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umschnallt, begannen den Kampf mit einem Liede, wobei der Führer den Spruch tat. Erasmus findet diesen Bauerntanz über die Schwerter" lächerlich. Noch 1884 haben ihn die Bergknappen auf dem Dürenberg bei Hallein und in Berchtesgaden getanzt.

Auch in Ebensee, Salzkammergut, wurde am Fastnachtsdienstag 1894 ein Schwerttanz aufgeführt. Etwa 10-12 Männer, mit langen und wilden schwarzen Bärten, bekleidet mit weißer Hose mit roten Streifen, roter Weste, weißer Schärpe und weißem Gürtel, auf dem Kopfe eine rote Kappe, auf der Schulter ein blankes Schwert, kommen unter Vorantritt eines Trommlers und zweier Pfeifer daher marschiert. Ein Hanswurst begleitet sie. Nachdem die Gesellschaft die Anwesenden durch einen besonderen Spruch begrüßt, sich in zwei Reihen gegenübergestellt hat, beginnen sie einen Rundtanz. Dann schweigt die Musik, und der Anführer fordert jedes Mitglied der Reihe nach zum Kampfe heraus; der zuletzt Aufgerufene wird getroffen, fällt der Länge nach hin und stellt sich tot. Um ihn wieder zu beleben, gibt ihm der Narr einen tüchtigen Schlag mit seiner Pritsche.

Darauf beginnt beim Lärm der Musik der Schwerttanz von neuem, indem alle im Gänsemarsche im Kreise umher marschieren, und jeder die Schwertspitze des anderen mit einer Hand auf seiner Schulter festhält. Ohne dieselbe loszulassen, ordnen sie sich dann, einer nach dem andern, wieder in zwei Reihen, zwischen sich wie eine Schranke die Waffe, über die die folgenden hinwegsteigen; diesen Augenblick vergegenwärtigt unser Bild (Fig. 9). Dabei wird die Kette der Hände und Degen keinen Augenblick unterbrochen. Wenn alle in zwei Reihen stehen, hüpft der Narr über die Schwerter hinweg. Dieser Tanz wiederholt sich einige Male. Dann umringen plötzlich die Tanzenden den Narren. Ein neuer Tanz beginnt, diesmal abwechselnd mit verschiedenen schwierigen Figuren, indem die Schwerter über den Köpfen balanziert werden etc. Dann kreuzen alle ihre Schwerter, begleiten das Waffengeklirr mit fröhlichen Hochrufen und marschieren dann, wie sie gekommen, mit der Musik an der Spitze, ab.

Das Fest der Vermählung Tius mit Frija läßt sich viel leicht bis in das Jahr 15 zurückverfolgen. Wie Germanicus im Jahre 14 die Marser überfiel, als sie nach glücklich eingebrachter Ernte dem Tius und der Tanfana ein Dankfest feierten, so benutzte er im folgenden Jahre gleichfalls die sorglose Zeit des deutschen Festfriedens zu einem Einfalle in das Land der Chatten. Er brach im Frühling auf, als eine ungewöhnliche Dürre herrschte, und verbrannte ihre Hauptstadt Mattium (heute Madem bei Gudensberg). Dieses Frühlingsfest wird dem Tius gegolten haben, dessen Verehrung bei den Chatten feststeht (Ann. 156).

Ausführlicher beschreibt Tacitus den Kultus des Allerhalters, Allumfassers Tiwaz Ermnaz bei den Semnonen (Germ. 39). "Als die ältesten und vornehmsten der Sueben (Erminonen) geben sie die Semnonen an. Die Glaubwürdigkeit des Alters wird durch den religiösen Gebrauch bestätigt. In einer bestimmten Zeit des Jahres kommen alle Völker desselben Blutes, durch Abgesandte vertreten, in einem Walde zusammen, der durch der Väter Weihedienst und altherkömmliche Scheu geheiligt ist: sie opfern von Staatswegen einen Menschen und begehen einen barbarischen Festkult, der aus den schaudervollen Urzeiten der Götterverehrung stammen muß. Aber noch eine andere Ehrfurchtsbezeugung widerfährt dem Haine; niemand darf ihn betreten, außer mit einer Fessel gebunden, im Gefühle der Niedrigkeit und um auch äußerlich die überlegene Macht der Gottheit zu bezeugen. Wer zufällig hingefallen ist, darf sich nicht wieder erheben und aufrichten: sie wälzen sich auf dem Boden liegend heraus. Der ganze religiöse Gebrauch geht darauf hinaus, daß dort gleichsam die Wiege des Stammes gestanden habe und dort der allwaltende Gott wohne, dem das Übrige untertan und dienstbar sei" (D. S. 380). Das Heiligtum der Erminonen lag in der Mark Brandenburg, zwischen der mittleren Oder und Elbe; Pfleger des Kultus waren die Semnonen. Ihr Name ist ein hieratischer und aus dem Kultus zu erklären: got. *simnan heißt sich fesseln, gefesselt sein“, ahd. semno, „das Fesselband": die Semnonen sind also die Gefesselten“, die nur mit gebundenen Händen den heiligen Hain betraten.

