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deren Vortrag, bei ihnen bar ditus genannt, sie ihren Mut entflammen, wobei sie zugleich aus dem Schalle des Gesanges schon den Ausgang der bevorstehenden Schlacht ahnen; denn sie erregen oder hegen Furcht, je nachdem es in der Heeressäule schallt; und es scheint dies nicht sowohl Harmonie der Stimmen als der gemeinsame Schlag von Heldenherzen zu sein. Vorzüglich wird Rauheit des Tones erstrebt und stoßweises Dröhnen, indem sie die Schilde vor den Mund halten, damit die Stimme durch den Widerhall desto voller und tiefer anschwelle." Mit hymnenartigen Liedern also, in denen vor allen Donar gefeiert wurde, zog man in die Schlacht: in ihnen verherrlichte man wohl den hilfreichen Donar und rief seinen Beistand auch für diese Stunde an, oder man pries in einem kurzen Liede mythischen Inhaltes irgend eine Heldentat Donars und feuerte den Mut der Heeresäulen durch das ruhmwürdige Beispiel des Gottes an. Wie Donar beim Rollen des Donners brüllend in seinen Bart bläst, daß die Erde wankt, so ahmten nach Absingen des Donarliedes dann die Kämpfer die Donnerstimme des Gottes nach, indem sie die Schilde vor den Mund hielten und kräftig hineinschrieen.

Der Gesang, mit dem der Vormarsch anhob, ging also beim Sturmlauf in ein Schlachtgeschrei über, etwa unserm Hurra vergleichbar, und dieser kurze, aber mit voller Lungenkraft in die Wölbung der Schilde geschmetterte Ton mochte sich wohl wie das dumpfe Rollen des Donners anhören. Dem Hurraruf wohnt in der Tat, wie Tacitus berichtet und urteilt, eine fast zauberhafte Wirkung inne, der schmetternde Vollton siegbewußter Kühnheit reißt alles dahin und wirkt lähmend auf den Gegner, aber das schwache, der Angst entpreßte, schwankende Gemurmel ist ein Zeichen der Verzagtheit und tötet alles frische Wagen. So kann man noch heute sagen, daß der Schall dem Kämpfer eine Weissagung für den Ausgang der Schlacht erscheint, und das donnernde Hurra benennt sich mit Recht nach dem Bartrufe des Gottes barditus (bard,,Bart"). Diese Erklärung erscheint natürlicher als die Ableitung vom an. bard-Schild, Schildgesang; die Bestimmung, ,,indem sie die Schilde vor den Mund halten", ist bei Tacitus

offenbar nebensächlich. Andere denken an afries. barja „rufen, jubeln, singen" (es bedeutet aber,,anklagen“) oder übersetzen barditus als „Kampflied, Schlachtgesang."

Als kraftvoller, starker Gott erscheint Donar auf römischen Inschriften, die Bataver oder stammverwandte Germanen geweiht haben; drei finden sich in Nordbrabant, eine am Hadrianswalle ihr Stifter ist vielleicht ein Friese, eine fünfte in Bonn, eine sechste unterhalb Deutz, eine siebente in Rom, gestiftet von batavischen Gardereitern. Die Inschrift nennt den Hercules Magusanus; das Beiwort ist ein germanisches Verbaladjectivum magusô, Dat. magusani, und gehört zur Wurzel magen vermögen, kräftig sein. Der ,,starke" Hercules kann nur Donar sein.

Ein alter, noch nicht völlig aufgeklärter Spruch des 11. und 12. Jhds. handelt von Donar, dessen alte, preisende Beinamen dutigo (der starkbrüstige, ahd. tutto Brust), dietewigo (der Faustkämpfer), dietmahtiger (der sehr kräftige) in der alliterierenden Eingangszeile erhalten sind: Donar dutigo dietewigo (oder dietmahtiger) ist wahrscheinlich der Anfang eines alten Donarhymnus. In dem folgenden epischen Teile sind altheidnische und christliche Züge zusammengestellt:

Do

quam des tiufeles sun ûf Âdâmesburg gon unde scîteta einen stein ce wite. Do quam der Âdâmes sun unde sluog des tiufeles sun zuo zeinero stúdon.

