ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

das zu Ehren der Vermählung des Himmelsgottes mit der Mutter Erde gefeiert wurde, einen abgehauenen Zweig oder eine abgepflückte Blume auf den Wagen und bedeckte ihn ehrfurchtsvoll: das erste zarte Grün war ja das deutliche Zeichen dafür, daß die Göttin im Heiligtum gegenwärtig war.

Bei den Erminonen scheint der Gott als Heros in die Sage vom Untergange des thüringischen Reiches verflochten zu sein.

Der Thüringer König Irminfried liegt mit den Franken und ihren Bundesgenossen, den Sachsen, in Streit. Sein Ratgeber ist Iring (der wie Gold, Feuer oder Licht Glänzende?), ein kühner Mann, ein tapferer Degen, von kräftigem Geiste und scharfsinnigem Rate, beharrlich in seinen Unternehmungen, geeignet, andern seinen Willen einzureden. Durch diese Eigenschaften hatte er das Herz Irminfrieds an sich gefesselt. In der Schlacht bei Scheidungen an der Unstrut wird Irminfried besiegt. Die Sachsen errichten eine Siegessäule. So groß ist das Blutbad, daß die im Flusse aufgestauten Leichen eine Brücke für die vordringenden Sieger bilden. Irminfried aber, in dessen Person die Krone des Sieges lag, war mit seiner Gemahlin, seinen Söhnen und wenigen Getreuen entkommen.

[ocr errors]

Als die Gegner von seiner glücklichen Flucht vernommen haben, rufen sie ihn unter trügerischen Versprechungen zurück und überreden Iring, ihn zu ermorden: er soll dafür mit herrlichen Gaben beschenkt und mit großer Macht im Reiche betraut werden. Irmin fried kehrt zurück und wirft sich dem feindlichen Könige zu Füßen. Iring aber, der wie ein königlicher Waffenträger mit entblößtem Schwerte daneben stand, tötete seinen knieenden Herrn. Da rief ihm der König zu: „Du, der durch solchen Frevel allen Menschen ein Abscheu geworden ist, sintemal du deinen Herrn getötet hast, sollst frei von dannen ziehen können, aber an deinem Verbrechen wollen wir weder Schuld noch Anteil haben." Mit Recht", erwiderte Iring, „bin ich allen Menschen ein Abscheu geworden, weil ich deinen Ränken gedient habe; bevor ich jedoch von dannen gehe, will ich dies mein Verbrechen sühnen und meinen Herrn rächen." Und wie er mit entblößtem Schwerte dastand, hieb er auch den König nieder, nahm den Leichnam seines Herrn und legte ihn über die Leiche des feindlichen Herrschers, damit der wenigstens im Tode siegte, der im Leben unterlegen; und er ging von dannen, mit dem Schwerte sich den Weg bahnend. „Und wir können nicht umhin“, schließt der Bericht, uns zu verwundern, daß die Sage solche Bedeutung gewonnen hat, daß mit dem Namen Irings die sogenannte Milchstraße am Himmel noch heutigen Tages bezeichnet wird." (Widukind 19-11; Quedlinb. Ann.; Rud. von Fulda; D. S. Nr. 545.)

[ocr errors]

So verliert sich der letzte historische König der Thüringer, der um 530 durch den fränkischen Theoderich Leben und Herrschaft einbüßte, zuletzt im Mythus, indem er mit einem gleichnamigen göttlichen Wesen identifiziert wurde, nach dem die Milchstraße bei den sächsischen Stämmen benannt war. Man kann vielleicht an einen Gestirnmythus denken oder an den Lichtgott, der sich mit dem leuchtenden Sonnenschwerte in der Hand durch die dunkle Schar der Feinde den Weg bahnt, und nach dem das Volk seine himmlische Straße benennt. Das scheint auch, die altenglische Glosse: via secta fringes wec zu bezeugen, Doch will diese Tat am nächtlichen Himmel nicht recht zu dem natürlichen Hintergrunde des Gottes stimmen. Die Erklärung aber, das Volk habe den Helden seiner Dichtung zu den Sternen erhoben, ist bedenklich euhemeristisch.

