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behaupten, aus einer unabhängigen Quelle organischen Uebels entspringt, die wir den Teufel nennen, sind wir philosophisch berechtigt, ihn hiernach nur als den Zustand der Verneinung der Wahrheit zu betrachten; als entstehend aus den übergänglichen Veränderungen oder Abweichungen von dieser Mittellinie der Harmonie; und die Aufgabe für uns als harmonische Reformatoren sollte dahin gerichtet sein, die Welt von der Vorzüglichkeit höherer Abtheilungen und Erscheinungen in der Natur über diejenigen Umstände, in denen wir selbst noch die civilisirtesten Racen tief verwickelt finden, zu belehren.

Aus dem Gesagten wird einleuchten, dass es ein Gesetz der Uebertreibung und ein Gesetz der Verkleinerung giebt; welche beiden Gesetze, an sich selbst betrachtet, nicht minder wesentlich vollkommen sind, als das Gesetz der Harmonie zwischen objectiven und subjectiven Wirklichkeiten. An diesem Punkte erhebt sich nun die Frage: Verletzt ein Mensch, der eine sogenannte Falschheit spricht, wirklich ein Princip der Wahrheit? Die Antwort lautet wie früher, dass er entweder das Gesetz der Verkleinerung, oder aber das Gesetz der Uebertreibung an Stelle des in der goldenen Mitte liegenden Gesetzes der Harmonie zwischen Dingen und Vorstellungen gesetzt hat. Daher leugne ich, dass,,die Sünde eine Uebertretung des Gesetzes ist", (oder noch stärker ausgedrückt,) dass irgend ein Gesetz durch irgend eine Kraft im Universum überschritten werden könne. In Folge einer Mannigfaltigkeit von Ursachen, die vor wie nach der Geburt wirksam sind, finden es Tausende von Organisationen weit leichter und natürlicher, auf die Seitengesetze als auf die Mittellinie zu wirken; und obschon solche Geister die Nothwendigkeit für harmonische Reformbewegungen vermehren, so sind sie doch nichts desto weniger natürlich; und es liegt keine Güte oder Wahrheit in der Religion, welche dieselben als übelwollend und übeldenkend verschreit. Aber man kann fragen: Worin besteht das Unrecht? Ich antworte: Es besteht darin, dass in den menschlichen Geist ein Gesetz der niedrigen, sinnlichen und vierfüssigen Welt so zu sagen

Der Reformator.

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übertragen wird, mit dem der menschliche Geist, wenn er auf einer höheren Stufe geboren und durch Ausbildung in derselben immer fester gewurzelt ist, von Natur übereinzustimmeu nicht im Stande ist noch die Kraft hat, seine fortschreitende Entwicklung in Güte, Weisheit und Glückseligkeit ihm dienstbar zu machen!

Die Reformatoren sollten wissen, dass der Krieg der einen Stufe der menschlichen Entwicklung ebenso natürlich ist, wie einer anderen Stufe der Frieden. Mein Bruder hat einen rachsinnigen Geist. Soll ich ihn darum einen Teufel nennen? Ist sein Geist nicht seinem Zustande natürlich? Der Krieg ist kein Uebel, noch ist er abstossend; er ist beides nur für einen friedliebenden Menschen. Wer machte den Krieger? Wer machte den Widerstandslosen ? Die Polygamie oder Vielweiberei ist der einen Stufe der Entwicklung eben so natürlich, wie Orangen dem Süden natürlich sind. Soll ich unwillig werden und deshalb, weil ich ein Monogamist oder Anhänger der Einehe bin, meine Verwandten von ehedem verdammen? Wer machte sie? Wer machte mich? Wir kamen beiderseits unter dem Zusammenflusse socialer und politischer Umstände in's Leben; und wir repräsentiren beiderseits unsere Zustände und unsere Lehrer. Die Lehre von Schuld und Verdienst ist nur einem unphilosophischen Geisteszustande natürlieh.

das,,Böse" diesem

Die Neigung, sich zu beklagen, und jenem Plane der Gesellschaft zuzuschieben, ist natürlich.. Aber dies ist nur bei unentwickelten Geistern natürlich. Es ist eine Profanation oder Entweihung - eine Art Atheismus oder Gottlosigkeit - deren ich nicht schuldig sein möchte.. Und alle unsere Religionen, alle unsere Reformationspläne, die auf dieser oberflächlichen Ebene wirken, bedürfen eben der rechten Elemente, welche zur Reform nöthig sind.

Wie klar ist es, dass eine Geburt in diese Welt oder eine Geburt aus derselben hinaus, dass Krankheit und Gesundheit, Kummer und Freude, naturgemäss und stets in Uebereinstimmung mit ihrem Gesetze sind! Die Reforma

toren brauchen nur die Principien der Natur und ihre Resultate auf höheren Ebenen des Wachsthums zu ermitteln und einzuschärfen; und die Welt wird ihnen so treu, als sie es vermag, lauschen und sich eben so rasch entwickeln. Krieg, Sklaverei und Geld werden zuletzt mit den allgemeinen Interessen in freundschaftliche Beziehungen treten; alle Uneinigkeiten werden zu gehöriger Zeit um des Guten willen übermeistert werden.