Donar, der Teufelssohn, ist schon ganz in den Vorstellungskreis des christlichen Teufels hineingezogen; er ist wie ein Riese gedacht, als ein beleibter Mann mit großen Brüsten, er steht auf Adams Brücke (= Kreuz?) und spaltet den Stein (d. h. die Brücke, die auf steinernen Pfählen ruht) nicht schwerer als ein Mann, der einen Baumstamm zu Brennholz scheitet. Christus aber, Adams Sohn, (vgl. Röm. 514) kommt dazu, schützt den Bau seiner Verehrer und treibt den Heidengott in den Wald zurück. Zugrunde liegt ein wirklicher Vorfall aus der Zeit der Kämpfe zwischen Christentum und Heidentum. Die Christen legen über irgend einen Fluß eine steinerne Brücke. Die heidnischen Deutschen des jenseitigen Ufers fürchten, daß nach Vollendung der Brücke die neue Lehre und neue Kultur bei ihnen eindringe, daß ihre Wälder

verwüstet und ihre Rechte und Einkünfte geschmälert werden, die an ihrer alten Fähre oder Furt hängen. Sie suchen daher den bereits angefangenen Bau zu hintertreiben, ein Gewitter scheint ihren Anschlag zu unterstützen, indem der Blitz in die steinernen Pfähle oder Bogen einschlägt und sie zum Teil zerstört; d. h. in der mythischen Sprache: Donar will die Brücke durch seinen Blitz vernichten, aber der neue, mächtige Christengott erscheint und schlägt ihn in den Wald zurück, wohin er gehört. Bei dem Kampf um den Bau werden Donar und Christus von ihren Bekennern angerufen, sie greifen beide tätig ein und entscheiden ihn; der Ausgang hängt von der geringeren oder größeren Kraft des alten oder des neuen Gottes ab. Auch in der Schlacht bei Noreja schleudern die Götter der Kimbern und Römer ihre Blitze in den Kampf der Männer.

Donar, der Schirmherr des Landes, wäre also, wenn die vorgetragene Deutung richtig ist, als Schützer von Fähre und Furt gegen Feinde gedacht: ihm war der Frieden des Landes befohlen, während die Mannen auf Kriegstaten umherschweiften. Brücken waren den alten Deutschen noch unbekannt, ein Ferge oder Furtmann vermittelte unter Donars Hilfe den Übergang. Die Brücke, die unsere Vorfahren zuerst von den Römern kennen lernten, und die ihnen später als ein Stück der vordringenden christlichen Kultur erschien, ward nunmehr als verbesserte Furt oder Fähre gleichfalls unter Donars Schutz gestellt, und so erscheint der Gott selbst als Stifter und Schutzgott von Brücken, die er als treuer Hüter zu verteidigen sucht.

Der Blitz spaltet die Wolken, und die himmlischen Wasser strömen zur Erde nieder; der Blitz fährt in den Erdboden, und der Quell springt hervor. Darum ward Donar der Quellenschöpfer; die Donnersbrunnen hat der Donnergott entstehen lassen (S. 261).

Der Hammerwurf als Entscheidung über eine Grenze ist bei den Deutschen allgemein bekannt. Erst nach und nach, mit dem Verschwinden des alten steinernen Streithammers ist dessen Wurf auch durch das Werfen mit anderen