An die Milchstraße, Iringsweg, schließt sich schön der Wagen des Himmelsgottes, der Irminswagen an, der in jeder Nacht den Pol umkreist, und nach dessen Stande man die nächtliche Zeit bestimmte. Die Vorstellung des Wagens ergab sich von selbst aus der Naturanschauung: vier Sterne entsprechen den vier Rädern eines Wagens, drei andere der Deichsel. Dieses Sternbild, das in der nördlichen gemäßigten Zone niemals vom nächtlichen Himmel verschwindet, war der Wagen des Himmelsgottes Irmin Tius. Noch bei Leibniz lebt das Gestirn des großen Bären als Irmines Wagen fort.

Je mehr der Kampf das eigentliche Lebenselement der Germanen wurde, um so mehr mußte diese Seite hervortreten und einseitig weiter entwickelt werden. Der Krieg war dem Germanen nicht bloß Pflicht, der Krieg war seine höchste Lust. Im Kriege lag die ganze Idealität einer germanischen Existenz. Den Krieg verherrlichte ihm die Poesie, der Krieg wandelte ihm sein Haus, in dem die Gattin selbst zur mordenden Waffe griff, der Krieg wandelte ihm seine Religion, indem er den höchsten Gott zum kriegerischsten, den kriegerischsten Gott zum höchsten machte. So wurde das Schwert die Waffe

des Himmelsgottes. Nach ihm nannten sich die Sachsen, Heruler, Cherusker, Suardonen. Mit dem Schwerte erkämpfte sich Iring den Weg durch die Schar der Feinde. Bei gezückten Schwertern, die sie wie Götter verehren, schwören die Quaden Eide (Ammian. Marc. 1712). Gotisch ist die Sage, daß Attila mit dem Schwerte des Mars (Tius) die Welt erobert (Jord. 35):

Als ein Hirte ein Kalb unter seiner Herde hinken sah, ohne den Grund einer so bedeutenden Verwundung finden zu können, folgte er ängstlich den Blutspuren und stieß zuletzt auf ein Schwert, auf das beim Abweiden des Grases das Kalb unvorsichtig getreten war; so findet auch der herangereifte Theseus das unter Felsen verborgene Schwert seines Vaters, mit dem er Wunder tut (vgl. auch Wade und Wieland, S. 124). Er grub es heraus und trug es alsbald zu Attila. Dieser freute sich über das Geschenk, und kühn, wie er war, meinte er, er sei zum Herrn der Welt bestimmt, und die Übermacht im Kriege sei ihm mit dem Schwerte des Mars verliehen (D. S. 380).

Die Volksüberlieferung hat diese uralte Vorstellung bis ins Mittelalter, selbst bis in die Zeit der Reformation bewahrt.

Noch Kaiser Heinrich IV. besaß 1071 ein kostbares Schwert, das er seinem Günstling Liupold von Mersburg (Mörsburg am Bodensee) gegeben hatte. Aber Liupold stürzte durch einen Unfall vom Pferde und gab, von seinem eigenen Schwerte durchbohrt, den Geist auf. „Angemerkt aber ist, daß dieses das nämliche Schwert gewesen sei, womit der einst so weit berühmte Hunnenkönig Attila zur Vertilgung der Christen und zum Untergange Galliens feindlich gewütet hatte“ (Lamb. v. Hersfeld). Daß die Sage auf Heinrich IV. übertragen wurde, mag seinen Grund in seinen Kämpfen gegen die Kirche baben; ein anderer Zeitgenosse schrieb ihm geradezu Beobachtung heidnischer Gebräuche zu (S. 203). Viel später soll Alba dieses Schwert nach der Schlacht bei Mühlberg „seltsam ausgegraben haben“, und niemand weiß, wo er mit hingekommen".

