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In dem Münchener Nachts egen zitiert der von den Geistern des wilden Heeres und des Alptraumes heimgesuchte Schläfer verschiedene Bibelstellen, die ihn vor den „klingenden Zaubergesängen" der Unholde schützen sollen (vor den klingenden golden). Also auch feindlichen, Unheil bringenden Zauber kannten unsere Vorfahren und schrieben ihn tückischen Menschen und Mächten zu. Hier ist, wie schon bemerkt (S. 46), die Wurzel des heidnischen Hexenwahns zu suchen. Mit der Auffassung der Hexe als eines Geistes oder einer Mare sind Vorstellungen von irdischen, feindlichen Zauber treibenden Frauen vermischt.

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Schon bei Bischof Burchard von Worms heißt es: Wer wird nicht in Träumen und nächtlichen Gesichten aus sich selbst herausgeführt, und wer sieht nicht vieles im Schlafe? Wer wäre aber so töricht und stumpfsinnig zu glauben, daß das alles, was bloß im Geiste geschieht, auch mit dem Leibe vorgehe ?" „Hast du getan, was gewisse Weiber zu tun pflegen und fest glauben, ich meine, daß, wenn ein Nachbar an Milch und Bienen Überfluß hat, sie den ganzen Überfluß an Milch und Honig sich und ihren Tieren oder wem sie wollen, mit Hilfe des Teufels, durch ihre Blendwerke und Zaubereien zuzuwenden glauben?" Die Kirche hat keineswegs von Anfang an den Hexenwahn genährt, sondern den ganzen Glauben an Unholden, Hexen auf die Dummheit des Volkes zurückgeführt. Hast du geglaubt", heißt es weiter bei Burchard, „daß es ein Weib gebe, das zu tun vermag, was einige, vom Teufel getäuscht, tun zu müssen versichern: nämlich, daß sie mit einer Schar Teufel, die in die Gestalt von Weibern verwandelt sind, die die Dummheit des Volkes Unholden nennt, in gewissen Nächten auf Tieren reiten müssen und zu deren Gesellschaft gezählt werden?“ Burchard bedroht geradezu den Glauben an die Wirklichkeit der Hexerei mit Kirchenstrafen: „Hast du je geglaubt oder Teil gehabt an jenen, die sagen, sie könnten durch Verzauberung Wetter machen oder die Gesinnung der Menschen bewegen (ebenso Primin). Hast du geglaubt oder teilgehabt an jenem Wahn, daß ein Weib sei, das vermittelst gewisser Zaubereien und Beschwörungen die Gesinnungen der Menschen, so Haß in Liebe oder Liebe in Haß zu verwandeln oder die Güter der Menschen durch ihre Blend werke zu rauben vermöge? Wenn du dies geglaubt oder daran teil genommen hast, hast du ein Jahr Buße zu tun.“

In diesen Zeugnissen des 11. Jhd. sind die drei charakteristischen Hexenmerkmale enthalten: sie fahren zur Nachtzeit aus und reiten durch die Lüfte, in verwandelter Gestalt, sie schädigen den Menschen und seine Habe, Feld und Flur, sie machen das Wetter. Der Hexenausritt, die Nachtfahrt

der Unholden, verrät deutlich Ursprung aus dem Seelenglauben. Schon die Kirchenversammlung von Ancyra (um 900) erwähnt den Glauben an Hexenritte:,,Verbrecherische Weiber glauben durch Verblendung des Teufels, daß sie nächtlicher Weile mit Diana oder Herodias und vielen Frauen auf Tieren reitend über weite Länder flögen und in gewissen Nächten zum Dienste jener heidnischen Dämonen berufen würden." Im Münchener Nachtsegen heißen die Hexen darum,,die nahtvarn“, „,die zûnriten“ d. i. die auf dem Zaune Reitenden, und ,,die wegeschriten", d. i. die einen Weg Schreitenden, die Umherschweifenden, oder die plötzlich auf den Weg schreitenden, oder schrittlings auf dem Wege stehenden Gespenster. Die beiden ersten Namen müssen sehr alt sein, da sie auch im Nordischen begegnen (kveldriður, túnriður). Sie heißen auch Taustreicherinnen, weil sie in der Johannisnacht den Tau von den Wiesen sammeln. Die Hexe weicht vor dem Besen - denn vor dem fegenden Besen verläßt die Seele das Haus; aber die Hexe reitet auch auf dem Besen, denn die Seele hat hinter dem Herde ihren Wohnsitz, wo der Besen aufbewahrt wird. Als Seelen fahren die Hexen mit dem wilden Heere; ihre Schar, wie schwarze Wolken erscheinend, verdunkelt die Luft. Ein Jäger schoß hinein, und sogleich stürzte ein nacktes Weib tot herunter: das war die Hexe, die immer im Wetter ist. Nach Hexenakten des 16. und 17. Jhds. versammeln sich die Hexen an Wasserbächen und Seen und schlagen solange hinein, bis Nebel aufsteigen, die sich allmählich in finstere Wolken verdichten: auf diesen Wolken fahren sie dann in die Höhe. Als seelisches Wesen verwandelt sich die Hexe in allerlei Tiere, die oft als dreibeinig bezeichnet werden. Unsichtbar schleicht sie als Alp durch ein Astloch aus und ein, drückt und quält den Schläfer, d. h. sie reitet auf ihm oder saugt ihm das Blut aus. Eine Bürgermeisterin zu Magdeburg litt 1592 an dem Alpdrücken: die Zauberin, die ihr den Alp angehext, wurde entdeckt und verbrannt.

