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heftig und doch gutmütig, furchtbar in seinem Grimme, freundlich und freigebig gegen seine Verehrer. Er ist mehr der Gott der Bauern als der Krieger, er steht weniger im Mittel punkte des Stammeskultus als im kleinen Kultus des täglichen Lebens. Ein Gewitter verkündet nach dem Glauben der Germanen den Zorn der Himmlischen; wenn unheilbedeutender Hagel auf die Schilde schmettert, ziemt dem Menschen, den Kampf abzubrechen. Ein Gewitter hilft dem Kaiser Marc

Aurel zu seinem großen Siege über die Quaden; Hagel vereitelt im Jahre 537 die Mordpläne der Brüder Chlothars, sie und ihr Heer werfen sich unter den Schilden zu Boden und bitten Gott um Verzeihung, daß sie etwas gegen ihr Blut unternommen haben. Ein Gewitter verhindert 20 Jahre später die Schlacht zwischen den Söhnen Chlothars.

Der Name des Gewittergottes Donar, Thonar in Schwaben, Thuner bei den Sachsen, punor bei den Angelsachsen, Thuner bei den Friesen, þórr (*þonraz) bei den Nordgermanen, ist mit dem Suffix ra von der idg. Wurzel stan, tan „donnern, dröhnen" gebildet (gr. tóvos, lat. tonare). Das älteste Zeugnis für Donar stammt aus dem Jahre 16: vor dem Kampfe mit Germanicus auf der Jdisenwiese versammeln sich alle Weservölker in einem dem Hercules heiligen Haine (Ann. 212). Tacitus erwähnt ihn neben Tius und Wodan und hebt hervor, daß ihm Tieropfer fallen (Germ. 9). Die ältesten lateinisch schreibenden Schriftsteller geben ihn mit Hercules wieder, wegen seiner Stärke, des Donnerkeils und wegen seiner Kämpfe gegen alle Feinde der Menschen und ihres entwickelten Lebens. Zahlreiche römisch-germanische Votivsteine sind ihm zusammen mit Mars-Tius, Mercurius-Wodan oder allein errichtet, einer im Gebiete von Xanten aus dem Jahre 118 dem Hercules und seiner Gattin, der Fortuna. Die späteren Schriftsteller setzen dafür Juppiter ein. Vielleicht hat Donar bei einigen Völkerschaften in der Tat die höchste Stelle eingenommen, aber dies kann nur bei Stämmen und zu einer Zeit geschehen sein, die sich friedlicher Kultur erfreuten. Bei den Friesen werden Herculessäulen genannt (Germ. 34), aber es ist auffallend, daß Tacitus keine Rücksicht auf den früher erwähnten

Gott nimmt (Germ. 3. 9.). Donarssäulen sind schwerlich gemeint, auch befriedigt die Erklärung nicht, daß die Sage von den Herculessäulen durch Felsen, die aus dem Meere hervorragten, und durch scharfe Vorgebirge hervorgerufen sei: die röm. Seeleute hätten die Klippen der Nordsee mit den südlichen. Säulen des Hercules in Parallele gesetzt. Eher könnte man an Grabdenkmäler friesischer Seehelden denken, die wie das Beowulfs an den Klippen der Brandung errichtet seien (2802 ff.), oder man hat in ihnen ein uraltes Weihgeschenk phönicischer Seefahrer in Gestalt zweier Peiler zu sehen.