[ocr errors]

Mit dem Schwure, zu sterben oder zu siegen, verbanden sich die Germanen vor der Schlacht und riefen dabei den Tius an. Mit der Hasel, die dem Gotte des Waffen- und Rechtsstreites, dem Tius Thingsus, heilig war, ward die Thingstätte, wie der Kampfplatz dem uralten Himmelsgotte geweiht, unter dessen Schutze Krieg und Frieden stund. Bei den abgelegten Waffen schwuren die Sachsen und Alemannen; auch die Franken bekräftigten, solange sie den Eid als christliches

Sakrament nicht kannten, ihre Aussagen „auf ihre rechte Hand und ihre Waffen" (Lex Salica).

Das in den Boden gesteckte Schwert bezeichnet die Besitzergreifung vom Lande. In Friesland wird bei Hochzeiten der Braut ein Schwert vorangetragen. In der Oberpfalz werden über den Brauttisch zwei Schwerter kreuzweise in die Diele gestossen. So wird das Sinnbild des Gottes ein Zeichen der Macht und Herrschaft, des Krieges und des Rechtes. Beim Begange der Landesgrenzen und der Grenzen eines Grundstückes, das in die Hände eines neuen Besitzers überging, wurden dem Ziu Opfer gebracht und sein Bild mit um die Grenzen getragen.

Dem Himmelsgotte zu Ehren, der das leuchtende Schwert führt, fand der Schwerttanz statt.,,Die Art der germ. Schauspiele ist (im Gegensatze zu der Fülle von Spielen und Vorstellungen aller Art in Rom) nur eine und bei allen Vereinigungen die gleiche. Leicht bekleidete junge Männer, die das ergötzliche Spiel aufführen, tummeln sich in Sprüngen unter Schwertern und drohend auf sie gezückten Spießen. Die Übung hat es zur Gewandtheit, die Gewandtheit zur Anmut gebracht; aber nicht (wie die röm. Histrionen, Pantomimen und Gladiatoren) um des Erwerbes oder Lohnes willen: der Preis des so verwegenen Spiels ist das Ergötzen der Zuschauer" (Germ. 24).

Wie überall in der Germania ist auch diese Schilderung im Gegensatze zur römischen Sitte entworfen. Die Germanen kannten nur eine Art des Schauspiels. Nicht gedungene Personen niedrigen Standes machten sich ein Gewerbe daraus, sondern junge Männer aus der Mitte des Volkes, von freiem Stande, führten das Spiel zur Kurzweil auf; ohne Oberkleid, mantellos, also nicht vollständig nackt, Schwerter oder Framen in den Händen schwingend, tummelten sie sich, indem sie die Waffen zückten und wie zum Angriffe richteten, darunter in Sprüngen umher. Die altgerm. Bezeichnung für Lied, Melodie und Tanz zusammen ist Leich; Spiel und Tanz wurden nicht von einander unterschieden. Was Tacitus beschreibt, fällt unter den Begriff des Leichs; Schwertleich und Schaft- oder Gerleich war dafür eine passende Benennung, wenn nicht

nur mit Schwertern, sondern auch mit Wurf- und Stoßwaffen getanzt wurde. Der Kampf selbst ward als ein Spiel und Tanz aufgeführt; die ahd. Namen Herileih, Hiltileih lassen auf den feierlichen Hymnus des in die Schlacht ziehenden Heeres schliessen. So scheint das Spiel des Schwerttanzes nur ein ideales Abbild des Kampfes oder Gefechtes zu sein. Wenn das Schauspiel bei allen feierlichen Gelegenheiten statt

[graphic][merged small]

fand, wird es auch an der Festen der Götter nicht gefehlt haben, und keinem andern wird das höchste, kriegerische Spiel gegolten haben wie dem schwerttragenden Himmelsgotte.

[ocr errors]

In Franken und Hessen fand der Schwerttanz am Maifeste statt, anderswo bei Schützenfesten oder zur Fastzeit, zu Himmelfahrt, Pfingsten oder bei Hochzeiten. In Lollar bei Marburg, dem alten Wohnsitze der Chatten, wird er noch 1650 von der Dorfjugend aufgeführt: 16-20 Tänzer mit blanken Schwertern, geschmückten Hüten, in Hemdärmeln, die Knie

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »