ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

sie ein Stühlchen an den Herd, besteigen es nackt und beschwören jedes Kräutchen. Wie Veleda vom hohen Turme herab, so erteilten in der Vorzeit die weissagen den Frauen den zu ihr Herantretenden ihre Orakel in nächtlicher Stille von einem besonderen Sitze aus, (daher ahd. liodersâza Niedersitzen zu Orakelzwecken, ags. hléodorstede Orakelplatz) und kleideten oft ihre Antwort in Verse. Albrûna und andere in den ersten Römerkriegen, Veleda und Ganna später hätten nicht das Ansehen erlangt und die Wirkung auf die Gemüter ausgeübt, wenn sie nicht gewaltige Liedsprecherinnen gewesen wären. Die weisen Frauen des Ariovist schauten in die Wirbel der Ströme, merkten auf die Kreise und das Rauschen der Bäche und sangen daraus die Zukunft (Plutarch, Caes. 19).

Für die Stellung der Frauen beim Opfer und Tempeldienste geben die alten Namen Aufschluß; Râtwina z. B. ist die durch Rat sich freundlich Erweisende. Andere Eigennamen deuten teils auf den Stand (gelt und wih), teils auf die einzelnen Tätigkeiten der Priesterinnen, so Wigedis, Wihagdis: priesterliche Mädchen. Im wesentlichen scheint ihr Amt dem der Priester zu entsprechen. Der Nerthuspriester badet das Bild der Göttin im See; auch Frauen übten diesen Brauch: Wihlaug, die das Heiligtum badende oder waschende Jungfrau. Wichbirg ist die das Heiligtum oder Opfer hütende, Wihdiu die Dienerin des Heiligtums. Herigilt ist die Priesterin des Heeres nach Art der kimbrischen grauhaarigen priesterlichen Wahrsagerinnen, oder sie ist die, die das Heer der Feinde opfert. Wie der Priester der Nehalennia sein Schwert gegen den heiligen Willibrord zückt, als er das Bild der Göttin zertrümmert (S. 289), so scheut auch die Priesterin für ihre Heiligtümer Kampf und Streit nicht: Alahgunt ist die für den Tempel kämpfende Jungfrau.

3. Das Erforschen der Zukunft.

Als Mittel zur Erforschung des göttlichen Willens bei den Deutschen nennt Cäsar „Losorakel und Prophezeiungen“. (sortes et vaticinationes; b. g. 150), Tacitus,,Götterzeichen und Losorakel" (auspicia et sortes, Germ. 10). Beim Los wurde die Gottheit nach ihrem Willen gefragt, im anderen Falle erfuhr man ihn aus gewissen Vorzeichen. Die Wahrsagekunst scheint mehr Aufgabe der Frauen gewesen zu sein, Los und Weis

sagung stand jedem freien Manne zu; nur bei Angelegenheiten, die den Staat betrafen, lagen sie in der Hand des Priesters. Im häuslichen wie im öffentlichen Leben aber waren sie mit Gebet und Opfer verbunden. Los (ahd. hluz, got. hlauts) ist das, mit dessen Hilfe geweissagt wird, das Opferblut; Losen (ahd. hliozan) bedeutet aus Zeichen oder durch Werfen bezeichneter Gegenstände und deren Fallen weissagen oder bestimmen, und dann überhaupt das Schicksal befragen.

"

Tacitus beschreibt das Verfahren beim Losen folgendermaßen (Germ. 10): Man zerlegt die Zweige eines fruchttragenden Baumes (Erle und Buche mit ihren Eckern, Hasel, Hollunder und Wachholder) in kleine Stäbchen, die durch gewisse Zeichen unterschieden sind und streut sie aufs Geratewohl und wie es der Zufall fügt, über ein weißes Laken. Alsdann nimmt, wenn in öffentlicher Angelegenheit das Los befragt werden soll, der Ewart der Gemeinde, wenn in häuslicher, bloß das Haupt der Familie nach einem Gebet an die Götter, den Blick gegen Himmel gerichtet, dreimal je ein Stäbchen auf und deutet aus den vorher eingeschnittenen Zeichen nach den Regeln der Weissagekunst und infolge übernatürlicher Eingebung den durch die Lose ausgesprochenen göttlichen Willen. Wenn die Zeichen dawider sind, so findet über dieselbe Sache für denselben Tag keine Befragung mehr statt: gestatten sie es aber, so ist noch die Bestätigung durch Götterzeichen erforderlich."