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Die bestimmte Zeit des Jahres zu ermitteln, in der die Zusammenkunft der erminonischen Völker stattfindet, ist schwierig. Dürfte man die Überlieferung Widukinds von der Sieges- und Totenfeier der Sachsen nach der Schlacht bei Scheidungen heranziehen (S. 204), so fiele die Zeit des Festes auf den 1. Oktober. Zur Michaeliszeit wurde zugleich das Ernte- und Totenfest begangen. Demnach war Tiwaz nicht nur der Kriegsgott bei den Erminonen, sondern als Jahresgott auch Herr über Leben und Tod. Daher heißt er der ,,gewaltige" Gott, dem alles in knechtischer Demut untertan

ist. Daher wird ihn das sühnende und Unheil abwendende Menschenopfer dargebracht, daher rührt auch jene tiefe Unterwürfigkeit, zu deren Bezeugung man nur gefesselt, wie sein Gefangener, sein Heiligtum betrat.

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Die gewöhnlichste Fessel aber war im germanischen Altertum die Wide, ein aus Baumreisern, besonders Weidenreisern, gedrehter Strick. Vor dem Himmelsgott also, der zugleich Kriegsgott war, erschien man mit dieser Fessel. Nun erzählt Tacitus eine eigentümliche Sitte von den Chatten (Germ. 31): Was bei anderen Völkern nur ausnahmsweise vorkam, als ein Beweis des Mutes auf eigene Hand, das war bei den Chatten allgemeine Sitte geworden; jeder junge Mann ließ Bart und Haare solange wachsen, bis er einen Feind erschlagen hatte; erst dann legte er die Tracht ab, die er dem Heldenmute geweiht und gepfändet hatte. Die Tapfersten aber legten, [offenbar um die Verpflichtung noch zu erhöhen, die ihnen schon die allgemeine Sitte auferlegte], außerdem noch einen eisernen Ring an (was als Schmach bei diesem Volke gilt) als eine Fessel, bis sie die Erlegung eines Feindes von ihr befreite. Sehr vielen von den Chatten gefällt sogar diese Tracht für immer; sie tragen das Abzeichen noch, wenn sie schon ergraut sind, und werden dem Fremden wie dem Landsmanne voll Stolz gezeigt. Diese beginnen jede Schlacht, bilden stets das Vordertreffen, ein überraschender Anblick. Auch der Friede gibt ihnen kein milderes Aussehen. Keiner hat Haus oder Feld oder trägt Sorge für irgendwelchen Besitz. Wohin er kommt, findet er Unterhalt, reich lebend von fremdem, verachtend den eigenen Besitz. Erst die Altersschwäche zwingt sie, so rauher Ritterschaft zu entsagen."

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Tacitus sagt offenbar: dadurch, daß der rechte Held weder Haar und Bart noch den Ring ablegte, begab er sich für immer in den Dienst und in die Pflicht des Kriegsgottes. Nur das kann die Bedeutung des Ringes sein, mag man an ein Tragen des Ringes am Arme oder Halse denken. Wide und Ring gehörten also zum Kultus des obersten Gottes, sie deuteten symbolisch an, daß sich der einzelne Recke wie der ganze Stamm dem höchsten Gotte unterwarf und verpfändete.

Auch bei den Römern war der eiserne Ring ein Zeichen kriegerischer Tapferkeit, vielleicht weil er auch bei ihnen ursprünglich Abzeichen der Knechte des Kriegsgottes war, wie er später noch den Sklaven vom Herrn unterschied. Prometheus legte sich zum Zeichen seiner Unterwürfigkeit unter die Herrschaft des Zeus außer dem Weidenzweig einen Ring an. Wenn wir nun auch in Deutschland Wide und Ring als Kultus desselben Gottes wiederfinden, dem Prometheus sich unterwarf, so reicht nicht nur der Name des höchsten deutschen Gottes, Tius, sondern auch sein Kultus in die idg. Urzeit zurück. Das hohe Alter des Kultus, das Tacitus so nachdrücklich hervorhebt, wird damit in ungeahnter, wunderbarer Weise bestätigt.

