ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

welche Stellung ihn drei Jahre lang festhielt und Gelegenheit zum Studium der russischen Sprache darbot; alsdann durchreiste er die Gebirgsstriche des Kaukasus und das Hochland von Armenien. Einmal vertieft in die Wunder des Orients, begab er sich 1844 nach Tiflis, um eine neue Lehrstellung daselbst anzunehmen und seine morgenländische Sprachkunde bei Mirza-Schaffy zu erweitern, einem türkischen Dichter, welcher aus der georgischen Provinz Karabagh stammte. Seinen Aufenthalt in dieser merkwürdigen Stadt dehnte er jedoch nicht länger als zwei Winter aus, da die dortigen Verhältnisse ihm nicht zusagten; worauf der jugendliche Reisende seine Rückkehr über das schwarze Meer, die Türkei, Kleinasien und die griechischen Inseln antrat und im Winter von 1846-1847 nach Deutschland heimgelangte, wo sein Name bereits durch mancherlei Ueberseßungen und durch einen im Morgenblatt mitgetheilten Cyklus von Gedichten bekannt geworden war. Mit der Zusammenstellung seiner Reisefrüchte, Erfahrungen und Erlebnisse be= schäftigt, verweilte Bodenstedt für's Erste eine Zeitlang in München; noch aber hatte er keine bleibende Stätte gefunden, auch war seine Reiselust noch nicht erloschen. Daher treffen wir ihn, nach einem längeren Aufenthalte in Rom und Italien, zuerst von den Monaten Mai bis Oktober 1848 als Redakteur des „Desterreichischen Lloyd“ in Triest, alsdann in Berlin, im Jahre 1849 in Paris und gegen Ende 1850 in Bremen, wo er die Redaktion der „Weserzeitung“ übernahm. Unterdessen waren diejenigen Werke erschienen, welche die eigentliche Ausbeute seiner orientalischen Fahrten dem Publikum vorlegten; die Wichtigkeit und das Interesse dieser Arbeiten mochte wohl dazu mithelfen, daß Bodenstedt endlich eine erträgliche und für seine Lebensaufgabe ersprießliche Stellung erlangte. Er wurde im Jahre 1854 durch König Maximilian von Bayern nach München berufen und zum Honorar- Professor an der dortigen Universität ernannt. Neben eigenen Dichtungen haben wir von ihm seitdem eine Reihe Uebersetzungen aus den beiden vornehmsten Vertretern der russischen schönen Litteratur erhalten, welchen sich ein umfangreiches Werk über die Erscheinungen der altenglischen Bühne anschließt.

Auf Weltkenntniß, Lebenserfahrung und Scharfblick gründet sich die Originalität, welche bei diesem Autor vortheilhaft hervortritt. Ausgezeichnetes Verdienst hat er sich dadurch erworben, daß er unsere Litteratur durch Neues aus entlegener Weltregion bereichert hat; aber auch seine selbstständigen Produkte tragen den Stempel eines Mannes von Charakter und Kraft, von gediegener deutscher Gesinnung und von Tiefe des Gemüths. Seine lyrischen Produktionen, obwohl in der Form nicht ohne vielfache Mängel, bezeugen nicht blos Eigenthümlichkeit der Stoffe, sondern auch einen in der Regel feinfühlenden poetischen Takt, der sich selbst in der Darstellung dessen ausspricht, was uns Bodenstedt aus fremden Zonen aneignet.

Nur zuweilen stören an seiner Lyrik persönliche Züge, die schroff sich einmischen; sonst weisen Vers wie Prosa auf einen Verfasser hin, der nicht zu Haus hinter dem Ofen geblieben ist, um zu schriftstellern und durch Schriftstellerei gemächlich zu einem vielgenannten Namen zu kommen, sondern der selbst zu denken und selbst zu sehen gewohnt ist. Schlagen wir auch den Werth seiner jüngsten Arbeiten, welche die neuere russische und die altenglische Litteratur betreffen, geringer an: jene Verdienste und Vorzüge sichern ihm einen Rang, wie ihn die Schriftsteller des Tags und der Mode nie erreichen, so sehr sie auch dem Publikum schmeicheln mögen und von dem Cliquen - Troß gefeiert werden.

