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Tiergestalt die Kinder selbst zum zweiten Male eingesetzt und ein neues Motiv, das der Undankbarkeit der Bürger und der Rache des Pfeifers, dazu erfunden. Das Pfeifen des Seelenfängers kann auf den Wind Bezug haben, in dem die Seelen dahin fahren. ,,Den Mäusen pfeifen" heißt,,den Seelen ein Zeichen geben", um von ihnen abgeholt zu werden. Möglich ist aber auch, daß seit dem 14. Jhd. die dramatischen und bildlichen Darstellungen von Totentänzen eingewirkt haben, bei denen der musizierende Tod den ihm verfallenen Menschen voraustanzt. Der geschichtliche Auszug der Bürger von Hameln zu einer unglücklichen Schlacht ist mit dem mythischen Zuge der Seelen zusammengeschmolzen, die ein dämonischer Spielmann in sein Totenreich, den Berg, lockt.

Auch Hexen nehmen daher Mausgestalt an. Peucer, Melanchthons Schwiegersohn, war durch die allgemeine Anschauungsweise seiner Zeit zu dem Glauben verleitet, er selbst habe bei einer besessenen Weibsperson den Teufel in Gestalt einer Maus unter der Haut hin und her laufen sehen. In der Walpurgisnacht sagt Mephistopheles zu Faust:

Was lässest du das schöne Mädchen fahren,

Das dir zum Tanz so lieblich sang?

und Faust erwidert:

Ach! mitten im Gesange sprang

Ein rotes Mäuschen ihr aus dem Munde.

Als Faust stirbt, beklagt sich Mephisto darüber, daß es jetzt so viele Mittel gebe, dem Teufel die Seelen zu entziehen. Früher war es mit der Seele einfacher:

Sonst mit dem letzten Atem fuhr sie aus,

Ich paßt ihr auf und, wie die schnellste Maus,
Schnapps! hielt ich sie in fest verschlossnen Klauen.

War einmal der Gedanke der Verwandlung einer Seele in ein Tier geläufig geworden, so konnte diese Vorstellung bald auf alle Tiere und selbst auf Bäume und Blumen ausgedehnt werden. Da es im Grunde überall dieselbe Vorstellung ist, kann sich die Darstellung auf einige alte und besonders merkwürdige Beispiele beschränken.

In Thüringen und im Voigtlande sind die den Herd bewohnenden Heimchen Kinderseelen; Heimchen ist eine Ableitung von Heim und bedeutet Hausbewohner. Man nimmt an, daß das tod weissagende Heimchen als Hainemännchen oder Hainchen für Claudius den Anstoß gegeben habe, den Namen der Verkleinerungsform zu entkleiden und seinen Freund Hain daraus zu bilden (s. u. Wodan Henno). Lärmen sie im Hause, so stirbt bald jemand; aber sie bringen auch Glück und Reichtum. Die Totengöttin Perchta ist von Heimchen, den Seelen der Gestorbenen, umgeben.

Auch als Katze erscheint die Seele in der Volkssage (D. S. Nr. 249).

Wegen ihres schnellen Entschwindens wird die Seele geflügelt, als Vogel oder Insekt gedacht. Althochdeutsche Glossen kennen den durch seinen schauerlichen Ruf einen nahen Sterbefall ankündigenden Vogel, der gern auf Friedhöfen weilt, die wilde Holztaube (got. hraiwadubo Leichentaube) und die Eule. Hölzerne Tauben, auf Stangen gesteckt, die, wenn einer in der Fremde gestorben war, nach jener Richtung hin Kopf und Schnabel drehten, wo der Tote begraben lag, errichteten die Langobarden auf ihrem Grabfelde außerhalb der Stadt Pavia (Pls. Diac. 5, 34). Aschenbrödel pflanzt ein Reis auf der Mutter Grab, netzt es mit ihren Tränen, bis es ein schöner Baum wird, geht alle Tage dahin, weint und betet; und allemal kommt ein weißes Vöglein auf den Baum und wirft herab, was sie gewünscht hat (K. H. M. Nr. 21). Nicht der Baum beschenkt, sondern die ihn bewohnende Seele der verstorbenen Mutter; mit dem Vogel läßt sich die Seele der Mutter auf das Bäumchen des Grabes nieder; sie kündet auch dem Königssohn an, wer die rechte Braut ist. Ein Vogel heißt Caradrius (Brachvogel); mit ihm kann man erfahren, ob ein Kranker sterben oder genesen wird. Wenn er sterben wird, kehrt sich der Caradrius von ihm; wenn er aber genesen wird, kehrt sich der Vogel zu dem Manne und nimmt des Mannes Unkraft an sich" (ahd. Physiologus). Ahd. holzrûna, holzmuoja, holzfrowe bedeuten weibliche Waldgespenster; holzmuoja (got. mawi Mädchen),

Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

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übersetzt. aber auch in abd. Glossen die Eule (holzmowa), die als Unheil und Tod verkündender Vogel auch holzrûna hieß. Wenn ausdrücklich dabei von ihrer einer alten Frau ähnlichen Stimme die Rede ist, so weist das auf einen volkstümlichen Namen wie „Klagemuhme, Klagemutter" oder bloß ,,Wehklage" hin. Läßt sich die ,,Klagemutter" abends sehen, so muß sterben, wer sie angreift. Die ,,Klage" erscheint als ein den Tod vorhersagendes Gespenst; am Lechrain führen Eule und Käuzchen den Namen Holzweibl. Das bewegte abergläubische Gemüt glaubt bei ihrem Geschrei die Worte zu hören: „Komm mit! geh mit!" Das Käuzchen setzt sich wochenlang vor des Kranken Fenster und ruft klagend,,komm mit", bis dem Sterbenden der letzte Atem ausgegangen ist. In Braunschweig geht das,,Klageweib" nächtlicherweile in Sturm und Regen auf den Wiesen um, ist in Linnen gehüllt und hat glue Augen; schwebt es mit klagender Stimme über ein Bauernhaus weg, so stirbt dort bald ein Insasse. Die Klagemutter, die auch als Eule erscheint, ist also die das Haus beschützende Ahnfrau, darum wird sie im Münchener Nachtsegen beschworen: „Klagemutter, gedenke mein zum Guten!" Darum fliegt auch die Eule dem wütenden Heere vorauf; in Schwaben und Thüringen heißt sie Tutosel, Tuturschel, am Harz Ursula (D. S. Nr. 311), in Tirol Vogel vom Röschner (= Fuhrmann, Roßknecht); ihre Zugehörigkeit zur wilden Jagd ist also augenscheinlich. Im Märchen vom Machandelboom (K. H. M. Nr. 47) wird das von der Stiefmutter ermordete und verscharrte Kind in einen Vogel verwandelt, und Gretchen singt:

Mein Schwesterlein klein,

Hub auf die Bein,

Da ward ich ein schönes Waldvögelein.

Der Storch hieß ahd. odebëro, mhd. odebar; das Wort wird als der Seelenbringer erklärt (ahd. atum, nhd. Odem) oder als der Glücksbringer (ahd. ôt, Glück, Reichtum). Ein sehr alter Aberglaube, der schon von Gervasius von Tilbury (3, 73) erwähnt wird, ist der, daß die Störche nur bei uns in Vogelgestalt leben, in den fernen Gegenden aber, nach

denen sie im Herbste abziehen, Menschen sind, die sich alle Jahre auf einige Zeit verwandeln. Dieser Glaube herrscht noch jetzt in Ostpreußen, Westfalen und in den Niederlanden. Fast allgemeiner Kinderglauben ist, daß der Storch die kleinen Brüder und Schwestern bringt; er holt sie mit seinem langen Schnabel aus dem Wasser, dem Aufenthaltsorte der Seelen, und trägt sie den Menschen zu. Auf Rügen muß das Geschäft des Kinderbringens gewöhnlich der Schwan verrichten.

In Tirol sagt man für „Du hast damals noch nicht gelebt" „Du bist noch mit den Mücken herumgeflogen". Noch 1479 wurden die Insekten vom Bischof nach Bern vor Gericht geladen und es wurde ihnen ein Advokat gestellt. Als die Beklagten nicht erschienen, wurden sie dazu verurteilt, bei Strafe der Exkommunikation das Land zu räumen; sie wurden also wie Menschen behandelt. Die älteste Erzählung dieser Art stamint aus dem 8. Jhd. (Pls. Diac. 6, 6; D. S. Nr. 404).

Außerordentlich weit verbreitet ist der Glaube, daß die Seele, die immer bereit ist, fortzufliegen und in einen anderen Körper zu fahren, sich in einen Schmetterling verwandele. Aber während er uns als holder Frühlingsbote lieb und willkommen ist und als ein Sinnbild der Fortdauer nach dem Tode erscheint, war es alter Volksglaube, daß Hexen und andere seelische Wesen die Gestalt von Schmetterlingen annehmen und in dieser Verhüllung einem ihrer Hauptgeschäfte, dem Verderben der Milch- und Buttervorräte, nachgehen. Schmetterling ist vielleicht abgeleitet von nhd. Schmetten, Milchrahm, weswegen er auch Schmantlecker heißt. Auch seine anderen Namen stehen mit Milch, Butter, Molke in Beziehung. Er heißt Molkentöver (Molkenzauberer), Molkendieb, Milchdieb, Butterlecker; wegen seiner angeblichen Leidenschaft, die Milch aus den Eutern der Kühe zu ziehen oder von der Butter zu naschen, hat er auch den Namen Buttervogel, Butterfliege, wenn man auch später den Namen besonders auf die gewöhnliche gelbe Art (Zitronenfalter) beziehen mochte. Ein feindliches Wesen dieser Art meint der Züri

cher Segen gegen Verzauberung des Haus viehes; sobald sein Name genannt ist, wird es wie der Alp unschädlich:

Wohlan, Wicht, daß du weißt, daß du Wicht heißest; daß du weder weißt noch kannst aussprechen Kuhbezauberung". Der Schmetterling heißt auch Ketelböter, Kesselheizer, weil er als nächtliches Wesen das unter dem siedenden Kessel brennende Feuer scheut. Schon im 6. Jhd. wird den suevischen Bauern in Asturien verboten, den Motten und Mäusen an einem bestimmten Tage Zeug und Brot auszusetzen, um sie für das ganze Jahr abzuspeisen und sie,,wie einen Gott zu verehren". (Martin von Bracara [Residenzstadt der suebischen Könige, Braga in Portugal], in seiner Bauernpredigt [de correctione ad rusticos K. 11], zwischen 572 und 574; s. u. Gottesdienst im Wirtschaftsverbande). In Niedersachsen und am Niederrhein wird im Frühjahre das Gehöft dreimal umschritten, mit hölzernen Hämmern an die Pfosten geklopft und der Sommervogel, Süntevügel (geschwinder Vogel?) oder Sullevogel (der an der Schwelle sitzende Vogel), d. i. der Schmetterling unter Hersagen eines altertümlichen, abwehrenden Spruches nebst den Schlangen und Molchen vertrieben. Die Schmetterlinge erscheinen als Verkörperungen der feindlichen Geister, die sich im Winter in Haus und Hof eingenistet haben und nun bei beginnendem Frühjahr in feierlicher Weise verjagt werden. Der Landmann sieht in ihnen verwandelte, Milchstehlende Hexen, und unterbliebe der Brauch, so würden sich im Sommer die Molkentöver bei den Milchnäpfen versammeln und das Haus würde von allem möglichen Ungeziefer geplagt werden.

Auch Pflanzen und Bäume sind der Wohnsitz der dem Menschenleibe entrückten Seelen (S. 17).

Die Seelen Liebender oder unschuldig Gemordeter wandeln sich in weiße Lilien und andere Blumen, die aus dem Grabe oder aus dem hinströmenden Blute hervorsprießen. Aus dem Munde eines in der Schlacht gefallenen Königs wuchs eine stattliche Eiche hervor. König Marke läßt das treue Liebespaar Tristan und Isolde in zwei Särgen bestatten,

Doch eine Rose, einen Reben

Sah man sich aus den Gräsern heben
Und innig sich verschlingen.

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