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Der Alptraum nimmt auch wollüstigen, geschlechtlichen Charakter an; Männer und Frauen werden in gleicher Weise vom Alp berückt. Das Mittelalter hielt diesen Glauben durchaus nicht für eine zwar häßliche, aber harmlose Vorstellung, sondern faßte sie als Teufelsbuhlschaft auf. Man unterschied Incubus und Succubus, von denen der erstere die Frauen, der letztere die Männer heimsuchte. Die Bulle des Papstes Innocenz VIII. vom 5. Dezember 1484 „Summis desiderantes" machte den nächtlichen Verkehr mit den Incubi und Succubi zu einer Hauptanklage gegen „viele Leute beiderlei Geschlechtes, die ihres Seelenheils vergessend, vom katholischen Glauben abgefallen sind". Zahlreiche Scheiterhaufen loderten jetzt in Deutschland auf, und dieselbe Kirche, die früher die heidnischen Hexen geschützt hatte (S. 54), begann die fürchterlichsten Hexenverfolgungen, denen gegenüber die Barbarei des Heidentums als unverständige Kinderei erscheint. Der Hexenhammer (Malleus maleficarum 1489), die bluttriefende Dogmatik der Dominikaner Heinrich Krämer und Jak. Sprenger und des Joh. Gremper von Konstanz, wurde von der Kölner theologischen Fakultät approbiert und galt den Gerichten und Richtern des 16. Jhd. als das Gesetzbuch über Hexenglauben. Und doch verdanken gerade so herrliche Sagen und Dichtungen wie Zeus und Semele, Lohengrin und Elsa, Raimund und Melusine, Faust und Helena, die Braut von Korinth u. a. in ihrem letzten Grunde der Mahrtenehe ihre Entstehung!

Entsprechend den sinnlichen Träumen wurde der Besuch des nächtlichen Geistes als Buhlschaft aufgefaßt, die um so kürzer währte, je eher der Mensch erwachte. Sucht der Mensch das liebliche Traumbild festzuhalten, so entstehen die Sagen von der Haft und Ehe des Alps, aus der er sich mit Gewalt zu lösen sucht. Das natürliche Bestreben des Alps ist auf das Drücken gerichtet; hat der Mensch ihn zum Bleiben gezwungen, die gefangene Mahrte wie ein sterbliches Weib zur Ehe gezwungen, so sucht sie die Fesseln abzustreifen und in die Freiheit zurückzukehren.

Einer, den das Doggeli drückte, behielt noch soviel Gewalt über seine Glieder, daß es ihm gelang, ein Messer nebenan in die Wand zu stoßen. Nun mußte das Doggeli dableiben und in seiner wahren Gestalt erscheinen. Es war eine Jungfrau, die ihm gefiel, und die er heiratete. Sie bekamen zwei Kinder. Oft bat die Frau, daß er das Messer entferne. Endlich gab er nach und zog es aus. Am andern Morgen war sie verschwunden und die beiden Kinder tot.

Der Mensch wird Herr des drückenden Alptraums, sobald er beim Erwachen einen Schrei ausstößt: der Alp muß fliehen, wenn man ihn bei Namen anruft oder einen heiligen Namen nennt. Aus diesem Verbote konnte leicht die Umdichtung werden, die Erkundigung danach und nach Heimat und Herkommen sei verboten gewesen:

,Nie sollst du mich befragen
Noch Wissens Sorge tragen,
Woher ich kam der Fahrt,

Noch wie mein Nam' und Art."

In Hessen fand ein junger Edelmann auf der Jagd eine schöne Frau und beredete sie, sein Weib zu werden; sie bedang sich, daß er niemals fragte, wer oder von wannen sie sei". Aber in der Trunkenheit brach er einst sein Wort, und die Frau entschwand.

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Die Lohengrinsage (D. S. Nr. 538) findet ihre Erklärung durch eine Sage von der Insel Rügen; beide haben dadurch ein eigenartiges Gepräge, daß statt des weiblichen ein männlicher Alp der Held ist.

