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dem Foseti geheiligten Quelle, sie war zugleich das Amphiktyonenheiligtum, und ein Tempel erhob sich neben ihr.

Heilig, geweiht und heilbringend waren alle Quellen, besonders die nie versiegenden, wasserreichen, die auch im Winter nicht zufroren und als heilsam für Gesunde und Kranke galten. Manche Brunnen heißen noch heute Heiligenbrunn, Wihborn. Eine Quelle gehörte zu der Stätte des Gottesdienstes, die gewöhnlich unter Bäumen oder ganz im Walde lag, oft genug mag sie der Ausgang der heiligen Anlage gewesen sein. Oft wird auch ein kleiner Holzbau, zur Reinhaltung der Quellen und Brunnen, über dem Wasserspiegel errichtet sein. Bei den großen Jahresfesten warf man mit Blumen geschmücktes Gebäck in die Quelle, schrieb ihr sühnende, heilende und weissagende Kraft zu und trank schweigend von dem heilawâc, d. h. dem zu bestimmten heiligen Zeiten geschöpften Wasser. An den Ufern des Flusses, am Rande der Quelle stellte man Opfergaben hin und zündete hauptsächlich abends und nachts Lichter an, nicht nur um durch die in der Flut scheinende Flamme den Schauer der Anbetung zu erhöhen, sondern die Fackeln und Kerzen an Bäumen und Quellen sollten die himmlische Szenerie nachahmen, die von Blitzen durchleuchteten Wolken.

Auf den Bergen lassen sich die Wolken nieder, aus ihnen bricht der Wind hervor, mit ihnen vermählt sich der Donnergott im Gewitter. Die Wolkengöttin, der Windgott Wodan und Donar genossen hier besondere Verehrung (z. B. Wodenesberg, Donnersberg usw.; S. 241, 262). Berge sind von alters her bei allen Völkern beliebte Opferstätten; auf ihnen glaubt die kindliche Vorstellung der im Himmel thronenden Gottheit näher zu sein. Unter den Felsen wohnen die Elbe und Zwerge, hausen die Seelen der Verstorbenen. Das Verbot des Eligius und Martin von Bracara, die Opfer betreffend, wiederholt der Indiculus (Nr. 7: de sacris quae faciunt super petras), und noch im 11. Jhd. eifert Burchard gegen die Gelübde an Steinen.

Aber als die wichtigsten Kultstätten galten die heiligen Haine. Bei Griechen, Römern und Germanen findet sich

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der Glaube an das Leben des Baumes, die Baumseele (S. 20). Der Baum wächst, trägt Früchte, verwelkt, stirbt wie der Mensch. Darum vergleicht ihn kindlicher Glaube den lebenden Wesen. Viele Bäume bluten wie die Menschen, wenn sie der Schlag der Axt trifft. Wald und Hain beleben sich mit Waldgeistern und Wildfrauen. Darum suchte man auch den Sitz der unsterblichen Götter in den Bäumen. Wälder und Haine sind die Tempel, die die Natur selbst den Göttern errichtet hat. Hätt' es nie in deinen Zweigen, heil'ge Eiche, mir gerauscht“, ruft Johanna aus, deren empfänglichem Gemüte ,,in der Eiche Schatten" die Mutter Gottes erschienen war. Scheffel singt: „Ehre und Preis sei dem Bauherrn der Welt, der sich als Tempel den Wald hat bestellt!" Auch die Sprache lehrt, daß Tempel zugleich Wald ist; die ältesten Bezeichnungen dafür können sich von dem Begriffe des heiligen Haines noch nicht loslösen und schwanken zwischen lucus und fanum. Ahd. paro, ags. bearo Hain gehört zu altslav. boru Fichte; der Bedeutungsübergang ist derselbe wie bei „der Tann“ und „die Tanne", der Wald aus der betreffenden Holzart erweitert sich dann zum Walde überhaupt. Ahd. lôh (lichte Stelle im Hain, lat. lucus) und forst bedeuten Wald und Heiligtum zugleich; ahd. haruc wird in Glossen mit nemus, fanum, ara wiedergegeben (doch s. u. Tempel, Altar, S. 407). Im Hoyaschen lag ein Heiligenloh, ein Heiligelo bei Alkmaar in Holland, ein Heiligenforst bei Hagenau, Heiligenholtz bei Zwiefalten. Mit „Forst" bezeichnete man in christlicher Zeit zunächst die königlichen Bannwälder; diese hängen. wohl auch sachlich mit den alten heiligen Wäldern zusammen und leiten von ihnen ihren ersten Ursprung ab. Einzelne kleine isolierte Waldstücke haben sich bis auf die Gegenwart unter dem Namen Loh erhalten. Ahd. wih, we, as. wih, ags. vih, veoh, an. vé bezeichnet einen geheiligten Platz, speziell die Kultusstätte und als solche ursprünglich den Hain, was noch die Gleichung „forst edo haruc edo wih“ einer ahd. Glosse wiederspiegelt (S. 330). Dann bezeichnet wih auch einzelne Gegenstände und Symbole, die unter dem Schutze der Gottheit standen oder zur Ausübung heiliger Handlungen dienten, die

Banner und Feldzeichen. Denn als Standarten dienten die Bilder und Abzeichen, die in den Hainen aufbewahrt und bei Kriegszügen oder Prozessionen als die Symbole der anwesend gedachten Götter der Menge vorangetragen wurden. Daher stammen die ahd. Eigennamen Oswig, Eberwih, Beranwih, Hundwig, Wolfwig, Arnwig.

Die Zeugnisse des Tacitus für den Waldkultus der Germanen sind die ältesten und die zahlreichsten. Das Werfen mit Baumlosen wird unter den Baumorakeln als eine der ältesten Formen anzusehen sein (Germ. 10). Romanhafte Träumerei ist freilich die idealisierte Schilderung in Germ. 9: ,,Die Götter in geschlossene Räume zu engen oder einem menschlichen Antlitz ähnlich nachzubilden, halten sie nicht der Größe der Himmlischen für angemessen. Haine und Wälder weihen sie ihnen und bezeichnen mit dem Namen der Götter jenes Geheimnisvolle, das sie allein durch fromme Anbetung schauen.“ Dieselbe Stimmung flößen ihm in Italien die Haine und Wälder und die Abgeschiedenheit ein: der Geist zieht sich zurück in seine unbefleckten Räume und erfreut sich eines geweihten Aufenthaltes (de orat. 12). Dasselbe sentimentale Gefühl kehrt bei seinen röm, Zeitgenossen wieder. Seneca schreibt: „Betrittst du einen Wald von alten, ungewöhnlich hohen Bäumen, in dem dir das Durcheinander von Ästen und Zweigen den Anblick des Himmels entzieht: weckt nicht die Erhabenheit eines solchen Haines, die Stille des Ortes, der wunderbare Schatten dieses freien und doch so dichten Gewölbes in dir den Glauben an ein höheres Wesen?" (Ep. 41). Bei Plinius heißt es: „Die Bäume waren der Gottheit Tempel, und die ländliche Einfalt weiht nach altem Brauch einen stattlichen Baum noch heute einem Gotte, und nicht größer ist die Andacht, mit der wir zu Götterbildern flehen, die von Gold und Edelsteinen strahlen, als die, mit der wir die Haine und in ihnen das tiefe Schweigen selbst anbeten" (H. N. 121). In den Gewölben gotischer Dome hat man die Laubdächer des alten Kultus wiederfinden wollen.

Aus den Hainen werden die Tierbilder und Götterzeichen von den Priestern hervorgeholt und dem Heere in der Schlacht vorangetragen

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(Germ.; 7 Hist. 422). In einem Walde, der durch den Weihedienst der Vorfahren und durch uralte Gottesfurcht geheiligt ist, versammeln sich die Abgeordneten der Sueben (Germ. 39); niemand geht anders denn gebunden in den Tiushain. Auch in der Edda wird ein Fesselhain" erwähnt, und noch aus den Verboten der Kirche im 11. Jhd. geht hervor, daß man einen heiligen Wald ohne vorherige Weihung nicht betreten durfte; ein geweihter Baum durfte nach heidnischem Glauben seines Laubes oder seiner Zweige nicht beraubt noch umgehauen werden (Konzil von Nantes 895; Burch. v. Worms). Auf der Nerthusinsel befindet sich ein unentweihter Hain (Germ. 40), aber auch ein Tempel, bei den Nahanarvalen wird ein Hain mit altem Gottesdienst gezeigt (Germ. 43). Vor der Schlacht bei Idisiaviso kommen die verbündeten Stämme in Donars heiligem Walde. zusammen (Ann. 212), 900 Römer werden im Haine der Baduhenna, der Gattin des Tius, von den Friesen niedergemacht (Ann. 478). Nach der Schlacht im Teutoburger Walde wurden die röm. Offiziere an den Altären in den nahen Hainen hingeschlachtet, an den Baumstämmen bleichten die Schädel der geopferten Rosse (Ann. 11), in einem nahen Haine war auch der Adler einer der Legionen des Varus vergraben (Ann. 225). In einem heiligen Haine ruft Civilis die Großen des Volkes und die Entschlossensten der Menge zusammen (Hist. 414). Die Alemannen und Sueven verehren Bäume (Agathias 17; Mart. v. Brac. 7; S. 401), und die Franken machten sich Bildnisse an Wäldern und Quellen, aus Vögeln und wilden Tieren und anderen Elementen, verehrten sie göttlich und brachten ihnen Opfer dar (Greg. v. Tours 210).

