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mit Schwertern und Beilen entgegen, laut aufschreiend in fürchterlichem Zorn, und wehrten die Fliehenden wie die Verfolger ab. Bunt unter die Kämpfenden gemischt, rissen sie mit der bloßen Hand die Schilde der Römer herunter und griffen nach den Schwertern; Wunden und Verstümmelung ertrugen sie ruhig, ungebeugten Mutes bis in den Tod (Cäs. 19). Als die Römer nach der Schlacht bei Vercellae den weichenden Kimbern bis an die Wagenburg nachdrängten, stand ihnen ein hochtragischer Anblick bevor. Die Weiber, in schwarzen Gewändern auf den Wagen stehend, töteten die Fliehenden, die ihren Mann, jene den Bruder, jene den Vater: die Weiber erwürgten sie mit der Hand und warfen sie unter die Räder und Hufe der Tiere, dann ermordeten sie sich selbst (27). Valerius Maximus erzählt von den Weibern der Teutonen, sie hätten den siegreichen Marius gebeten, er möchte sie den vestalischen Jungfrauen zum Geschenke schicken, wie jene würden sie sich unbefleckt halten. Als sie das nicht erlangten, erdrosselten sie sich in der folgenden Nacht. In dem Kriege Caracallas waren viele chattische und alemannische Frauen in Gefangenschaft geraten. Man stellte ihnen die Wahl zwischen Knechtschaft und Tod, viele zogen den Tod vor. Als sie aber dennoch als Sklavinnen verkauft werden sollten, töteten sie sich und ihre Kinder (Dio Cass. 7714). In dem Feldzuge Marc Aurels gegen die Alemannen fanden die Römer auf der Walstatt die Leichen bewaffneter Frauen (713). In Aurelians Triumphzug werden zehn Gotinnen aufgeführt, die in männlicher Rüstung kämpfend gefangen waren; weit mehr waren in der Schlacht gefallen (Flav. Vopiscus, V. Aurel. 34).

Neben den archäologischen und historischen Zeugnissen steht das der alten Namen. Die Namen, die man den Kindern gab, sollten ihnen das Ideal weisen, dem sie nacheifern sollten:

Gebt euern Kindern schöne Namen,

Darin ein Beispiel nachzuahmen,

Ein Muster vorgehalten sei.

Sie werden leichteres vollbringen,

Auch gute Namen zu erringen,

Denn Gutes wohnt dem Schönen bei.

(Rückert.)

Das Ideal des Mannes war der Held, das Ideal des Weibes ist in der Mythologie in den göttlichen oder halbgöttlichen Schlacht- und Schicksalsfrauen ausgebildet. Weil die Frau von der frühsten Zeit an dem Germanen als ein höheres Wesen erschien, in näherer Berührung mit der Götterwelt stand als der Mann, zeigen die altdeutschen Frauennamen weit mehr als die Namen der Männer unmittelbaren Zusammen

hang mit den Vorstellungen von göttlichen Wesen. Sie sind also eine wichtige Quelle für den Walkürenglauben. Zahlreiche Namen sind mit gunt und bilt (Krieg) zusammengesetzt, oder dem gleichbedeutenden hadu, wîc oder lauc (Kriegsbrand), leich (Kampfspiel); z. B. Mechthild, Mathilde ist die machtvolle, Chlothilde die berühmte, Kriemhilde die verhüllte Kämpferin, Kunigunde die für ihr Geschlecht kämpfende, Gudrun die Runen kundige Kampfzauberin, Hildegund, Baduhild, Haduwig, Hedwig die tüchtige Kämpferin, Thusnelda die Kraftkühne. Die Siegjungfrau bezeichnen z. B. Sigihilt, Siguwîf (Weib), Sigithrûd, Siginiu (Tochter des Sieges). Auf ihre Teilnahme am Heereszuge gehen die Namen mit heri und sint: Sinthgund, Herigilt (Priesterin des Heeres). Sie sind gerüstet und tragen einen Helm: Helmborg, Grîmhilt; eine Brünne: Brunihild; einen Schild: Rantgund; einen Speer: Gêrdrûd, Gêrlind, Kêrpurc, Gisalhilt; Baughild ist die Schildträgerin mit dem Ringe, Isanbirg, Isanburg die eisengerüstete Jungfrau. Darum ist ihr Ansehen strahlend, glänzend: Berahthild, Berahthrûd.

