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Adolf Pichler,

ein guter Lyriker tyrolisch-deutschen Ursprungs, am 4. September 1819 zu Erl im Unter-Innthale geboren, studirte zu Innsbruck die Heilkunde und wandte sich im Jahre 1843 nach Wien. Daselbst ward er Doktor der Medicin und verweilte noch in den dortigen gelehrten Kreisen, als das Revolutionswetter losbrach; er schilderte dann als Augenzeuge in einem besonderen Schriftchen die Vorgänge, die im März und Oktober des sturmvollen Jahres 1848 in der Kaiserstadt sich zutrugen. Ebenso gab er eine kurze Darstellung der Gefechte, die in dem balt darauf ausgebrochenen welsch-tyrolischen Kriege mit den Lombarden statthatten, und an welchen er als Schüßenhauptmann wacker theilgenommen. Schon früher wußte er gelehrte Studien mit der heiteren Poesie zu verbinden; die Früchte seiner Muße waren eigene lyrische und erzählende Gedichte. Gleiche Richtung hielt er auch späterhin ein, als er die Stelle eines Professor der Naturwissenschaften an dem Gymnasium zu Innsbruck angetreten hatte.

Minder eigenthümlich war die erste Sammlung seiner Gedichte, weder nach Stoff noch nach Form besonders ausgezeichnet, desto charakteristischer das Gepräge einer zweiten kleineren, welche uns Hymnen gebracht hat. Eine harmonische Seele wie die seinige strebte nach möglichster Harmonie des Ausdrucks; er glaubte die rechte Form in der reimlojen Gattung der höheren Lyrik zu treffen, wenn er dem Fluge seiner Gedanken, dem Reichthum und der Eigenheit seiner Gefühle genügen wollte. Er wählte daher für die Hymnen ein Gerüst, welches aus Strophe, Gegenstrophe und Epode (Abgesang oder Schluß) besteht: ein strophischer Rhythmus, der nicht blos im allgemeinen Bau seiner dreifachen Gliederung gleichmäßig ausfallen, sondern auch der Zeile und dem einzelnen Fußze nach vollkommen sið decken sollte. Es ist sehr interessant zu sehen, wie Pichler versucht hat, dem schwerschrittigen Gange des Platen'schen Hymnus einen leichteren an die Seite zu setzen, und der Freund der Kunstpoesie muß ihm für diesen Versuch, ungerechnet den edeln Gehalt der Gefänge, aufrichtigen Dank zollen. Schöne und erhabene Ideen klingen in einem festgeordneten und doch einfachen Tongefüge an unserem Ohre vorüber, Herz und Phantasie rührend und gefällig anziehend; die Herrlichkeit vorzeitlicher Erscheinungen, die Schönheit der Natur, die Göttlichkeit der Liebe und die Trauer um den Unbestand der irdischen Dinge veranschaulicht das linde Gefäusel seiner Leier auf eine zierliche, sanfte und schwungvolle Weise, wie ein halbes Echo von Hellas.

AUein der Leser, der mit Platen nicht bekannt ist, würde sich irren, wenn er hier den rechten und echten Ton des hohen Festgesanges oder Hymnus zu hören glaubte. Der Sang und Klang nämlich, welcher uns aus Pichler's Versuchen entgegenhallt, trägt durchaus nicht den eigentlichen Charakter der Hymnenpoesie, weder der Tiefe, noch der Fülle und der Musik nach. Er ist schwächlich, unklar und ohne entschiedene Melodie, was man sofort inne wird, wenn man ihn mit dem majestätischen, reichen, tiefen und vollen Strome vergleicht,

