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sollt Ihr an keine Wahrzeichen und Vorbedeutungen beim Niesen glauben, und wenn Ihr auf einer Reise begriffen seid, nicht auf die Stimmen der Vögel als auf Prophezeiungen achten. Mögt Ihr eine Reise antreten oder Euch sonst zu einem Werke vorbereiten, so zeichnet Euch im Namen Christi und sprechet das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser mit rechtem Sinn und Glauben, dann wird Euch kein Feind etwas anhaben können. Kein Christ lege darauf Wert, an welchem Tage er das Haus verläßt oder in dasselbe zurückkehrt, denn Gott hat alle Tage (nämlich der Woche) geschaffen. Kein Christ beachte für den Beginn eines Werkes den Tag oder den Mond, keiner soll beim Beginn des Neujahres sich lächerlichem und sündhaftem Spiel und Aberglauben hingeben, niemand soll in der Neujahrsnacht eine besetzte Tafel aufstellen oder Neujahrsgeschenke geben oder empfangen und unnützes Gelage anstellen. Kein Christ soll an Feuerwahrzeichen glauben und sich auf den First des Daches setzen, denn das ist alles Teufelswerk. Und am Johannisfeste oder am Feste irgendeines anderen Heiligen soll niemand Sonnenwende begehen oder 'T'änze und Aufzüge unter teuflischem Gesange aufführen. Niemand soll den Namen von Dämonen oder denjenigen des Neptun, des Orkus, der Diana, der Minerva oder des Genius anrufen oder an solche lächerliche Dinge glauben. Ferner soll außer an den Festen niemand den Donnerstag, weder im Mai noch zu einer anderen Jahreszeit, in Ruhe verbringen und feiern oder den Motten und Mäusen einen Tag weihen, sondern jeder soll allein nur den Sonntag heiligen. Kein Christ soll an alten heiligen Stätten oder an Felsen und an Quellen und unter Bäumen oder in einem Hag oder auf Dreiwegen Lichter anzünden und hierbei Gelübde verrichten. Niemand darf am Halse eines Menschen oder eines anderen lebenden Wesens Binden und Amulette befestigen, auch wenn dies von seiten eines Klerikers geschehen sollte und gesagt wird, daß das eine heilige Sache sei und Sprüche aus der heiligen Schrift enthalte; denn in solchen Dingen liegt nicht der Segen Christi, sondern das Gift des Teufels. Auch soll niemand Kräuterzauber treiben und Reinigungsopfer veranstalten oder seinen Rauch durch einen hohlen Baum oder durch ein Erdloch hindurchgehen lassen, denn dadurch weiht er es allein dem Teufel. Und die Frauen sollen nicht Bernsteinschmuck um den Hals hängen und beim Spinnen und beim Färben nicht den Namen der Minerva oder einer anderen Heidengöttin anrufen, sondern bei jedem Werk, das sie verrichten, sich die Gnade Christi herbeiwünschen und der Kraft seines Namens aus ganzem Herzen vertrauen. Niemand soll den Mond anrufen, wenn er sich verfinstert, denn diese Finsternis tritt mit Gottes Willen zu ganz bestimmten Zeiten ein. Und beim Neumond soll sich niemand fürchten, an irgend ein Werk zu gehen. Denn Gott hat den Mond geschaffen, um die Zeiten zu bezeichnen und die Dunkelheit der Nacht zu erhellen, aber nicht, um eines Menschen Werk zu verhindern oder um den Menschen den Geist zu verwirren, wie die Törichten glauben, wenn sie annehmen, daß die von bösen Geistern Besessenen durch den

Einfluß des Mondes leiden müßten. Auch soll niemand Sonne und Mond als Götter anrufen und bei ihnen schwören, denn beide sind von Gott gemacht und dienen nach seinem Willen der Notdurft der Menschen. Auch hat niemand an ein Fatum oder an bestimmtes Glück oder an das Horoskop seiner Geburtsstunde zu glauben, so daß er vermeint, er werde so, wie ihn die Konstellation geschaffen habe; denn Gott hat nach seiner Weisheit alles eingerichtet, wie er es vor Erschaffung der Welt bestimmte. Und wenn dem Menschen irgendwelches Leiden einmal zustößt, dann soll er nicht Zeichendeuter, Zauberer, Loswerfer und falsche Propheten befragen oder an Quellen und Bäumen und auf Kreuzwegen an die Kraft teuflischer Amulette glauben, sondern wer krank ist, der vertraue allein auf das Erbarmen Gottes und empfange im rechten Sinn und Glauben den Leib und das Blut Christi im Abendmahl und erbitte sich von der Kirche geweihtes Öl, um damit seinen Leib im Namen Christi zu salben. Dann wird er nicht nur Gesundheit seines Leibes, sondern auch seiner Seele empfangen ... Und bedenket, was das für eine menschliche Torheit ist, einem fühllosen und abgestorbenen Baume göttliche Ehren zu erweisen und die Gebote Gottes zu verachten. Weder den Himmel noch die Sterne, weder die Erde noch irgend ein anderes Geschaffenes sollt Ihr anbeten, nur Gott allein, da er alles geschaffen und geordnet hat. Wohl ist der Himmel hoch und groß die Erde, gewaltig ist das Meer, und schön sind die Sterne, aber größer und schöner muß der sein, welcher das alles schuf. Und wenn schon alles das, was sichtbar ist, vom Verstande des Menschen nicht begriffen werden kann, nämlich die verschiedenartige Frucht der Erde, die Schönheit der Blumen, die Mannigfaltigkeit des Obstes, die vielfachen Arten der Tiere, von denen einige auf der Erde, andere im Wasser und wieder andere in der Luft leben, ferner der kluge Verstand der Bienen, das Wehen der Winde, die Feuchtigkeit der Wolken, das Rollen des Donners, der Wechsel der Zeiten und die Wiederkehr von Tag und Nacht denn das alles kann der menschliche Sinn nicht nach Gebühr fassen und würdigen

wenn also solches, was wir sehen, für unsern Verstand unbegreiflich ist, wie sollen wir dann erst das Himmlische schätzen, das wir nicht sehen? Und wie gewaltig muß der Schöpfer aller dieser Dinge sein, durch dessen Wink alles entstand und durch dessen Willen alles gelenkt wird! Ihn also, Ihr Brüder, fürchtet über alles, ihn betet in allem an, ihn liebet über alles, an sein Erbarmen haltet Euch, an seiner Güte zweifelt niemals."

Hundert Jahre nach der Taufe Chlodovechs spricht der römische Bischof Gregor der Große ein anderes, geradezu entgegengesetztes Wort über das Verhalten der Kirche dem germ. Heidentum gegenüber. Auch er hatte anfangs die ags. Missionare angewiesen, die Götzentempel der Bekehrten zu zerstören, aber er war zu der Überzeugung gekommen, daß es besser wäre, behutsam zur Werke zu gehen und den christ

lichen Glauben soviel wie möglich an deutsch-heidnische Vorstellungen anzupassen.

Der Brief, den Gregor an den Abt Melittus von Canterbury geschrieben hat, lautet:

,Sagt dem Augustinus (der mit 40 Benediktinern in England gelandet war, 596), zu welcher Überzeugung ich nach langer Betrachtung über die Bekehrung der Angelsachsen gekommen bin. Man soll die Götzenkirchen bei jenem Volke ja nicht zerstören, sondern nur die Götzenbilder darinnen vernichten; man mache Weihwasser und besprenge damit die Tempel, man errichte Altäre und lege Reliquien hinein. Denn sind jene Kirchen gut gebaut, so muß man sie vom Götzendienste zur wahren Gottesverehrung umschaffen, damit das Volk, wenn es seine Kirchen nicht zerstören sieht, von Herzen den Irrglauben ablege, den wahren Gott erkenne und um so lieber sich an den Stätten versammele, an die es gewöhnt war. Und weil die Angelsachsen bei ihren Götzenopfern viele Stiere zu schlachten pflegen, so muß auch diese Sitte zu irgend einer christlichen Feierlichkeit für sie umgewandelt werden. Sie sollen sich also am Tage der Kirchweihe oder am Gedächtnistage der heiligen Märtyrer, deren Reliquien bei ihren Kirchen niedergelegt werden, aus Baumzweigen Hütten um die ehemalige Götzenkirche machen und sollen so den Festtag bei kirchlichem Mahle feiern, so dem Teufel keine Tieropfer mehr bringen, sondern sie sollen zum Lobe Gottes die Tiere zum Essen schlachten und dem Geber aller guten Gaben für ihre Sättigung danken; denn wenn ihnen einige äußerliche Freuden bleiben, werden sie um so geneigter zu den innerlichen Freuden (der Bekehrung) werden. Den rohen Gemütern auf einmal alles abzuschneiden, ist ohne Zweifel unmöglich, weil auch der, so auf die höchste Stufe steigen will, durch Schritt und Tritt, nicht aber durch Sprünge in die Höhe kommt.“

Diesem weisen Verhalten Gregors, das klug den deutschen Volksgeist schonte und so die neue Lehre volkstümlich machte, ist es zu verdanken, daß uralte Kultustrümmer der heidnischdeutschen Gottesverehrung heute noch als Volksfeste und Volksbelustigungen erhalten sind und als unzertrennliche Begleiter der kirchlichen Feste auftreten.

Zur Bezeichnung dessen, das unter dem Banne der Gottheit steht oder die engere Zugehörigkeit zu dieser ausdrückt, dient das urgerm. Adjectivum hailagas. Heilig gehört zu heil und bezeichnet etwas, was dauernd heil und unversehrt, was unverletzt und unverletzlich ist. Unverletzlich war nach germ. Vorstellung nur das von den Göttern Geschützte, und somit drückt heilig den Gegensatz zum Profanen aus. Es

scheint; daß,,heilig" seine eigentümliche Prägung erst durch den Gottesglauben erhalten hat und ursprünglich nicht zur Bezeichnung dessen verwendet wurde, das auch den Seelen und Geistern gehörte.

Für das enge Verhältnis von Zauber und Kultus aber ist bezeichnend, daß aus derselben Wurzel sich entwickeln konnte im got. weihs mit dem Begriff „geweiht, heilig" (lat. victima „Opfertier") und ags. wicca mit der Bedeutung „Zauberei", ags. wiccan zaubern".

Die deutschen Götter gelten durchaus als mächtige Helfer und weise Lenker. Da das Opfer dem Menschen die Gnade der Götter gewinnen soll, ist die überragende Mehrzahl Bittopfer; es findet von der Gemeinde vor allem nach beendigter Aussaat, wie beim Beginne der Ernte statt. Eine Abart ist das Sühnopfer. Bei einem Viehsterben oder bei großen Landplagen gilt es, den mächtigsten Gott, der ganze Landstriche durch die von ihm zur Strafe gesandten Seuchen verheert, durch Opfer zu versöhnen; man hofft, durch einen Akt seiner verzeihenden Gnade Segen und Glück wieder zu erhalten. Das germ. Kriminalrecht ruht in seinem letzten Grunde auf der religiösen Idee der Sühnung. Hat die Gemeinde die Huld des Gottes wieder erlangt, so vergißt sie nicht ihm abermals zu nahen, in feierlichem Dankopfer. Es ist ein bedeutungsvoller Zug des deutschen Volksgeistes, daß er nach empfangener Wohltat sich dankend an die Gottheit wendet und sich nicht mit dem nackten Erfolge begnügt.

Ihren Höhepunkt erreichen die Opfer im blutigen Menschenopfer. Sie sind die fürchterlichsten, aber in gewissem Sinne auch die tiefsinnigsten Opfer des Heidentums; um die Götter zu gewinnen, verzichtet der Opfernde auf das, was ihm selbst als das Wertvollste erscheint, auf das eigene Leben, dann auf das der ihm zunächst Stehenden (wie der Kinder, Verwandten, Fürsten), und schließlich gibt er gewissermaßen als Ersatz das Leben der Gefangenen hin.

Dieser Ersatz an Stelle des Besten und Wertvollsten ist ein Zeichen des sinkenden Heidentums. Wohl wird noch ein Leben für das andere hingegeben, aber eins von geringerem

Werte als das bedrohte. An Stelle der Könige und Fürsten, die für ihr Volk fielen, treten bei den Deutschen kriegsgefangene Feinde, erkaufte Knechte oder schwere Verbrecher; Bonifatius klagt die christlichen Händler an, den Heiden Sklaven zu Opferzwecken verkauft zu haben. Wie an Stelle des höheren Lebens das niedere tritt, wie sogar das Opfer eines Tieres ein menschliches Leben ersetzen kann, so wird es ganz gebräuchliches Verfahren, den Teil für das Ganze hinzugeben. Die Gottheit erhält nicht mehr das ganze Opfertier, sondern nur bestimmte Stücke, oft solche, die der Mensch selbst nicht verwerten kann. Schließlich bleibt von dem Opfer nur noch die bildliche Nachahmung übrig. Man brachte Nachbildungen von den erkrankten Gliedern dar, als Bittopfer vor der Heilung oder als Dankopfer nach derselben. Die Kirche hatte die heidnische Sitte zu bekämpfen, in Holz geschnittene Glieder zur Hebung der Krankheit vor einem heilkräftigen Idole aufzuhängen. Oder man ahmte die geweihten Opfertiere aus einem Mehlteige nach und opferte sie als symbolische Ersatzmittel. Wenn das Wasserhuhn an der Bode in Thale am Harz pfeift, muß ein Mensch ertrinken; aber dann werfen die Müller dem Nickelmann ein schwarzes Huhn ins Wasser, um das Opfer abzulösen. Ja die Wassergottheit begnügt sich mit einer Nachbildung des Menschen, sie verlangt nur die Anerkennung ihres Rechtes. Die laubbekränzten Knaben und Mädchen (S. 48; s. u. 333) und die Stroh- und Lumpenpuppen, die am Sommer- oder Totensonntage (Laetare) in Franken, Thüringen, Meissen, Lausitz und Schlesien ins Wasser geworfen werden, sind nur ein Ersatz für einen lebenden Menschen, der beim Frühlingsbeginn für die Fruchtbarkeit des Jahres geopfert wird. Uralt und weit verbreitet ist der Brauch, an geweihter Stätte ein Stück des Gewandes niederzulegen oder aufzuhängen. Aus dem 15. Jhd. ist die Sitte bezeugt, Knabenkleider an dem Pilbisbaum aufzuhängen für den Bilwiz. Häufig war es nur ein Dankopfer (vgl. Horaz Od. 15). In Oberösterreich wirft man alte Kleider und Eßwaren in den Fluß, um vom Wassermanne Frieden für das ganze Jahr zu erhalten. Im Erzgebirge sucht man das Leben eines im

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