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und bemalte Larven, die mit dem Altarhute fest verbunden sind, werden vor dem Gesichte getragen (Fig. 15).

Auch das Schemenlaufen in dem oberinntaler Marktflecken Imst ist noch ein Stück der altgermanischen Frühlings

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feier. Unter den 300 Masken, die im Zuge mitwirken, fallen vor allem die sogenannten,,Roller" und ,,Scheller" auf. Die Gesichtsmaske des Rollers stellt ein Mädchenangesicht dar; über diesem erhebt sich eine mit Seidenstoff bespannte Scheibe, die dicht mit Flitterwerk, Gold- und Silberblumen besteckt Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

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und, wie der oben beschriebene und abgebildete,,Altar", in der Mitte mit einem Spiegel versehen ist; sein bunter ,,Leibgurt" ist dicht mit Schlittenschellen (Rollen) besetzt, in der Hand trägt er einen Wedel (Fig. 16).

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Mit graziösen Sprüngen tanzt der Roller vor dem Scheller, dem die Schwere seiner Lendenzier weniger gewandte Be

wegungen, dafür aber ein um so betäubenderes Lärmen gestattet, denn sein Ledergurt ist mit großen Kuhschellen behängt, die bei den wilden Sprüngen einen ungeheueren Spektakel verursachen. Sein Gesicht verdeckt eine wilde, aus Holz geschnitzte Männerfratze mit einem mächtigen langen Schnurrbarte. Über der Maske baut sich ebenfalls eine Scheibe auf, wie beim Roller, nur etwa doppelt so groß (Fig. 17).

Darauf folgt eine seltsam angekleidete Musikkapelle, die mit sonderbaren Instrumenten eine wahre Katzenmusik verübt; es ist die Hexenkapelle. Die ,,Hexen" selbst mit auffallend häßlichen Gesichtsmasken (Fig. 18) und langen Besen veranstalten bei den ohrenzerreißenden Tönen ihrer Musikbande einen ganz wunderlichen Tanz.

Mit lustigen Sprüngen nahen dann die,,Spritzenmänner", die aus einer langen Spritze das neugierige Publikum mit Wasserstrahlen beglücken. Die „Rußler" mit ihren geschwärzten Gesichtern suchen andere anzuschwärzen; die,,KübeleMajen“ oder „Maimädchen“ machen den Schabernack wieder gut, indem sie die Gesichter der Angeschwärzten rein waschen, oder sie fahren auch den Nahestehenden mit einem nassen Lappen übers Gesicht.

Zu den Vermummungen gehören auch die Verstellungen der Männer in Weiber und der Weiber in Männer. Auch dagegen eifert die Kirche bereits in der ältesten Zeit:

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Wie schändlich ist aber auch, daß die als Männer Geborenen Frauenkleider anziehen und in den schändlichsten Verkleidungen durch Mädchenanzug die männliche Kraft weibisch machen, sie, die nicht erröten, die kriegerischen Arme in Frauenkleider zu stecken; bärtige Gesichter tragen sie zur Schau, und doch wollen sie für Weiber gelten" (Eligius, Primin). Noch im 17. Jhd. verbietet eine brandenburgisch-kulmbach'sche Polizeiverordnung die Fastnachts-Vermummungen, wobei die Frauen sich in Mannes-, die Männer in Frauenkleidung verstellen. Dieser Kleidertausch der Geschlechter, namentlich bei den Mai- und Pfingstaufzügen, findet noch heute in Schwaben, Thüringen und der Altmark statt. Im Elsaß wird bei der Beendigung der Weinlese auf einem mit Trauben beladenen Wagen ein ganz rußiger Mensch umhergefahren, der alle Begegnenden mit seinen rußigen Händen schwarz zu machen sucht. Den Wagen umgeben die übrigen Arbeiter, wobei sich die Männer als Weiber, die Weiber als Männer aufputzen.

Die gemeingermanische Bezeichnung für das Gebet ist verloren gegangen; auch der heidnische Ausdruck für Opfer mußte dem von der Kirche gebrauchten Fremdworte weichen. An Stelle des got., ags. blôtan, an. blóta, ahd. pluozan „Gott durch Opfer verehren“, trat in Oberdeutschland ahd. opfarôn, mhd. opfern, aus kirchenlat. operari = Almosen spenden, in Niederdeutschland as. offrôn, engl. to offer, auf lat. offerre = darbieten zurückgehend. Got. huns, an., ags. húsl „Opfer" gehört zu lit. szweñtas, aw. svetu „heilig"; ahd. siodan „sieden" geht auf das beim Opfer gebrauchte, gesottene Fleisch.