Ein Mädchen von vornehmem Stande wurde von der Mahr geritten. Als sie das Loch in der Wand verstopfte, während sie von dem nächtlichen Gaste heimgesucht wurde, lag am andern Morgen ein schöner junger Offizier neben ihr. Er heiratete sie, und sie hatten mehrere Kinder. Nach Jahren bat der Mann seine Frau, ihm zu zeigen, wie er in jener Nacht zu ihr gekommen sei. Da zeigte sie ihm das Loch in der Wand, am nächsten Morgen aber war ihr Mann geschwunden. Doch alle Jahre in derselben Nacht ist er wieder in das Schlafgemach gekommen, hat seine schlummernden Kinder von Bett zu Bett angesehen und ist dann wieder fortgewesen. (Zimmer. Chron.; vgl. K. H. M. Nr. 55).

Vielleicht ist in dem Namen Loheran grin, Lohengrin eine Erinnerung an den Alpmythus enthalten. Ahd. *Lowar und Lawar könnte eine Bezeichnung des erschöpfenden, ermattenden, gliederlösenden Alps sein (von der Wurzel lu); nach

anderer Erklärung ist der Lûr ein mit halbgeschlossenen Augen aus dem Verborgenen hervorspähendes, bald schalkhaftes, bald arglistiges Wesen (lûren). Lohengrin ist der von den Luren kommende; auch der Kobold Hinzelmann sagt, es komme ihm der Name Lüring zu (D. S. Nr. 75). Der tirolische Zwergkönig Laurin oder Luarin ist die Verkleinerungsform; Lorelei bedeutet wie Wichtercheslei, Bergmänncheslei, den Elbenfels, den Zwergenstein.

Das Motiv vom buhlenden Alp ist mehrfach an sagenhafte Personen geknüpft.

Ein böser Geist legt sich zu der Gemahlin Dietmars, ehe noch ihr Knabe Dietrich geboren wurde, und verkündet ihr, daß ihr Sohn der „stärkste Geist" werden würde, der je geboren sei. Aber da der Erzähler Anstoß an der Abstammung des Helden von einem Teufel nahm, deutete er die Sage um und machte den Geist nicht zum wirklichen Vater Dietrichs (Anhang zum Held.-Buch). Ebenso ist Ortnit der Sohn Alberichs. Die Ehe der Eltern war lange kinderlos geblieben; als die Königin eines Tages weinend an ihrem Bette saß und sich ein Kindlein wünschte, stand Alberich plötzlich unsichtbar in ihrer Kemenate und bezwang sie; wie sehr sie sich auch wehrte, sie wurde doch sein Weib, denn er hatte Kräfte für zwei Könige (Ortnit 168). Nach niederdeutscher Überlieferung ist Hagen der Sohn eines Alben. Als König Aldrians Gattin im Blumengarten schlummerte, kam zu ihr ein Mann in Gestalt Aldrians und verschwand nachher wie ein Schatten. Hagens Antlitz aber war fahl wie das eines Gespenstes (Thidrekssaga K. 150). Hier hat die Sage sicherlich alte mythische Erinnerung bewahrt. Schon der Name Hagen weist auf seine geisterhafte Erscheinung (S. 8); die Nibelungen, die Nebelkinder, locken den Helden Siegfried in ihr unterirdisches Totenreich.

Der Alp entweicht bei Nennung seines Namens. Die unermüdliche Sage, die dem Alp auch Haus und Feld zum Aufenthalt anwies, dichtet weiter: wenn der verhängnisvolle Name mittelst einer Botschaft ins Haus gebracht wird, müssen die Geister gleichfalls verschwinden. Die Ursache der Flucht mußte in dieser Botschaft enthalten sein; welche Motivierung war aber schlichter und natürlicher als plötzlicher Todesfall? Und diese Todesnachricht konnte leicht zu einer für das ganze Elbenvolk bedeutsamen gesteigert werden. Von Zwergen, Kobolden und Waldgeistern wird diese Sage erzählt; oft ist es der Tod ihres Königs oder ihrer Königin, dessen Meldung den Abzug des Geistes bewirkt.

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In einem Walde waren einst einige Bäume gefällt. Da ertönt aus dem Tannendickicht eine gebieterische Stimme: Saget Stutzfärche (Föhre), die Rohrinde sei gefället und tot." Dieser Ruf wurde einem Bauer mitgeteilt, der einst ein ganz behaartes weibliches Kind gefunden und auferzogen hatte, das später als Magd bei ihm diente, am liebsten aber im Walde war. Dieses Mädchen hörte in der Nebenkammer die Erzählung des Unbekannten, fing an laut zu jammern, lief in die Wildnis und war für immer verschwunden (vgl. die Sage vom Tode des großen Pan, des Waldherrn").