66

Obwohl Tacitus dies Verfahren leicht nennt und sich redlich Mühe gibt, es in leichtem Ton auseinander zu setzen, bleiben doch zwei Punkte unklar: 1. lautete die Antwort Ja und Nein, oder gab sie einen förmlichen Orakelspruch? 2. wie waren die eingeritzten Zeichen beschaffen?

Die Antwort der germanischen Frauen im Heere des Ariovist, daß ein Sieg vor Neumond wider den Willen der Götter sei (Cäs. 150), setzt unbedingt einen eigentlichen Spruch voraus. Nach einem ags. Gedichte sendet der Herzog Ascanius nach denen über Land, die sich auf das Teufelswesen verstehen, um zu erfahren, ob das zu erwartende Kind ein Knabe oder Mädchen sei. Sie werfen ihre Lose und finden

an der Kraft des unheilvollen Liedes, daß ein Knabe zur Welt kommen werde (Layamons Brut). Hier kann an ein einfaches Ja oder Nein gedacht werden. Bei Cäsar wie bei Taci tus kehrt die Dreizahl wieder: dreimal wird über den Procillus das Los geworfen, ob er sogleich verbrannt werden oder einstweilen am Leben bleiben sollte: hier wurde nur Ja oder Nein erwartet (Cäsar, b. g. 15), und je dreimal wirft König Radbod über den gefangenen Willibrord und seine Genossen an drei Tagen hintereinander das Los: es ward für jeden einzelnen dreimal täglich die Frage auf Ja oder Nein gestellt, und nur einmal entschied das Los ungünstig (V. Willibr. 12; S. 366). An dieses dreifache Verfahren ist aber bei Tacitus nicht zu denken; er sagt nicht, daß aus der hingeworfenen Menge der Stäbchen nur einige aufgegriffen und ausgelegt wurden, sondern soviele Stäbchen wurden bei der Losung gebraucht, wie Zeichen vorhanden waren, und jedes Zeichen hatte eine bestimmte Form und Gestalt. Unvollkommen sind die Orakel, bei denen es nur auf ein Ja oder Nein hinausläuft, reichen. Aufschluß aber boten die drei gezogenen Stäbe. Jedem Stabe wurden zwei oder drei Worte mit dem Anlaute des Stabes gesucht, dessen Zeichen er enthielt; auf alle Worte mit gleichem Anlaute konnte das Zeichen gedeutet werden. Der Orakelspruch war somit ein alliterierender Vers, zu dem die Stabreime durch das Los gesucht wurden. Die Zusammenstellung, die sich durch den Zufall ergab, und ihre Ausdeutung wurde als Erklärung des göttlichen Willens angesehen. Denn der alten Zeit galt, was Schiller seinem Wallenstein in den Mund legt:

Es gibt keinen Zufall,

Und was uns blindes Ungefähr nur dünkt,

Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.

Der stehende Ausdruck für die Befragung der Götter durch das Los war rûnô (gr. pé9w, an. reyna prüfen, erforschen, raun Versuch). Dann verstand man unter Runen die geheimnisvollen, der Deutung bedürftigen Zeichen (notae, Tacitus), durch die die göttliche Antwort erfolgte. Die Rune bezeichnet das Geheimnis des Dinges", das eigentliche Wesen,

"

nach einem feinsinnigen Worte das etwa, was Kant „das Ding an sich“ nennt. Jegliches Ding und jeglicher Mensch hat seine Rune; wer sich ihrer bemächtigt, hat das Ding selbst in Besitz, den Menschen selbst in der Hand. Da endlich das Orakel in Versen abgefaßt war, heißt rûna auch Zauberlied, und aus der Bedeutung „Geheimnis" (ahd. rûnên = raunen, heimlich flüstern) ergibt sich, daß das Zauberlied geflüstert wurde. Das Stäbchen, worauf die Zeichen standen, hieß got. tains, an. teinn, afries. tên, ags. tân, ahd. mhd. zein, mittelniederl. teen.

