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manisch, ahd., an. mara, mhd. mare, engl. (night-) mare; frz. cauchemar = Alpdrücken ist aus fränk. mara und lat. calcare treten, pressen gebildet. Die Mare ist die „Presserin" (got. marzjan ärgern, ahd. marren hindern), oder „der, die Tote" (lat. mori), dann wäre sprachlich wie sachlich der Zusammenhang von Seelen-, Totenwesen und Traum bewiesen, oder das jedem Menschen „beigegebene" andere Ich, seine Psyche (μείρομαι „erhalte Anteil“, μόρος, μοῖρα).

Der so oft angeführte Münchener Nachtsegen stammt aus dem 13. oder 14. Jhd. Bei seiner Bedeutung für den deutschen Volksglauben verdient er ganz hierher gesetzt zu werden, zumal er den gesamten bis jetzt behandelten Stoff kurz zusammenfaßt. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Hexen und Unholden (1-18), der zweite mit dem wilden Heer (-24), der dritte mit den Gespenstern des Alptraums (-40), der vierte geht auf einzelne Wesen, wie die Klagemutter, Herbrot und Herbrand und den Molkendieb näher ein (50), der fünfte beschreibt ausführlicher die schädliche Wirkung aller dieser Geister (-58), der Schluß endlich enthält die aus heidnischen und christlichen Bestandteilen gemischte Beschwörungsformel. Da alles bereits besprochen ist, was zum Verständnis nötig ist, kann der mhd. Text selbst folgen:

Daz saltir deus virtûtum, daz hôhiste numen divînum, daz heilige sancte spiritus, daz saltir sanctus dominus.

5 daz mûze mich noch hînt (heute
Nacht) bewarn

vor den bösen nahtvarn
und müze mich bikrîzen (durch
einen Kreis beschützen)

10 vor den swarzen unde wîzen,
dî dî gûten sint genant

unde zû dem Brockelsberge sint vor den bilewizzen,

vor den manezzen,

15 vor den wegeschriten,

vor den zûnriten,

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Herrmann, Deutsche Mythologie. 2. Aufl.

6

noch mich dî mare rîte, noch mich dî mare beschrîte! 35 Alb mit dîner krummen nasen, ich vorbîte dir aneblâsen; ich vorbîte dir, alb rûchen, krûchen unde anehûchen. albes kinder, ir wihtelîn,

40 lâzet ûwer tastin nâch mir sîn!

Und du klagemûtir gedenke mîn zû gûte! Herbrot unde herebrant vart ûz in ein andir lant 45 dû ungetrûwe molkenstelen

dû salt mînir tür vorvelen (aus frz.

faillir fehlen, verfehlen); daz bîver unde daz vûzspor (Fieber und Krankheit des Viehs), 50 daz blîbe mit dir dâ vor!

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75

in der messe wirt genant.
ich beswere dich vil sêre
bî dem miserêre (ps. 42),
bî dem laudem dêo (Luk. 1843),
bî dem voce mêa (ps. 35),
bî dem de profundis (ps. 1301),
bî dem salm coheuntes(II Makk.611) 80
bî dem nunc dimittis (Luk. 229)
bî dem benedictus (Luk. 168),
bî dem magnificât (Luk. 146),
bî der alten trinitât,

bî den salmen alsô hêr,
daz dû vares obir mer

und mich gerûres nümermer. Amen.

8. Schicksalsgeister.

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Auf einfachem Grunde erhebt sich das düster erhabene Bild der Schicksals frauen. Um den Alp zu besänftigen, der den Schläfer drückte und sein Blut aussaugte, stellte man Speise und Trank auf den Tisch. Fand der Alp die angerichtete Mahlzeit vor, so verschonte er den Menschen mit seiner Verfolgung. Daraus entstand der Glaube, daß des Hauses Glück und Unglück an der Bereitung des Mahles hänge. Da mit besonderer Vorsicht die kleinen Kinder vor den Angriffen des Alps geschützt wurden, erweiterte sich der Glaube an die Macht des Alps über Glück und Unglück zu der Vorstellung, das den Glücksgeistern gerüstete Mahl sei von Bedeutung für