Menschenopfer fallen dem Tius zu Ehren bei den Erminonen wie bei den Hermunduren im Kampfe gegen die Chatten (Ann. 1357), vielleicht auch ihm, sicher seiner Gemahlin Nerthus, bei den Ingwäonen.

Ebenso weihten die Kimbern nach dem Siege bei Arausio das ganze Heer der Römer den Göttern, henkten alle Gefangenen, ertränkten die Rosse und vernichteten die ganze Beute, Waffen und Kostbarkeiten oder warfen sie in den Fluß (Orosius 516). Verbündete istwäonische und erminonische Stämme, die Tencterer, Chatten, Markomannen, Cherusker, Sueben und Sugambrer verbrennen vor Eröffnung des Feldzuges gegen Drusus zwanzig Centurionen wie ein Bundesopfer und hoffen dadurch zuversichtlich auf den Sieg (Florus IV, 12, § 21 f.): diese göttliche Weihe vor dem Siege kann niemand anders gelten wie dem Lenker der Schlacht Tius. Sicherlich ihm zu Ehren wurden auch nach der Niederlage des Varus die Tribunen und Centurionen erster Ordnung an den Altären hingeschlachtet, die Köpfe der Geopferten an Baumstämme geheftet; Bruchstücke von Waffen und Gliedmassen lagen noch umher, als Germanicus im Jahre 15 das Schlachtfeld aufsuchte (Ann. 161); vielleicht waren auch Pferde geopfert. Als die Franken 539, wo sie schon Christen waren, aber an heidnischen Opfern und Losungen noch festhielten, die letzten Goten treulos überfielen, opferten sie an der Pobrücke die eingefangenen gotischen Kinder und Frauen als Erstlinge des Krieges und warfen ihre Leichname in den Fluß (Procop. b. g. 225). Die Sachsen wählen vor der Heimkehr von einem Raubzuge durchs Los den zehnten Teil der Gefangenen und töten diese in religiöser Handlung. (Apollinar. Sidon. Epist. 8, 6). Zu dem Berichte des Tacitus (Ann. 161) stimmt der Brauch der Goten (Jord. 5): sie weihen dem Lenker der Schlachten Tius das Leben der Gefangenen und die ersten

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Kultus. Geschichtliche Entwickelung der Tiusverehrung.

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Beutestücke: an den Baumstämmen seines Haines wurden die erbeuteten Waffen aufgehängt.

Aber auch eine mildere Auffassung findet sich. Tacitus sagt (Germ. 9):,,den Tius besänftigen sie durch Schlachten von Tieren, die als Opfer zulässig waren", d. h. deren Fleisch von den Menschen gegessen werden konnte. Bei der Allgemeinheit des tacit. Ausdrucks ist es unmöglich, an bestimmte Tiere zu denken, ob Pferde, Rinder, Schweine oder Geflügel gemeint seien. Wie man aus der nordischen Überlieferung schließen darf, waren die heiligen weißen, von keiner irdischen Dienstleistung entweihten Rosse, die in heiligen Wäldern und Hainen aufgezogen wurden, zum Dienste des Himmelsgottes bestimmt; wenn sie an den heiligen Wagen gespannt waren, begleitete sie einerseits der Priester und anderseits bei monarchischen Stämmen der König; wenn der Stamm keinen König hatte, der angesehenste Häuptling (Germ. 10). Aus dem Wiehern und Schnauben der weißen Rosse wurde geweissagt. Keine Weissagung sei heiliger, denn die Rosse seien in den Rat der Götter eingeweiht.

Auch Ernteopfer wurden dem Jahresgotte Tius dargebracht. Das Kultzeugnis des Frühlingsgottes, der Maibaum, war das Ziel des Wettrennens bei dem großen Frühlingsfeste, und ein in Laub gekleideter Mensch wurde ihm, dem Regenspendenden, geopfert.

In der Entwickelung der Tiusverehrung lassen sich etwa folgende Perioden unterscheiden:

In der ältesten Zeit verehrten die Germanen als obersten Gott Tiwaz, den idg. Diêus, ind. Dyâus, gr. Zeus, lat. Jupiter.

In der zweiten Periode beginnt die Gestalt des Himmelsgottes zu erblassen. Zwar finden sich noch alte Kultverbände, Amphiktyonien, zu seiner Verehrung zusammen, zwar ist des Gottes Name und Art noch in den allgemeinsten Umrissen zu erkennen, aber bereits erscheinen neben ihm Wodan und Donar als gleich mächtig. Bei den Ostgermanen wird nicht mehr ausschließlich dem Himmelsgotte selbst, sondern seinen Söhnen, den göttlichen Dioskuren, Verehrung dargebracht.

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