Schriften. 1) Kaslow, Puschkin, Lermontow. Eine Samml. aus ihren Gedichten. Aus dem Nuss. übers. Leipz. 1843. 2) Die poetische Ukraine. Stuttg. 1845. 3) Die Völker des Kaukasus. Frankf. 1848. 4) Tausend und ein Tag im Orient. Berl. 1849-1850. 2 Bde. 5) Lieder des Mirza - Schaffy. Ebendas. 1851. Später mehrfach aufgelegt. 6) Die neuen Nibelungen. (Unter dem Namen: Martin Reckenlob.) Bremen 1851. 7) Gedichte. Ebend. 1852. 8) Lermontow's poetischer Nachlaß. Berl. 1852. 2 Bde. 9) Ada, die Lesghierin. Ebend. 1853.

Ein Blick vom Kreml.

Zum höchsten Thurm stieg ich hinauf
Des Kreml in der Mosquastadt,
Die manchen Tburm mit goldnem Knauf,
Viel Tempel und Paläste hat.
Ich stieg hinauf, wo vielbethürmt,
Sich rings die weiße Mauer zog,
Dran mancher Held schon angestürmt,
Schon manches Haupt vom Rumpfe flog.

Und als ich auf Palast und Dom
Hinabsah von dem hohen Thurm,
Krümmt unten sich der Mosquastrom
Zu meinen Füßen wie ein Wurm;
Und wie ein Wurm in meinem Geist
Nagt das Gedächtniß alter Zeit,
Und vor mir schwebt und mich umkreist
Manch Nachtbild der Vergangenheit.

Die Glocke schlägt vom hohen Thurm,
Daß Alles ringsum bebt und dröhnt,
Als ob von altem Kriegessturm
Ein Nachhall aus dem Erze tönt'
Als ob der Thurm mit Glockenmund
In feierlichem Donnerlant
Erzählt, was ihm von Alters kund,
Der Stadt, auf die er niederschaut.

Nicht, was die Zaren einst gethan
In machtvollkomm’nem Blutgelüst -
Nicht, wie sie dem Mongolenchan
Feig des Gewandes Saum geküßt
Bor mir ersteht ein andrer Held
Aus blutgetränktem Schlachtgefild
Der Mächtige, der die ganze Welt
Erschütterte mit Schwert und Schild.

Wie eine Sonne sah man ihn
Einst aus dem Meere auferstehn,
Wie eine Sonne sah man ihn
Im Meere wieder untergehn.

Sein Haupt umschlang ein Strahlenkranz,
Doch streng und kalt war sein Gesicht,
Wohl hatt er all der Sonne Glanz:
Doch ihre Wärme hatt' er nicht.

Hier auf demselben Thurme stand
Auch er gedankenvoll, allein,
Und sah hinab auf Stadt und Land,
Und Alles, was er sah, war sein.
Noch schwillt sein Herz von Uebermuth,
Noch ist er großer Dinge voll,
Da züngelt schon die rothe Gluth
Des Brand's, der ihn verderben soll.

Er sieht's nicht, schließt sein Auge zu
Und das Gericht nimmt seinen Lauf.
Als Herr der Welt ging er zur Ruh,
Als armer Flüchtling wacht er auf.
Wild prasselt's rings im Flammenschein,
Der Kreml ist kein gastlich Haus:
Schon Manchen ließ er glorreich ein,
Und stieß ihn elend wieder aus.

Wo blieb des Weltbeherrschers Macht?
Wo blieb er selbst, der stolze Held?
Der Sieger in so mancher Schlacht
Eilt jetzt in wilder Flucht durch's Feld ·
Und die im Unglück wie im Glück
Boll Treue folgten seiner Spur:
Jetzt elend ließ er sie zurück,
Bedacht auf eig’ne Rettung nur.

[blocks in formation]

„Deutschland, mein Heimatbland, du warst
Dem eignen Volk kein gastlich Haus;
Der Besten viel', die du gebarst,
Stießzest du herzlos von dir aus!
Sie dienten fremdem Herrscherthum
Und folgten Feindesfahnen nach;
Ihr Ruhm vermehrte fremden Ruhm,
Doch ihre Schmach ward deine Schmach!"...

Die Glocke schlägt vom hohen Thurm,
Daß Alles ringsum bebt und dröhnt,
Als ob von altem Kriegessturm
Ein Nachhall aus dem Erze tönt, -
Ein Ton, der tief in's Herz mir scholl,
Daß es mich nicht mehr oben litt,
Ich stieg hinab gedankenvoll
Und lenkte heimwärts meinen Schritt.