Neben dieser eigentlich divinatorischen Losung, deren Zweck eine Entscheidung durch Ja oder Nein, oder durch einen ganzen Orakelspruch war, gab es noch eine andere, die Tacitus nicht erwähnt. Die Losung vermittels des Stäbchens (zein) dient auch zur Feststellung einer oder mehrerer Personen aus einer größeren Menge, z. B. zur Entdeckung eines Verbrechers, Bestimmung eines Opfers. Das Los entschied über Schuld und Unschuld eines Angeklagten, wie über Mein und Dein. Auch hierbei gab es zwei verschiedene Arten der Auslosung. Entweder zeichne e jeder seinen Losstab mit einem Zeichen, nach Art der Hausmarken, deren sich der norddeutsche und nordische Landmann zur Bezeichnung seines Eigentums an Tieren und Geräten noch heute bedient, und mit denen die Merkzeichen der Steinmetzen, Künstler und Kaufleute zusammenhängen; dann entschied das zuerst gezogene oder zuletzt übrig bleibende Los. Oder die Zahl der Stäbe entsprach der Menge der Personen, aus denen einer oder mehrere herausgelesen werden sollten, und ein Stab darunter oder mehrere waren mit einem entscheidenden Zeichen versehen. Den ersten Fall erläutert folgendes Beispiel:

In dem friesischen Rechtsbuche, das unter Pippin verfaßt wurde, ist ein durchaus heidnisches Verfahren aufgezeichnet, das ganz äußerlich auf christliche Verhältnisse übertragen ist. War bei einem Auflauf ein Mensch getötet und der Täter nicht zu ermitteln, so sollten durch den Kläger sieben des Mordes angeklagt werden, und jeder von den sieben konnte sich mit zwölf Eideshelfern freischwören. Darauf wurden sie in die Kirche geführt, zwei Stäbchen geschnitten, von denen das eine mit dem Zeichen des Kreuzes versehen, das andere unbezeichnet war, und diese, mit weißer

Wolle umwickelt, auf den Altar oder die Reliquien gelegt. Der Priester, und, war dieser nicht zugegen, ein unschuldiger Knabe, hob nach einem Gebete eins von den Losen auf: das mit dem Kreuz bezeichnete sprach den Angeklagten frei; kam aber das andere heraus, so wurden sieben neue Lose geschnitten, und jeder Beschuldigte ritzte in ein solches seine Marke, so daß er und die Umstehenden erkennen konnten, daß es sein Stäbchen war. Die sieben Stäbchen wurden nach demselben Brauch umwickelt, vom Knaben sechs Lose nacheinander anfgehoben und jedem das zugestellt, das er als das seine erkannte: das zuletzt übrig gebliebene bezeichnete den Schuldigen und verurteilte ihn zur Zahlung des Wergeldes.

Das andere Verfahren müssen die Sachsen beobachtet haben.

Wenn sie nach einem Raubzuge in Gallien beutebeladen und mit ihren Gefangenen wieder zu Schiffe gingen, brachten sie zuvor aus diesen jeden zehnten den Göttern zum Opfer dar und ließen dabei das Los entscheiden. Sie versahen unter einer der Menge der Gefangenen entsprechenden Anzahl von Losen je das zehnte mit dem Todeszeichen und ließen dann alle nacheinander, so wie die Gefangenen einzeln vorgeführt wurden, unter Anrufung und Beschwörung der Götter und anderen Weihegebräuchen durch einen Priester aufnehmen (S. 222). Auf dieselbe Weise wurden auch die friesischen Knaben zum Opfer ausgelost, die der heilige Wulfram errettete (S. 367).

Im altenglischen Andreas heißt es (V. 1097 ff.):

„Da war alles bei einander, bei der Thingstätte, das Volk versammelt; sie ließen da unter ihnen einen Zweig anzeigen, den, welcher von ihnen zuerst dem andern sollte als Speisung mit dem Leben entgelten; sie losten mit den Kräften der Hölle, unter heidnischem Gottesdienste zählten sie (nämlich die Losstäbchen). Da wandte sich der Zweig gerade auf einen Altgefährten."

Es findet zwar nicht das bei Tacitus geschilderte Verfahren statt, aber es handelt sich ebenfalls um ein Losorakel; vermutlich zieht sich jeder sein Stäbchen selbst, und wer das mit der Todesrune bezeichnete zieht, muß sterben.

„Der Zein ging über ihn“, war gewiß die alte Formel, die von dem durch das Los gewiesenen Opfer galt. Die Rune, die das bestimmte Todeszeichen gab, war vermutlich das Zeichen des Kriegs- und Todesgottes Tius: T, das einen Speer oder Pfeil vorstellt.

In dem friesischen und altgermanischen Gebrauche kehrt wie bei Tacitus das Gebet an die Götter wieder; die Erzählung vom Herzog Askanius aber bezeugt ausdrücklich die Anwendung

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »