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Anton Alexander Graf von Auersperg,

genannt Anastasius Grün,

der vorzüglichste lyrische und episch-lyrische Dichter österreichisch-deutscher Zunge aus diesem Jahrhunderte, wurde am 11. April 1806 zu Laibach in Krain geboren und verlor schon am 8. Februar 1818 seinen Vater, den Grafen Maria Alexander Karl, von welchem er die Herrschaft Gurkfeld und die Grafschaft Thurn-am-Hart, zwei in Krain gelegene Besitzungen, erbte. Vorgebildet seit 1813 im Theresianum zu Wien, seit 1816 in der dasigen Ingenieurs-Akademie, widmete er sich ebendaselbst und in Graß dem Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaft, während seine Neigung zur Poesie nicht blos vorherrschend war, sondern auch sehr frühzeitig durch die That sich äußerte. Nachdem er einzelne leichte Lieder, wie junge An= fänger pflegen, in die damals sehr beliebten Almanache zerstreut hatte, veröffentlichte er im Jahre 1830 die ersten dichterischen Produkte von größerem Umfange; doch erschienen sie nicht innerhalb der österreichischen Grenzen, auch nicht unter seinem Namen, da in jenen Zeiten eine strenge Censur nicht blos über Alles, was in Desterreich gedruckt wurde, sondern auch über diejenigen Werke, die ein öfterreichischer Unterthan auswärts drucken ließ, zu Gericht saß und dem Autor Fesseln anlegte. Um den Nachtheilen dieses geisttödtenden Zwanges auszubeugen, wählte der Graf Auersperg in der Stille den Namen Anastasius Grün, damit seine Person unangefochten bliebe, und gab die Produkte seiner Muse an außerösterreichischen Orten heraus. Sehr schnell gelang es ihm durch den letzten Nitter," einen Romanzenkranz, worin der Dichter Thaten, Schicksale und Charakter des ritterlichen Kaisers Maximilian I. feierte, dem unscheinbaren Namen ein gewisses Ansehen zu verschaffen. Doch ungleich höher steigerte sich der Ruf desselben, als

man im Publikum davon sprach, daß auch das in Hamburg 1831 ohne Namen herausgekommene Werkchen, welches den Titel,,Spaziergänge eines Wiener Poeten" führte, von dem jüngst aufgetretenen Anastasius Grün verfaßt sei, und daß vermuthlich Alexander Graf von Auersperg hinter diesem Namen stecke. Denn mit patriotischer Wärme für Desterreichs Größe fühlend, hatte der talentvolle jugendliche Dichter in diesen Spaziergängen seiner Muse alle jene Hoffnungen und Wünsche, Sorgen und Schmerzen, wie sie damals Geist und Herz jedes biedern Vaterlandsfreundes erfüllten, unverholen mit frischer Begeisterung und edlem Feuer ausgesprochen. Der Ton dieser Gesänge erinnert uns vorzugsweise an Wilhelm Müller, den Sänger der Griechenlieder. Was Auersperg vor allem begehrte, war eine freiere Bewegung im Kaiserstaate, damit die Dünste zerstreut würden, die den Himmel desselben verdunkelten, damit der alte Glanz der Nation wiederkehre und die Gewitter der Zukunft ohne allzugefährliche Schläge vorüberrollten. Ohngeachtet sein Wort innerhalb und außerhalb Oesterreichs freudig begrüßt wurde von Allen, die besonnen und unabhängig dachten wie er, entging er doch nicht dem Neide und ehrlofer Verfolgung.

Mehrmals hatte der Dichter Italien besucht, wo er auch noch mit dem Grafen Platen im Winter auf 1835 zu Florenz zusammengetroffen war, und führte im Jahre 1837 eine leßte Reise durch Frankreich, Belgien und England aus; worauf er beschlossen hatte, seinen Reisestab wegzulegen und sich häuslich niederzulassen. Um diese Zeit brachen von zwei Seiten gegen den ebenso uncigennützigen als großgesinnten Mann die Verdächtigungen los. Zuerst rührte sich auf der einen Seite die Bosheit zu dem Zwecke, den unabhängigen Autor an die Polizei zu verrathen und wegen Uebertretung der österreichischen Preßzgesetze zur Rechenschaft ziehen zu lassen. Dies konnte jedoch nur dadurch geschehen, daß man die Uebereinstimmung seines bürgerlichen und seines schriftstellerischen Namens nachwies. Einer seiner litterarischen Collegen, der Ritter Braun von Braunthal, unterzog sich der sehr unritterlichen Aufgabe: er suchte, wie man erzählt, aus der Gleichheit der Handschriften, die er dem Grafen in Folge einer Herausforderung ablockte, den nöthigen Beweis herzustellen. Doch seine Hinterlist mißglückte in so fern als die ganze Verrätherei ohne nachtheilige Folgen für den Grafen Auersperg ablief. Es war im Grunde längst kein Geheimniß mehr gewesen, daß Auersperg unter dem Namen Grün schreibe, und man hatte gegen den kühnen Autor Nachsicht ausgeübt: man kannte seine tadellose Gesinnung, achtete seine fast unantastbare Stellung und ließ die wider ihn erhobene Anklage auf sich beruhen. Von der andern Seite bemühte man sich bald darauf den Grafen für einen bloßen Höfling auszuschreien; man