welchen Platen durch seine Festgesänge für unsere Sprache angebahnt und erobert hat, während in ihnen zugleich eine bestimmte Musik, leichtfaßlich und aufnehmbar für Jeden herrscht, der ein Ohr hat zu hören. Dieß rührt daher, daß bei Platen erstens die einzelnen Reihen der Strophe einen durch ihre Gliederung mehr geschärften und wirksameren Rhythmus haben; zweitens, daß Platen diese einzelnen Reihen geschickter zu einem Strophenbündel zusammengeschlossen hat für eine musikalische Gesammtwirkung des leßtern. Dagegen bei Pichler sind die einzelnen Reihen durchweg zu gleichförmig, die Melodie der Strophe also ohne gesunde Grundlage, mithin auch ohne entschiedene Gesammtwirkung; dazu kommt, daß bei ihm die Messung der Sylben oder Sprachnoten häufig ungenau, folglich schwankend ist, und daß er sogar den die Tonwoge abschwächenden Hiatus fehlerhaft zugelassen hat. Wenn daher der greise K. L. Kannegießer gelegentlich zu verstehen giebt, Pichler singe hier „so meisterlich und noch meisterlicher als Platen“, irrt er sich um so komischer und unverständiger als er hinzugefügt hat, daß bedauerlicherweise die Messung des deutschen Sylbengewichts immer noch fortwährend unsicher oder doch nicht übereinstimmig“ sei. Bei Pichler allerdings und bei Kannegießer selbst, aber nicht bei Platen. Wenn ferner Moritz Carriere in der Allgemeinen Zeitung hinwirft, Pichler habe durch seine Aufnahme der Epode die Kunstform kunstmäßiger abgerundet, als Platen, der schlechthin die Epode weggelassen; wenn er hinzugesetzt, daß auch ich zu wenig auf eine derartige Dreigliederung der Strophen geachtet hätte, so ist zunächst darauf zu erwiedern, daß Pichler allerdings einen epodischen Abgesang angebracht hat, den er sogar meistentheils durch Häufung der rhythmischen Zeilen recht handgreiflich zu machen suchte. Aber was von Pichler's Strophen ich gesagt, gilt auch von dessen Epoden: sie entbehren einer entschiedenen Tonwirkung für sich wie in Bezug auf die Strophen; Pichler schichtet gleichsam Holzscheiter zusammen, um eine dreiellige oder vierellige Klafter daraus zu machen, wie schon der äußere Anblick seiner Worthaufen lehrt. Durch Hinzurechnung seiner Epoden gewinnt die rhythmische Abrundung seiner lyrischen Tonwoge nicht das mindeste; sie bleibt eindruckslos in musikalischer Beziehung, ich möchte sagen hölzern. Zweitens erwiedere ich auf die Carriere'sche Weisheit, daß die Epode oder der Abgesang durchaus unnothwendig für die strophische Harmonie des Liedes ist, als welche schon in Strophe und Gegenstrophe selbstständig auftritt; der Grund, weßhalb Platen von der Epode absah, war die Furcht, er muthe dem an Rhythmus nicht gewöhnten Ohre der deutschen Leser zu viel zu, wenn er die technische Komposition sofort bis zur Dreigliederung ausdehne, ehe man die einfache Harmonie der einzelnen Strophe begriffen und verdaut habe. Weiter zu gehen, überließ er einem späteren Meister. Uebrigens war ich so kühn, der Epode mich schon seit dem Jahre 1844 zu bedienen, wovon Carriere nichts gewußt hat; eine besondere Steigerung der lyrischen Kunst indessen, soweit sie die Melodie betrifft, vermochte ich in der Erweiterung des rhythmischen Gerüstes durch die Epode nicht zu entdecken. Die Entfaltung der Gedanken gewinnt durch die letztere mehr Raum, aber nicht mehr Harmonie. Das rhythmische Verständniß endlich wird dem Laien durch die Dreigliederung eher erschwert als erleichtert: unsere Kritiker gleichen in diesem Punkte dem Laien aufs Haar, wie sie alle Tage durch ihr Geschwätz beweisen. Carriere als bloßer Theoretiker sollte sich hüten, Platen und mich belehren zu wollen. Das ist ein Aesthetiker nicht im Stande, der einen jungen Dichter wie Karl Beck ehedem angesungen hat, anstatt Schritte zu thun, die Meisterschaft älterer Dichter anerkennend zu würdigen.

