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und Frauen können den Zauber ausführen, doch überwiegen die männlichen Priester.

Die Seele ist nicht unabänderlich an den Körper gebunden; in dem Augenblicke, wo sie den Leib verlassen hat, kann ein feindseliger Geist in den Körper einfahren und den betreffenden Menschen zum Werkzeuge seiner Bosheit machen. Er ist dann mit übernatürlichen Kräften ausgestattet und imstande, Besitz, Gesundheit und Leben anderer Menschen zu schädigen, Enthüllungen über die Zukunft zu geben und staunenerregende Taten auszuführen, aber gewissermaßen auf unrechtmäßige Weise. Der Zauberer sieht in ihm natürlich einen Nebenbuhler, und seine Bekämpfung wird ihm um so leichter, als die Tätigkeit des Gegners vorwiegend vernichtend, schädigend ist. So entbrennt der Kampf zwischen weißer und schwarzer Kunst. Besonders das weibliche Geschlecht mit seiner zarteren, nervöseren Veranlagung und seinem Hange zum Übersiunlichen, Mystischen ist solchen Einflüssen und Verzückungen ausgesetzt. Derartige Zustände bezeichnete das deutsche Heidentum als ,,Ausfahren mit der Nachtfrau". Darum heißt im Münchener Nachtsegen,,du sollst mich nicht entführen", soviel wie du sollst meinen Geist nicht hinwegführen". Bedenkt man, daß die Wesen, die Feld und Flur, Menschen und Vieh schädigen, überwiegend Weiber sind, und daß sie ihre Gestalt tauschen und besonders zur Nachtzeit ausfahren können, so hat man die Grundlage des deutschen Hexenglaubens. Der Hexenglaube zeigt deutlich noch die ganze ungebrochene Kraft des Seelenglaubens und darf als ein allgemein menschlicher Wahn angesehen werden.

In heidnischer Zeit bestand also bereits ein scharfer Unterschied zwischen Zauberei und Hexerei, der sich noch bis in die Anfänge des Christentums verfolgen läßt. Aber die einzelnen Merkmale sind auch schon zuweilen ineinander übergegangen. Seitdem Könige und Häuptlinge selbst den Kult der allmächtigen Götter versehen, dauert die Macht der alten Zauberpriester nur im Geheimen fort. Niemals wird ihre Tätigkeit vom Staate beansprucht. Nur der Einzelne, der sich nicht über den engen Kreis des Gespensterglaubens

zu erheben vermag, wendet sich an sie und hofft von ihnen Rat und Hilfe in Fällen, die das helle Sonnenlicht scheuen. So wird die Zauberei bereits im Heidentume zur Hexerei.

Zauber und Götterkultus verhalten sich zueinander etwa wie Aberglaube und Glaube. Denn Aberglaube ist nicht nur nach einem bekannten Worte Friedrichs des Großen ein Kind der Furcht, der Schwachheit und der Unwissenheit", sondern etymologisch,,nachgebliebener Glaube" und dann eine verächtliche Bezeichnung für Reste einer überwundenen Weltanschauung, die aber noch weiter auf das Handeln und Denken der Menschen einwirkt und dementsprechend Gebräuche hervorruft. Aus der Beseelung der Natur folgt, daß das höhere Wissen des Zauberers die schädliche Einwirkung der Seelen verhindern, ihren freundlichen Einfluß zu sich oder andern hinleiten kann. Wie noch heute die Naturvölker, glaubten auch die alten Deutschen, ein Seelenwesen an einen bestimmten Platz oder Gegenstand bannen zu können, von dem dann die heilsame Wirkung ausging. Großer Segeu war dem beschieden, der einen solchen zauberkräftigen Schatz immer bei sich trug. Schmuck, Steine, Kräuter und Knochen gelten noch heute als Amulett, als der Sitz eines schützenden Geistes- oder Seelen wesens.

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Das Beschwören der Kräuter zu schändlichen Taten und das Anrufen der Dämonen beim Beschwören, was ist es anders wie Teufelsdienst?" (Mart. v. Brac.; de corr. rust. 16). Primin, der Stifter des Klosters Reichenau, Zeitgenosse des Bonifatius, der schon bei seiner Ankunft durch die Kraft des hl. Kreuzes alle Schlangen und sonstiges schädliches Gewürm vertilgt hatte, verbietet in seiner alemannischen Musterpredigt, an Spruchund Loszauberer, Wahrsager, Wettermacherinnen und Vorzeichen zu glauben, Zauberzettel, Zauberkräuter und Bernstein anzuhängen (Dicta abbatis Priminii K. 22). Regino von Prüm eifert gegen Hirtensegen über Brot und Kräuter und Binden, die, in den Bäumen verborgen oder auf Kreuzwege gelegt, die eigenen Tiere von Krankheit befreien und diese anderen zuführen sollen.