wollte wissen, es sei ihm mit seinem Freimuth niemals rechter Ernst gewesen und offenbar gehöre er neuerdings unter die verächtliche Klässe der „Abtrünnigen.“ Eine Ansicht, die man auf nichts Anderes zu stüßen vermochte als darauf, daß der Dichter um die Zeit seiner Vermählung, die im Juli 1839 mit Maria Gräfin Attems (Tochter des f. f. Geheimraths, Oberst-Erb-Kämmerers und Landeshauptmanns in Steiermark) stattfand, sich veranlaßt gefunden oder kein Bedenken getragen den k. k. Kammerherrntitel anzumehmen. Auf so leichtfertige Verdäch= tigungen hin hatte Georg Herwegh nichts Eiligeres zu thun als ein „Gedicht“ gegen den Ehrenmann zu schleudern, welches der Letztere bezeichnender ein „,Schmählied“

nannte.

Trotz solcher Anfechtungen verharrte Auersperg auf seinen mannhaften, wür= digen und mäßigen Ideen mit unbekümmertem Gleichmuth. Die nämliche Anschauung, womit er in seinen Erstlingen vor das Publikum getreten, womit er 1835 die unter dem Titel „Schutt“ zusammengefaßten Dichtungen, sowie 1837 eine Sammlung lyrischer „Gedichte“ dem Drucke übergeben hatte, hielt er auch in späteren Zeitgedichten“ und in der Einleitung zu jener komischen Erzählung fest, die den Titel,,Nibelungen im Frack" trägt und den 1731 verstorbenen Herzog Moritz Wilhelm aus dem Hause Sachsen-Merseburg mit dessen Vorliebe für die Baßgeige darstellt. Harmlos theils in Wien, theils auf seinen Gütern zubringend, beschäftigte er sich eine Reihe von Jahren hindurch mit der Zusammenstellung „kränerischer Volkslieder“, die endlich im Jahre 1850 gleichzeitig mit einem ländlichen Gedichte, dem,,Pfaff vom Kahlenberge", herauskamen. Als das Jahr 1848 mit seinen Hoffnungen und Befürchtungen angebrochen war, nahm Auersperg im April zu Frankfurt am Funfziger-Ausschuß Theil; dann wurde er von dem Kreise Laibach als Abgeordneter zur deutschen National-Versammlung gewählt, die im Mai zusammentrat. Aber schon im September zog er sich, müde der wirren und aussichtslosen Verhandlungen, in die Stille seines Heerdes zurück.

Mit einem liebenswürdigen und durchaus achtungswerthen Charakter verbindet Graf Auersperg eine Weltanschauung, die in schnurgeradem Gegensaße zu der beschränkten und unfreien Priesteransicht des Erzbischofs Ladislaus Pyrker steht. Zugleich bildet seine Poesie, ihrer heiteren Frische wegen, zur krankhaften und gehaltarmen Lyrik seines unglücklichen Zeitgenossen Nikolaus Lenau einen erfreulichen Kontrast. Die in seinen Schriften dargelegte hohe Gesinnung stellt ihn an die Spitze der neueren österreichischen Poeten. Den deutschen Dichtern ersten Ranges gegenüber gebricht es ihm indessen an reinem und klarem Flusse der Darstellung: er erlaubt sich häufig einen schwülstigen Redeschwall und hascht um der Neuheit willen nach allerlei sonderbaren Bildern und Wendungen, anstatt immer nach dem natürlichen, oft zunächst liegenden Ausdrucke zu greifen. Schon im „leßten Ritter“ tritt dieses

falsche Streben hervor, noch greller in seiner spätern Lyrik und in seinen humoristischen Produkten. Auch in der äußeren Form, in Rhythmus, Wortstellung und Reim, gewahren wir eine jugendliche Nachlässigkeit, die er selbst in gereifteren Jahren nicht überwinden konnte. Denn zu eng an die einseitige schwäbische Dichterschule sich anschließend, hatte er nicht zeitig genug die Wichtigkeit der formalen Seite kennen lernen. So verräth denn seine sonst melodische Schreibweise einen gewissen Mangel an feinem Gehör, ein Fehler, welchen uns der Schwung seiner Gedanken kaum vergessen macht.

Schriften. 1) Blätter der Liebe. Stuttgart 1830. 2) Der leßte Ritter, Romanzenkranz. Ebend. 1830. 3. Aufl. Leipzig 1844. 3) Spaziergänge eines Wiener Poeten. Hamburg 1831. 4. Aufl. Leipzig 1845. 4) Schutt, Dichtungen. Leipzig 1835. 8. Aufl. 1846, 5) Gedichte. Leipzig 1837. 12. Aufl. Berlin 1857. 6) Nibelungen im Frack, ein Gedicht. Leipzig 1843. 7) Pfaff vom Kahlenberg. Ein ländliches Gedicht. Stuttgart 1850. 8) Krainerische Volkslieder. Leipzig 1850.

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