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Vierte Vorlesung.

Die Classification der Liebesarten und die Ansicht

der Welt von der Ehe.

Die Eintheilung des Geistes in Liebe, Erkenntniss und Weisheit ist für unsern Zweck nicht länger dienlich; obgleich sie gut ist, deutlich das Verhältniss in der Erinnerung zu behalten, welches diese Abtheilungen zu einander unterhalten wenn sie in Verbindung mit den unerlässlichen Functionen betrachtet werden, die sie in der geistigen Constitution verrichten. Unser Gegenstand, der sich erweitert, je mehr wir auf ihn eingehen, hat uns jetzt auf einen Standpunkt geführt, wo er nur einen Anspruch auf unsere Aufmerksamkeit haben kann nämlich hinsichtlich der natürlichen Thätigkeit, der übermässigen oder extremen Thätigkeit und der verkehrten oder umgekehrten Thätigkeit des Liebesprincips.

Das Liebesprincip ist, wie bereits behauptet wurde, das Princip des Lebens. Leben und Liebe sind im Wesen identisch, ein und dasselbe. Aber das Princip nimmt unzählige Erscheinungsformen an. Jede dieser Erscheinungsformen erhält vom Menschen einen bestimmten Namen; jede derselben hat ihre eigenen Bedürfnisse und Gesetze; spielt verschiedene Rollen im Drama des Lebens und hat ihre besonderen Freuden und Leiden. Daher ist die Seele mit mannigfaltigen Sympathien begabt fühlt sich mehr oder minder

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eng verwandt mit allen Formen und Zuständen des Daseins und kennt keine Grenzen dieser Verwandtschaft. Die Regungen dieser verwandtschaftlichen Beziehungen sind beständig und erstaunlich; sie schwellen schweigend und fortwährend an, und vermischen gegenseitig ihre ununterbrochen fortrollenden Wogen. Ich rede jetzt von der natürlich entwickelten und hochbegabten Seele mit ihren wirklichen Erfahrungen, als dem herrlichen Vorbilde aller Naturen, aus welchem Alle unendliche Ermuthigung und Hoffnung schöpfen können.

Auf Grund dieser verschiedenartigen Formen und Modificationen des Liebesprincips - die sämmtlich aus der einen grossen centralen Lebensquelle im Universum fliessen offenbart die Seele nach allen Richtungen ihre Wünsche und Verlangen, und findet gelegentlich auch, was sie begehrt. Vielleicht sollte ich mich besser so ausdrücken, dass die Liebesregungen der Seele so viele specifische und unverkennbare Beweise von dem (irgendwo) Vorhandensein derjenigen Dinge und Umstände sind, nach denen sich dieselbe individuell und unablässig sehnt. Die Erfüllung wird dem Bedürfnisse entsprechend und die Befriedigung dem Wunsche angemessen sein. Dieses ist eine feststehende Thatsache in den Vorgängen der Natur. Die Lungen verlangen die belebende Luft; daher existirt die Luft. Der Körper verlangt Nahrung; daher ist Nahrung vorhanden. Die Seele verlangt sittliche, geistige und gesellige Sympathien; daher existiren diese Verwandtschaften. Das nämliche gilt von allen menschlichen Begierden. Es giebt Fleisch für den Hungrigen, Wasser für den Durstigen, Branntwein für den Trunkenbold, Gift für den Selbstmörder, Kaffee und Thee für die, welche dieselben begehren, Tabak für den Tabak-Raucher, -Kauer und -Schnupfer, alle Arten von Verderbtheit und Gemeinheit für die Sinnlichen und Unentwickelten. Auf der geistigen Stufe ist dieses Gesetz nicht minder vollständig. Es giebt Liebe für den Liebebedürftigen, Wahrheit für den Wahrheitsuchenden, Philo

sophie für den Philosophen, Engel für den, der Engel verehrt; ein ewiges Leben für die unsterbliche Seele und eine göttliche Quelle für ihren Unterhalt und ihre unermüdlichen Dürstungen. Mit einem Worte, die Anpassungen der Schöpfung sind vollkommen; es existirt nichts, was nicht sich selbst und jedem andern Dinge nützlich und dienstbar wäre.

Eine genaue Behandlung unseres Gegenstandes erfordert durchaus folgende Unterscheidung nämlich: dass die Liebesregungen der menschlichen Natur unterschieden werden von den sittlichen Verwandtschaften oder den geistigen Sympathien sowohl in ihrer Stellung wie in ihren Erscheinungen; jedoch sind, wie bereits gesagt, alle Sympathien und Liebesregungen in ihrem Ursprung und Wesen identisch. Die eigentlich sogenannten Liebesregungen gehören ausschliesslich der Lebensabtheilung der seelischen Oekonomie an; und sie offenbaren sich daher harmonisch oder zwieträchtig in genauer Uebereinstimmung mit dem gestaltenden Einflusse von theils erblichen Neigungen, theils aus ihnen hervorgehenden und sie beeinflussenden Umständen.

Eine einzige nur von diesen Liebesregungen welche die Wurzel des Lebens und der Gesellschaft bildet, als ein unsichtbarer Strom täglich vorwärts getrieben wird durch ihre eigenen geheimnissvollen Fluthen, zu allen Zeiten mit gleicher Kraft für die Erzeugung von Glück oder Elend wirkt, Jeden zu seiner Zeit in ihre üppigen Liebesarme schlingt; die als ein noch ungelöstes Problem ewig mit Erhabenheit erfüllt ist und unwiderstehliche Anziehungen für alle Menschen besitzt, sich selbst forttreibt und scheinbar unbeherrschlich ist; die aber dennoch traulich wie die Bäume auf den Gefilden, süss wie die Luft des Himmels und heilig wie der Geist der Wahrheit ist: diese Liebe soll unsere ehrfurchtsvolle Berücksichtigung und geistige Betrachtung in Anspruch nehmen.

Indess sind von vornherein einige vorläufige Erklärungen erforderlich, um diese individuelle, besondere Liebe klar dem.

Vermögen des Verstandes vorzuführen. Aber lasst mich gleich anfangs bemerken, dass ich mir keineswegs einbilde, hinlänglich unfehlbar zu sein, um euch die Nothwendigkeit persönlicher Untersuchung und Erforschung zu ersparen. Denn wahrlich, ich glaube, dass, wenn alle die Dinge in der Welt, die ich noch nicht begreife, gehörig klassifizirt und erklärt würden, sogar die Welt die Bücher nicht fassen könnte, die geschrieben werden müssten. In allen Stücken lasse ich daher eine Fülle von Arbeit unvollendet, vielleicht selbst unangeregt.

Bisher habe ich nur im Allgemeinen von der Liebesabtheilung der menschlichen Natur gesprochen; jetzt müssen wir analytischer werden, d. h. mehr besonders darauf eingehen. Das Liebesprincip lässt sich in sechs Formen oder Erscheinungsweisen eintheilen. Diese Formen will ich kurz erklären, damit ihr desto klarer sehen könnt, welche Richtung meine Abhandlungen nehmen werden.

Die erste und niedrigste Art der Liebe ist die Selbstliebe. Diese Liebe ist das grosse Grundelement, der grauende Tagesanbruch des individuellen Lebens. Die Selbstliebe ist in ihrem natürlichen Zustande und in ihrer normalen Thätigkeit der besondere Schutzengel der Seele. Das Selbst ist der einzige Appellhof für die Aussenwelt. Jesus heisst euch, euren Nächsten zu lieben wie „euch selbst" und macht damit das individuelle Bewusstsein zum Massstabe der Beurtheilung. Die Selbstliebe ist der Zapfen, um den sich der geistige Mechanismus dreht; sie ist die Grundlage aller lebenden Wesenheit, die Quelle aller bekannten Instincte. Die Triebe der Selbstbeschützung und Selbsterhaltung entspringen aus derselben. Sie befestigt auf eine gewisse geheimnissvolle Weise die ewige Fortdauer des Individuums. Aber alle unsere Liebesregungen sind, obgleich innerlich rein und vollkommen, der Missrichtung fähig; sind, wie die Christen sagen würden, „zur Sünde und zum Bösen“ geneigt. Die Ursachen will ich jetzt nicht erklären. Es giebt zwei Arten von Missrichtung deren jede wieder

verschiedene Grade hat und daher verschiedene Resultate entwickelt. Die eine ist Extremismus oder Uebertreibung, die andere ist Inversionismus oder Um- und Verkehrung. Ich will beide erklären.

Eine extreme oder unmässige Thätigkeit der Selbstliebe giebt zum Beispiel einzelnen Uebertreibungen derselben ihre Entstehung. Die Person ist geizig; voll ausschweifender Bedürfnisse und oberflächlicher Begierden. Sie fühlt sich sehr empfindlich über das „Mein" ihrer persönlichen Besitzungen. Ihr Selbstinteresse ist immer das oberste in allen ihren Gedanken und Handlungen.

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Die verkehrte Selbstliebe giebt im Gegentheil persönlicher Nachlässigkeit, Sorglosigkeit, Wunderlichkeit, Rücksichtslosigkeit gegen das Leben und seine Besitzungen, der Faulheit, oder Trägheit und allen den Lastern Entstehung, welche aus dem Mangel eines gesunden Selbstinteresses und der Selbsterhaltung fliessen.

Die nächst aufsteigende Form ist die eheliche Liebe. Sie unterscheidet sich von der Selbstliebe. Sie erhebt den Geist über die Ebene oder Sphäre der Selbstbemühung und des Strebens nach selbstischer Glückseligkeit. Im natürlichen Zustande ihrer Entwickelung drängt sie die Seele, ihren Ersatz oder Genossen zu suchen; sie allein ist es, welche das eheliche Verhältniss zwischen den Geschlechtern vorschreibt, dazu antreibt und dasselbe bei verfeinerten Naturen heiligt. Dieses Princip ist es, das alle übrigen Theile der Seele belehrt, dass Selbstexistenz nur halbe Existenz dass Selbsthandeln nur halbes Handeln ist, dass ein Vogel mit nur einer Schwinge nicht fliegen kann, — dass ein Gleichgewicht des Lebens hergestellt werden müsse; und die eheliche Liebe ist die einzige Macht in der Natur des Menschen, welche die Bedingungen vorschreiben kann, die zu diesen Resultaten führen. Ohne diese Liebe würde es keine Ehe im Universum geben würde keine Vereinigung von Seele mit Seele stattfinden würde man nichts von Familienverhältnissen, nichts von einer Hei

Der Reformator.

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