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ein alemannisches Wodansfest; in dem mächtigen Opferkessel stand aus 26 Scheffeln Getreide gebrautes Bier; sie wollten auf die Minne ihres Gottes trinken (S. 245). Auch Liutprand erwähnt, daß die Deutschen des Teufels Minne getrunken hätten; an welchen heidnischen Gott zu denken sei, läßt sich nicht erkennen. Der Indiculus enthält das Verbot de potando (memoriam oder amorem, quod boni vocant sanctae Mariae d. h. nicht über das Minnetrinken zu Ehren der Maria, sondern über das Trinken zum Andenken an heidnische Götter (No. 19).

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Im heiligen Festrausche ließ man sich zu Gelübden kühner · Taten hinreißen. Tacitus scheint von solchen gehört zu haben: Beim Gelage beraten sie über die Gewinnung von Häuptlingen und über kriegerische Unternehmungen, und am nächsten Morgen überlegen sie, wie sie das Gelübde ausführen können; handelte es sich um Angelegenheiten der Gemeinde, so konnte das Gelöbnis nur in voller Volksversammlung zum Beschluß erhoben werden" (Germ. 22).

Feierliche Lieder zum Preise der Götter erklangen beim Opferfeste.

Die ags. Verse: „Heil sei dir Erde, Menschenmutter" (S. 276) sind ein uralter heidnischer Frühlingshymnus. Auch der Eingang eines alten Donarhymnus ist erhalten (S. 265). Gesänge, die die Germanen allzu siegesgewiß an den Kriegsgott richteten, erwähnt Tacitus (Ann. 165). Als die Bataver unter Civilis bei castra vetera die Kohorten und Schwadronen des Cerialis geschlagen haben, bringen sie die Nacht unter Gesang und Jubel zu (Hist. 515). An beiden Stellen sind Opferleiche beim Siegesfeste gemeint. Bei einem Siegesfeste 579, wobei die Langobarden Wodan ein Ziegenopfer darbringen und im Kreise umtanzen, weihen sie es mit einem verabscheuungswürdigen Liede" dem Gotte (S. 251).

Ahd. Ansleicus, ags. Ôslâc, Leich für die Götter, bedeutet einen solchen Hymnus auf die Götter, wie sie an hohen Festen angestimmt wurden. Aber keins von diesen alten ehrfürchtigen Liedern ist auf die Nachwelt gekommen, selbst ihren Inhalt können wir kaum vermuten.

Noch im 12. Jhd. nahmen an dem niederländischen Schiffsumzuge Männer und Frauen teil; unsinniges Gejuchze und Jubelgeschrei ertönte, selbst Matronen drehten sich im wirbelnden Reigen, auch Musik und der

Geistlichkeit anstößige Gesänge fehlten nicht (S. 291). Nicht nur bei den großen Festen der Amphiktyonien erklangen heilige Lieder, bei keinem Opfer, das die Gemeinde darbrachte, fehlte der weihevolle Sang. Gerade diese religiösen Volksgesänge erschienen der Geistlichkeit gefährlich; sie bezeichnete sie als „Teufelslieder", nannte sie „schimpflich, albern und unanständig"; die Kapitularien verboten Tänze und Gesänge in den Häusern, auf den Straßen oder einem anderen Orte als Überbleibsel des Heidentums. Bei Kirchweihen und den Festtagen der Heiligen, den alten heidnischen Festtagen, strömte das Volk nach wie vor zusammen, aber statt zu beten oder auf die psallierenden Geistlichen zu hören, sang es heidnische Lieder zur Begleitung der Reigentänze, und diese wurden besonders von Frauen ausgeführt (Konzil von Châlons 639-654). Der Indiculus verbietet diese die Heiligkeit der Kirche entweihenden Mißbräuche (Nr. 5: de sacrilegiis per ecclesias): eine Folge der anfänglichen milden Bekehrungspraxis und ein Beweis für das Festhalten unserer Vorfahren an Opfergelagen mit Spiel, Gesang und Tanz. Also nicht einmal von den Kirchen waren die heidnischen Festfeiern mit ihren Liedern und Tänzen fernzuhalten, wie viel mehr mußten sie in Wald und Flur fortleben! In dem mecklenburgischen Volksbrauche sind noch alle Teile der germanischen Opferfeier enthalten: mit der Opferspende ein Büschel Getreide bleibt für den Gott, sein Rok und seine Hunde ungeschnitten verbindet sich unter Entblößung des

Hauptes Gesang und Tanz (S. 240).