Mindwis, Parnas.

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Schriften. 1) Gedichte. Innsbruck 1853. 2) Hymnen. Ebend. 1854. (Enthält 23 Hymnen auf

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Wie zeigst du die feurige Kraft im Kreise
Der Jünglinge, welche die Mondnacht
Versammelt am moosigen Baumstamm
Zu Scherz und frohem Gelag.

Heiter erschallt der Gesang

Und tönet hinaus zum Geleit der Becher
In's mächtige Rauschen des Bergstroms;
Wie senket im Auge sich Aug' schon
Und glüht mit freudigem Glanz!

Ich lehne mich still zurück am Tisch,
Da schwebt dein Bild mit der Rebe Duft
Auf luftigen Ranken her zu mir;
Du winkst und gern folg' ich
Umweht von ambrosischen Träumen dir nach:
Schon dämmert der See und es ragt der
Berg

In's Abendgewölk aus der Flüth auf.

Auf weicher Wolke

Auf weicher Wolke träumt still der Mond
Und hört nicht des Baches Klage,
Der hinauszieht in die Fremde

Und sein Heimweh des Waldes Tannen singt.

Schaukelnd empfängt uns der Kahn,
Wir gleiten vorüber im Flug an Schluchten
Und Felsen, von denen im Windhauch
Zur Primel des sonnigen Ufers
Die Alpenrose sich neigt.

Wieder erhebst du die Hand,

Wir landen im Schatten der dunkeln Föhren,
Du wählst dir zum Size den Felsblock,
Und bring' ich dir Blumen und Epheu,
Begrüßt mich freundlich dein Blick.

So pflück' ich noch feucht vom frischen Thau
Des Daseins lieblichste Blüthen ab,
Und reiche sie spielend dir zum Schmuck.
Was kommen mag? Still, horch!
Ich hebe den Becher mit funkelndem Wein
Und trink' ihn begeistert entgegen dir,
Genius heiliger Zukunft!

träumt ftill der Mond.

Du‍schlummerst sanst und nicht ahnest du's,
Daß spät durch die Nacht ich wandle
Schlaflos ausblickend zum dunkeln Himmel,
Wenn der Fuß auch ermüdet Ruhe heischt.

Doch meine Seele schwebt empor zu dir
Auf heiligen Schwingen der Poesie,

Und ich schaue dich an mit ernstem Geisterauge,
Zur Melodie wird deine Schönheit mir,
Des Athems leiser Hauch von Stern zu Stern
Fließt er hin als ewiges Lied.

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Graf von Platen-Hallermünde,

ein Dichter ersten Ranges in allen drei Hauptgattungen der Poesie und Deutschlands größter Lyriker, wurde am 24. Oktober 1796 zu Ansbach geboren, einige Monate nach dem Tode des dasigen Dichters Uz. Sein Vater, dessen Vorfahren von der Insel Rügen nach Nordwestdeutschland übergesiedelt, hieß August Philipp, war aus dem Hannöverschen nach dem damals preußischen Ansbach gekommen und bekleidete dort das Amt eines Oberforstmeisters: seine Mutter, Luise Freiin Eichler von Aurig, gebar ihrem Gatten, als dessen zweite Gemahlin, diesen einzigen Sohn zu den zahlreichen Kindern, die er aus erster Ehe hatte. Der Dichter stammte also von einem alten vornehmen Geschlechte, und dieß brachte ihm wenigstens den Vortheil einer ausgezeichneten Erziehung im Elternhause; doch lezteres mußte bereits der neunjährige Knabe (1806) verlassen, da die Eltern, bei ihrem geringen Einkommeu und bei der damals kriegerischen Weltepoche, es für das Beste hielten ihn dem Militärstande zu bestimmen, obwohl sich bald zeigte, daß er für diesen Beruf weder jetzt noch später in seinen Jünglingsjahren die ge= ringste Neigung empfand. In der Cadettenschule zu München vier Jahre lang vorgebildet, dann (1810) in das königliche Pagen-Institut übergegangen, endlich im Jahre 1814 zum Leutnant der Cavallerie in dem Leibregimente des Königs Maximilian I. befördert, sah er sich 1815 genöthigt an dem letzten Feldzuge gegen Frankreich theilzunehmen.