Östlich der Weser, wo sich die zu Arminius stoßenden Stämme in Donars Hain versammelten, ward Thonar auch. ferner noch verehrt. Vielleicht bezeugen auch die „Castra Herculis im Gebiete der Bataver bei Nimwegen die Verehrung des Donar (Ammian. Marcell. 18, 2). Das sächsische Taufgelöbnis nennt Thuner als den ersten der drei großen Heidenteufel, vor Wodan und Sahsnôt (S. 190). Auch bei den Hessen blühte im 8. Jhd. sein Kult; zwischen 725 und 731 fällte Bonifatius mit eigener Hand bei Geismar einen Baum von wunderbarer Größe, der in der Sprache der Heiden Donars Eiche hieß. Eine große Menge von Heiden war zugegen, die den Feind ihrer Götter verfluchte und erwartete, daß der strafende Blitzstrahl des Gottes den Frevler zerschmetterte. Aber wie von des Christengottes allmächtigem Hauch angeblasen, sank die Rieseneiche um, und an ihrer Stelle erhob sich ein Heiligtum des Petrus, der unter den christlichen Heiligen Donar am meisten zu entsprechen schien (V. Bonifatii). Also im heiligen Walde war die Eiche dem Donnergotte geweiht, und wie beim Nerthustempel der heilige See lag, in dem die Göttin badete (Germ. 40), wie unter der goldenen Axt des Foseti ein Quell hervorsprudelte und ein Quell zu seinem Tempelgute gehörte (S. 227), so wird bei der Donarseiche bei Fritzlar ein heiliger See gewesen sein; denn Geismar (Sprudelquell; gîsan, mari) wird Opferquell bedeuten. Bonifatius erwähnt auch einen Priester des Donar (Ep. 25. 723) und muß für die Franken, Thüringer und Sachsen die Opfer des Donar und die Feier seines Festes nachdrücklich

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verbieten:,,Alle Opfer und Beobachtungen der Vorzeichen von seiten der Heiden sind Entweihungen des Heiligen. Der Art sind Opfer für die Toten oder über den Gräbern, Amulette, Opfer auf Steinen, an Quellen und Bäumen für Donar, Wodan und die andern Götter der Heiden, denn sie sind sämtlich teuflische Mächte." In Hessen begegnet im 9. Jhd. ein Donaresbrunno, in Westfalen ein Donnersbrunnen, jetzt Petersbrunnen, Thoneresberg (869) in der Pfalz, Thuneresberg in Westfalen (1100) und Donnershaug; bei Oldenburg liegt ein Dorf Donnerschwe (Donars Heiligtum oder Weg); neben Thoneresfeld und Doneresreut finden sich in England punres feld und þunresléah. Nur wenige Personennamen sind mit Donar zusammengesetzt: Donarpercht, Donarpret, Donarad, Thunereulf, Albthonar.

Der hl. Eligius von Noyons († 659) hat seine Not mit dem zähen heidnischen Leben der getauften Franken und unternimmt auch Bekehrungsversuche bei den benachbarten Friesen; besonders eifert er bei den getauften Deutschen gegen die Heilighaltung des Donnerstages, namentlich im Mai, an dem das Volk nicht arbeiten wollte. Der Indiculus verbietet die Pflege der Heiligtümer des Wodan und Donar (Nr. 8 de sacris Mercurii vel Jovis; Nr. 20); außer Bildern, Säulen und Altären wird an Haine und Wälder, Berge, Quellen und andere Kultusstätten und -Gegenstände zu denken sein, die diesen Göttern vornehmlich geweiht und durch allgemeinen, verstärkten Opferdienst ausgezeichnet waren. Zahlreich sind in den Buẞbüchern des 7.-9. Jhds. die Verbote, den Tag des Juppiter untätig zu verbringen, den fünften Tag zu Ehren Juppiters nach der Heiden Weise auszuzeichnen. Selbst bei den spanischen Sueben ist es verboten, den Sonntag nicht zu feiern und dafür zu sagen, man feiere den Tag des Donar, des Wodan und der Frija (Martin von Bracara Nr. 9). Aber es ist sehr zweifelhaft, ob man daraus den Schluß ziehen darf, der Donnerstag sei gewissermaßen der heidnische Sonntag gewesen, der Ruhetag der alten Deutschen. Denn die Kirche räumte dem Donnerstag eine bevorzugte Stellung ein zum Andenken an die Einsetzung des Abendmahles und an die

Himmelfahrt; Sonntag, Dienstag und Donnerstag waren Fleischtage, und darum pflegte man von alters her Dienstag und Donnerstag zur Abhaltung weltlicher Festlichkeiten wie z. B. von Hochzeiten, Märkten und Gerichten zu verwenden. Man darf also kaum den heidnischen Deutschen den Donnerstag als Ruhetag, den Dienstag und Donnerstag als Gerichtstage und bevorzugte Hochzeitstage zuschreiben.

