effante Sagen ohne Unterschied darstellt, wenn es nur Sagen sind, so verliert er neben dem Werth der Stoffe auch das rechte Kunstmaß aus den Augen: fortgeriffen von seinem Redeflusse, ergeht er sich zu breit in der Strophe wie in der Entfaltung der prosaischen Erzählung, die dadurch den Stempel der Flüchtigkeit und einer in der Technik nachläffigen Behandlung zur Schau trägt. Daher mangelt seiner Lyrik die Energie, seine Novellen und Romane verwässern sich; so ist von einem seiner besten Werke, den „Fahrten eines Musikanten,“ eigentlich nur der erste Theil anziehend. Zur Erreichung entschiedener Klassizität wäre ihm ein strengeres Zusammenhalten der Kräfte wünschenswerth gewesen, wodurch ohnstreitig mit der Leichtigkeit seine Produktion zugleich auch Tiefe gewonnen hätte. Schriften. 1) Sonettenkränze. Arnstadt 1828. 2) Die Weißagung der Fibussa. Stuttg. 1829. 2 Thle. 2. Aufl. 1841. 3) Die Haimonskinder. Gedicht. Leipz. 1830. 4) Der Todtentanz. Gedicht m. K. Ebend. 1831. 5) Novellen und Phantasiegemälde. Hildburghauf. 1832. 2 Thle. 6) Arabesken. Stuttg. 1832. 2. Aufl. 1841. 7) Faustus. Gedicht m. K. Leipz. 1833. 8) Futher. Gedicht. Frankf. 1834. 9) Der Fürstentag. Ebend. 1834. 10) Des Hasses und der Liebe Kämpfe. Drama. Hildburgh. 1835. 11) Gedichte. Frankf. 1836. 12) Fliegende Blätter. Gedichte, radirt von F. Pocci. Münch. 1839. 13) Fahrten eines Mußicanten. Schleusingen 1837. 3 Thle. 14) Clarinette. Seitenstück zu den Fahrten eines Musicanten. Leipz. 1840. 3 Thle. 15) Grumbach. Mit Bildn. Hildburgh. und Mein. 1839. 3 Thle. 16) Aus Heimath und Fremde. Erzählungen. Leipz. 1839. 2 Bbe. 17) Hallup, der Schwimmer. Novelle. Ebenb. 1839. 18) Deutsches Mährchenbuch. Nebst color. Titelbl. Leipz. 1844. Später vielfach aufgelegt. 19) Der Sagenschaß und die Sagenkreise des Thüringerlandes. Meining. und Hildb. 1835-1838. 4 Thle. 20) Der Sagenschaß des Frankenlandes. Mit 6 ZÜlustr. Würzburg 1842. 21) Die Volkssagen des Kaiserkaats Oefterreich. Mit 2 Kpfst. 4 Hefte. Leipz. 1840–1841. 22) Sophienluft. Novelle. Stuttg. 1840. 23) Philidor. Erzählung aus dem Leben eines Landgeistlichen. Gotha 1842. 24) Die Reisetage. Aus meinem Leben. Mannheim 1836. 2 Thle. Wartburg. Zum Himmel aufragt von dem steilen Berge, Sie steht, ein Pharus über Zeitenmeeren, Sie prangt gekrönt von reichen Liederkränzen, Einst ragten höher noch die stolzen Thürme, Mindwiß, Parnas. Da ward zur Nacht an's Wartburgthor geschlagen, Der Wächter ruft, erschrocken eilt der Pförtner, Ein Eisenkleid umschließt den kühnen Ringer; Die Wartburg soll dich schirmen, soll dich Nun mag die Tücke senden ihre Schergen, 3 Einst reichten sich die Hände Sang und Minne, Dem wohnte wunderbares Wissen inne, Weissagend blickend, hat er Glück verkündet, Nun aber will es wieder klingen, tönen, Auf der einst edle Sangesmeister rangen. Wird nun der eine lautren Klang erwecken, Deß Wiederhall durch alle Lande schmettert! Wie Donnerlied und wie Prophetenpredigt, Der Freunde Wonne, wie der Feinde Schrecken. Wo bleibt der Herbst, der Luthers Kranz entblättert? Der Zaubrer wo, der ihn des Ruhms entledigt? Auf Wartburg ist ein schönes Bild zu schauen Und daß er sicher sei vor Feindestücken, Du, Luther, Held der Wahrheit, Fürst des Zornflamme, wenn sich regt der alte Drache, Der Lügengeist, der Völker hält in Banden, Dir tönt kein Zuruf: „Werde hart! Erwache!" Du wachest schon, gewärtig deines Krieges. Dein hoher Muth, den Feinde schwer empfanden, Macht ihre List zu Schanden. Du schwangst die Geißel eines bittern Spottes, Und sicher warst du unterm Panzer Gottes. Von einem Wartburghelden singt die Sage, Und schießt die Blicke, die Verderben droben, So hat auch dir, du Wartburgheld, die Und wollte dich verschlingen gar im Grimme. Doch nicht mit Schreck vermocht' er dich zu füllen; Du schütteltest ihm die verworrne Mähne. Und stärker war dein Wort, wie seine Stimme, Die drobende, viel schlimme. Fest standest du, fest wie des Erdballs Achsen, Doch er der Kraft des Mannes nicht gewachsen, Wo Dädalus den bohen Flug begonnen, Dem in Gesichten heiliger Verzückung, Hoch ragt die Burg empor im Wälderfranze, Wo Sängerharfen rauschten, Helden wallten, Wo rings Natur prachtvollen Zauber streute. Buch aller Bücher uns ein Held getragen Und Wartburg ist zum Patmos ihm geworden. Du Lutherszelle, wenn wir dich betreten, Durchschauert uns ein ahnungsvolles Zittern, Gleichwie in eines Domes Riesenhallen, Und wie beim ernsten Nah'n von Hochs gewittern, Und unwillkührlich drängt es uns zu beten. Hier dürfen Kön’ge dankend niederfallen, Hierber die Völker wallen, Gleich einem stolzbewegten starken Strome, Es blüht' eine Rose einsam Keine Schwesterblume flüstert Es kommt eine Silphe geflattert, Hier wohnte Luther! Seliges Empfinden! Hier weht sein Geist, hier nach dreihundert Jahren, Wehn seines Hauchs begeisternde Atome! Aus dieser Pforte strömte Licht den Blinden Und Freiheit Geistern, die gefesselt waren! Nicht blieb der Streiter, den sich Gott erkoren, Auf Wartburg kampflos und unangefochten, Blieb nicht in Banden schnöden Müssigganges. Ob ihm zu schaden Feinde nicht vermochten, Ihm ward ein Feind in eigner Brust geboren, Und nur dem starken, festen Muth gelang es, Sein oft verzagtes banges Und weiches Herz im Glauben aufzurichten, Und Kampf zu bieten den erregten Sinnen, Die sich Phantome schufen, Höllenmächte, Sündhafter Regung Stürme zu beschwichten. Der Sieg gelang, der Dämon wich von hinnen, Und über Luther schwebte Gottes Rechte. Zehn Monden nur, zehn Monden und nicht länger Hast du, o Wartburg, freundliches Gefängniß, Den seltenen, geprießnen Gast umfangen. Die Kunde kam von Wittenbergs Bedrängniß, Bom Bildersturm, vom Wüthen wilder Dränger, Da röthet edles Zürnen Luthers Wangen, Aufs Neue tritt er auf des Kampfes Bühne, Die einfame Rose. Da hört die Rose ein Flöten Die Nachtigall flötet Liebe Da fühlt sie sich nicht mehr einsam, Barbarossa im Kyffhäuser. Und er ruft: „Hast du's vernommen, Horch, da rauscht's im Thurmgemäner ,,Sprich, wem ist dein Spiel erklungen ?" Und der Alte tritt ihm näher, Tief im Schooß des Berges springet Neigen tief sich vor dem Greise, Und der Kaiser spricht voll Hoheit: Bricht von einem güldnen Handfaß „Sprich, wann sich die Zeit erfüllet, Bei der Heerde stand der Knabe, Schläfft noch immer alter Kaiser? Karl Isidor Beck, ein Lyriker mittelmäßigen Ranges, geboren am 1. Mai 1817 zu Baja, einem Marktflecken in Ungarn, stammte von jüdischen Eltern. Sein Vater, ein Kaufmann, wandte sich nach Pesth und ließ den Sohn eine Zeitlang in Wien Medizin studiren; dann nahm er ihn wieder zu sich, um auf seinem Comptoir einen Kaufmann aus ihm zu machen. Allein er, der für Handelsgeschäfte keine Neigung hatte, wußte es nach Verlauf eines halben Jahres durchzusehen, daß er sich nach Leipzig begeben konnte, um an der Universität dieser Stadt weiter zu studiren. Hier aber wurde ein Dichter aus ihm; die Erstlinge seiner Muse, so jugendlich sie auch waren, ernteten in dem Kreise, worin er lebte, einen so außerordentlichen Beifall, daß sie einen Verleger fanden und schon 1837 gesammelt erschienen. Ihnen folgte bereits in den nächsten Jahren eine zweite und dritte Sammlung, auch ein Trauerspiel und ein Roman in Versen. Karl Guzkow hatte kein Bedenken getragen in Beck einen neuen,,Byron" anzukündigen. Mit diesen jugendlichen Anfängen indessen sollte für's Erste seine poetische Laufbahn in Leipzig geschlossen sein, da die Theilnahme des Publikums hinter solcher Lobpreisung zurückblieb; ohne Heimath und Vermögen, wie er war, sah er sich nunmehr in die Fremde hinausgestoßen und irrte, eines bleibenden Wohnsißes ermangelnd, als Litterat oder fahrender Poet umber. Von Wien begab er sich wieder nach Berlin, aus Preußen nach Desterreich und Ungarn. Seiner dichterischen Thätigkeit waren diese äußerlichen Verhältnisse ebensowenig förderlich als einer besseren Reife seines Talents; doch gelang es ihm, außer „Gesammelten Gedichten,“ noch einige Produkte, wie die „Lieder vom armen Manne," Gelegenheitsgedichte und vereinzelte lyrische Ergüsse an das Licht zu bringen. Der glückliche Umstand, frühzeitig in den Mittelpunkt deutschen Lebens und Strebens versetzt zu werden, hätte diesem Dichter vortrefflich zu Statten kommen können im Vergleich mit so vielen österreichischen Poeten, die zu Haus blieben und die Strahlen der neuhochdeutschen Poesie gleichsam nur aus schwächender Ferne auf ihren Geist wirken ließen. Allein diesen Vortheil machte das unzeitige und unverdiente Lob, das er zu Leipzig, vornehmlich in den kritischen Blättern von Gustav Kühne fand, wieder zunichte; die Ueberschätzung brachte ihn von dem Wege des Studiums ab, seine schlimme äußerliche Lage that das Uebrige. An Gehalt blieben Becks Produkte schon seiner Jugend wegen unreif, in der Form unklar und schwülstig; den burschikosen Ton des „jungen Deutschlands“ und die damals herrschenden Zeitideen vermochte Beck nicht zu überwinden, einen freien Standpunkt nicht zu gewinnen. Schriften. 1) Nächte. Gepanzerte Lieder. Leipz. 1838. 2) Der fahrende Poet. Ebend. 1838. 3) Stille Lieder. Ebend. 1840. 4) Saul, ein Trauerspiel in 5 Aufzügen. Ebend. 1841. 5) Jankô, der ungarische Roßhirt. Roman in Versen. Ebend. 1841. 6) Gesammelte Gedichte. Berl. 1844. 4. Aufl. 1846. 7) Lieder vom armen Mann. Berl. 1848. 8) Monatsrosen. Ebend. 1848. |