Ahd. kelt, as. geld, ags. gield, nhd. Geld die Spende", ,,Entgeld", was man als schuldig zu entrichten gezwungen ist, bezeichnet sowohl Zahlung, Steuer, wie Opfer. Zu dem gemeinschaftlichen Opfermahle wurden die Steuern in Form von Lebensmitteln eingesammelt, wobei das Heiligtum von Haus zu Haus herumgeführt wurde (S. 284). Eine solche Einigung zum religiösen Mahle bildete nach altgermanischem Begriff eine Gilde. Von diesen alten Opferschmäusen beim Götterdienste oder auch schon von den durch den Totenkult geforderten Opfergelagen führen die Gilden ihren Namen (S. 284).

Unmöglich konnten natürlich bei den großen Festen der ́religiösen Genossenschaften alle Teilnehmer im Tempel Platz finden. Beim Überfalle des Germanicus wurde der Tempel der Tanfana dem Erdboden gleich gemacht, und die feiernden Massen wurden auf ihren Gehöften niedergemacht (Ann. 150-51). Also nur ein Teil feierte im Heiligtume selbst, der andere in derselben Weise unter freiem Himmel oder in den nächsten Höfen. Aus dem Schreiben Gregors an Melittus geht hervor, daß die Teilnehmer während der Festzeit sich in Laubhütten bei der Kultusstätte aufzuhalten und für sich zu feiern pflegten (S. 329). Aber es wurde nicht allein zu Ehren der Götter gegessen, sondern auch wacker getrunken. Welche Angelassenhenheit dabei herrschte, kann man daraus ersehen, daß die Germanen im Spätherbste des Jahres 14 nicht einmal die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln getroffen und für das Aufstellen von Nachtposten nicht Sorge getragen hatten

(Ann. 150; vgl. Ann. 1). Der übermäßige Genuß von Speise und Trank konnte dem Gläubigen nicht schaden, sondern nur Vorteil bringen. Je mehr er aß, um so sicherer war er, des Segens der Gottheit teilhaftig zu werden, der auf das ihr geweihte Mahl überging, und je mehr Becher er ihr zu Ehren leerte, um so stärker und schöner mußte er werden. Feierte die Gemeinde ein großes Fest nach glücklich eingebrachter Ernte oder zur Zeit der Wintersonnenwende, so durfte sich niemand vom Opferschmaus und Gelage zurückziehen. Selbst der vorüberwandernde Fremdling ward gastlich in den feiernden Kreis gezogen. Gregor von Tours spricht von der Überfüllung mit Speise und Trank, der sich die Barbaren im Opferbezirke bis zum Erbrechen ergeben hätten (vitae patr. 6). Die Langobarden wollten 579 bei einem Siegesfeste 400 gefangene Christen zwingen, Wodan anzubeten und vom Opferfleische zu essen (S. 250).

Aus dem mit Silber oder anderem Metalle beschlagenen Becher brachte man von dem Biere, das die Priesterinnen bei den öffentlichen Feiern bereitet hatten, oder von dem Met, den die Frauen durch Aufguß auf Honigwaben gewonnen, den Göttern ein Trankopfer dar. Wie man der Verstorbenen beim fröhlichen Mahle gedachte und zur Erinnerung an sie „Minne" (d. h. Gedächtnis) trank, so war es Sitte, auch der Götter nicht zu vergessen, man ließ sie den feierlichen Trank mitgenießen (Gregor, a. a. O.). Dankwart stürmt mit Blut bedeckt, das bloße Schwert in der Faust, in den Saal und verkündet laut den treulosen Überfall in der Herberge. Da springt der grimme Hagen auf, heißt ihn die Türe schließen und bricht in die entsetzlichen Worte aus: „Nu trinken wir die minne und gelten s küneges wîn (N. L. 1897) d. h.,,nun trinken wir die Minne und opfern des Königs Etzel Wein"; dabei schlägt er Kriemhilds Sohn das Haupt ab. Wie man beim Mahle einen Becher leerte als Gedächtnis für die Toten, so denkt Hagen in furchbarer Ironie des erschlagenen Siegfried; der Trank aber ist Blut, und die Becher sind die Schwerter; des Königs Wein ist das Opfer, das Blut seines Sohnes und seiner Mannen. Der heilige Columban traf auf

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