Ihr Erscheinen ist siegverkündend wie das der heiligen Tiere des Kriegsgottes, Wolfhilt, Ebirhilt, Rosmôt. Sie haben von ihrem göttlichen Herrn den Auftrag, seine Günstlinge zu schirmen: die Namen mit birc, burg, munt drücken diese Aufgabe aus. Dann lächeln sie dem Sieger zu: Blîdhilda, Blîdthrûd; haben wohl selbst ihre Lieblinge unter den Streitern: Thrûdwin; halten das fliehende oder feindliche Heer auf, wie auch der Merseburger Zauberspruch erzählt: Stillihere, wachen überhaupt vorsichtig über den ganzen Kampf: Gundwara, verleihen den Sieg: Gebahilt, schaffen den Frieden: Friduhilt; sie sind somit die Führerin in der Kriegsnot: Nôtharja, die starken auf dem Walfeld: Waledrût, opfern nach dem Siege das Heer der Feinde: Herigilt, und nehmen die Gefallenen auf.

Eine göttliche Walküre, und nicht bloß eine menschliche, kampfesfrohe Königstochter ist die Brunhild des Nibelungenliedes. Zwar ist ihr alter Walkürenglanz schon stark

verblichen, aber ihre ganze Erscheinung hebt sich immerhin noch auffallend von der ritterlichen Umgebung des Liedes ab. Sie lenkt nicht mehr aus luftigen Höhen ihre Rosse auf das Schlachtfeld und kürt nicht mehr die Wal, aber sie weilt auf der fernen, meerumfluteten Veste Isenstein (N. L. 315 ff.) und raubt unbarmherzig dem, das Leben, der von ihr besiegt wird, gerade in den Kampfspielen kommt ihre göttliche Natur zum Vorschein. Im Speerschießen, Steinwurf und Sprung unterliegt sie zwar, aber nur durch Hilfe des mythischen Nibelungenattributes, der unsichtbar machenden Nebel- oder Tarnkappe; denn durch sie geborgen und geschützt, übernimmt Siegfried die Taten, Gunther die Geberde. Mit elementarer Kraft bricht Brunhilds jungfräuliche Walkürennatur zum letzten Male in der Hochzeitsnacht hervor, als sie zürnend dem Gatten ihre Liebe verweigert, ihm mit einem Gürtel Hände und Füße bindet und ihn hoch an die Wand hängt (N. L. 585).

Daß es auch in Deutschland einen Mythus gegeben habe, nach dem die göttliche Walküre auf dem Felsen von Siegfried aus dem Schlafe erweckt war, wird zwar lebhaft bestritten, aber man hält sich zu einseitig an die literarischen Zeugnisse und übersieht andere, nicht weniger wichtige. Die im Westdeutschland an mehreren Orten als alt und volkstümlich nachgewiesenen Benennungen von Felsen, wie Brunhildenstein (z. B. auf der Hohenkanzel auf dem Taunus, 8 km. nördlich von Wiesbaden), Brunhildenstuhl (der Brummholzstuhl bei Dürkheim in der Rheinpfalz ist aus Brunhildenstuhl entstellt) bezeugen, daß auch in der deutschen Sage die Walküre Brunhild auf einer Felsenburg ihre Wohnung gehabt hat, wie ja noch im N. L. Isenstein als ihr Sitz genannt wird. Der Brunhildenstuhl bei Dürkheim ist sogar als alte Fastnachts- (Frühlings-) feuerstätte überliefert; in der Römerzeit sind hier Sonnenräder und fünf Inschriften eingehauen, von denen eine dem Mercurius Cisustius Deus geweiht ist. Der mit dem Brunhildenmythus in Verbindung gebrachte Fels, der zum Frühlingsfeuer dient, war also von ältester Zeit her ein heiliger Ort. Daß aber sogar Brunhilds Zauber

schlaf und damit ihre Erweckung deutsche Sage war, beweist das Brunhildenbett auf dem großen Feldberg im Taunus. In einer Urkunde des Erzbischofs Bardo von Mainz von 1043 heißt eine etwa 4 m hohe Felsbildung auf dem Feldberge von eigentümlicher Form, die schon von weitem das Auge auf sich lenkt und den Vergleich mit einem Ruhelager unwillkürlich wachruft, lapis qui vulgo dicitur lectulus Brunihilde.