Tscherkessische Todtenklage.

Es trauern die Männer von Dshighé,
Gesang tönt und klagendes Spiel;
Denn der Schönste des Volks der Adighé,
Pichugui, der Furchtlose fiel! . .
Er war noch an Jahren ein Knabe,
Doch glich ihm kein Mann im Gefecht
Jetzt liegt er schon modernd im Grabe,
Der Letzte aus seinem Geschlecht!

Pschugui, der Held, ist gefallen!
Sein Blut färbt die Erde nun roth
Er hörte den Schlachtruf erschallen
Und eilte zum Kampf und zum Tod'.
Kühn brach er durch Dampf und Geschoffe,
Durch Lanzen und Schwerter sich Bahn,
Und sprengte auf wieherndem Rosse
Zum Häuptling der Moskow heran.

Sein Schlachtkleid von blutrothem Samm'te
Flammt hell in der Sonne Gestrahl,
Doch heller und furchtbarer flammte
Sein Aug' und sein blutiger Stahl!
Getroffen von Feindesgeschosse
Sein Rappe todt unter ihm bricht ·
Er wechselte dreimal die Rosse:
Doch sein tapferes Herz wechselt' nicht!

Hat uns die Zigeunerbande
Heut so lange aufgehalten,
Als wir tief im Steppenlande
Rast nach langem Lauf gehalten.

Es sank von der Wuth seiner Streiche
Manch rustiger Kämpfer der Schlacht
Jetzt liegt er da selbst schon als Leiche,
Und Wehgeschrei dröhnt durch die Nacht.....
Man weint um den glühenden Hasser
Von Moskow's geknechteter Brut
Doch die Thränen der Freunde sind Wasser,
Und die Thränen der Schwester sind Blut!

Den Nacken der Schwester umwallte
Das weiche Haar dunkel und kraus,
Als die Kunde des Todes erschallte,
Da riß sie ihr Haar weinend aus.
Doch die Mutter hebt tröstend die Rechte:
Dank Allah! so hat er's gesucht
Mein Sohn fiel - ein Held im Gefechte,
Und nicht wie ein Dieb auf der Flucht!

Der Sänger greift trüb' in die Saiten,
Die Menge horcht schauernd und bang,
Und die Thränen der Weiber begleiten
Den jammernden Trauergesang
Es trauern die Männer von Dshighé,
Gesang tönt und klagendes Spiel:
Denn der Schönste des Volks der Adighé,
Pichugui, der Furchtlose, fiel! —

Abenteuer in der Steppe.

Ward den Rossen gutes Futter,
Hatten weit und scharf getrabt,
Hat uns die Zigeunermutter
Auch mit Speis und Trank gelabt!

[ocr errors]

Vor dem Zelt, in freiem Feld,
Saßen wir auf breiter Matte,
Wo man uns für schweres Geld
Karg das Mahl bereitet hatte!
Grobes Brot, verdorbnes Fleisch,
Ungegornen Wein vom Don.
Und dazu der Stimme Ton
Unfrer Wirthin, ein Gekreisch
Wie aus einer Nabenkehle
Haare, schwarz wie Rabenfedern,
Ein Gesicht, zäh, runzlichledern,
Braungefärbt mit Schmuß verschwommen,
Drin zwei Kohlen - Augen glommen,
Spiegel einer Rabenseele.
Dazu ihre Kleidung schmutzig.
Aber war das Bild der Alten
Nicht gemacht uns zu vergnügen:
Machten mehr uns die Gestalten
Zweier schmucker Dirnen stubig,
Fein von Gliederbau und Zügen,
Keine tadellose Schöne:

Mochte kurz der Hals der Einen,
Klein die Stirn der Andern scheinen,
Doch die dunklen Farbentöne
Die auf Wang' und Nacken spielten,
Deren Glanz und deren glattes
Hautgewebe sich verhielten
Zu dem Hautnetz andrer Frauen,
Wie des festen Lorbeerblattes
Glanz und Bildung, im Vergleich
Zu den Blättern matt und weich,
Wie wir sie im Norden schauen
Dieser wunderbare Glanz
Auf dem Nacken, auf den Wangen;
Und die Haare, die im Kranz
Schwarz und voll den Kopf umschlangen;
Und der Augen wild Gefunkel
Unter Wimpern lang und dunkel;
Und die Füßchen und die Wädchen,
Die sich zeigten, als die Mädchen
Zu der Balalaika — die
Einer der Zigeunerbuben
Spielte - an zu tanzen huben,
Daß die Kasawaika - die
Um die glatten Schultern hing
Flatternd mit im Kreise ging.
Diese Taille, fein und schmiegsam,
Diese Füßchen, so beweglich,
Diese Arme, rund und biegsam.
Solch ein Bild sieht man nicht täglich!
Und der bunte Zauber machte,
Daß wir länger als ich dachte,
Länger als das Mahl gedauert

Für die Reiter und die Pferde

[blocks in formation]
[blocks in formation]

Um den Flammen zu entweichen,
Fort, bis wir den Strom erreichen . . .
Dort sind wir an sichrer Stelle.
Und kaum haben wir die Flut
Ueberschritten, und ein Kurzes
Von dem Sturmritt ausgeruht:
Als es ungethümen Sturzes
Strömend aus den Wolken bricht,
Daß man vor dem Regen nicht
Mehr die Glut am Horizonte,
Noch die Steppe sehen konnte,
Die aus einem Abenteuer
Mit uns in das andre rannte.
Bald erloschen war das Feuer
Das uns auf den Fersen brannte,
Und am Abend kamen wir
Naß und müd' in's Nachtquartier.

Ein Morgen in Tiflis.

Daß ich so früh dem Schlummer dich ent-
wand,

O süßes Leben, zürne nicht darum,
Steh auf und kleide Dich in Festgewand,
O, folge mir, Du wirst verstehn warum!

Auch ich lag eben noch im Schlummer tief,
Gebannt durch ein lebendig Traumgesicht
Da flang mir eine Stimme, die mich rief,
Ich folgte ihr, trat aus der Nacht an's Licht,
Und müde noch, rief ich im Zorn wie Du:
„Was weckst Du mich aus meiner nächt’gen
Ruh?"

Doch schwand mein Zorn, denn was mir da geschehn,

War schöner, als was ich im Traum gesehn!
Von einer schönen Welt hatt' ich geträumt;
Wo Alles Liebe, Alles Seligkeit.

Die Erde war dem Himmel eingeräumt,
Versöhnt war alle Kreatur vom Streit,
Und Römer, Griechen, Moslem, Prote-
stanten,

Begrüßten sich als nahe Blutsverwandten.

Der Zar kredenzt dem Sultan krimm'schen Wein,

Der Pabst, verliebt, will eine Türkin frein. Rabbiner, Mufti's, Uhlich's, Hengstenberge, Die Glaubensriesen und die Glaubenszwerge, Sie fangen Alle wie aus Einem Mund: Groß ist der Herr, und schön das Erdenrund! Es legt der Mönch sein härenes Gewand ab, Der Krieger läßt vom Morde seine Hand ab,

Und hassesmüd', auf allen Lebenswegen, Umarmend tritt sich Mensch und Mens entgegen.

Und Alle schwangen sich in frohen Reihn,
Durch Erd' und Himmel ging die süße
Regung,

Ich stimmte jubelnd in den Chor mit ein:
Liebe ist Leben, Leben ist Bewegung...

Da-klopften Rosenknospen an die Fenster Des Schlafgemachs, verscheuchten die Gespenster,

Und riefen: „Auf vom Lager, säume nicht!
Die schöne Morgenzeit verträume nicht!
Es liegt der Tag im Kampfe mit der Nacht;
Schen sind die Blumen alle aufgewacht,
Die Vögel fingen, alle Zweige klingen
Die Morgenröthe zieht als Königin
Durch's Land, macht Alles froh, wie ich es
bin,
Und läßt von Bergen, die gen Himmel

ragen,
Sich des Gewandes Purpurschleppen tragen.
Wach auf, du träger Schläfer! säume nicht,
Die schöne Morgenzeit verträume nicht!“

Und ich stand auf und ging hinaus in's
Freie;
Geblendet ward mein Aug' wohin es schweift':
Schon hatte fern der weißen Berge Reihe
Die nächt'gen Nebelkleider abgestreift,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »