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jetzigen Germanenheimat. Auch aus diesem Mythus geht hervor, daß die germ. Götter nicht die Schöpfer des Alls waren, sondern nur die Lenker und Leiter der Geschicke des germanischen Volkes.

Liest man Tuisco Tîwisko (Sohn des Himmelsgottes Tiwaz und der Mutter Erde) und faßt man Mannus als „Urmenschen", dann als Stammvater der Germanen auf, so erhält man die Genealogie Tiwaz - Tiwisko Mannus - Maniskones (= Mannus-Nachkommen Menschen), und die eigentlichsten Manniskones wären dann Ingwio, Istwio und Irmino.

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Als der Himmelsgott Tiwaz die Jungfrau Sonne zur Gemahlin nahm, führte sie ausschließlich den Namen Frija. Eine neue folgenschwere Verschiebung trat ein, als der ehemalige Sturm- und Nachtgott Wodan den Tius entthronte und seine Herrschaft und seine Gattin an sich riß. Davon konnte Tacitus noch nichts berichten, weil sich diese Umwäl zung erst zu seiner Zeit vollzog.

Uralt ist die Vorstellung des Himmels als eines Schädels. Schädel und Himmel sind ein Wort; die Germanen nannten den Schädel mit demselben Worte (an. heili Gehirn, fries. heila Kopf), mit dem die Griechen und Lateiner den Himmel benannten (gr. noïλos, lat. caelum). Für beides erschien ihnen der Begriff der Wölbung charakteristisch, beide müssen ursprünglich gleich benannt gewesen sein. Nicht minder alt ist der Vergleich der See mit dem menschlichen Blute; denn Blut bedeutet eigentlich die „sprudelnde, schwellende Flüssigkeit." Wie das volkstümliche mythische Denken sich die Bildung der Berge und Gewässer zurechtlegte, lehren die bayer. Sage vom Watzmann und ähnliche Riesengeschichten, wonach Hügel und Gewässer aus dem Körper und Blute eines erschlagenen Ungetüms entstanden sind (S. 170). Was jetzt nur noch die Lokalsage berichtet, ist einst allgemeiner Volksglaube gewesen, daß nämlich die einzelnen Teile der Welt ursprünglich Bestandteile eines riesigen chaotischen Urwesens waren, das in menschlicher Gestalt vorgestellt wurde. Die ritualen Erzählungen, die Bischof Daniel noch kannte, werden auch davon gehandelt haben. Die Kirche bildete

diese Vorstellungen um und übertrug sie auf die Erschaffung des Menschen aus acht Teilen des Himmels und der Erde. Am reinsten sind sie im fries. Emsigerrecht erhalten: „Adam wurde aus acht Stoffen geschaffen, das Gebein aus dem Steine, das Fleisch aus der Erde, das Blut aus dem Wasser, das Herz (die Seele) aus dem Winde, der Gedanke (das Gehirn) aus den Wolken, der Schweiß aus dem Tau, die Haare aus dem Grase, die Augen aus der Sonne. Dann blies Gott ihm den heiligen Geist ein und schuf Eva aus seiner Rippe, Adams Freundin." Die Vorstellung, daß das Gehirn aus den Wolken (caelum-heila), die Seele aus dem Wind (animus-aveμos), das Blut aus dem Wasser geschaffen sei, kann unmöglich biblischen Ursprungs sein. Kehren wir sie um, so haben wir die gemeingermanische Lehre von der Entstehung der Dinge. Wiederum ist die Übereinstimmung mit der nordischen Kosmogonie schlagend:

, Aus des Urriesen Fleisch ward die Erde geschaffen,

Aus dem Blute das brausende Meer,

Die Berge aus dem Gebein, die Bäume aus den Haaren,
Aus dem Schädel das schimmernde Himmelsdach.

Doch aus seinen Wimpern schufen weise Götter
Midgard dem Menschengeschlecht;

Aus dem Hirne endlich sind all die hartgesinnten
Wetterwolken gemacht." (Grímnismál 40, 41).

