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die stürmische Bewegung der Luft, sondern weist bereits auf das innerliche, geistige Wesen hin (ags. vôd = Ruf, Schall, Rede, Gedicht, an. óþr Geist, Sang, Gedicht). Wodan ist die Fortbildung vermittelst des Suffixes-ano, urgerm. *Wátanaz, altgerm. *Wôdanaz, und auch diese Stammerweiterung ist bezeichnend für die veränderte Stellung, die der ,,Wüter" oder ,,Stürmer" im Laufe der Zeiten errang. Noch im 11. Jhd. wird der Name des Gottes als Wut übersetzt (Wodan id est furor, Adam. Brem. 426).

Anders steht der Nomade, anders der Ackerbauer den Himmelserscheinungen gegenüber. Dem Hirten ist die glühende Sonnenhitze Feind und Widersacher, der nächtliche Himmel Freund und Beschützer. Der Hirte freut sich, wenn die sengende Sonne unterliegt, der Ackerbauer begrüßt jubelnd die erwärmenden Strahlen, die das Wachstum des Feldes fördern, und läßt sie gern über den finstern, nächtlichen Himmel triumphieren. Der Hirt berechnet die Zeit nach Nächten, der Ackerbauer macht die Sonne zum Maßstabe seiner Zeiteinteilung. Die Nachtseite Wodans hat der Volksglaube mit erstaunlicher Zähigkeit bis in die Gegenwart bewahrt.

Über ganz Deutschland ist die Vorstellung des Nachtjägers verbreitet, der mit dem wütenden Heer (Wodans oder Wuotans Heer), der wilden Fahre (der wilden Schar), durch die nächtlichen Lüfte stürmt und eine Frau oder Tiere, wie Eber und Hirsch, verfolgt oder tötet. Er ist auch der Führer der abgeschiedenen, in den Lüften umherziehenden Seelen, der Totengott, der bei Windstille in seinem unterirdischen Reiche, dem Innern der Berge, haust. Aber der grimme Gott der Nacht, des Todes und der Unterwelt beschützt das Gedeihen der Pflanzen, der Ernte und der Herden. Der Wind führt den ersehnten Regen herbei und reinigt die Luft, Krankheiten verscheuchend, darum ist Wodan heil- und zauberkundig. Er ist selbst ein unermüdlicher Wanderer, wie ihn zwei Inschriften bezeichnen (Mercurius viator), und der göttliche Geleiter der Wanderer und Reisenden, der Schirmherr des Verkehres, der Verleiher des Glückes und Reichtums, mächtig geheimer Weisheit und kundig der Dichtkunst. Diese Züge

Wodans sind vielleicht altgermanisch. Seine Fortbildung zum Sieges-, Kultur- und Himmelsgotte geht von den Istwäonen aus, die unter dem Zeichen des nächtlichen Sturmgottes siegreich bis an den Rhein vorgedrungen waren und zuerst mit der keltischen Kultur in Berührung kamen.

Als das älteste Zeugnis für die nächtliche Seite Wodans darf vielleicht Tacitus gelten (Germ. 43): „Die Harii steigern die innewohnende Wildheit noch durch Kunst und klug berechnete Wahl der Angriffszeit; schwarz sind die Schilde und bemalt die Leiber, für die Schlachten wählen sie dunkle Nächte, und schon durch die schaudererregende und schattenhafte Erscheinung des Totenheeres flößen sie Schrecken ein, so daß kein Feind den schauerlichen und gleichsam höllischen Anblick aushält." Diese Harier haben niemals als Volksstamm existiert, dessen Wohnsitze an der oberen Oder gelegen seien, es ist unmöglich, daß ihre Feinde sich mit ihnen nur auf nächtliche Kämpfe eingelassen haben sollen; mochten ihre geschwärzten Schilde und Leiber das erstemal Entsetzen einflössen, das nächste Mal werden sie ihre grausige Wirkung verfehlt haben. Der Kern der Schilderung bleibt unangefochten der, daß es im germanischen Glauben eine Vorstellung von gespenstischen Kriegern gab, die des Nachts aus der Unterwelt heraufstiegen und Grauen und Entsetzen verbreiteten. Der germanische Berichterstatter, von dem den Römern die Schilderung der Harier zukam, hatte treuherzig erzählt, daß hinter den hohen Gipfeln und tiefen Wäldern des suebischen Bergrückens sich die Wege zum Geisterreiche öffneten, wo die Ellusii ihr Unwesen trieben (S. 145), woher die Gespensterheere emporstiegen, die Harii. Und wenn der Gewährsmann diese Ellusii, Etiones (S. 157), Harii als gleich wirkliche Wesen ansah und ihren Wohnsitz als gleich wirkliche Gegenden schilderte, wie die Stämme und Landstriche vor der Bergscheide, so faßte der römische Forscher diese mythischen Völker als wirkliche Germanenstämme auf und machte ihren höllischen Anblick zu einer Art Tättowierung und ihr nächtliches Auftreten zu einer Kriegslist. Germ. *Harjaz, hari ist das Heer, die nächliche Gespensterschar, die des Nachts ihren

Umzug durch die Lüfte hält, das Wutensheer, Heer des Gottes Wuotan, entstellt zu,,wütendes Heer", schwäbisch ,,s Muotes her" (alem. m = w). Ime Münchener Nachtsegen stehen Wûtan und Wûtanes her nebeneinander, und die Begleiter, mit denen er erscheint, kennzeichnen ihn deutlich als nächtlichen Stürmer.

Die finstere Seite des Gottes bezeichnen in Norddeutschland die Namen Helljäger, Nachtjäger, der wilde Jäger, in Süddeutschland ist der wilde Jäger Führer der wilden Jagd. In Mecklenburg wie im Algäu braust der Schimmelreiter unter wildem Toben durch die Luft, daß die Bäume unruhig werden, wie wenn der stärkste Sturmwind ginge, und man glaubt ihn über das Dach der Hütte dahindonnern zu hören. In einem Felsen sieht man ihn mit seinem Pferde verschwinden, denn aus den Bergen bricht der Wind hervor, in die Berge kehrt er zurück. Der Jägerhansl im Algäu hat einen großen breitkrämpigen Hut auf, der ihm bis zu den Achseln herabhängt, und reitet gewöhnlich auf einem Schimmel. Wenn er der Jagd obliegt, so rauscht und tobt es, wie wenn der stärkste Sturm wüte, und man hört weithin mit gellender, wilder Stimme rufen: hio! ho! hio! ho! In den Tannen beginnt ein fürchterliches Krachen und Prasseln, als wollte der Sturm alles niederreißen, wenn auch sonst kein Lüftchen weht. Wildes Hundegebell und die Lockrufe des wilden Jägers lassen sich näher und näher vernehmen, zuletzt beginnt es zu wetterleuchten, zu blitzen und zu donnern. Die Jagd war von altersher die Lieblingbeschäftigung des kriegerischen Germanen, und das wilde, lärmende Treiben des irdischen Jagdzuges wurde auf den himmlischen übertragen. Darum begleiten den Gott die leichengierigen Totenvögel, die Raben, und kläffend stürzen große und kleine Hunde hinter dem Wode her. Im klaren Lichte des Mondscheines waren Holzdiebe in den Wald geschlichen. Da erhob sich plötzlich ein fürchterliches Getöse, der Mond verfinsterte sich, der Wind fing an zu rauschen und immer mächtiger zu schwellen, die Zäune sanken krachend zusammen, die Bäume brachen. Aus der Luft stürzte auf seinem weißen Rosse, von vielen

Hunden umgeben, der Wode und rief: „Was sucht ihr hier? die Nacht ist mein und der Tag ist euer!" Ein aargauisches Rätsel setzt den Gott geradezu mit dem nächtlichen Himmel gleich:

Der Muot mit dem Breithut

Hat mehr Gäste als der Wald Tannenäste (Auflösung: Sternenhimmel). Noch heute singt man in Ottenhöfen (Achern, Baden) vom Winde:

Der Wind isch e altes Männle
Und het e schlappigs Hüetle uf.

