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dungen sollen die der Gottheit nahenden Personen nicht in ihrer wahren Gestalt zeigen, sie gewissermaßen decken (s. u. Kultus, Gottesdienst).

Wie Frau Holle von den Holden, so ist Perchta von den Perchten umgeben und zieht an der Spitze des wilden Heeres, umgeben von Geistern und Seelen aller Art und aller Altersstufen. Mit den verstorbenen Kindern schreitet sie durch das Land oder eilt mit ihnen durch die Lüfte. In Kärnten reißt sie, wie die wilde Jagd, auch lebende Menschen zu sich empor und trägt sie in ferne Gegenden. Schon aus dem 13. Jhd. ist bezeugt, daß die Leute für die Perchta in der Perchtnacht Essen oder Trinken stehen ließen. Im 15. Jhd. stellte man um dieselbe Zeit allerlei Lebensmittel und Getränke auf den Tisch für Perchta und ihr Gefolge. Diese Opfer leben in vielen Gegenden Deutschlands bis auf den heutigen Tag fort; die Gerichte, von denen Berchta einen Teil als Opfer empfängt, müssen aus Mehlspeisen oder Gemüse und Fischen bestehen: denn die Göttin gebietet über die Seen und befruchtet die Felder. In Oberbayern wurde am Christtage eine Pflugschar im Zimmer unter den Tisch gesteckt. In einem mhd. Gedichte heißt es:

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Die idg. Göttin des Frührotes *ausôs wurde bei den Indern als ušâs, bei den Griechen als nós (= avows), bei den Römern als aurora (*ausôs-a), bei den Litauern als auszra verehrt. Zwischen s und r entwickelte sich im Urgermanischen der Übergangslaut t, so wurde aus idg. ausro germ. *aus-t-rô, Ôstra. Englands größter und gefeiertster Lehrer, der durchaus glaubwürdige Angelsachse Beda Venerabilis († 735), sagt: ,,Der April hieß bei den Angelsachsen,,eosturmonath" nach einer Göttin Eostre, der zu Ehren man in diesem Monate Feste

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feierte; mit dem einmal gebräuchlich gewordenen Worte eines Brauches bezeichnen sie die Freuden des neuen Festes." Da schon zur Zeit Karls des Großen der April ôstarmânoth heißt, wird Ostara, Eástre eine Licht- und Frühlingsgöttin gewesen sein. Wie bei den Indern der Ushas die erste Morgenröte der Frühlingsfeier gewidmet war, so ist in Deutschland ôstrûn (Gen. von ôstra, zu ergänzen ist dulps Fest) das Fest der Göttin des wiederkehrenden Frühlings. Obwohl wir keine unmittelbaren Nachrichten von heidnischen Ostergebräuchen haben, liegt doch kein hinreichender Grund vor, die Existenz der Göttin Ostara zu bezweifeln. Osterfeuer lodern noch heute, und auch Spiele und Tänze werden aufgeführt. Kränze und Sträuße werden ins Wasser geworfen, besonders begegnen Brot und Eier, Symbole der fruchtbaren Erdgöttin wie der Ostara.

3. Baduhenna.

Im Jahre 28 n. Chr. zog der Proprätor von Germania inferior Lucius Apronius gegen die aufständischen Friesen zu Felde, die es seit Drusus mit den Römern gehalten hatten. Willig hatte die Bevölkerung Ochsen und Äcker hingegeben, selbst die Frauen und Kinder in Leibeigenschaft, aber als ihr trotz aller Beschwerden keine Erleichterung ward, ergriff sie erbittert die zur Tributerhebung abkommandierten Soldaten und schlug sie ans Kreuz. Auch die Reiter und Leichtbewaffneten des Propätors wurden zurückgeworfen, und ein Detachement von 900 Mann fiel bei einem Haine, den die Friesen „Hain der Baduhenna" nennen (Ann. 473).