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das Schicksal des Neugeborenen wie für das ganze Leben des Kindes. So wurde die Mahr zur Verwalterin von Glück und Unglück. Sie besaß die Gewalt, die Seelen ihrer Bestimmung, Mensch zu werden, zu entfremden und in der Gemeinschaft der Seelen- und Alpwesen zurückzuhalten. Daß in diesem Glauben die Vorstellung von den Schicksalsweibern ihre tiefste Wurzel hat, lehrt das Zeugnis Burchards von Worms. „Hast du geglaubt", lautet eine Beichtfrage, was einige zu glauben pflegen, daß jene, die im Volksglauben Parcae heißen, wirklich bestehen und bei der Geburt eines Menschen ihn zu dem bestimmen können, was sie wollen, nämlich daß ein solcher sich, wenn er will, in einen Wolf verwandeln kann, was die Torheit der Menge Werwolf nennt, oder in irgend eine andere Gestalt?" (S. 24). Und eine andere Frage lautet: „Hast du getan, was einige Frauen zu gewissen Zeiten des Jahres zu tun pflegen, nämlich in deinem Hause einen Tisch angerichtet und Speise. und Trank mit drei kleinen Messern. auf den Tisch gelegt, damit, wenn jene drei Schwestern kommen, die des Altertums Verkehrtheit und Torheit Parcae nannte, sie dort sich labten, in dem Glauben, daß diese drei Schwestern dir dann oder in Zukunft nützen könnten?"

Die älteste Tätigkeit der Schicksalsfrauen bestand also darin, dem Menschen bei seiner Geburt zu verleihen, daß er sich nach Belieben in einen Werwolf oder in eine andere Gestalt verwandeln könne, d. h. den Neugeborenen nicht zu einem richtigen Menschen werden zu lassen. Der Kultus, bestehend in Speiseopfern, bezweckte, die Schicksalsfrauen vom Kinde abzulenken. Norddeutsche Sagen dienen zur Erläuterung:

Drei alte Weiber verwünschten einen Täufling zur Mahre; die eine sprach: das Kind soll eine Mahre werden und die Baumspitzen drücken. Die zweite stimmte ein, meinte aber, es solle den Dornbusch drücken. Die dritte aber sagte: nein, Wasser und Eis soll es billig martern (d. h. mahrten). Ein Mann, der diese Reden zufällig belauschte, sagte es eiligst dem Vater des Kindes. Da wurden die drei Weiber vom Taufzuge ausgeschlossen, und das Kind war gerettet. In Ostfriesland sagt man, von sieben Mädchen, aus einer Ehe unmittelbar aufeinander geboren, ist eins ein Werwolf. In Norddeutschland heißt es: die Mahrte sei ein von den Paten verwünschter Mensch, und: wenn sieben Knaben oder sieben Mädchen in einer Familie sind, so ist eins davon ein Nachtmahr, weiß aber nichts davon.

Dasselbe Wesen, das dem Kinde gefährlich wird, bedroht auch die Wöchnerin. Doch stimmen Opfer und Gaben den Alp milde, daß er die Frau nicht quält; so wird er zur Geburtshelferin, zum Beistande in schwerer Stunde. In einer Höhle bei Reichenhall wohnten drei Frauen; die eine war halb und halb schwarz, die andern beiden weiß. Wurde in den nächst umliegenden Dörfern ein Kind geboren, so kamen die Frauen ins Haus und sangen, solchen Kindern prophezeite man Glück. Bei Hochzeiten wurde ihr Gesang gehört, wenn die Braut aus dem Hause der Eltern schritt.