Zu einem Knechte kam die Hausfrau in die Kammer, einen Zaum und eine Peitsche in der Hand, und warf ihm diesen über die Ohren. Da ward er plötzlich in einen schwarzen Hengst verwandelt, auf dem sie nach dem Blocksberge ritt. Schlag Zwölf kamen von allen Seiten die Hexen, auf

Besenstielen, Ofengabeln, Feuerzangen, Dreschflegeln, Ziegen und Böcken reitend. Sie aßen und tranken und sangen. Beim ersten Hahnenschrei brach alles auf, die Hausfrau des Knechtes bestieg wieder ihr Pferd. An einem Wasser unterwegs hielten die Hexen an, um ihr Vieh zu tränken. Da warf der Hengst seine Reiterin in das Wasser, stand wieder als Mensch vor ihr, warf nun selbst den Zaum über den Kopf der Hexe, wodurch sie in eine schwarze Stute verwandelt wurde, und ritt weiter. Dabei kam ihm der Gedanke, sein Pferd beschlagen zu lassen; vier tüchtige Eisen wurden auf ihre Hufe genagelt, wobei sie sich gar jämmerlich anstellte. Am andern Morgen lag die Hausfrau krank zu Bette, und man fand an ihren Händen und Füßen vier blanke Hufeisen.

Lähmung und Geschwulst bei Mensch und Tier, Gelenkrheumatismus und Tobsucht schrieb man der Tätigkeit der Hexen zu. Das älteste Beispiel für den letzten Fall steht schon bei Dio Cassius (1715): Alemannen erzählten, Zaubermittel angewendet zu haben, um den Kaiser Caracalla wahnsinnig zu machen. Hexenschuß, Alpschuß oder margschoß (Mahrschuß) heißen noch heute solche rheumatische Schmerzen, die man sich durch eine Erkältung während des Schlafes zuzieht; der Name zeigt, daß sie der Volksglaube demselben Wesen zuschreibt, das im Alptraum erscheint.

Aus dem Alptraume stammt auch der Glaube, daß die Hexen Menschen aufzehren. Nach der lex Salica (etwa 500) steht Geldstrafe darauf, wenn eine Hexe einen Menschen aufgegessen hat: „Wenn eine Hexe einen Menschen aufißt, und es ihr bewiesen wird, so ist sie für schuldig zu erkennen, 8000 Pfennige oder 200 Schillinge zu zahlen". Die Hexen bei den Franken im 6. Jhd. hantierten schon mit Hexenküche und Hexenkessel und kochten Menschenfleisch. Bei den heidnischen Sachsen war die übliche Strafe der Hexen der Feuertod. „Wenn jemand", heißt es in einem Kapitulare Karls d. Gr., „vom Teufel verblendet, nach Art der Heiden glaubt, daß ein Mann oder eine Frau eine Hexe sei und Menschen verzehre, und wenn er deshalb sie verbrennt oder ihr Fleisch zum Aufessen hingibt oder es aufißt, so soll er mit dem Tode bestraft werden." Zauberer und Wahrsager aber sollen nur an die Kirchen und Priester ausgeliefert werden. Der Indiculus verbietet, nach Heidenart zu glauben, daß Frauen,

weil sie dem Monde befehlen, die Herzen der Menschen aus deren Körper herausnehmen könnten, um sie zu essen (Nr. 30: de eo, quod credunt, quia feminae lunam comendent, quod possint corda hominum tollere iuxta paganos). Burchard von Worms eifert gegen den Glauben, daß man bei verschlossenen Türen auszugehen vermöge, die Menschen töten, ihre gekochten Herzen verzehren, an Stelle des Herzens einen Strohwisch oder ein Stück Holz einsetzen und sie wieder lebendig machen könne. Mit ihm fast gleichzeitig weiß auch Notker Teutonicus, daß hier zu Lande die Hexen wie die Menschenfresser tun sollen, und der Münchener Nachtsegen nennt neben den auf dem Zaune reitenden Hexen (zûnrite) die manezzen, die Menschenfresser. „Pfî, ruft Berthold von Regensburg, geloubestû, daz dû einem man sîn herze ûz sînem lîbe nemest und im ein strô hin wider stôzest?" Deutlich erhellt aus alle dem der altgermanische Hexenwahn, seine Bekämpfung durch das Christentum und die Unterscheidung zwischen Zauberern und Hexen. Der Bozener Dichter Hans Vintler sagt in seiner „Blume der Tugend" zu Anfang des 15. Jhds.:

Mancher Dumme spricht,

Die Trude sei ein altes Weib
Und könne die Leute saugen.

Nach allgemeinem Volksglauben kann den Hexen nichts Entsetzlicheres nachgesagt werden, als daß sie auf Bergeshöhen in der Frühlingsnacht Menschen schlachten und ihr Fleisch, namentlich die Herzen, verzehren. Den Hexenwahn auf dem Standpunkte, wo man annimmt, daß die Seele eines Menschen aus dem Leibe wandern und andere Seelen aus gesunden Körpern in ihrem Blute verzehren könne (Vampyrismus), erwähnt noch Luther in den Tischreden: ,,Es schrieb ein Pfarrherr Georg Röser zu Wittenberg, wie ein Weib auf einem Dorfe gestorben wäre und nun, wie sie begraben wäre, fresse sie sich selbst im Grabe; darum wären schier alle Menschen im selben Dorfe gestorben". Denn der erste, der an einer herrschenden Seuche stirbt, ist ein Nachzehrer; er sitzt im Grabe aufrecht und zehrt an seinem Laken, und

das Sterben dauert so lange, bis er damit fertig ist, wenn man ihn nicht vorher ausgräbt und ihm mit dem Spaten den Hals absticht. Schon im 11. Jhd. erwähnt Burchard von Worms, daß man die Leiche einer Frau im Grabe mit einem Pfahle durchstach, ohne Zweifel, weil man sie für eine Nachzehrerin hielt (vgl. S. 38).

Etliche Hexen, heißt es weiter bei Vintler, fahren ,,mit der Var" auf Kälbern und auf Böcken durch Stein und durch Stöcken:

Etliche sind so behend,

Daß sie fahren hundert Meilen,

In einer kleinen Weilen;

Sie brechen den Leuten ab

Die Beine, wie ich gehöret hab'.

Auch der Münchener Nachtsegen erwähnt, daß die Hexen den Fuß abschneiden, die Sinne rauben, Fieber bringen und durch ihren unsichtbaren Tritt schmerzenden Krampf verursachen, wie der Hexenschuß die Wirkung eines unsichtbaren Geschosses ist. Ob der Glaube an die Buhlschaft der Hexe mit dem Teufel im deutschen Heidentume wurzelt, ist noch nicht entschieden. Dafür spricht, daß auch der Alp sich mit Menschen verbindet. Die gotische Sage vom Ursprunge der Hunnen schreibt den Zauberweibern oder Hexen Verkehr mit Geistern zu (Jord. 121; D. S. Nr. 377): Filimer, der König der Goten, erfuhr von dem Aufenthalte gewisser Zauberweiber in seinem Volke, die er selbst in seiner Muttersprache Haliurunnen nannte. Da er sie für verdächtig hielt, vertrieb er sie und nötigte sie, fern von seinem Heere in Einöden umherzuirren. Dort wurden sie von unreinen Geistern, den Waldleuten, als sie in der Wüste umherschweiften, erblickt; diese begatteten sich mit ihnen, und so entstand das wilde Volk der Hunnen. [Got. haljarûna ags. helrûn ist die mit höllischer Kunst begabte Zauberin, eigentlich die Totenbeschwörerin (S. 28)]. So sagt auch Vintler in seiner Aufzählung der Bestandteile des Hexenwahns: „Etliche glauben, der Alp minne die Leute". - Die Hexen wechseln des Nachts. die Kinder aus, sehen sie mit ihrem bösen Blick an, bewirken

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