Der Indiculus (Nr. 10) verbietet solche Schutz- und Hilfsmittel vor und in allerhand Not (phylacteria), aus den verschiedensten Stoffen hergestellt, und solche, die angehängt oder angebunden werden (ligaturae). Solche Amulette waren, wie die Erlasse der Kirche zeigen, aus Knochen

oder Bernstein hergestellt, aus Pflanzen, Schriftzeichen usw. Um die zauberhafte Wirkung zu erhöhen, wurden Zauberlieder gemurmelt. Bei Burchard von Worms lautet eine Beichtfrage: „Hast du dich befaßt mit Angebinden (ligaturae) und Zauberliedern und den mannigfachen Hexereien, wie sie nichtswürdige Leute, Sau- und Kuhhirten und bisweilen Jäger treiben, indem sie Teufelslieder sagen auf Brot oder auf Kräuter und auf gewisse nichtsnutzige Binden und diese dann in einem Baume verbergen oder an einem Kreuzwege hinwerfen, um von Krankheit und Verlust ihre Herden und Hunde zu befreien und diejenigen anderer zu schädigen?" Noch heute sind geschriebene Amulette Zauberschutzmittel gegen Krankheiten, Gefahren, Verwundung, Behexung usw.; meist werden sie auf bloßem Leibe getragen, bisweilen muß man sie auch verschlucken.

Der Zauberer vermag auch auf die Seelen einzuwirken, indem er ihnen symbolisch an einer bildlichen Handlung zeigt, was er von ihnen begehrt. Wenn man des Morgens das heilige Feuer entflammte, so förderte dieser Zauber den Aufgang der Sonne. In dieser σvμлά9ɛα, dem Parallelismus zweier Ereignisse, haben noch heute viele Gebräuche ihren Ursprung. Die Sympathie lehrt solchen Zauber vermittelst des Abbildes: man kann eine Wirkung durch eine Handlung erzielen, die dem Vorgange selbst ähnlich ist. Man legt einen Teil eines Tieres oder ein Kraut auf die kranke Stelle und hängt es dann in den Herdrauch oder vergräbt es; wie es verdorrt, so nimmt auch die Krankheit ab. Was in der Landwirtschaft wachsen und gedeihen soll, muß bei zunehmendem Monde, was schwinden und vergehen soll, bei abnehmendem Monde vorgenommen werden. Alte Weiber im Saalfeldischen schneiden den Rasen aus, den ihr Feind betreten hat, und hängen ihn in den Schornstein oder legen ihn hinter den Herd, damit auch der Mensch sich abzehrt; schon Burchard von Worms kennt diesen Wahn.

Der höhere Kultus ist reich an solchen Gebräuchen, die ursprünglich zauberhafte Bedeutung haben und das gewünschte Ereignis herbeiführen, indem dabei ein Bild dieses Ereignisses dargestellt wird. Der Regen- und Sonnenzauber ist erst später zu den heiligen Riten bei der Verehrung der mächtigen Götter hinzugetreten. Burchard von Worms meldet, daß die Mädchen in Hessen und am Rheine die kleinste aus ihrer Mitte entkleideten, mit Laub umhüllten und an die Stelle

