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Ein Gedicht. 3. Auflage. Ebend. 1853. 5) Herr Heinrich. Eine deutsche Sage. Ebend. 1854. 2. völlig umgearbeitete Auflage 1857.

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ein Dichter ersten Ranges im Gebiete der Lyrik und der Lehrdichtung, ein ausgezeichneter Sprachkünstler und Meister der Uebersetzungskunst oder Nachdichtung, erblickte das Licht am 16. Mai 1789 zu Schweinfurt am Main, wo sein Vater die Stelle eines Rentamtmanns bekleidete. In Jena studirte er die Rechte als Berufswissenschaft, warf sich aber auf Philologie und poetische Litteratur, durch angeborene Neigung getrieben, in ähnlicher Weise wie ein Jahrzehnt später sein Landsmann Graf von Platen. Aus Bescheidenheit nannte sich denn Rückert nachmals einen halben Philologen und einen halben Dichter, indem er in einem seiner Epigramme äußerte, man solle die Fehler des Philologen dem Dichter, die dichterischen Mängel dem Philologen zu Gute halten. Als er das zwanzigste Lebensjahr erreicht hatte, verließ er in jener Kriegsperiode, welche das schon hingeschmetterte Deutschland von neuem erschütterte, kampflustig das väterliche Haus, um sich in die österreichische Armee aufnehmen zu lassen, da die Macht des Kaisers im Jahre 1809 zum letzten Entscheidungskampfe zwischen Unabhängigkeit und Napoleonischem Vasallenthum sich aufraffte. Doch Rückert war kaum bis Dresden gelangt, als die Kunde erscholl, daß nach ebenso blutigem als fruchtlosem Widerstande der Friede geschlossen sei; daher eilte er wieder nach Hause, ohne das Schlachtfeld gesehen zu haben. Zunächst habilitirte er sich im Jahre 1811 an der Universität Jena, seine friedlichen Studien fortsetzend; so waren denn vier Jahre verflossen, als der gewaltige Befreiungskrieg ausbrach und der Jüngling, der ebenso hechherzig wie irgend ein Anderer seines Alters in jenen schmachvollen Tagen dachte, abermals die Waffen zu ergreifen beabsichtigte. Doch jetzt hielt ihn ein anderer Grund zurück, seine damals durch vieles Studiren geschwächte Gesundheit, die in Gefahr kommen. konnte durch das wilde Feldleben einen törtlichen Stoß zu erhalten; deßhalb

warnten ihn seine Eltern mit Bitten und Vorstellungen, indem sie nicht sowohl eine feindliche Kugel für ihren Sohn fürchteten, als vielmehr jene körperliche Schwäche, die ihn einerseits für den Krieg nicht sehr tauglich machte, andererseits in ein Siechthum ausarten konnte, das ihn durch einen frühen Tod dem Felde der Wissenschaft zu entreißen geeignet war, ohne daß er als Krieger dem Vaterlande genützt hatte. Von persönlicher Theilnahme also am Befreiungskriege abgehalten, schrieb er jene ungemein fräftigen und gehaltvollen Sonette, welchen er den Titel „Geharnischte Sonette" gab; eine Form der Lyrik, die er so glücklich bereits in der Jugend zu handhaben wußte, daß man ihn den ersten und vorzüglichsten Sonettendichtern Europas beizählen muß; was zuerst Platen anerkannte, indem er seinen Zeitgenossen Rückert an die Seite von Camoens und Petrarka sette. Außerdem bewies er seinen sonst unthätigen Patriotismus und seine Theilnahme an der allgemeinen Begeisterung für die Wiedereroberung deutscher Unabhängigkeit durch eine Reihe anderer Gedichte, die er den „Kranz der Zeit" nannte, und die aus Ehren- und Spottliedern bestanden; ferner durch eine Satire auf „Napoleon“, eine politische Komödie aus zwei Stücken. Allerdings traten diese politisch-poetischen Manifestationen größtentheils etwas post festum vor das Publikum, so daß sie nicht den äußerlichen Erfelg hatten, wie die augenblicklich publizirten und gefungenen Kampflieder eines Arndt, Körner, Schenkendorf und Anderer. Allein viele von ihnen zeichneten sich durch einen echtpoetischen Gehalt auf das Vortheilhafteste aus und übertrafen Alles, was Uhland und die Schwaben in jener Epoche der deutschen Erhebung von sich hören ließen.