Schon in München indessen hatte er nicht blos exerzieren mögen, Soldaten spielen und das übrige Leben in geistlosen Zerstreuungen aufgehen lassen; vielmehr

gehorchte er der inneren Stimme, welche ihn zur Verfolgung höherer Ziele mahnte, und wandte sich wissenschaftlichen Studien zu, so weit es seine Lage erlaubte. Durch eine ungemeine Wißzbegierde zeichnete er sich seit den allerfrühesten Jahren aus, was seinen Kameraden sehr auffällig war, die ihn theils hochschäßten, theils als einen „Sonderling" betrachteten, einen unnüßen Träumer schalten und sich verwundert fragten, was aus dem Menschen werden solle, der so ganz anders als fie sei. Von dem geistvollen Theile der Kameraden, die mit treuer Freundschaft an ihm hingen, verdienen vorzugsweise der Graf Friedrich Fugger von HoheneckKirchberg genannt zu werden, ferner ein Herr von Xylander, der spätere Hofrath Nathanael von Schlichtegroll und der nachmalige Hauptmann Jacobs, ein Sohn des bekannten Philologen. Unter Allen aber bewies der zuerstgedachte Graf Fugger, verwandt dem Dichter an Geist und Herzen, für ihn die seltenste Anhänglichkeit und übte in der Folge auf ihn den größten Einfluß, wenn (wie Fugger gegen mich selbst erwähnte) auf Platen überhaupt äußerer Einfluß von Freundesseite einwirken konnte. Aus der gelehrten Umgebung seiner Jugendzeit, aus der Zahl der Männer, die den heranwachsenden Soldaten kennen lernten und zu ihrem Umgange mit Freundlichkeit einluden, ihn mit Rath und Lehre unterstüßten, müssen der Alterthumsforscher Friedrich Thiersch und der Philosoph Schelling an die Spitze gestellt werden. Denn nicht der militärischen Fachwissenschaft gab Platen sich hin, sondern sprachlichen, poetischen und philosophischen Studien, worauf er alle freie Augenblicke und alle Mittel wandte, die ihm zu Gebote standen. Seine Neigung für Poesie war die vorherrschende und machte sich bereits im Cadettenleben geltend. Selbst als Leutnant im Feldlager, als er mit dem bayrischen Heere in Frankreich, zuletzt im Departement der Yonne kantonirte, schlug diese Leidenschaft durch: er schickte seiner Mutter Gedichte und schrieb seine Briefe an gute Freunde in Versen, jugendliche Proben, wovon nach seinem Tode mehrere in die gesammelten Werke eingereiht wurden.

Als hierauf der Friede zu Paris 1815 geschlossen war, als er nach seinem Vaterland heimkehren durfte und der Soldatenstand gleichsam in Ruhe zurücktrat, faßte Platen den herzhaften Entschluß, von seiner bisherigen Laufbahn sich so weit als möglich loszureißen, wo möglich gauz. An eine völlige Losreißung indessen durfte er nicht sofort denken: die Mittel zur äußeren Existenz würden ihm abgeschnitten worden sein. Doch daß er diesen Entschluß fest im Auge behielt, dazu wirkte auch noch ein besonderer Umstand mit. Er hatte, über den Rhein ziehend, im neunzehnten Lebensjahre schon fremde Länder gesehen, und dieß zufällige Geschick hatte nicht blos seinen Blick erweitert, sondern hinterließ auch in seiner Seele die

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