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Ein im 16. Jhd. erwähntes giftiges Kraut heißt Woden dungel, Wuotanes zunkal, as. Wôdanes tungal, Wodansstern; Wodesterne als Pflanzenname findet sich auch sonst. In der Altmark wie in Hannover sprengt der Helljäger über das Hellhaus hinweg, oder jagt im Hellgrunde. Im Oberharz, im Göttingischen, Braunschweigischen und in Westfalen jagt Hackelberend, Hackelberg mit seinen Hunden: es ist der Mantelträger, ein Beiname des nächtlichen Sturmgottes (got. hakuls, ahd. hachul Mantel, die Hekla auf Island heißt nach ihrer Schneedecke,,Mantel"). In Norddeutschland und in Schwaben jagt der Weltjäger in der ganzen Welt herum. Scheint doch der Wind immer unterwegs zu sein, und wie der Mensch sich beim Unwetter in den Mantel hüllt und den Hut ins Gesicht drückt, so legte der Glaube dem rastlos zu Fuße wandernden oder auf dem Donner- und Wolkenrosse dahinjagenden Gotte Mantel und Hut bei. Germanische Söldner weihten in Gallia Narbonensis dem nächtlich wandernden Sturmgotte Wodan zwei Inschriften und nannten ihn Mercurius veator und viator. Selbst den Namen Wodan hat man zu ahd. wadalôn = umherschweifen, wallen gestellt und als den Wanderer" gedeutet. Bei heftigem nächtlichen Sturme sagt man in Pommern, Mecklenburg und Holstein,,der Wode jagt", im Osnabrückischen ,,der Wodejäger", im oldenburgischen Saterland,,der Wôinjäger zieht um". Der Zug bewegt sich zwischen Himmel und Erde, bald über die Erde allein. Nur wer mitten im Wege bleibt, dem tut er nichts; darum ruft Wod dem Begegnenden zu: „midden in den Weg!" Wie der

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Weg fest bestimmt ist, den Wodans Jagd einschlägt, so fallen auch die Umzüge in bestimmte Zeiten, meist in den Anfang und Schluß des Winters, in Schwaben in den Herbst und Frühling oder zu Weihnachten, in Schwerin hält der wilde Jäger. Wod seinen Einzug im Herbste, seinen Umzug in den Zwölften, seinen Auszug zur Frühlingszeit, namentlich in der Mainacht.

Nicht nur auf schwarzem, öfters auch auf weißem Wolkenrosse stürmt Wodan an der Spitze der wilden Jagd durch die Luft, oft dröhnt durch das Geheul der Hunde das Rollen des nachfahreuden Wagens. Wie der Wind die nächtlichen Wolken jagt, so scheucht er die schwarzen Gewitterwolken vor sich her, und das dumpfe Grollen des Donners erklingt wie das Dröhnen eines dahinrollenden Wagens. Die Sagen von Wodan, Frau Holle und Berchta berühren sich hier aufs engste: im tobenden Gewittersturme wird der zerbrochene Wagen verkeilt, und die goldgelben Blitze sind die herabfallenden Späne. Der Wind- und Wolkengott tritt in Verbindung mit dem Gewitter.

In der Nacht umkreist das Gespann des Himmelsgottes, der Irminswagen, den Pol, nach seinem Stande bestimmte man die nächtliche Stunde, sein Weg, die Milchstraße, hieß gleichfalls nach dem obersten Gotte die Iringsstraße (S. 214). Aber in Oldenburg und in Westfalen fährt der Woinsjäger um das Siebengestirn; noch im 15. Jhd. heißt das Siebengestirn im Niederländischen Woenswaghen, und im Harz ist das Sternbild des Wagens Hackelbergs Gespann.

Zahlreiche Sagen berichten, daß der Gott bei seinem Umzuge den Leuten eine Pferde-, Reh- oder Rinderkeule herabgeworfen habe, die ihn anriefen. Wer spottend und höhnend in das Hallo der wilden Jagd einstimmt, dem schreit der Wode aus den Wolken zu:

Hast du helfen jagen,

Sollst du auch helfen tragen (knagen),

und aus der Höhe stürzt ein Roßschenkel herab, der dem Spottenden am Rücken klebt, durch seinen Geruch eine ab

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