Gegenständen, wie Beil, Hufhammer, Pflugschar und Sichel ersetzt worden. Der Sinn des Vorgangs ist durchaus religiös: der Wurf hängt nicht vom Werfenden, sondern vom Willen des Gottes ab. Deshalb wurde die Handlung oft auf mancherlei Weise erschwert, um sie zufällig, d. h. dem Willen der Gottheit zugänglicher zu gestalten. Der Ausfall des Wurfes hatte also die Bedeutung eines Loses. Wie der Hammerwurf aber bei der Anlage von Ortschaften praktisch angewendet wurde, ist nicht ganz klar. Außer dem äußersten Punkte der Grenze zeigte der Fall des Hammers nur die Richtung an, nach der das zu erwerbende Grundstück sich ausdehnen sollte; die Größe des Besitzstückes war dadurch nicht gegeben. Bei der Anlage von Ansiedelungen konnte jeder Berechtigte durch Hammerwurf nur bestimmen, nach welcher Richtung hin und bis zu welchem Punkte sein Teil liegen sollte. Der Ausdruck des Tacitus „sie verteilen die Äeker unter sich nach Ansehen und Würde" (Germ. 26) läßt vielleicht die Erklärung zu, daß ein Häuptling oder ein besonders angesehenes Familienhaupt zuerst nach seiner Wahl einen Teil übernehmen durfte. Aber die Mehrzahl der Gemeinfreien stand sich durchaus gleichberechtigt gegenüber. Die Entscheidung konnte also nur das Los ergeben. Zwar erwähnt Tacitus des Hammers weder in Kap. 10 (bei der Erforschung des Götterwillens), noch in Kap. 26 (bei der Ackerverteilung), aber vermutlich bestimmte die Lage des geworfenen Hammers die Auslosung. So erklären sich die ungleichmäßigen Lagen und Abgrenzungen der ältesten Ackerund Feldeinteilungen.

Mit dem Hammer spaltet Donar das Erdreich und macht den Boden urbar. So wird er der Gott des Ackerbaues, der Beschützer der Heimat. Darum versammeln sich die Deutschen östlich der Weser in Donars heiligem Haine zum Schutze gegen röm. Angriffe (Ann. 212; S. 259); darum ziehen sie mit Liedern, die ihn preisen, und an deren Schlusse sie des Donnerers Bartruf nachahmen, in die Schlacht. Darum wird. bei Besitzergreifung eines neuen Landes der erworbene Boden ihm geweiht und die Grenzen durch Hammerwurf bestimmt,

das bezeugt der Ortsname Donnersmark. Der zuckende Blitz macht die Äcker fruchtbar, zugleich hat er sie von Anfang an geweiht, ihre Grenze mit Feuer umzogen. Bei den oberen Sachsen rief der umhergetragene Hammer die Bevölkerung zum Gericht wie zum Kampfe; bei den Franken weihte der Hammer das Eigentumsrecht.

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Die Scheide zwischen Dorf- und Ackergemarkung war ein dem rothärtigen Donnergotte geheiligter roter Faden; rot war auch die Farbe, die im Schmucke der Hochzeitsleute wie der geladenen Gäste überwog. Der Donnerstag ist in vielen Gegenden als Hochzeitstag beliebt (doch vgl. S. 261), besonders bei den Friesen, in Holland, Ditmarschen und Pommern; im Lüneburgischen meidet man den Donnerstag. In Süddeutschland heißt es: Donnerstagsheirat, Glücksheirat! In Schwaben erfolgt die Einladung zur Hochzeit am Donnerstage der vorhergehenden Woche. In Holstein und Hessen reicht die Feier vom Donnerstage bis zum Sonntage; in der Mark gilt umgekehrt der Donnerstag für unglücklich. Am Niederrheine heißt es man muß die Hühner gut füttern, wenn am Hochzeitstage gut Wetter werden soll"; Hähne und Hühner sind Donar geweiht, wegen der nahen Beziehung, in der sie zum Wetter stehen. Die geladenen Gäste spenden für die am Donnerstage stattfindende Hochzeit Hähne, früher in Wirklichkeit, in Mecklenburg heute einen aus Butter oder Tonerde geformten, mit Federn und Blumen gezierten Hahn. Zahlreicher Aberglaube, der an den Hochzeitstag knüpft, hängt mit dem Wetter zusammen. Wie das Wetter an ihm ist, so verläuft das eheliche Leben; ruhiges, stilles Wetter ist von guter Vorbedeutung. Während des Gewitters beim Brautzuge oder beim ersten Gewitter nach der Vermählung soll die junge Frau ein schweres Gewicht heben, das verleiht ihr Gesundheit und Kraft und erleichtert die Lasten des Ehelebens. Im bayerischen Walde gehört Bockfleisch auf den Hochzeitstisch. Das dem Donar heilige Tier wird von dem Dache eines Hauses herabgestürzt und von dem Metzger sofort abgestochen: es ist der Rest eines alten Tieropfers. In ältester Zeit wurde die Braut mit dem Blute des Bockes besprengt.

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