Es ist nicht zu bezweifeln, daß von einem Heiligtume die Rede ist, das nach einer Gottheit benannt ist; hier stand vermutlich auch ein Tempel. Baduenna bedeutet entweder die ,,Kampffreundin" (Baduwini) oder besser, der römischen Schreibung entsprechend, die ,,Kampfwütige" (badu-wennô, ahd. winna Streit, got. winnô Leidenschaft). Diese letzte Erklärung paßt auch gut zu der berichteten Abschlachtung der 900 Römer. Da die Friesen als höchsten Gott den Tius-Mars verehrten (S. 208), wird Baduenna als seine Gemahlin aufzufassen sein, die nach Art der Walküren Lust an der männermordenden Feldschlacht hat und vielleicht selbst dazu anregt.

Auch auf den Monumenten der germanischen Gardereiter erscheint Tius-Mars ausschließlich als Kriegsgott (S. 209), und wenn neben ihm als Gattin die Victoria genannt wird, so ist auch hier die höchste Göttin einseitig als Kriegsgöttin wiedergegeben. Die Beinamen Hariasa und Harimella, die auf Votivsteinen begegnen, werden der kriegerischen Gattin des Kriegsgottes Tius zukommen. Dea Hariasa lautet die Inschrift eines im Jahre 187 gesetzten Steines; *hari-jasa, *har-jasa ist die ,,Krieg erregende" Göttin, *Harjaza ist die ,,kriegführende, heerende" Göttin. Nördlich vom Hadrianswalle, in Birrens bei Middleby in Schottland, wurde ein Stein gefunden: Deae Harimellae; er ist von Soldaten der zweiten Tungrischen Kohorte errichtet, die dort in Garnison lag. Harimella ist die im Heere, in der Schlacht glänzende oder die das Heer mit Mut erfüllende, dem Heere Sieg verleihende Göttin.

4. Walküren.

Göttliche Mädchen auf schnellen Rossen, Gestaltungen der am Himmel dahinfahrenden Wolken, durcheilen im Sturmgebrause die Luft und stehen im Dienste des Himmels- und Wettergottes, vielleicht ursprünglich des Tius, später des Wodan. Wie die Wolken vom Sturme gejagt werden, gehören die Wolken- und Sturmweiber dem Sturmgotte Wodan an und rauschen mit ihm durch die Lüfte (S. 238). Aber als Wodan zum Lenker der Schlachten emporstieg, legten die elbischen Wolkenfrauen kriegerische Rüstung an und wurden zu göttlichen Kampfjungfrauen, die auf die Walstatt reiten und die dem Walgotte gelobten Menschenopfer in Empfang nehmen; sie holen, in vollem Waffenschmucke prangend, von Blitzen umloht, vom Donner umtobt, die aus den sterbenden Körper als Lufthauch entweichende Seele und führen sie Wodan zu. Die aus dem Wasser emporsteigende Wolke, der sich dem Waldsee entringende Nebel brachten die göttlichen Frauen mit den im Dunkel der Wälder sprudelnden Brunnen und mit den fließenden Wassern in Verbindung. Als Gestaltung des weißen Nebels von See und Fluß und Weiher erscheint

die liebliche Schwanjungfrau; sie legt ihr Schwanenkleid ab und badet im einsamen Waldsee oder am Strande des Meeres, schlüpft dann wieder in ihr schimmerndes Gewand und schwebt über Land und Wasser. Wolkengöttinnen und Schwanjungfrauen sind also eins und mit den göttlichen Quell- und Brunnfrauen verwandt. Das bezeugen auch die altdeutschen Frauennamen: Wolchangart und Suanagarda, Wolchanhart und Suanehard sind im Altgermanischen gleichbedeutend.

Wie lebendig und wie allgemein die Vorstellung der kriegerischen Wolkenfrauen war, bezeugen die alten Namen: Himilthrûd, Nordhilt, Sunthilt, Osterhilt, Westrât, die himmlische, nach Norden, Süden, Osten und Westen ziehende Walküre. Göttliche Jungfrauen sind im Geleite des Morgens: Dagahild, Dagathrûd, steigen in der Dämmerung auf: Themarhilt, stammen aus den Wolken: Wôlkandrût, sind der Sonne gleich: Sunnihilt, glänzen wie die Sonne: Solberta, fahren schnell hernieder wie der Blitz: Blicdrût, rauschen im Winde: Windbirg, Nebel geht vor ihnen her: Mistila; Rîmburg ist die Reifjungfrau, Sneoburg, die schneeweiße, schützende Jungfrau, Himilrât, die vom Himmel gekommene Raterin. Noch heute glaubt das Volk, alte Weiber gegen Morgen, wenn die Mägde zum Melken gehen, auf schweißtriefenden Pferden quer über die Felder reiten zu sehen.

Wenn nicht alles täuscht, ist der Denkstein von Housesteads das älteste direkte Zeugnis für die Walküren. Die Inschrift ist dem Tius Thingsus und den beiden Alaisiagis Bede und Fimmilene geweiht. Die Alaesiagae werden als die „Allgeehrten“, „Allrechtsprechenden“, „Allrechtseherinnen“, „die zum rechten Unterweisen Befähigten“, oder als die „Erlenerschreckerinnen“, die Hilfreichen" gedeutet, vielleicht aber sind die *Al-aisgagjôn, die „gewaltig Einherstürmenden, die gewaltig Erregenden" (germ. Wurzel îs, urgerm. *aisjan, an. eisa eilen, stürmen; vgl. Ise S. 176, und nhd. Eisbein). Zu dieser gemeinsamen Bedeutung passen auch die einzelnen Namen. Fimmila ist die weibliche Personifikation des Windes

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(ahd. *fim-ila bezeichnet die Bewegung, besonders das Wehen des Windes); Beda ist die Personifikation des Wirbelwindes oder des Wetterschauers (idg. bhadh erschrecken). Die stürmende Fimmila und die schreckende Bêd sind also Wind und Wirbelwind, vergleichbar unserm Wind und Wetter. Der Himmelsund Wettergott entsendet die gewaltig einherfahrenden Alaisiagen, und, wie Tius kriegerische Rüstung trägt, so sind die beiden Göttinnen als Siegspenderinnen, Viktorien, mit Kranz und Schwert dargestellt.

Das Idealbild der göttlichen Frauen hat sich direkt aus dem Leben entwickelt, umgekehrt traten menschliche Frauen zur Zeit der Völkerwanderung als Walküren auf und suchten dem göttlichen Vorbilde nahe zu kommen. Wir finden in der Mythologie Punkt für Punkt die Züge wieder, die Tacitus und die Römer überhaupt von den Weibern der Germanen berichten.

Während der Schlacht standen die Mütter, Weiber und Kinder der Germanen hinter den Kämpfern, die zu dem Gesange der ausrückenden Männer ihre Zauberlieder anstimmten. Sie schrecken nicht vor der blutenden Wunde zurück, verbinden sie, wie Hildegund in Walthariliede (1408) und bringen Speise und Ermunterung den im Kampfe Stehenden (Germ. 7). Sie sind die zuverlässigten und liebsten Lobspender, sie dienen dem Tapfern zur Anfeuerung, dem Feigen zur Beschämung. Vom Hurra der Männer und von dem gellenden Zaubergesange der Frauen erbebte die Schlachtreihe im Aufstande des Civilis (Hist. 418). Diesem Zaubergesange (ululatus mulierum) hat man gewiß ebenso wie dem Barditus eine religiös zauberhafte Bedeutung und muterweckende Kraft beigemessen (S. 264). In der Schlacht bei Bibracte stellen die Germanen des Ariovist die Frauen auf die Wagen und Karren; mit ausgebreiteten Händen und unter Tränen flehten diese die in den verhängnisvollen Kampf ziehenden Krieger an, sie nicht in die Knechtschaft der Römer fallen zu lassen (Cäsar, b. g. 151). Als die Wandalen zur Entscheidungsschlacht schritten, ließ König Gelimer die Frauen mit den Kindern und allen Schätzen in die Wagenburg mitten in der Aufstellung bringen, um die Seinen hierdurch zum äußersten Widerstande zu treiben (Procop, b. vand. 2). War deutsches Ungestüm der römischen Taktik unterlegen, so wurden einige Schlachten, schon sinkend und wankend, von den Weibern wieder hergestellt, indem sie die Brust entblößten und die Männer flehentlich aufforderten, sie lieber zu töten als dem Feinde preiszugeben (Germ. 8). Ergreifende Szenen schildert Plutarch aus dem Untergange der Ambronen und Kimbern. Als die Ambronen in der Schlacht bei Aquae Sextiae zurückwichen, traten ihnen die Weiber

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