2. Die Einrichtung der Welt.

Die von den Menschen bewohnte Erde ist nach urgerm. Auffassung in der Mitte der Welt gelegen. Da im got. Midjungards, ahd. Mittilgart, as. Middilgard, ags. Middangeard, an. Midgardr den mittleren, eingehegten Raum bedeutet, herrschte bei allen Germanen dieselbe Vorstellung. Wald war ihnen die natürliche Grenze und Umgebung ihrer Niederlassungen und Gebiete; so war auch das Mittelgart überall von dichten Wäldern umgeben. Der gewölbte Himmel (ahd. ufhimil), wo die Götter herrschen, wo Wodan sein goldenes Haus hat, war die zweite Welt; die dritte war unterhalb der Erde gedacht. Dunstige schlammige Seen, Höhlengewässer und Brunnen galten als Eingang in die Unterwelt. Von

gewissen Brunnen glaubt das Volk, daß sie der Eingang zur Hölle seien oder daß sie bis zur Hölle hinabgehen. Manche Brunnen heißen die Hölle. In dem Gedichte Heinrichs des Gleichsners Reinhart Fuchs (865 ff.) wird bei einer Äffung des Wolfes durch den Fuchs die Tiefe des Brunnens als das Himmelreich der Verstorbenen vorgespiegelt. In dem Märchen von Frau Holle ist der Brunnen der Einfahrtsschacht zur geheimnisvollen Unterwelt (K. H. M. Nr. 24). Ein See bildet den Eingang zu dem unterirdischen Reiche der Nerthus. Das dem Wasser entsteigende Nebelgewühl schuf die Vorstellung einer neblichen Unterwelt. In dieser Wasser- und Nebelhölle hausen die Nebelsöhne, die Nibelungen. Im Innern der Erde ist der Aufenthaltsort der geschiedenen Seelen. Für die guten Seelen war die Unterwelt kein Strafort, sondern ein Freudenaufenthalt. Aber den Seelen der bösen Menschen wurde in der Unterwelt die verdiente Strafe zu teil. Es entspricht dem ausgebildeten Rechtssinn unserer Vorfahren, daß Verbrecher, die der irdischen Gerechtigkeit entgangen waren, nach dem Tode bestraft wurden. Nach deutscher Anschauung mußte der Übeltäter über eine ungeheuere, mit Dornen wie eine Hechel dicht,besetzte Heide wandern und einen Fluß von unendlicher Länge und solcher Breite durchwandern, daß keines Hornes Schall hinüberreicht; eiserne Spitzen oder Schwerter ragen aus seinen Wellen hervor und zerfleischen den Leib. Die Germanen kannten also eine Wasserhölle, keine Feuerhölle. In heißen Ländern, wo alles nach Kühlung lechzt, ist glühende Hitze das Hauptmittel der Bestrafung; das Durchwaten grimmig kalter Ströme aber war in dem wasserreichen Germanien, wo es keine Brücken oder Fähren gab, außer der kurzen Sommerzeit wirklich eine Höllenqual. Nach den eiskalten, schneidenden Wogen, die wie Gift und Schwerter stachen, hießen Flüsse und Bäche in Deutschland Eitrâ, Eitraha, Eitarbach. Es ist weitverbreiteter Volksglaube, daß sich vor diesem Flusse eine Wiese ausbreitet, ein schönes lachendes Gefilde, worin Blumen und Früchte wachsen, die zum Pflücken einladen (K. H. M. Nr. 24, Nr. 121). Eine überaus breite und anmutige Linde erhebt sich in ihr, die

über und über mit Schuhen behangen ist; mit den schützenden, ihm ins Grab mitgegebenen Schuhen überschreitet der Tote den Fluß und die Moorumgebung (Visio Godescalci; S. 33). Im Heliand wird der Aufenthaltsort der Seligen, das Himmelreich auf schöne, aber ganz heidnische Weise, als Waldwiese" (wang) bezeichnet: das Himmelreich die grüne Gottesaue, die Himmelsaue. Ebenso heißt im ags. das Paradies die grünen Wohnsitze. Die „Paradiesauen“ und die „himmlischen Gefilde" haben wir bis auf diesen Tag beibehalten, freilich oft nur als poetischen Schmuck.

