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lichen Sammlung ungefähr hundert aus dünnem Goldbleche gefertigte und ineinander gesetzte Schiffe, die nur Opfergaben oder Votivsachen sein können.

Solche Abzeichen, wie ein leichtes Schiff geformt (signa in modum liburnae figurata) erwähnt auch Tacitus bei der suebischen Göttin, die er Isis nennt (Germ. 9). Die schwäbische Überlieferung hat fest gehalten, daß sich ihre Hauptgöttin Frija bei ihrer Umfahrt im Frühjahr eines Wagens oder eines Schiffes bedient. Ein Ulmer Ratsprotokoll von 1530 verbietet am Nikolausabend den Umzug des mit Masken in Fastnachtstracht besetzten Schiffes: es soll sich niemand mehr weder bei Tage noch bei Nacht vermummen, verkleiden, noch Fastnachtskleider anziehen, auch soll sich jeder des Herumfahrens des Pfluges und mit den Schiffen enthalten. Das Verbot des Ulmer Rates setzt also die Umfahrt des Schiffes und das Pflugumziehen einander gleich; beide sind Symbole der Fruchtbarkeit spendenden Frühlings- und Erdgöttin. Noch heute zieht man in den bayr. Donaugegenden Fastnachts (mhd. vasenahten d. h. „an den Tagen der Ausgelassenheit“) Kähne auf Rollen durch die Ortschaften, die Maste mit Eßwaren behängt, im Mastkorbe Feuer.

Auf schwäbischem Boden also, bei den Nachkommen der erminonischen Sueben, der alten Tiusverehrer, ist ein Umzug mit Schiff und Pflug bezeugt, ein Bittfest an die große Göttin, das im Lenze dem Landmanne reiche Ernte, dem Schiffer günstige Fahrt sichern sollte. Einen derartigen Umzug scheint Tacitus zu meinen (Germ. 9): „Ein Teil der Sueben opfert auch der Isis. Von wo Grund und Ursprung diesem fremdem Dienste ward, habe ich nicht ganz ergründet: nur soviel weiß ich, daß ihr Kultus aus der Fremde übers Meer gekommen ist; das bezeugt schon das wie ein Nachen gestaltete Symbol der Göttin." Daß Tacitus an die germ. Hauptgöttin denkt, geht daraus hervor, daß er sie unmittelbar nach den drei Hauptgöttern Wodan, Donar, Tius erwähnt (Germ. 9). Seine Quellen berichteten ihm, die Sueben hätten einen mit dem Isisdienste übereinstimmenden Kultus. Den germ. Namen der Göttin gab er wegen ihres Symbols, des Nachens, durch die ägyptisch

römische Isis wieder. Im römischen Bauernkalender hieß der 5. März „Schiff der Isis" (navigium Isidis), es war das Frühlingsfest der Isis, „die zuerst den Menschen die Frucht gab", und in Deutschland fand der Schiffsumzug später zu Fastnachten, d. h. zu Beginn des Frühlings statt. Auch die Isisbilder sind den Darstellungen der Nehalennia ähnlich; der Kopfputz der beiden Göttinnen bietet eine gewisse Gleichheit, auch der Hund, der Fruchtkorb, die Füllhörner und selbst das Schiff kehren wieder. Die Römer konnten daher leicht an ihre Isis erinnert werden. Wie die Gewährsmänner des Tacitus kein Bedenken trugen, das deutsche Frühlingsfest als ein Fest der Isis zu erklären, so trugen römische Kaufleute kein Bedenken, der Nehalennia als einer Erscheinungsform ihrer „tausendnamigen" Isis Dankopfer darzubringen; so erklärt sich, daß sich römische und germanische Namen auf den Nehalenniasteinen finden.

Daß die Sueben zur Zeit des Tacitus ihre Hauptgöttin Nehalennia nannten, ist natürlich nicht zu beweisen; aber mag sie Nehalennia oder Frija geheißen haben, die Gottheit ist dieselbe, die Erd- und Frühlingsgöttin, nur ihre Namen sind verschieden. Ein merkwürdiges Spiel des Zufalls ist es, daß unsere ältesten Quellen bei den seeanwohnenden Ingwäonen der Ostsee die Göttin ihren Umzug in einem Wagen halten lassen, bei den Deutschen des Binnenlandes aber auf einem Schiffe; das auf Rädern gezogene Schiff am Niederrhein vereinigt beide Fahrzeuge.

4. Tanfana.

Bei den Istwäonen waren die Marsen Hüter und Pfleger des Bundesheiligtums. Neben dem flammenden Himmelsgotte Tiwaz Istwaz verehrten sie seine Gemahlin, die Tanfana. Tacitus erwähnt nur das Fest und den Tempel der Göttin, wie bei der Beschreibung des ingw. Nerthusumzuges; aber er wie der röm. Feldherr erkannten die Wichtigkeit des Stammesheiligtums sehr wohl.

Nach dem Tode des Augustus drohte bei den unterrheinischen Legionen offene Empörung auszubrechen, die durch den aus Gallien herbeigeeilten Germanicus nur mit Mühe unterdrückt wurde. Patrouillen hatten ihm gemeldet, daß die Germanen um diese Zeit des Nachts ein frohes Fest begingen und bei feierlichem Mahle sich dem Spiele hingaben. Darauf baute er seinen Plan. Er wußte, daß, wenn es ihm gelänge, die Festversammlung zu überfallen und das Heiligtum zu zerstören, er dem Stamme den durch Religion und Alter geheiligten Halt und Mittelpunkt nehmen würde. Er überschritt den Rhein, sandte auf beschwerlichen, aber vom Feinde unbewachten Umwegen den Cäcina mit den Leichtbewaffneten voraus, um dem Gros der Legionen den Weg zu bahnen, und rückte in sternenheller Nacht auf die Gehöfte der Marsen zu. Seine Berechnung, die Germanen mitten im Frieden des Festes zu überraschen, hatte ihn nicht getäuscht; froh hatten die Deutschen die Nacht bei Gelagen und fröhlichen Gesängen zugebracht. Wie bei der Nerthusfeier die Waffen ruhten, so waren hier nicht einmal die gewöhnlichsten Vorsichtsmaßregeln getroffen, keine Nachtposten waren aufgestellt. Noch lagen sie sorglos ihren Rausch verschlafend auf Bänken und neben den Tischen umher, an denen sie geschmaust und gezecht hatten, als Germanicus hervorbrach. Um einen möglichst breiten Landstrich zu verwüsten, teilte er die Legionen in vier keilförmige Haufen. Zehn deutsche Meilen in die Runde zerstörte er alles mit Feuer und Schwert; alt und jung, Mann und Frau wurden niedergehauen, Gehöfte und Heiligtümer, auch der von diesen Völkerschaften am höchsten und heiligsten verehrte Tempel der Tanfana dem Erdboden gleich gemacht. Vergebens zogen die Bructerer, Tubanten und Usipeter zur Rache herbei und überfielen den Nachtrab des zurückmarschierenden Heeres, das sich langsam durch die Waldgebirge hindurchwand (Ann. 151).

Die Zeit des Überfalls muß der Spätherbst gewesen sein, die Zeit, wo die Sachsen ihr herbstliches Sieges- und Totenfest feierten, und die Erminonen im heiligen Walde zusammen kamen (Germ. 39; 220). Um Tius und seiner Gemahlin, der Erdgöttin Tanfana, für die glücklich beendete Ernte zu danken, war das Volk aus allen Gauen zusammen geströmt. Galt die ingw. Nerthusfeier und das ermin. Isisfest dem Wiedererwachen des Frühlings, so fand das Tanfanafest Ende September oder Anfang Oktober statt, es fiel mit dem Ende und Anfang des Jahres bei den Germanen zusammen. Mit der absterbenden Vegetation zogen sich die Geister der Abgeschiedenen in das Innere der Erde zurück. Toten- und Erntefeier war ein Fest, die Gottheit war Herr über Leben

und Tod. Das heidnische Totenfest wurde in eine Kirchenfeier verwandelt, die in der sogen. Heiligen gemeinen Woche, d. i. der Woche, die mit dem Sonntag nach Michaelis beginnt, fast durch ganz Deutschland begangen wurde. Die läudlichen Erntefeste und Kirchenmessen finden noch heute zu derselben Zeit statt. Der Oktober und November hieß bei den Angelsachsen und Schweden Opfermonat, bei den Niedersachsen, Friesen, Niederländern, Dänen und den istw. Völkern Schlachtmonat, ein junger Ersatz für Opfermonat.