Da der deutschen Nibelungendichtung ein „Lager der Brunhild" auf der Höhe eines Berges unbekannt ist, kann diese Bezeichnung nur aus der Sage stammen, und wenn der Name noch in der Mitte des 11. Jhds. volkstümlich war, muß er es schon lange vorher gewesen sein. Wenn also die Rheinfranken ein riesenhaftes Felsbett auf der Spitze eines hohen Berges Bett der Brunhild" nannten, so müssen sie auch geglaubt haben, Brunhild habe auf einem hohen Berge geschlafen.

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Die auf einem Felsen schlafende Walküre, die natürlich auch aus ihrem Schlummer geweckt sein muß, ist somit für Deutschland erwiesen. Nicht erwiesen ist, daß sie auch nach deutscher Vorstellung von der Waberlohe umgeben war; diese mag nordische Zudichtung und Ausschmückung sein, und ein Märchen der Dornröschengruppe mag dabei mitgewirkt haben.

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Der allgemeine, urgerm. Name für die göttlichen Mädchen war ahd. itis, as. mhd. idis, ags. ides, an. dís. Die Idisi sind wohl die „emsig schaffenden", die überirdischen Frauen (an. ið, iðn, iðja Arbeit). Neben der an. valkyrja findet sich in ags. Glossen des 8. Jhds. walcyrge Eurynis, walcrigge = Herinis, waelcyrre Tisiphona, waelcyrige Bellona, Allecto. Im Ags. verstand man also unter Walküren unheimliche Gottheiten, die in das Geschick des Kampfes eingreifen, und dieses Zeugnis reicht völlig aus, um die Walküren als westgermanische und deutsche Gottheiten zu erweisen. Kein einziger Grund läßt sich für eine Entlehnung aus dem Nordischen beibringen; im Gegenteil, daß bei den Westgermanen des

Festlandes derselbe Name vorhanden gewesen sein muß, beweist der erste Teil des zusammengesetzten Namens walu, urgerm. *walaz. In allen germ. Dialekten bedeutet ahd. wal, ags. wael, an. valr den Haufen der Erschlagenen oder die Stelle, wo sie liegen; im nd., vom 13. Jahrhundert an bis heute bezeichnet Wall einen Haufen, z. B. Heringe (gr. Fális scharenweise, in Menge). Die Walküren küren also, wie ihr Name sagt, die Gesamtheit der Krieger, die im Kampfe fallen sollen.

Ein ags. Beschwörungslied gegen Hexenstich und Hexenschuß zeigt die bewaffneten Wolkenfrauen, wie sie Pfeile und Speere auf die Menschen schleudern:

Laut waren sie, ja laut, da sie über den Hügel ritten.

Sie waren hochgemut, da sie über Land (durch die Lüfte) ritten.
Schütze dich nun, willst du sicher vor ihrem Haß sein:
Heraus, kleiner Speer, wenn du drinnen bist!

Ich stund unter dem Lindenschild, unter lichtem Schilde,
Da die mächtigen Frauen ihre Scharen ordneten
Und ihre gellenden Gere entsandten.

Einen andern will ich ihnen wieder senden,
Einen fliegenden Pfeil von vorn entgegen:
Heraus, kleiner Speer, wenn du drinnen bist!
Es saß ein Schmied, schlug das kleine Messer,
ein Schwert stark im Verwunden.
Heraus, kleiner Speer, wenn du drinnen bist!
Sechs Schmiede saßen, Todesspeere schufen sie,
Heraus, Speer, sei nicht drin, Speer!
Wenn hier ist innen des Eisens Teil,

Der Hexen Werk, so soll es schmelzen!

Wärst in die Haut du, ins Fleisch geschossen,

Oder wärst du ins Blut geschossen,

Oder ins Glied, nimmer sei dein Leben getroffen!
Wenn es sei der Asen Geschoß oder der Elbe Geschoß
Oder der Hexen Geschoß nun will ich dir helfen:

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Dies sei dir zur Heilung des
Dies für das Hexengeschoß.
Fliege hin in die Wildnis!

Asen oder der Elbe Geschosses,
Ich will dir helfen.

Sei am Haupte heil, es helfe dir der Herr!

Dem Liede liegt die Vorstellung zugrunde, daß die Krankheit vom Geschoß der Geister verursacht sei. Die Hexen aber tragen das poesievolle Kleid der Dienerinnen Wodans.

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