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Zum Opferfeste gehörten außer Schmaus, Gelage und Gesang auch heilige Opfertänze. Dieser Reihentanz hat sich Jahrhunderte lang als Bauerntanz erhalten, und als der Bauer ihn aufgab, setzte ihn das Kind bis heute fort, und dunkle Erinnerungen an heidnische Gebräuche leben in den verderbten Versen weiter, mit denen sie begleitet werden. Die altgermanische Bezeichnung für diese Verbindung von Lied, Melodie und Tanz ist *laikaz, got. laiks, ags. lâc, ahd. leih, Leich (mhd. leichen hüpfen). Da das Wort in allen germanischen Sprachen wiederkehrt, muß es uralt sein, und wenn lâc im ags. auch „Opfer“ und „Gabe" bedeutet, so muß Tanz, Musik und Gesang zur urgermanischen Opferfeier gehört haben. Wiederum bietet Tacitus den ältesten geschichtlichen Beleg (Ann. 150); denn die Worte bei der Schilderung des Festes der Tanfana: „Die Germanen begingen diese Nacht festlich und weihten sie bei feierlichem Mahle dem Spiele“, zwingen an die mit Schmausen, Singen und Tanzen verbundenen Opferfeste zu denken.

Bei Beginn des Frühlings, bei der Aussaat, im Mittsommer, bei der Ernte wie zur Weihnachtszeit, beim Anrücken gegen den Feind wie nach erfochtenem Siege, aber auch bei der Hochzeit und der Totenfeier ertönten heilige Lieder teils heitern, teils ernsten Inhaltes, aber alle Gesänge waren teils von den lebhaften Windungen des Reigentanzes begleitet, teils in feierlich abgemessenem Schritt vorgetragen. Der Gesang ist zugleich Bewegung, Wort und Weise zugleich Takt. Eine Beschreibung des Schwerttanzes gibt Tacitus (Germ. 24; S. 217). Von den Ditmarschen wissen wir, daß sie die Lieder zum Tanze sangen, die sie in ihren Fehden und Kriegen dichteten.

Lied und Reigen begleiteten auch die Prozessionen, bei denen das Götterbild in festlichem Zuge unter Leitung des Priesters vorangetragen wurde; die festlich geschmückte Gemeinde, Blumen und Kränze im Haare, Weidenzweige in der Hand, oder in allerlei Vermummungen, führte unter Gesang Spiele und Tänze auf. Noch heute ist „begehen“ die übliche Bezeichnung für die Feier eines Festes und besagt nichts anderes wie „einen feierlichen Umzug" halten. Wie die Götter selbst zu bestimmten heiligen Zeiten durch das Land zogen, um Segen zu spenden, so ahmte man auch ihre Umzüge nach und führte ihre Bilder oder Symbole mit, der festen Hoffnung, daß auch diese dasselbe wirken würden wie jene selbst. (Vgl. den Umzug der Nerthus S. 279 ff., das auf Rädern gehende Schiff der Nehalennia S. 291 und das Gebot Athanarichs, vor dem umhergefahrenen Bilde eines gotischen Gottes niederzufallen und der Gottheit während des Verweilens Opfer darzubringen S. 284).