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Der Beiname der Erdgöttin, Tanfana, bedeutet die „Opfergöttin"; Tanfana -Tabana gehört zu ahd. zebar, ags. tiber, tifer, zur idg. Wurzel dap teilen, verteilen (gr. dɛinvov, δέπας, lat. daps) und ist gebildet wie δάπανος, δαπάνη. Wie der lateinische Landmann vor der Ernte zum Jupiter dapalis betete, so dankte der Deutsche nach der glücklich eingebrachten Ernte der Tanfana, die zu Ende des Winters beim großen Erntefeste ihre Opfer empfing, wie die röm. Gottheit ihre daps. Die Übersetzung von Tanfana,,Nahrung verleihend, Ernte spendend", ändert sachlich nichts. Liest man für das überlieferte Tanfana Thambana, so bedeutet das Beiwort „die Göttin der Fülle und des Reichtums, des Ackersegens" (aisl. bomb Schwellung, got. þamba Fülle, norweg. temba füllen, stopfen).

5. Hludana.

Am 15. August 1888 wurde in der niederl. Provinz Friesland bei dem Dorfe Beitgum der untere Rest eines Votivsteines aus der Römerzeit gefunden. Auf dem oberen Teile des

Steines sind die Füße und das herabhängende Gewand einer sitzenden Figur noch zu erkennen, die vermutlich in einer Nische dargestellt war. Unter der Gestalt steht in den schönen Buchstaben, wie sie auf röm. Denkmälern gegen Ende des 1. Jhds. gefunden werden, die Inschrift: „Der Göttin Hludana haben die Pächter des Fischfangs unter dem Obmann Q. Val. Secundus ihr Gelübde gern und schuldigermaßen dargebracht. Mit diesem Funde war auch für das alte Stammland der Friesen eine Göttin gesichert, die durch andere Inschriften bereits für das nordwestliche Germanien bekannt war.

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Schon im 17. Jhd. hatte man bei Xanten einen Stein ausgegraben: Deae Hludana sacrum C. Tiberius Varus. In Utrecht befindet sich eine bei Nijmwegen gefundene, aber verstümmelte Inschrift: Aludanae sacrum. Bei Münstereifel fand man eine Inschrift aus der Zeit des Alex. Severus (222-235): das dort garnisonierende Detachement der ersten Minervischen Legion errichtete für Errettung des Kaisers Alexander Severus und seiner Mutter aus einer drohenden Empörung der Legionen der Göttin Hludana einen Dankaltar.

Unter zahlreichen Beinamen wurde die Erdgöttin von den Deutschen verehrt, daher heißt sie Hludana, „die Vielgenannte, Vielnamige" (hluda—κλυτός, Κλυμένη). Sie waltet über das Meer und den Fischfang, wie über die Wohlfahrt des Landes, sie sorgt für das Leben der Bewohner und für das des germ. Kriegsherrn, des Kaisers. Oder Hludana wird direkt durch ihren Namen als „Erdgöttin" bezeichnet (hlada aufladen, aufbauen, hlód= Herd, der in der ältesten Zeit auch nur ein Erdhaufe war).

6. Haeva.

Ein batavisches Ehepaar errichtete dem großen heimischen Gotte, dem „starken" Donar (S. 265) und der Haiwô zum Danke für Kindersegen einen Altar, der in der Nähe von Nijmwegen aufgefunden ist:,,Herculi Magusano et Huevae Ulp Lupio et Ulpia Ammava pro natis votum solverunt libentes merito". Haiwô bedeutet wie Frija die „liebe“ oder „holde“ = das Weib, und daß die Deutschen ihre Frija mit der lat. Venus verglichen, der Göttin der Liebe und Anmut, der Ehe und Fruchtbarkeit, bezeugt die Übersetzung des lat. dies Veneris in Frijutac.

Die himmlischen Göttinnen.

1. Frija.

Die gemeingermanische Bezeichnung für die oberste Göttin war Frija; urgerm. Frijô gehört zu skr. prija, prijâ (Gattin, Geliebte); wie Hera die,,liebe Gemahlin" des Zeus, so ist Frija

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