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tüchern: ein Bild des Nebels und der Wolken, die an den Bergen und Wäldern streichen (S. 86). In ihrer Felsgrotte oder auf einsamer Bergeshöhe dreht sie das goldene Spinnrad, den irdischen Frauen ein leuchtendes Vorbild; wenn sie von den Fäden den Menschen schenkt, so nehmen diese nie ein Ende. Wie Frea als kluge, geschäftige Hausfrau bei Wodan im Himmel sitzt und auf das Treiben der Menschen herniederblickt, so weilt Frau Holle bei Kaiser Friedrich im Kyffhäuser als seine Haushälterin und sorgt für alles, was er und die vielen hundert Ritter und Knappen bedürfen, die mit ihm um den großen steinernen Tisch sitzen.

Wie Nerthus fährt sie auf einem Wagen umher und spendet das schimmernde Saatengold; wie Frau Gauden und Berchte belohnt sie den Menschen, der ihr zerbrochnes Gefährt wieder herstellt (D. S. Nr. 8). Zur Zeit der Flachsernte schwebt sie über die blauen Flachsfelder, richtet geknickte Pflanzen auf und segnet das im Winde wogende Getreidefeld. Die Tiroler verdanken ihr die Einführung des Flachsbaues. Bei Göttingen ließ man die letzte Handvoll Frucht ungeschnitten auf dem Acker stehen,,vor Frû Holle".

Als Wolkengöttin zieht Frau Holle nach dem Brocken, wenn es schneit; beim Schneefalle schlägt sie ihr weißes Gewand weit auseinander, oder sie macht dann ihre Betten oder pflückt die Gänse (D. S. Nr. 4). Als Regenspenderin trägt sie im Harz einen goldenen Eimer ohne Boden den steilen Berg hinauf, und das Wasser läuft aus dem Gefäße heraus (vgl. das bodenlose Faß der Danaiden). Wenn es nebelt, hat Frau Holle ihr Feuer im Berge angemacht (S. 118). Regnet es die ganze Woche Frau Holle wäscht dann ihre Schleier so muß es zum Sonntage doch Sonnenschein geben, denn Frau Holle muß bis dahin ihre Schleier wieder trocken haben. Von den lichtweißen Lämmerwolken sagt man in der Mark: Frau Holla treibt ihre Schafe aus. Die ihre goldenen Locken auf hohem Felsen kämmende Göttin ist ein schönes Bild der hin- und herzitternden Sonnenstrahlen, das bei der Lurlei, der Lure des Elfenfelsens, wohlhekannt ist (S. 78). In dem Frau Hollenstein bei Fulda sieht man die tiefen Furchen

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ihrer Tränenströme, die sie um den verschwundenen Gatten geweint hat.

Wie Nerthus wohnt Frau Holle in einem Teiche. Zuweilen hat man sie um die Mittagsstunde im Frau Hollenbade baden sehen, aber nachts war sie wieder verschwunden (D. S. Nr. 4. 6). Der Frau-Hollenteich (südöstlich von Kassel), der unter dem wilden Felsgerölle der Kalbe tief und heimlich in einer Schlucht des Gebirges gebettet ist, sonnig zugleich und von Schatten hoher Bäume umgeben, von einem verwitterten Steindamme eingeschlossen, liegt in einer grünen Wiese. Von ihrer alten Kultstätte aus unternimmt sie zur Weihnachtszeit ihre Umfahrt und verleiht den Äckern Fruchtbarkeit; unter Musik und Tanz begingen noch vor kurzem die Bauern nach alter Sitte dort ein ländliches Fest. Das Mädchen, das von der Stiefmutter in den Brunnen gestoßen ist, kommt unter dem Wasser zu einer schönen, grünen Wiese, auf der Frau Holles Haus steht (K. H. M. Nr. 24). Wie sich die weiße Wolke aus der Höhe in den feuchten Waldgrund oder zum Flusse herabsenkt, so steigt Frau Holle von dem Berge zum Bade oder zum Waschen im Born oder Fluß; drunten in der Lutter wäscht sie nach Harzer Sage ihren Schleier. Eine Stelle im Main bei Hasloch heißt Huldas Badplatz. Aus einem Born in Oberhessen, der Frau Holle Loch geheißen, fährt sie mittags im Wirbelwinde heraus.