Es stimmt zu einer erhabenen Melodie, mit Insecten und Blumen in Harmonie sich zu befinden. Vögel und Käfer sind der Natur eigene Erzeugnisse. Was nützt es, wenn wir gegen Mäuse und Moskitos zürnen und fechten? Städte und Abzehrung sind natürlich; aber es giebt noch eine höhere Natürlichkeit, an welcher wir hängen. Parteien, Klassen, Stände, Secten sind natürlich; aber wir möchten gern emporsteigen zu besseren Gemächern im Tempel der Natur. Wir vermögen nicht anders als niederzuknieen und anzubeten, wenn wir uns auf Bergen befinden; in Thälern blicken wir empor und streben nach den Höhen; so suchen alle Dinge ihre Seitenstücke und Gegensätze.

„Die Bemühungen Gottes lassen niemals nach", sagt Emerson; „das in der Sonne liegende Aas verwandelt sich von selbst in Gras und Blumen; und der Mensch, sei er in Bordellen, oder in Gefängnissen, oder auf dem Galgen, befindet sich auf seinem Wege zu Allem, was gut und wahr ist. Burns mit dem wilden Humor seiner Anrede an den „armen alten Nickie Ben."

,,Stroh hältst du für Gedanken" etc.

zeigt die Ueberlegenheit des strafenden Theologen. Der hastige, anklagende, dogmatische Reformator bedürfte nicht minder einer Lection. Die Lection des Lebens lehrt praktisch zu verallgemeinern; zu glauben, was die Jahre und die Jahrhunderte gegen die Stunden sagen; der Usurpation von besonderen Umständen widerstehen; in ihren katholischen d. h. allgemeinen Sinn einzudringen. Manche Dinge scheinen etwas zu sagen und sagen das Gegentheil. Der Anschein ist un

moralisch, der Erfolg ist moralisch. Die Dinge scheinen in's Niedrige zu streben, die Verzweiflung zu rechtfertigen, die. Schurken zu befördern, die Gerechten zu hintergehen; und doch wird von Schurken wie von Märtyrern die gerechte. Sache nur befördert. Obgleich Schurken in jedem politischen Streite gewinnen, obgleich die Gesellschaft aus den Händen einer Klasse von Verbrechern in die einer anderen Klasse von Verbrechern überliefert zu werden scheint, sobald sich die Regierung ändert, und obgleich der Weg der Civilisation und Gesittung eine Spur von Missethaten ist; so wird dennoch ziemlich einem allgemeinen Zwecke entsprochen. Wir sehen Ereignisse sich durchsetzen, welche den Bildungsgang der Zeitalter zu verzögern oder rückgängig zu machen scheinen. Aber der Weltgeist ist ein guter Schwimmer, und Stürme und Wogen können ihn nicht ertränken. Er hält sich mit seinen Fingern an Gesetzen fest; und so scheint durch die ganze Geschichte hindurch die Natur durch niedrige und arme Mittel zu wirken. Durch Jahre und Jahrhunderte, durch anscheinend üble Werkzeuge, durch Spielzeuge und Atome strömt unwiderstehlich eine grosse und wohlthätige Absicht."

Die Philosophie der Reform ist also klar dargestellt in den Principien der Natur. Sie ist die Philosophie einer beständigen Verbesserung; von Wechseln, Aufbau und Fortschritt. Die Reform ist verwandt mit dem Sonnenlicht, verwandt mit den Bäumen, mit der Strömung des Oceans, mit den Wogen der Zeit; und sie wächst so natürlich, wie die Blumen aus dem Boden hervorspriessen und Berge aus dem Meere sich erheben. Wir wollen nicht hintreten und einen Irrthum besiegen, Dämonen bekämpfen, streitsüchtige Neigungen in unseren Mitmenschen nähren; sondern wir wollen lieber statt dessen an das positive Werk des Lebens gehen, harmonische Tempel des Denkens errichten und die Welt gastfreundlich in unseren glücklichen heimischen Wohnungen begrüssen!

Zweite Vorlesung.

Ansichten über den menschlichen Geist.

Die Biographie des menschlichen Geistes ist eine innere. Die Natur entschleiert niemals ihre geistigen Geheimnisse dem gewöhnlichen äusserlichen Geschichtsschreiber. Sie sagt euch dies und jenes; und kaum habt ihr's niedergeschrieben ,,in das rothe Taschenbuch" eures innersten Gedächtnisses, da widerspricht sie auf's gröbste eurer Geschichte und scheint sogar ihre eigenen Thatsachen sammt den Fragmenten ihrer Erscheinungen zu leugnen.

Gelehrte und Geschichtsschreiber gehen zurück zu den zerbröckelnden Monumenten entfernter Zeitalter und hoffen allda der Natur ihre Geheimnisse in Betreff des menschlichen Geistes zu entreissen. Sie dringen ein in die entferntesten Schlupfwinkel menschlicher Erinnerung, wandeln durch die Haine und Grotten der Zeit, fragen jeden „Platz und Winkel" frühester Beseelung und öffnen jeden Sarkophag, den sie in den Katakomben und Corridoren der Geschichte finden aber schweigend wie der Schlaf und tief wie der Tod bleiben die inneren Wirklichkeiten unseres athmenden, fühlenden und denkenden Geschlechts und so bezweifeln wir instinctiv die Einzelheiten der menschlichen Biographie, während wir ihnen Glauben schenken; weil alle geschriebene Geschichte äusserlich ist.

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