Ein letzter Typus der Alpsagen, der zugleich zeigt, wie man sich außer dem Namensrufe, dem Beschwören, der Anwendung von Feuer, Wasser und Fegen des Unholdes erwehren kann, ist der folgende: Kam es ursprünglich darauf an, dem durch Fragen quälenden Alp richtige Antworten zu geben, so trat die Verschiebung ein, daß die richtige, rettende Antwort zugleich eine falsche, erlogene sein müsse. Auch diese Sagengruppe findet sich bei allen elfischen Geistern (vgl. Odysseus-Niemand und Polyphem).

Eine Frau ward oft von den Unterirdischen belästigt, die sie beständig zum Reden aufforderten. Am längsten pflegte immer einer zu bleiben, ihr Oberster, der wollte ihren Namen wissen. Die Frau gab an, sie hieße Selbstgetan, und übergoß ihn mit kochendem Wasser. Auf sein Wehgeschrei kamen die andern herbei und wollten den Namen des Täters erfahren. Als aber ihr Herr im Verscheiden sprach: Selbstgetan, versetzten sie selbstgetan ist allezeit wohlgetan. Und damit verschwand der ganze Schwarm für immer.

Verschiedene Beschwörungsformeln zur Vertreibung des Alps sind erhalten, die alle auf eine Grundform zurückgehen. Um nicht vom Quälgeiste heimgesucht zu werden, wird dem Alp aufgegeben, auf alle Berge zu steigen, alle Wasser zu durchwaten, die Bäume abzublatten, die Ähren zu zählen (oder zu knicken) und die Sterne zu zählen. Bis er dieses vollbracht, wird der Hahn krähen und der Tag erscheinen. Dann hat das Nachtgespenst keine Macht mehr. Auf hohes Alter hat der Züricher Spruch gegen Steifheit Anspruch. ,,Mahr, entflieh! nirgends, wo Schutz war, war ein Mahr. Woher kamst du da? fahr in deine Gebirge, in deine Seen! dies dir zur Abwehr". Dem entsprechen folgende jüngere Sprüche:

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So kommt der liebe Tag wieder in mein Haus!

Ein anderer Spruch verbietet der Trude und allen bösen Geistern Hab und Gut, Fleisch und Blut und alle Nagellöcher in Haus und Hof (zum Hineinschlüpfen):

Bis ihr alle Berglein erklettert,
Alle Wässerlein durchwatet,

Alle Läublein an den Bäumen zählet,

Und alle Sternlein am Himmel zählet,
Kommt der liebe Tag.

Dem Alp, „der geboren ist wie ein Kalb", wird der Weg über Berge und Gründe und Wasser gewiesen, er soll alle Winkel durchstreichen, alle Kirchen meiden, die Grashalme einknicken, inzwischen wird's wohl Tag. Der Münchener Nachtsegen beschwört den Alp bei Wasser und Feuer, er soll nicht länger hier bleiben, sondern über die Zäune entweichen und zum First hinausfahren über das Meer.

Derselbe Segen kennt eine vollständige Sippe der Alp gespenster, Alb und Elbelîn, Albes Schwester und Vater, Albes Mutter, Truden und Mahren, Albes Kinder die Wihtelîn, und Trut-ane, die Stammutter der Truden. Alp, Trude und Mahre bezeichnen dasselbe Wesen wie Lur, Schrat und Walriderske. In Mitteldeutschland überwiegt der Name Alp, der „Truggeist" oder der „Greifer“, ja, er scheint bis zu Luthers Zeit dieser Gegend allein angehört haben; in Norddeutschland herrscht Mahr, Mar, Mart, Mahrte vor, in Friesland Walriderske (S. 73), in Bayern und Österreich Trude, „die Treterin", in der Schweiz und im Elsaß Doggele, im Schwäbischen Schrat, Schrettel, Schretzlein (der „Schreier"? oder überhaupt der Lärmgeist?"). Die Bezeichnung Mare ist gemein ger

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