führten, wo Binsen wuchsen, ihr diese an die rechte Fußzehe banden und sie mit Laubzweigen in den Händen an den nächsten Bach geleiteten, mit ihren Büscheln Wasser über sie sprengten und schließlich im Krebsgange heimzogen: alsbald ergoß sich Regen. Indische, griechische, römische, slavische und deutsche Bräuche stimmen darin überein, daß man bei Dürre Wasser ausgoß, um für das nächste Jahr hinreichenden Regen herabzulocken. Gleichfalls uralt ist die Sitte, einen in Laub gekleideten Mann oder eine nackte Jungfrau mit Wasser zu begießen, um durch das Begießen das himmlische Naß herabzuzaubern. Wie man sich die Wolken als Tiere vorstellte, so faßte man auch das ganze Himmelsgewölbe als ein Fell auf. Im Indischen schoß man bei der Sonnwendfeier Pfeile auf ein Kuhfell: die Schüsse sollten den Verschluß des Himmels öffnen und dem ersehnten Regen durch die entstandenen Öffnungen Durchgang verschaffen. Im Hochsommer bei anhaltender Dürre zogen die magnesischen Jünglinge, in Schafsfelle gekleidet, auf den Pelion zu Zeus; in Athen diente das Fell eines bei den Diasien geopferten Widders zu Sühnezeremonien. Die Langobarden verehrten einen Baum, der nicht weit von den Mauern von Benevent stand, als heilig; sie hängten ein Fell daran auf, ritten dann alle zusammen um die Wette, so daß die Pferde von den Sporen bluteten, hinweg, warfen mitten im Laufe mit Wurfspießen rückwärts nach dem Fell und erhielten dann jeder einen kleinen Teil davon zum Verzehren. Dieser Ort hieß noch im 9. Jhd. Votum (V. Barbati). — Die wichtigsten Formen des Sonnenzaubers sind das Scheibenschlagen oder Radwälzen, der Fackellauf zur Befruchtung der Felder und Obstgärten, und das Hindurchspringen und Hindurchtreiben von Menschen und Tieren durch das Feuer, um Gesundheit zu erlangen. Das Feuer wurde durch Drehung eines die Sonne darstellenden Rades oder einer Scheibe erzeugt: der Sonnenzauber soll der Vegetation Licht und Wärme sichern.

Eine besondere magische Kraft wohnt dem Wort inne; Gebet und Zauber gehören naturgemäß zusammen. Manche Zauberformeln reichen in ihrer Anlage in die indogerma

Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

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nische Urzeit zurück; der Merseburger Spruch gegen Verrenkung findet sich z. T. wörtlich im Indischen wieder. Der höhere Kultus hat sich ihrer bemächtigt, sie auf die grossen Götter übertragen, vertieft und dichterisch ausgestattet. Die Kraft des Zaubers wird erhöht, wenn die zu erreichende Wirkung mit Vorgängen aus der Götterwelt verglichen wird: die zauberische Macht, die den Göttern den erwünschten Erfolg brachte, wird in jedem ähnlichen Falle von neuem sich betätigen. Zaubersprüche gegen Krankheiten sind in England um 670 bezeugt; sie sind gewiß vom Festlande mit hinüber genommen. Im 7. oder 8. Jhd. werden in den nördlichen Teilen des fränkischen Reiches Zauberlieder erwähnt gegen Schlangenbiß, Krampf, allerlei Geschwüre, Durchfall, Bienenstich, Bandwurm und andere Eingeweidewürmer, Kopfweh, Hühneraugen, Rose, Stich des Skorpions, Nasenbluten, gegen Räude des Viehes, gegen Ungeziefer im Garten und Feld und gegen Behexung. Ein altsächsischer Spruch gegen Lähme des Pferdes lautet:,,Ein Fisch schwamm das Wasser entlang, da wurden seine Federn (Flossen) verletzt, da heilte ihn unser Herr. Derselbe Herr, der den Fisch heilte, heile das Roß von dem Hinken“. Sächsisch und hochdeutsch ist ein Zauberspruch,,gegen die Wurmsucht"; stechende Schmerzen schrieb man bohrenden Würmern zu. Die Krankheit soll in einen Pfeil gebannt werden, und wenn der Wurm in ihn hineingekrochen ist, wird der Pfeil in den Wald geschossen:

,,Geh aus, Wurm, mit neun Würmlein;

Heraus von dem Mark in die Adern,

Von den Adern in das Fleisch,

Von dem Fleische in die Haut,

Von der Haut in diesen Pfeil."

Den altertümlichen epischen Eingang hat der Spruch gegen Pferdekrankheit aus dem 9. Jhd. bewahrt:

Ein Mann ging seinem Wege nach, zog sein Roß hinter sich drein;
Da begegnete ihm mein Herr mit seinem himmlischen Gefolge.
,,Warum, Mann, gehst du? warum reitest du nicht?"
,,Wie kann ich reiten! Mein Roß ist steif geworden."
Dann zieh es hier bei Seite und raune ihm in das Ohr,

Tritt es an den rechten Fuß, so wird es von der Steifheit geheilt."

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