellung.

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und an dem Orte festgehalten, wo sie entstanden sind, so kann eine Entstellung und Fälschung des zu entwerfenden Bildes nicht erfolgen.

Name und Zahl der Götter.

Die gemeingermanische Bezeichnung Guda-,,Gott" hat man zu aind. ghoras schrecklich, scheueinflößend, ehrfurchtgebietend gestellt und Gott als ein Wesen erklärt, dessen Hilfe der Germane in Ehrfurcht erflehte: so sagt Tacitus „die Germanen bezeichnen mit dem Namen der Götter jenes Geheimnisvolle, das sie allein durch fromme Ehrfurcht schauen“ (Germ. 9). Eine andere Erklärung bringt die ursprünglich neutrale Wortform Gott (idg. ghu-tó-m) mit der idg. Wurzel ghu, skr. hû zusammen = Götter anrufen: das anzurufende Wesen, oder mit skr. hû = opfern das Wesen, dem geopfert wird (skr. hu-tá), oder mit der Wurzel ghau: das angerufene Wesen, richtiger was man beruft, „das Berufene, Besprechung.“ Ist die letzte Erklärung richtig, so nannte man das anfänglich Gott, was man durch Zauberkraft und insbesondere durch Zauberwort seinem Willen untertänig machte.

Außer gu-đa, gu-þa „Gott" ist auch die Bezeichnung Asen gemeingermanisch. Die Goten nannten ihre Edlen, deren Glück sie den Sieg verdankten, nicht mehr einfach Menschen, sondern Ansen d. h. Halbgötter (Jord. 13). Als die Westgoten im Jahre 378 in Thracien den Römern schlachtbereit gegenüberstanden, priesen sie in wüstem Geschrei die Taten ihrer Ahnen d. h. der Götter, von denen das Volk und die Könige stammten (Am. Marc. 317,11). Die gotischen ansîz (sing. ans) waren also siegspendende Götter, göttliche Wesen, die in das Geschick der Menschen eingreifen. Im Friesischen begegnet dasselbe Wort als ees, und im an. als áss, plur. aesir. Der deutsche Name lautete ahd. ans, as. ags. ôs (ags. pl. êse), wie zahlreiche Eigennamen beweisen: Anshelm, Ansbrant, Ansbert, Anshilt, inschriftlich Asinarius = Ansbald, Ansheri (Gottesheld), Anso, langob. Ansegranus (der mit dem Götterbarte), Ansvald (as. Oswald der über die Asen waltet),

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Ansolf, Ansgar as. Oskar (Götterspeer). Uralt ist Asleikr, ahd. Ansleicus, ags. Oslâc Leich für die Götter. Die Ansivaren, deren Wohnsitze in älterer Zeit nördlich der Sieg lagen, waren die Verehrer des Ans oder Wodan, wie die Ziuwaren die Verehrer des Ziu. Die langob. Sage von Alboin bei den Gepiden erwähnt ein Asfeld (Götterfeld), wo die Gebeine der Erschlagenen liegen (D. S. Nr. 394); doch kann der Name auch,,Aasfeld" bedeuten. Aber âs und ôs in deutschen Namen ist nicht zusammen zu werfen: die Osenberge, Ochsenberge, Ossensteine sind nach dem Rindvieh, nicht nach den Göttern benannt, man vergleiche die Schaf-, Reh-, Geißberge. Die Bedeutung des Wortes ist noch unklar. Bei Wulfila (Luc. 641 42). bedeutet ,,ans" einen Balken, dieselbe Bedeutung hat auch an. áss: die Götter wären also die Tragbalken, die Träger und Stützer der Weltordnung. Andere vergleichen skr. ásu ,,Leben“, zend. anhu,,Herr": Gönner und Helfer, oder skr. anas,,Hauch", gr. avɛuos,,Wind", got. anan hauchen: großer Geist, Weltgeist; noch andere erinnern an das Beiwort des idg. Himmelsgottes Dieus Asura, lat. erus, esus: Herr oder Höchster.

Gemeingermanisch endlich war die Vostellung der Götter als der Ratenden. Im an. heißen die Götter regin, got. ragin ist der Ratschluß, ragineis der Ratgeber, raginôn regieren. Im Heliand (2594, 3348) ist das Schicksal = Schöpfung der Ratenden (regano giscapu). Dasselbe meint as. metodo giscapu (Hel. 2190, 4827) und ags. meotodsceaft, metodsceaft (Beov. 1077, 1180 2815), ags. meotudvang,,Schlachtfeld" erinnert an Idisiaviso. Altgerm. metodus, got. mitodus, an. migtuðr ,,das ordnende, messende Wesen" gehört zu miton ermessen, bedenken (S. 87). Rater und Richter waren also bereits die urgermanischen Götter.

Seit der ältesten Zeit begegnen die himmlischen Wesen in der Dreizahl, das jüngere Bedürfnis nach verstärkten Mitteln hat die 3X3 erzeugt.

Cäsar kennt als die einzigen göttlichen Mächte, an die die Germanen glaubten, die Dreiheit Sol, Luna, Vulcanus (621). Plinius (H. N. 499) und Tacitus (Germ. 2) nennen die drei Verbände der Istwäonen, Ingwäonen

Erminonen, die auf die drei Beinamen des Himmelsgottes Istwio, Ingwio Irmino zurückgehen. Tacitus weiß von der Verehrung des Wodan, Tius und Donar (Germ. 9). Thuner, Woden und Saxnot mußten die heidnischen Sachsen abschwören, als Karl der Große sie zur Taufe zwang. Diese deutsche Trias, Mercurius, Hercules, Mars, wird außerdem für die nächsten Jahrhunderte durch Votivsteine aus einer der Kasernen der Gardereiter am Lateran in Rom aus der Zeit von 132--141 und durch andere Votivsteine aus verschiedenen Gegenden des Reiches bezeugt. Zu dreien treten die Schicksalsfrauen auf (S. 84, 87); in drei Haufen geteilt lassen sich die Idisi des Merseburger Zauberspruches auf dem Schlachtfelde nieder.

Gruppen von neun hohen Gottheiten kannten die alten. Germanen nicht.

Aber neun Seeungeheuer erlegt Beowulf (V. 575; S. 139); gegen „neunerlei Elfen" gibt es eine mecklenburgische Schutzformel. Neun Kräuter gebrauchen die Hexen zu den Zaubermitteln. Gegen die Wichte, gegen die neun Gifte und die neun anfliegenden Krankheiten schützen nach dem altengl. Neunkräutersegen neun Kräuter. In demselben Zauberspruche heißt es auch von Wodan, daß er mit neun heiligen Zweigen die Natter schlug, daß sie in neun Stücke brach. Neun Jahre halten die gefangenen Schwanjungfrauen bei ihren Männern aus, dann treibt sie die Sehnsucht nach dem göttlichen Leben zur Flucht. Neun Tage dauert die dem Totenkulte gewidmete Frist, die am neunten Tage mit einem Opfer abschließt. Neun Tage währt der Werwolfszauber, am zehnten kommen die Menschen aus der Wolfshaut wieder heraus (S. 25). Neun Klafter tief wird der wilde Schoß (Elbenschuß) in die Erde beschworen; neun Fuß weit muß bei dem Feuerordal das glühende Eisen getragen werden, oder der Beklagte muß mit bloßen Füßen über neun glühende Pflugscharen schreiten, die je einen Fuß von einander liegen.

Die semitisch-orientalische Sieben drang als herrschende Zahl in die christliche Kirche ein, und in der christlichen Sieben erwuchs der alten deutschen Neun ein sehr gefährlicher Nebenbuhler; aber sie konnte die Neun wohl beschränken, jedoch nicht vernichten.

Mythenansätze und Mythen kreise.

Eine deutsche Mythologie als Ganzes gibt es nicht, sondern nur eine Mythologie der einzelnen Stämme (S. 190). Diese Mythen sind natürlich um so reicher entwickelt, je kräftiger der Stamm seine religiöse Anlage ausleben konnte, je später er also zum Christentum übertrat. Auch Dicht

Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

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