Nach dem Friedensschlusse wollte Rückert sich in Stuttgart niederlassen und erhielt auf Verwendung des hochhverdienten Freiherrn von Wangenheim, der das mals Curator der Universität Tübingen war, die Redaktion des „Morgenblatts"; doch konnte sich der Franke Rückert, wie es scheint, mit dem Charakter des schwäbischen Musenchores nicht wohl vertragen, er führte die Leitung jener Zeitschrift blos während des Jahres 1816 und trat sie mit Neujahr 1817 an die zu jener Zeit vielgefeierte Therese Huber ab, eine Lieblingsschriftstellerin der Frauen, die Techter des Göttinger Philologen Heyne. Wie Lessing, Goethe, Tieck und viele andere Poeten gethan, besuchte Rückert hierauf (1817), durch die Schweiz gehend, das schöne Land der Poesie, Kunst und Natur: Italien. Er verweilte zu Rom einen Winter hindurch und begab sich, in seiner geistigen Ausbildung gefördert und von Körper frischgestärkt, nach Bayern zurück, um einen bestimmten Lebensplan in einer bestimmten Stellung zu verfolgen. Geraume Zeit wollte ihm dieß nicht in erwünschter Weise gelingen; er lebte abwechselnd bei seinen Eltern, in

Coburg oder dessen Nähe, in Nürnberg und anderwärts. Eine glückliche Ehe begünstigte sein friedsames den Musen geweihtes Streben, so daß keine bittere Sorge über ihm lastete. Endlich verdankte er auch seiner fleißigen Beschäftigung mit den orientalischen Sprachen ein Amt, wie es ihm nicht mißbehagen konnte: er wurde im Herbst 1826 als Professor der orientalischen Philologie an die Universität Erlangen berufen. Wie er selbst in einem seiner Lieder sagt, drängte ihn die Nothwendigkeit, seine heranwachsende Familie besser zu versorgen, aus der rosigen Stille des Landlebens in die Oeffentlichkeit des akademischen Berufes hinaus, wo er, statt zu sinnen und seiner poetischen Phantasie zu folgen, denken und Lehren müsse.

3m genannten Jahre selbst waren die,,Makâmen des Hariri", sein kunstreichstes Hauptwerk, dem erstaunten Publikum vorgelegt worden, und da die „verhängnißvolle Gabel" Platens hinzutrat, so gipfelte sich durch die beiden fränkischen Dichter die deutsche Sprachkunst gleichzeitig in einer Vollendung, die epochemachend wurde und die frevelhafte Behauptung der Schwaben widerlegte, daß die Glanzperiode des vorigen Jahrhunderts nicht mehr erreichbar sei. Schon vorher hatte Rückert überdieß zahlreiche Lieder geschaffen und nach allen Winden hin verstreut; fast kein „Taschenbuch“ und keine unterhaltende Zeitschrift jener Tage erschien ohne lyrische Beiträge dieses Dichters, sein Ruhm verbreitete sich allmälig durch die deutschen Gauen. Auch in Erlangen rastete seine Muse nicht, die Morgenland und Abendland durchschweifte; während indeß kleine Poeten sich zu beeilen pflegen, ihre geringen Havseligkeiten zu sammeln, zauderte Rückert und schien seine Produkte theilweise vergessen zu haben: endlich mußte auch er zur Sammlung seiner zahllosen zerstreuten Lieder sich entschließen: sie füllten, von 1834 ab erscheinend, nach und nach sechs Bände. Niemand hatte den Reichthum dieser Sammlung erwartet, die seinen Ruf als Lyriker fest begründete; das Interesse für den Zauber seiner Produkte ward allgemein und man ehrte den Dichter durch mancherlei Beweise der Anerkennung. Kaum vermochten die nachfolgenden Lehrdichtungen und andere Werke den Glanz seines Namens noch zu steigern; ohnmächtig schwieg bei dieser Erscheinung das,,junge Deutschland", seinen Privatlärm für sich fertseßend.

Nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. von Preußen (1840) war Rückert einer der ersten belorbeerten Männer, die nach Berlin berufen wurden; es schien als ob sich die Sonne der Weimarischen Epoche in dieser Hauptstadt nordischer Bildung erneuen sollte. Wie diese Hoffnung getäuscht, wie der Wille des wahrhaft geistreichen Monarchen von Jahr zu Jahr gehindert, endlich ge= brochen wurde, ist heutzutage sattsam bekannt; die Kleinlichkeit der Lenker siegte

über großartige Anschauung, die schlimmen Zeitverhältnisse vollendeten die traurige Niederlage und die Sterne am nordischen Himmel verblichen einer nach dem andern. Auch Rückert, der als Professor an der Universität und unter dem Modetitel als geheimer Regierungsrath nach Berlin mit einem wohlverdienten Jahrgehalt verfegt worden, fühlte sich bald unbehaglich in dem neuen Kreise, wo die Ohnmacht sich spreizte und die Begeisterung niederhielt; Kränklichkeit in dem ungewohnten Klima beugte ihn vollends zu Boden, vergebens suchte er Erholung durch Sommerausflüge, da er nur während des Winters Vorlesungen zu halten sich verpflichtet hatte. Gerne vertauschte er daher den ihm verleideten Aufenthalt an der Spree, um der finstern Sonne des letzten Jahrzehnts zu entgehen, mit seinem einsamen Landsiz Neuseß bei Coburg.

Einer unserer fruchtbarsten und zugleich sinnreichsten Autoren, ein Dichter, der, wie ungleich an Werth seine Produkte auch sein mögen, mit großer Gewandtheit das Flache und Leere zu vermeiden und selbst die geringste Kleinigkeit mit irgend einem interessanten Gedanken oder Witz auszupußen versteht. Denn vor allen Dingen charakterisirt sich Rückert als einen Sprachkünstler, der mit der etwas schwerfälligen nordischen deutschen Sprache (so dürfen wir unsere Sprache den südlichen europäischen gegenüber mit Grund bezeichnen) in einer Weise umgesprungen ist, die ihm die höchste Bewunderung sichert. Goethe und Schiller, bei all' ihrer Meisterschaft in der Sprachform, können sich von technischer Seite nicht mit diesem ihrem Nachfolger messen; nur Einer neben ihm vermochte Gleiches, sein Zeitgenoß August von Platen. Beide wetteiferten mit einander, um der Muttersprache abzugewinnen was ihr abzugewinnen irgend möglich war; beide versuchten sich in den schwierigsten Aufgaben der gebundenen Rede, nur daß Platen im Allgemeinen strenger war und das Ziel klassischer Reinheit genauer und bestimmter einhielt, selbst in Geschmacksvingen eleganter und wählerischer verfuhr als der ohne Umschau, möchte ich sagen, fortproduzirende, genial spielende und nachbildende Rückert. Beide mit vereinigten Kräften haben der Unkunst, die in unserm schillerisirenden und goethisirenden Jahrhunderte allgemein einzureißen drohte, einen unübersteiglichen Damm entgegengesetzt: sie zeigten durch ihr Doppelbeispiel aufs Neue, wie ein Dichter weiter streben müsse, um zur Originalität zu gelangen; sie zeigten selbst den Laien, woran der Stümper und Nachäffer sofort erkannt werde. Platen's Verdienst mag entscheidender und durchgreifender sein, da er die vollkommnere griechische Laute schlug, durch die gemeinschaftliche Erweiterung der Formen haben Beide die Quellen unserer Sprache, die seither noch stockten oder in das Ungewisse rieselten, nach allen Seiten hin aufgeschlossen und in das Strombette der Kunst eingelenkt, nach welchem die großen Meister der ersten Glanzepoche, Schiller und Goethe, vorahnend und mitwirkend steuerten.

Der Dichter Friedrich Rückert bewegt sich in keinem engen Gesichtskreise, sondern betrachtet die Welt von einem freien und hohen Standpunkte, der weit über die Zinne der schwäbischen Lyrik hinausragt. Freilich ging er auch nicht von einem Vorbilde wie Uhland aus, dessen Horizont ein schmales Stück Erde umgrenzt, sondern unser fränkischer Dichter hielt sich gleich Platen an das Goethe'sche Beispiel, indem er in Goethe's Standpunkte die sicherste Grundlage edler Poesie erblickte, wie er denn selber darüber sagt:,,Siegt das Aben

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