Umzüge fanden zu verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Zwecken statt. Besonders im Frühling, wo das Korn im vollen Wachstum steht, und wo am leichtesten Gefahr durch Wind und Wetter, Regen und Sturm, Schlossen, Hagel und Dürre droht, wurden feierliche Umzüge durch die Felder abgehalten. Wie man die Heiligtümer mit Binsen und Laub bestreute, so schmückte man die Wohnungen mit Birkenreisern; zur Abwehr schadenfroher Geister besprengte, man

sie mit Weihwasser oder zog zu ihrem Schutze Furchen um sie (Indic. Nr. 23: de sulcis circa villas),

Am Abend vor der Feier versammelte man sich an heiliger Kultusstätte, hielt das Opfermahl, wozu jeder beisteuerte, unter Tanz und Gesang ab und zog am anderen Morgen vor Sonnenaufgang um die Saatfelder in langer Prozession, voran der Priester, in der Mitte die Götterbilder in weißer Umhüllung und am Schluß die zum Opfer bestimmten Tiere. Unter den heiligen Eichbäumen oder am heiligen Quell machte der Zug Halt, der Priester segnete die Feldfrüchte und flehte, gegen Sonnenaufgang das Antlitz gerichtet, die Götter um Schutz und Schirm vor Unwetter, Hagel und Mißwachs, um Segen für Saat und Vieh an. Bei der Rückkehr wurde das Götterbild an den altheiligen Ort zurückgeführt, in den Tempel oder an heiligen Bäumen aufgehängt oder auf Baumstämmen aufgestellt, das gemeinschaftliche Opfer gebracht und das Opfermahl gehalten. Der Gottheit wurden Tiere geschlachtet, Brot, Eier, Pflanzen und Früchte des Feldes geopfert und Feuer angezündet. Unter dem Singen feierlicher, alter Weisen tanzte man jauchzend und jubelnd um den brennenden Holzstoß, steckte verglimmte Scheite des Opferfeuers gegen Hagel und Blitz in die Felder oder streute die Asche darauf.

Noch im 10. Jhd. verlief der Flurumgang in dieser Weise; die entworfene Schilderung ist unter Heranziehung alter Gebräuche im wesentlichen eine heidnische Rückübersetzung einer Verordnung der Äbtissin Marcsuith vom Kloster Schildesche bei Bielefeld (940). Nr. 28 des Indiculus handelt von dem Götterbilde, das sie durch die Fluren tragen (de simulacro, quod per campos portant). Da es der Kirche nicht gelang, diese Feld- und Flurbegänge auszurotten, verwandelte sie diese mit Beseitigung des Anstössigen und Umdeutung der einzelnen Teile in Litaneien und Rogationen. An Stelle des Gottes trat der Patron der Kirche, an die Stelle der Opfergaben Almosen zum Besten der Armen, an die Stelle der Opfer und Lieder Vigilien und heilige Gesänge.

Der Aufzug und das Spiel wie die begleitenden Reden und Gesänge verschmolzen zu einer eigentümlichen Kunstgattung, in der wir die ersten rohen Behelfe dramatischer Kunst, den Anfang des deutschen Schauspiels zu sehen haben. Man besang nicht bloß die Taten der Götter im feierlichen Liede, sondern stellte sie mit verteilten Rollen dramatisch dar; der Inhalt des Liedes wurde beim Feste wirklich vor

geführt. Ein dramatischer Wettkampf zwischen Sommer und Winter wird noch heute in manchen Gegenden veranstaltet und hat früher sicherlich einen Teil der germanischen Frühlingsfeier ausgemacht.

Der Sommer tritt auf, in Efeu, Singrün, oder weiße Gewänder gekleidet, der Winter in Stroh und Moos oder Pelz vermummt. Unter dem Zurufe des Volkes, das gleichsam den zuschauenden Chor abgibt, beginnen beide einen Streitgesang, dann kämpfen sie mit ihren Holzstangen, bald werden sie handgemein und ringen so lange miteinander, bis der Winter

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niederliegt. Dem zu Boden geworfenen Winter wird seine Hülle abgerissen, zerstreut und ein sommerlicher Kranz oder Zweig umhergetragen. Die in den Worten des Chores

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„Stab aus, Stab aus, Stecht dem Winter die Augen aus!" enthaltene grausame Sitte ist gewiß ein Rest aus uralter Zeit. Beim Zürcher Sechseläuten im April wird noch heute der Winter, Bögg" genannt, durch die Straßen der Stadt nach dem Richtplatze geführt, die mit Feuerwerkskörpern gefüllte Riesenpuppe auf einer hohen Stange aufgestellt und darunter ein großer Reisighaufen zusammengelegt. Die Vorübergehenden

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