Die Alemannen am Zürichersee verehren außer Wodan auch Donar; als die Bekehrer das Christentum bringen, geben die Heiden den flammenden" Donar auf. In Schwaben war der Donarsberg bei Nordendorf ein besonders hochgehaltenes Heiligtum. Die Nordendorfer Spange trägt die Inschrift: Die Heimat ersiege, Wodan! weihe, Thonar! Die alten Bewohner von Nordendorf müssen sich unter dem besonderen Schutze Donars gefühlt haben; denn in unmittelbarer Nähe liegt ein alter Donarsberg, von dem ein mittelalterliches Schloß Donrsperch seinen Namen erhielt, heute Donsbergerhof.

Wie die Sachsen in Deutschland, verehrten auch die nach Britannien gewanderten Angelsachsen den Thunar, auch bei ihnen wird Donar mit Juppiter wiedergegeben. Auffallend ist, daß Wulfila den Namen vermeidet, er übersetzt Donner (Poovan) mit þeihvô (Mc. 317; Joh. 1229). Alle Germanen benannten nach Donar den fünften Tag der Woche; der „dies Jovis" heißt in Oberdeutschland Donarestac, in Norddeutschland Donresdach, bei den Friesen Thunresdey, bei den Ags. Thunoresdäg, engl. Thursday, im Norden þórsdagr, schwed. torsdag.

Donar fährt auf einem Wagen durch die Lüfte. In Ditmarschen umschreibt man das Gewitter mit den Worten: ,,der Alte fährt wieder einmal am Himmel da oben und schlägt mit der Axt an die Räder". Die Ags. nannten das Gewitter Thunorrâd, d. h. Donnerfahrt oder Wagen. In Bayern fährt Gott und unsere liebe Frau beim Gewitter im Himmel spazieren; die Rosse schlagen mit ihren Hufen auf den Stein, daß die Funken sprühen. Nach ditmarsischer Sage fährt ein Riese auf einem Wagen, der mit Böcken bespannt ist, die sich

Donars Wagen, Hammer, körperliche Erscheinung.

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verirren. Auch in Tirol hat ein rotbärtiger, brüllender Riese einen goldenen Bockswagen.

In der Rechten schwingt der Gott einen steinernen Keil oder Hammer; beim grollenden Donner haut sich der Alte mit der Axt ein Rad. Die Verwünschung,,,daß dich der Hammer schlag", darf freilich nicht herangezogen werden, denn der Hammer als eine Begleitung des Teufels beruht auf einer falschen Erklärung von Jeremja (5023). Daß bei der römischen Interpretatio die Ähnlichkeit zwischen der Keule (clava) des Herkules und dem steinernen Hammer Donars mitgewirkt hat, lehrt eine Inschrift an einem Relief, das bei Obernburg am Main gefunden ist: Herculi Malliatori, dem hammerschleudernden Donar. Die Inschrift ist von einem oder von mehreren Soldaten geweiht, die zu Holz- oder Steinarbeiten abkommandiert waren. ,,Das walte der rothaarige Donner", fluchen die Nordfriesen noch heute.

Von alters her ist der Gott durch einen feuerroten Bart ausgezeichnet (S. 258). Ein tubicen der untergermanischen X. Legion widmete in der Zeit von Domitian bis Hadrian in den Brohler Steinbrüchen eine Inschrift Herculi Barbato, dem langbärtigen Donar. Im Rollen des Donners, im Zucken des Blitzestötet der Gott die Unholde, die das segnende Naß der Wolken zurückhalten wollen; dann schüttelt er grimmig den wallenden Bart und stößt in glühendem Kampfeseifer den Schlachtenruf aus. Darum nannten die Deutschen den Donnerruf ,,Donars Bartrede". Daher ist er Schützer der Erde und auch Helfer der Krieger. Ihm, dem unbesiegten Gotte, wird ein Weihstein gesetzt (Herculi invicto), und Tacitus weiß, daß man ihn als den Ersten aller tapfern Männer besingt (Germ. 3). *Vihuz, der Kämpfer, ahd. Vigur war deshalb sein ehrender Beiname. Vermutlich einem Teilnehmer am Bataverkriege verdankt Tacitus seine Schilderung (Germ. 3): Daß auch Hercules bei ihnen gewesen sei, erwähnt man, und ihn besingen sie als den Ersten aller tapfern Männer, wenn sie in die Schlacht ziehen. Im Gegensatze zu den erwähnten Liedern auf Donar und doch als Kriegslieder zu ihnen gehörend, haben sie die allgemein bekannten Lieder (haec quoque carmina), durch

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