Aus ihrem Reiche, zu dem der See, Teich oder Born, wie der Nerthussee, den Eingang bildet, schickt sie die Seelen der Menschen in Kindesgestalt ins Leben und ruft sie wieder zu sich; sie bilden ihr Gefolge. Weiber, die zu ihr in den Frau-Hollenteich steigen, macht sie gesund und fruchtbar; die neugeborenen Kinder stammen aus ihrem Brunnen, und sie trägt sie daraus hervor (D. S. Nr. 4). Aber sie zieht auch die Kinder in ihren Teich, die guten macht sie zu Glückskindern, die bösen zu Wechselbälgen.

Frau Holle waltet also über den Seelen der Menschen. Nach merkwürdiger uralter Überlieferung spinnt sie im Harz aus dem Flachs, den sie in den Zwölften auf dem Wocken findet, ein Netz und fängt als Totengöttin mit ihm die, die

Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

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im nächsten Jahre sterben sollen (S. 140). Als Wodans Gemahlin führt sie die wilde Jagd an, das Heer der abgeschiedenen Geister (D. S. Nr. 4, 7). Sie reitet zuweilen, wie der Schimmelreiter, einen prächtigen Schimmel, der dabei nicht die Erde berührt, sondern fußhoch über dem Waldrande schwebt.

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Der Frau Holle entspricht in Süddeutschland völlig Frau Berchta, Perchta, Berta. Sie trägt einen lang nachwallenden Schleier wie Holla, auf den ihre Dienerin treten muß, um ungenetzt mit der Herrin über den Fluß zu gelangen. Sie bewässert das Land, indem sie ihren Rocken hinter sich herschleift das Bild einer aus der Ferne gesehenen Regenwolke, deren Erguß wie ein Schleppkleid auf die Erde herabhängt. Auf ihr Gebot müssen die Heimchen, die Kinderseelen, die Felder und Fluren der Menschen bewässern. Umgeben von weinenden Kindern setzt sie auf einem Schiff über die Saale, und die Kleinen schleppen einen Ackerpflug herbei. Zerbricht ihr Wagen oder Pflug in den Zwölften oder in der Perchtennacht, so lohnt sie den ihr helfenden Menschen mit Spänen, die sich in Gold verwandeln. Die Zeit ihres Umzuges ist die heilige Zeit des Mittwinters; der Perchtentag (5. Jan.) ist ihr heilig, dann kehrte sie in ihr Heiligtum zurück. Über die ganzen deutschen Alpen ist die Sitte des Perchtenspringens oder Perchtenlaufens verbreitet. Vom Perchtenabend an bis zum letzten Faschingabend findet eine Art Maskerade statt, die Vermummten heißen Perchten. Sie tragen auf dem Kopfe eine große Schellenspitzhaube mit Glöckchen, oder auf dem Rücken eine große Alpenglocke, oder schwingen Kuhglocken, knallen mit Peitschen, führen lange Stangen und haben vor dem Gesicht entstellende Masken. Sie springen und stürmen in wilder Lust tobend und rasend über die Gassen und in die Häuser von Ort zu Ort (vgl. die Abbildung: Das Perchtenlaufen im Salzburgischen). Von diesen Aufführungen erwartet man ein gutes Erntejahr, Mißernte schreibt man dem unterlassenen Perchtenspringen zu. Durch das laute Lärmen will man die ungebetenen Gäste vertreiben, die feindlichen Geister, die immer und überall dem Menschen zu schaden suchen (S. 36). Die Vermummungen und Verklei

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