Lange Jahrhunderte hindurch, auch nach der Einführung des Christentums, hielt der Gebrauch an, die Gottheit in heiligen Bäumen und Wäldern zu verehren. Bonifatius fällte die ungeheuere Eiche, den Donarsbaum, bei Geismar. Die Bestimmungen zahlreicher Konzilien, Kapitularien und Bußbücher verbieten, an Quellen, auf Bergen, in Wäldern Opfer darzubringen, besonders Tiere und Früchte, Opfermahlzeiten zu halten, Lichter anzuzünden, Gelübde zu tun oder durch Aufhängen von künstlich nachgebildeten erkrankten Gliedmassen Heilung zu suchen. Von Waldheiligtümern handelt der Indiculus (Nr. 6: de sacris silvarum quae nimidas vocant). Ein von den Franken schwer verwundeter Sachse ließ sich nach dem Treffen bei Notteln 779 heimlich aus seiner Burg in einen heiligen Wald tragen, der dem höchsten Gotte geweiht war, um hier sein Leben auszuhauchen. Der Landtag zu Paderborn 785 bedroht den mit Strafen, der an Quellen, Bäumen oder in Hainen Gelübde täte oder nach heidnischer

Sitte opferte. Erzbischof Unwan von Bremen ließ die Haine, die die Marschbewohner seines Sprengels in törichter Verblendung besuchten, niederhauen und davon die Kirche neu bauen (Adam. Brem. 246).

1. Tempel.

In offenbarem Widerspruche zu seiner eigenen Angabe (Germ. 9; S. 404) erwähnt Tacitus selbst Tempel bei den Deutschen. Das hochberühmte Heiligtum der Tanfana, das dem Erdboden gleich gemacht wird, kann nach dem Ausdruck und dem Zusammenhange nur ein Tempel gewesen sein (Ann. 151). Ebenso muß die geweihte Stätte der Nerthusvölker ein Tempel sein (Germ. 40; S. 283). Das allerdings mag richtig sein, daß zur Zeit des Tacitus die Verehrung der Götter in der freien Natur noch überwog, aber schon vorher gab es bestimmte Tempel. Im Laufe der Jahrhunderte werden die Zeugnisse für feste Tempelbauten immer häufiger, bei Franken und Alemannen, Burgundern und Langobarden, Sachsen, Angelsachsen und Friesen. Auch die zahlreichen Ortsnamen, die von got. alhs, ahd. as. alah, ags. alh, ealh (lat. arx sicherer Ort", oder dλoos, dos „Hain?") abgeleitet sind, beweisen, daß auch in Deutschland die Tempel häufiger geworden sind: Alahstatt in Hessen, in der Wetterau, mehrere Alstädde in Westfalen, Allerstädt bei Wiehe in Thüringen, (in alter Schreibung Alahstetti), Alahdorf bei Schwäbischhall, (jetzt in Altdorf entstellt), Alahesfelt in Hessen, Alsheim (Alahesheim) bei Worms und Speyer, Ahlberg bei Grebenstein in Hessen. Hierher gehört der Name des Gotenkönigs Alarich, der ags. Alachred und die alte Benennung der Zuidersee fries. Almere Alcmar: Tempelmeer; der Alah oder Tempel, nach dem die Zuidersee hieß, stand in Stavern. Der Tempel zu Köln war mit mannigfachen Zierarten angefüllt, worin die Barbaren ihre Opfer darbrachten und sich dem Genusse von Speise und Trank bis zum Übermaß hingaben (Greg. v. T.; V. patr. 6); aus Holz geschnitzte Abbildungen von erkrankten Gliedern waren in ihm aufgehängt (S. 350). Bei den Angel

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