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Auf einer Burg in Unterfranken wohnten drei Schwestern. Zwei waren kreideweiß, die dritte halb weiß und halb schwarz. Nur die zwei waren gut, die dritte war die böse. Bei Kindtaufen war diese dem Kinde immer entgegen. Sie nahmen auch an Hochzeiten und Begräbnissen teil, ja selbst in den Krieg zogen sie mit, ritten auf Pferden und wirkten mehr als die Ritter selbst. Drei Jungfrauen spannen in Niederbayern vom Staufersberg bis zum Jungfernbrühl ein Seil. Leinwand, die von ihnen gesponnen war, bewahrte man auf, und Wöchnerinnen erhielten davon ein handgroßes Stück; darauf legten sie sich, um leichter zu gebären. Ihnen wurden bei der Erute drei Kornähren als Opfer auf das Feld gelegt. Kinder schreckte man mit den Worten: seid ruhig, sonst kommt die böse von den drei Jungfrauen; sie hat ein grimmiges Antlitz mit feurigen Augen, die bindet euch an ein Seil, und ihr seid verloren." Auf dem Karlstein liegt ein Schloß, da wohnten vor undenklichen Zeiten drei Frauen, die man vor großen Ereignissen singen oder jammern hörte. Sie spannen von einem Berge zum andern eine lederne Brücke.

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Der deutsche Glaube kannte also drei übermenschliche Frauen, die begabend oder Unheil spendend bei der Geburt und bei dem Tode des Menschen erschienen; gute und böse Tage hingen von ihrer Macht ab, Glück und Fluch brachte ihr Kommen bei der Hochzeit wie bei allen großen Ereignissen, selbst am Kampfe nahmen sie teil. Aus ihrer dreifachen Tätigkeit erklärt sich somit ihre Dreizahl, mag diese auch nicht ursprünglich sein; aber niemals tritt eine allein auf. Bei der Ausübung ihrer Tätigkeit spinnen sie und stimmen Zauberlieder an. Bei Burchard von Worms findet sich die Beichtfrage an Frauen, ob sie beim Weben Zauberlieder gebrauchten, um Unheil anzurichten. Die Redensart „das ist ihm nicht an der Wiege gesungen" mag hierher ge

hören. Ihr Gespinst ist Wöchnerinnen hilfreich, bringt aber auch den Tod. Das tötende Seil führt besonders die eine unter ihnen; sie gilt als die böse, als die grimme und trägt den Namen Held (Umhüllung, Umnachtung). Ihr Aussehen ist schwarz, das der anderen hell und weiß. So sind auch die Tage des menschlichen Lebens bald licht, bald dunkel. Zwölf weise Frauen erscheinen bei Dornröschens Geburt, jeder wird ein goldener Teller vorgesetzt (S. 83). Sie beschenken das Kind mit ihren Wundergaben, Tugend, Schönheit und Reichtum, als die dreizehnte, die nicht geladen ist, zürnend hereintritt und den Fluch ausspricht, sie solle sich in ihrem fünfzehnten Jahre an einer Spindel zu Tode stechen. Die Zwölfte mildert den Tod in einen hundertjährigen Schlaf (K. H. M. Nr. 50).

Durch das von den Schicksalsfrauen gesponnene Seil wurde eine Grenze gesetzt, innerhalb der das Leben, das Glück, der Besitz des Menschen sich zu bewegen habe, über die er nicht hinauskönne. Der Körper war ein bloßes Gewand der Seele. Die Verbindung zwischen Geist und Körper wurde erst durch ein goldenes Seil, eine goldene Kette, einen goldenen Ring, kurz, durch ein Band gefestigt, das dem neugebornen Menschen die Schicksalsfrauen spannen. Diese bestimmten, ob das Kind zur vollen Körperlichkeit durchdringen oder die Fähigkeit der Seele behalten sollte, den Körper nach Gefallen zu verlassen und zu wandeln. In dieses Schicksalsseil, das sie um den Neugeborenen schlangen, wurden Glücksgüter und Eigenschaften für den von nun an sich bildenden Charakter des jungen Erdenbürgers eingewunden. Darum war es noch lange Sitte, an Geburtstagen jemanden mit einem Bande zu binden oder ihm ein Geschenk an den Körper zu binden. Das Patengeschenk heißt auch Eingebinde, allgemeiner ist die jüngere Bezeichnung Angebinde.

Von denselben Reichenhaller Jungfrauen, die bei der Geburt eines Kindes ins Haus traten und sangen, erzählt die Sage: Oft war vor ihrer Höhle weiße Wäsche aufgehängt; dann sagten die Leute, die Frauen haben ihre Wäsche aufgehängt; jetzt wird es schönes Wetter. Die drei verwunschenen

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