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Das Reich der Riesen war im hohen Norden gelegen (S. 157). In die idg. Urzeit reicht die Vorstellung des Weltalls als eines ewig grünen Baumes zurück, mit einer Quelle am Fuße. Dieser mythische Baum hatte seine Abbilder im Kultus. Auf Bergen und Höhen, wo heilige Bäume standen, flossen heilige Brunnen. Der Missionar Pommerns, Bischof Otto von Bamberg, fand 1124 in Stettin eine große, vom Volke verehrte Eiche und unter ihr eine heilige Quelle, als Wohnung eines göttlichen Wesens. Im Schatten altverehrter Bäume fanden noch in später Zeit die Volksgerichte statt. Von der Irmensûl, die Karl der Große 772 zerstörte, heißt es ausdrücklich, daß sie „eine allgemeine Säule war, die gleichsam das All trägt", und sie bestand aus einem unter freiem Himmel in die Höhe gerichteten, in die Erde eingegrabenen Baumstamme von bedeutender Größe (S. 413). Man nimmt gewöhnlich an, daß dieser Weltenbaum sich aus einem Wolkengebilde entwickelt habe, dessen Zweige den ganzen Himmel bedeckten, oder aus dem Sonnenlichte, wie es sich mit der Morgenröte in den Wolken zu verzweigen beginnt. Aber die Erklärung dürfte weit einfacher und natürlicher sein. In der Urzeit schlug man seine Hütte unter einem laubreichen, schattenspendenden Baum auf, der so mitten in die Wohnung zu stehen kam: aus der an. Wölsungen Sage (Kap. 3) und Wagners Walküre ist diese wundersame, stimmungsvolle Szenerie bekannt. Dieser Wohnungs-Baum wurde durch eine leicht verständliche und ganz natürliche Entwickelung zum allgemeinen Weltenbaume.

Für die Entstehung des ersten Menschen aus Bäumen fehlt jedes alte Zeugnis. Völlig abzuweisen ist die Meinung, daß die Worte des Tacitus, der „Ursprung der Erminonen ist vom Semnonenhaine ausgegangen“ (Germ. 39), die Herkunft der Semnonen aus Waldbäumen andeuten. Merkwürdig ist allerdings, daß unser Wort „Leute" mit got. liudan = wachsen zusammenhängt (vgl. populus Volk und põpulus Pappel). Im 13. Jhd. brachte das älteste Zeugnis, Gervasius von Tilbury, der zur wissenschaftlichen Unterhaltung des Hohenstaufen Friedrich II. seine otia imperialia verfaßte, den Namen Germanen mit lat. germinare = sprossen, knospen, keimen zusammen. In Rollenhagens Froschmäuselern soll Aschanes mit seinen Sachsen aus dem Harzfelsen im Walde bei einem Springbrunnen herangewachsen sein, und das bekannte Handwerksburschenlied läßt noch heute in Sachsen die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen (D. S. Nr. 428). In Siebenbürgen werden die Kinder unter einem großen, dicken Baume im Walde hervorgegraben oder aus einem Brunnen hervorgezogen, der sich unter einem großen Baume befindet. In Ostfriesland kommen die Kinder aus einem alten hohlen Baume tief im großen Walde. Vom „heiligen Baum" in Tirol werden die neugeborenen Kinder, besonders Knaben geholt, in Hessen von einer schönen, großen Linde.

3. Das Ende der Welt.

Derselbe Fatalismus, der die germ. Krieger jauchzend in das Wetter der Speere trieb, der den Losorakeln im häuslichen Leben wie im öffentlichen Kultus eine solche Bedeutung beimaß, dehnte mit unheimlicher Konsequenz seine Anschauungen auch auf die Götter aus und faßte scharf und deutlich auch das letzte Schicksal der Welt und der Götter und die letzte Zukunft ins Auge. Wie der deutsche Mann kämpft und ringt und sich der Feinde erwehrt, so sind auch seine Götter in endlosem Streite gegen die finstern Mächte begriffen. Bei den Griechen lag der siegreiche Kampf der

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